Seite 101-200 vom 19.04 - 22.04.06

  • Nun habe ich, wie schon im ersten Beitrag geschrieben, "vorgelesen" und bin mittlerweile auf Seite 158. Irgendwie habe ich keine Lust, zwischendurch andere Bücher zu lesen, und lt. Bonprix ist es ja auch ok.


    Das aktuelle Kapitel 12. Mai 1955 gefällt mir besonders gut. Es wirft wieder ein völlig neues Licht auf die Familie von Richard und Alma und man erfährt einiges über die Beziehung von Peter und Ingrid.


    Vorher ist noch das Kapitel 8. April 1945, welches sehr geschichtsträchtig ist, und vieles über das letzte Kriegsjahr wissen läßt.


    Ich finde schon auch die Erzählungen der Gegenwart sehr amüsant und interessant. Z. B. die Dachbodensäuberung vom 2. Mai 2001 ist doch herrlich. Dass Philipp die Schutzbrille und die Maske die ganze Zeit über nicht abnimmt, obwohl er doch nur durch den Garten schlendert, ist ein Detail, das ich genial finde.


    Ich sehe schon, dass mein Fernseher heute wieder ausgeschalten bleibt, weil ich es kaum erwarten kann, weiter zu lesen.

  • Ich habe nun auch begonnen, weiter zu lesen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das neue Kapitel mit Peter beginnt. Irgendwie erwartete ich eine Fortsetzung der Geschichte von Alma und Richard.


    Wenn Peter Hitlerjunge war, erklärt sich Richards Abneigung dem Jungen gegenüber.


    Schnell zurück zur Geschichte...

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Ich fand das Kapitel "Weißer Sonntag, 8. April 1945" sehr bedrückend.


    Es wird die der Krieg, seine Vorboten und seine Auswirkungen in ihrer ganzen Sinnlosigkeit aufgezeigt.


    Und wie ungeliebt und unwohl muss Peter sich in seiner Familie gefühlt haben bzw. wie beängstigend geschmiert läuft die Propagandamaschinerie, wenn es eine Erleichterung und eine Freude ist, endlich in den Krieg ziehen zu dürfen.


    Und nun steht er da, vor den Trümmern der großen Idee, ohne Perspektive. Sein Onkel schickt ihn weg, diese Szenen hatten eine "Weltuntergangsatmosphäre" für mich.


    Zum Kapitel Mittwoch 2. Mai 2001


    Hier macht sich Philipp so richtig lächerlich. Angefangen mit seinen gelben Gummistiefel (mit innen rot: solche hatte ich auch :thumright: ), bewaffnet mit Schutzbrille und -maske, aber für die Arbeit selber völlig unbrauchbar.


    Jetzt bin ich mitten in Kapitel 12. Mai 1955 und möchte dazu nur anmerken, dass es ja angeblich wirklich so wahr, dass bei der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages seeeehr viel Alkohol im Spiel war. :roll:
    Und Geigers Anspielungen diesbezüglich sind einfach großartig!


    Mir gefällt das Buch überhaupt ganz augezeichnet gut. Ich finde, dass es nicht ganz einfach ist, es zu lesen, man muss schon sehr aufmerksam und konzentriert sein. Aber stellenweise ist es richtiggehend genial!!!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Kapitel: Dienstag, 1. Mai 2001 und Mittwoch 2. Mai 2001


    eigentlich die ersten Kapitel der heutigen Zeit, die mir auch vom Schreibstil her gefallen - Philipp wird (für mich) immer mehr als zur Witzfigur, der sich nicht richtig behaupten kann in seinem Leben. Weder gegenüber Johanna, die ihm Schwarzarbeiter zur Verstärkung schickt, noch gegenüber den Tauben (im Kapitel Mittwoch, 2. Mai 2001), und auch dem Nachbarn erscheint er sehr unsicher. Wobei "unsicher" nicht der richtige Ausdruck ist, aber mir fällt im Moment nichts besseres ein :drunken:
    Fasziniert hat mich, dass die Arbeiter mit den gewünschten Utensilien wieder gekommen sind, ich dachte schon sie sind auf nimmerwidersehen mit dem Geld verschwunden.


    Kapitel: Weißer Sonntag, 8. April 1945
    Wie schon Rosalita beschrieben hat geht es hier um den Krieg in seiner grauslichsten Szene - Kinder, die als HJ kämpfen und dabei ihr Leben verlieren. Diese Beschreibungen habe ich abschäulich empfunden, mir ist sogar ein "igitt, puhh" ausgekommen und ich musste meinem Mann erzählen was ich da gerade lese. (Ich mag Kriegserzählungen/Filme/ect. überhaupt nicht). Besonders geschockt hat mich die Beschreibung wie die Burschen den Panzer angriffen....
    Interessant fand ich (auf S. 125 f) die kurze Anspielung auf den Vater von Peter und seine Verhaftungen.
    Sehr interessant, von geschichtlicher Seite gesehen.



    So, werde jetzt Dienstag, 12.5.1955 weiterlesen :wink:


    Lg. Gabi

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Hi,


    Mensch, das hört sich alles so interessant an... und mein Exemplar ist noch nicht da... ich hoffe mal, dass es morgen in der Post ist...


    Gruss und viel Spass derweil. Silke.

  • Es ist schrecklich ( :loool: ) - "Es geht uns gut" ist ein Buch, das ich nur widerstrebend weglege, um hier meinen Eindruck zu schildern. Während ich dies tue, möchte ich am liebsten weiterlesen.
    Inzwischen habe ich Seite 214 erreicht. Wahrscheinlich werde ich zu dem Kapitel heute abend noch etwas im 3. Teil schreiben.


    Weißer Sonntag, 8. April 1945


    Wie gesagt, hat es mich erstaunt, dass hier ein Kapitel über Peter folgt. Diese Überraschung hat sich inzwischen gelegt und ich finde es sehr stimmig: wir erfahren etwas über das Ende des 2. Weltkrieges in Wien, lernen Peter kennen, der durch die letzten Kriegstage verwirrt in eine Welt entlassen wird, die er nicht kennt. Einerseits erfahren wir etwas über seinen familiären Hintergrund und seine "Ausbildung" zum Soldaten. Ebenso hilflos wie er und sein Kumpan blicken wir mit ihm in die Zukunft. Gewiss ist einzig, dass nichts bleibt, wie er es kennt (mit einem Vater, der sich offen zu Hitler bekannte und seiner Zugehörigkeit zur HJ).


    Die Schilderungen des Kriegsgeschehens haben mich sehr erschüttert. Wie viele Kinder mussten dies erleben und dachten, sie seien im Recht?! Ganz schlimm! Mein Opa war auch einer der Kindersoldaten, die noch in den Krieg eingreifen wollten - völlig verblendet durch ihre Erziehung und Hörigkeit Hitler und dem Staat gegenüber! Ich habe ihn nicht mehr kennengelernt, da er starb, bevor ich mich bewusst an ihn erinnern konnte. Während des Lesens dachte ich immer nur: "Das hätte auch Opa passieren können..." - Gedanken, die ich vorher niemals verfolgt habe.


    Zitat

    Original von Rosalita
    Wir müssen mit unserer Vergangenheit leben, wir dürfen uns aber nicht schuldig fühlen, denn diese Last würde uns erdrücken. Ich sehe unsere Aufgabe darin, zu verhindern, dass sowas wieder passiert.


    Hier stimme ich Rosalita insofern zu, als ich es wichtig finde, sich die Gräuel, Ursachen und Mechanismen immer wieder vor Augen zu führen und so zu verhindern zu suchen, dass sich so etwas wiederholt. Und dafür muss es regelmäßig eine Aufarbeitung der Vergangenheit geben. Wenn ich sie nicht kenne, kann ich auch nicht mit ihr leben.
    Philipp ist für mich ein Beispiel für jemanden, der sich seiner Verantwortung entzieht und versucht jede Entscheidung und Verantwortung von sich zu schieben....


    Ich musste eben erstmal recherchieren, was der "Weiße Sonntag" ist (neben dem Kriegsende). Da ich keiner Religion (mehr) angehöre, ist mein Wissen um Kirchentage arg verstaubt. Falls jemand ebenfalls Nachholbedarf hat, kopiere ich hier einen Teil des Wikipediaartikels ein:


    Zitat

    Weißer Sonntag (lat. Dominica in albis, auch Klein-Ostertag genannt) ist der traditionelle Name des Sonntags nach Ostern in der katholischen Kirche.


    Der ursprüngliche Sinn des Namens ist nicht ganz sicher, hängt aber wahrscheinlich mit den weißen Taufgewändern zusammen, die in der frühen Kirche von den in der Osternacht Getauften noch bis zu diesem Tag getragen wurden.
    An die Neugetauften wendet sich auch die traditionelle Epistellesung dieses Tages (1.Petr. 2,2-10).
    Ihr lateinischer Beginn Quasi modo geniti "Wie die neugeborenen Kinder" hat dem Sonntag seinen heute noch in der evangelischen Kirche gebräuchlichen Namen gegeben.
    Quelle: Wikipedia


    Der Text des Petrusbriefes ist mir zu lang, um ihn abzutippen, aber ich stelle hier einen Link zur Textfassung ein, falls ihr es nachlesen wollt: Das neue Gottesvolk
    Das Bibelforum sagt folgendes über den 1. Petrusbrief:


    Zitat

    Der 1. Petrusbrief gehört zu den so genannten katholischen Briefen, die nicht den "Titel" des Empfängers, sondern des Absenders tragen. Er ist an Gläubige gerichtet, die jüdischen Glaubens waren, bis sie Christen wurden.


    Hier liegt doch eine unbeabsichtigte (?) Ironie des Schicksals... sofern der 8.4.1945 tatsächlich der letzte Kampftag war... 8-[

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  • Im Kapitel: 2. Mai 2001 hat mich schon der Gedanke an die Tauben geekelt. Brr.... :-& ich mag Vögel sowieso nicht besonders und schließe mich insbesondere dm Dichter an, der sagte Tauben seien die "Ratten der Lüfte" :pukel: (wobei ich bereits wieder vergass, wer das sagte... :scratch: ... irgendjemand, der sich über die Tauben in Hannovers Fußgängerzone ärgerte... es gibt da sogar ein passendes Gedicht... :scratch: ). Genug Off-Topic:


    Philipp ist wie ein Kind. Er hat einen bestimmten jugendlichen Charme (--> die Gummistiefel), aber eine Überdosis Philipp zerstört den positiven Eindruck wieder. Ich könnte niemals so wie er, alles ungelesen und ungeprüft in einen Container schmeißen. Für Steinwald und Atamanov ist er natürlich ein idealer Arbeitgeber - neben der Entlohnung können sie auch noch alles mitnehmen, was Philipp nicht mehr mag.


    Kapitel: Dienstag, 12. Mai 1955


    Diese Kapitel gefällt mir bisher am besten. Ingrid, jung, verliebt, optimistisch, nimmt kein Blatt vor den Mund, weder ihrem Vater gegenüber noch ihrem Freund Peter. Sie weiß was sie will und äußert dies direkt. Ich finde sie sehr sympathisch. Hier gibt es einen Satz, der mir gut gefiel:


    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
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  • Zitat

    Original von Fezzig
    Es ist schrecklich ( :loool: ) - "Es geht uns gut" ist ein Buch, das ich nur widerstrebend weglege, um hier meinen Eindruck zu schildern. Während ich dies tue, möchte ich am liebsten weiterlesen.



    [QUOTE]...als ich es wichtig finde, sich die Gräuel, Ursachen und Mechanismen immer wieder vor Augen zu führen und so zu verhindern zu suchen, dass sich so etwas wiederholt. Und dafür muss es regelmäßig eine Aufarbeitung der Vergangenheit geben. Wenn ich sie nicht kenne, kann ich auch nicht mit ihr leben.
    Philipp ist für mich ein Beispiel für jemanden, der sich seiner Verantwortung entzieht und versucht jede Entscheidung und Verantwortung von sich zu schieben....


    Lieber Fezzig: der ersten Aussage kann ich mich nur anschließen, auch mich fesselt dieses Buch sehr!


    Bei der zweiten Aussage bin ich nicht Deiner Meinung, obwohl mich Deine Worte zum Denken angeregt hat. Bisher wollte ich von "Kriegsdingen" nichts hören, lesen, sehen - ist das eine Nichtauseinandersetzung? Kann ich daher nicht mit der Vergangenheit leben? Oder??


    Lg. Gabi


    zum Weißen Sonntag: heute überlegten wir in der Arbeit ob die Osterdekoration weggeräumt werden soll, da erwähnte eine Kollegin, dass bei ihr zuhause immer bis zum Weißen/Kleinen Sonntag der Osterschmuck bleibt :-?

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Zitat

    Original von Gabi5


    Bei der zweiten Aussage bin ich nicht Deiner Meinung, obwohl mich Deine Worte zum Denken angeregt hat. Bisher wollte ich von "Kriegsdingen" nichts hören, lesen, sehen - ist das eine Nichtauseinandersetzung? Kann ich daher nicht mit der Vergangenheit leben?


    Ich hätte gerne mehr über das Leben meiner Großeltern während der Zeit des Nationalsozialismus erfahren, aber sie weigerten sich, darüber zu sprechen (bzw. waren leider bereits dadurch oder an den Folgen gestorben). Irgendwie fehlte mir so immer das Verständnis dafür, wie man damals (über-)lebt hat und wie es dazu kommen konnte, dass Hitler ein ganzes Volk so in seinen Bann ziehen konnte, dass es ihm bedingungslos folgte (Ausnahmen bestätigen die Regel).


    Inzwischen redet meine Oma über die Zeit - sie ist inzwischen 86 Jahre alt und wird wohl nicht mehr lange leben. Es wirkt, als ob sie jetzt doch noch über ihr Leben berichten möchte. Je mehr sie erzählt, desto lebendiger wird die Zeit und desto mehr wird uns klar, dass die Sogwirkung, die die Nationsalsozialisten ausübten, nicht einfach zu erklären ist. Viele kleine Bausteine führten zu ihrem Ziel...


    Weiß man das nicht, fällt es schwer auf Warnhinweise zu achten. Die Kriegstreiberei G. W. Bushs z.B. fand ich extrem beängstigend und die aktuelle Entwicklung im Iran finde ich genauso beunruhigend. Dort wird/wurde ganz bewusst Kriegstreiberei betrieben.


    Ich war früher für ein Jahr in Amerika und brachte mein Gastkind und das Nachbarkind täglich zur Schule. Einmal pro Woche gab es eine Veranstaltung, die sich "Show-and-tell" nannte. Die Kinder durften einen Gegenstand mitbringen, zu dem sie etwas vor der ganzen Klasse erzählten. Das Nachbarkind brachte den Armyhelm seines Vaters mit in die Schule und war stolz auf die Kampfleistungen seines Vaters während des Golfkrieges.


    Bei uns hätte es das nicht gegeben und so war ich extrem geschockt davon, wie stolz dieser kleine (5-jährige) Junge auf die Kriegstätigkeiten seines Vaters war. Und genau diese unkritische Bewunderung macht mir Angst.


    Deshalb finde ich es wichtig, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und nichts zu beschönigen.

    Ob du die Augen verschließt, kann ich nicht beurteilen und möchte das auch gar nicht. ;) Es ist halt meine Meinung und die musste ich äußern. Aber fühl dich bitte nicht angegriffen oder bloßgestellt. Das war nicht meine Intention. 8-[


    PS: Übrigens bin ich weiblich. Mein Nick ist extrem schlecht gewählt, wie ich inzwischen feststellte... :roll:


    Liebe Grüße,
    Maren

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  • Bücher, in denen hauptsächlich Schlachten geschildert werden, mag ich übrigens auch nicht, aber solche, in denen es um die Menschen und ihren Alltag geht, lese ich in regelmäßigen Abständen, um mir der Gefahr immer wieder bewußt zu werden. Empfehlenswert dabei finde ich z.B.


    Jurek Becker -Jakob, der Lügner
    Ödön von Horvath: Jugend ohne Gott
    >Fabian< von Erich Kästner


    Darüberhinaus einige weitere Bücher, die hier noch nicht besprochen wurden. Das geht natürlich unter die Haut, ist aber sehr empfehlenswert *Werbung für die Klassiker machend* ;)

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  • Liebe Maren,


    nein: ich fühle mich nicht blossgestellt o.ä., muss nur nachdenken - das ist ja (grundsätzlich) nicht schlecht :wink:
    Mein Großvater ist leider auch verstorben als ich noch jung war, ich weiß nur das er ein Desarteur war und sich in den Wäldern und Bergen versteckt hat.


    Dein Beispiel des Buben in Amerika ist (leider) ganz typisch für die Amerikaner: sie haben einen sehr ausgeprägten Nationalstolz, für mich auch nicht nachvollziebar, aber bereits bei den Kindern vorhanden. (War einmal im Disneyland und bevor die Kassen geöffnet wurden spielte die Nationalhymne - alle Amerikaner blieben wie angewurzelt stehen und legten die Hand aufs Herz)


    Ich bin auch sensibel gegenüber ersten Anzeichen von Kriegswarnhinweisen, kann mich Deinen Ängsten bezüglich Bush/Irak nur anschließen! 8-[
    Trotzdem oder gerade deswegen (?) möchte ich mich mit dem Thema Krieg nicht näher beschäftigen - möchte mich vielleicht nicht nochmehr beunruhigen? Genieße lieber die schöne Zeit, lasse es mir gut gehen, ... Würde mich aber nicht als unkritisch beschreiben.


    Mittlerweile bin ich auch sehr zurückhaltend in Verurteilungen über die Menschen die damals sog. Mitläufer waren. Hat es überhaupt Alternativen gegeben? (Damit meine ich nicht die aktiv Menschen ermordet haben, sondern z.B. Kinder die in die HJ eingetreten sind). Die Alternative war vielleicht das Leben meines Opa's - auf der Flucht!


    Lg. Gabi

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
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    Jean Cocteau

  • Zitat

    Hier stimme ich Rosalita insofern zu, als ich es wichtig finde, sich die Gräuel, Ursachen und Mechanismen immer wieder vor Augen zu führen und so zu verhindern zu suchen, dass sich so etwas wiederholt. Und dafür muss es regelmäßig eine Aufarbeitung der Vergangenheit geben. Wenn ich sie nicht kenne, kann ich auch nicht mit ihr leben.
    Philipp ist für mich ein Beispiel für jemanden, der sich seiner Verantwortung entzieht und versucht jede Entscheidung und Verantwortung von sich zu schieben....


    Ich gebe dir 100%ig recht! Vor allem muß es Kindern und Jugendlichen, die sich allzu schnell für irgend welche Ideen begeistern lassen, immer und immer wieder vor Augen geführt werden. Niemals darf dieser Teil der Geschichte in Vergessenheit geraten. Darüber hinaus aber selbstverständlich auch nicht das aktuelle Leid, dass sich überall auf der Welt abspielt. Jetzt, in dem Moment...


    Philipp sehe ich auch als großes Kind, das weder Verantwortung übernehmen, noch Entscheidungen treffen will. Dass er alle Briefe ungelesen, alle Besitztümer ungesehen wegwirft, ist wohl absichtlich etwas überspitzt dargestellt und ich weiß, dass ich das auch niemals schaffen würde.


    Jetzt bin ich bei dem Kapitel "29. September 1962" und ich staune immer mehr über Richard und seine Unfähigkeit, zu seinen Gefühlen zu stehen. Das ist wohl auch eine Form, sich der Verantwortung zu entziehen.


    Fezzig, den Satz bezüglich Melodramen habe ich in meinem Buch mit Bleistift markiert, wie ich das bei Textstellen, die mich beeindrucken, sehr gerne mache. Ich finde Ingrid auch toll!


    Silkekerstin, ich hoffe, dein Buch kommt morgen und du kannst uns noch so weit einholen, dass du mitreden kannst!!


    So, ab ins Bett (mit Philipp und Richard :mrgreen: )


    Lg
    Susannah

  • Zitat

    Original von Susannah
    den Satz bezüglich Melodramen habe ich in meinem Buch mit Bleistift markiert, wie ich das bei Textstellen, die mich beeindrucken, sehr gerne mache.


    Dass du das machst, finde ich sehr sympathisch! :cheers: (hier gibt es soviele "Puristen", für die es eine Sünde ist, in Bücher zu schreiben, da komme ich mir immer so schuldig vor [-o< ...) Normalerweise gehe ich auch so vor, aber da mein Buch aus der Bücherei ist, geht das diesmal leider nicht!
    Deshalb habe ich dummerweise zwei weitere Textstellen aus dem Kapitel "verloren". Bei Gelegenheit lese ich es nochmal und trage die Stellen dann hier nach.


    Und nun Guten Nacht!


    Bis morgen!

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
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  • Ich habe auch weiter gelesen und bin mit dem Kapitel 8. April 1945 fertig. Ich war auch ziemlich erstaunt das es mit Peter weiter ging.
    Dieses Kapitel über das Ende des Krieges hat mich echt schockiert, und ich war auch von der realistischen Erzählweise erstaunt und schockiert. Die Stelle wo Peter von seinem Onkel weggeschickt wurde fand ich am schlimmsten.


    Zitat

    Ich hätte gerne mehr über das Leben meiner Großeltern während der Zeit des Nationalsozialismus erfahren, aber sie weigerten sich, darüber zu sprechen (bzw. waren leider bereits dadurch oder an den Folgen gestorben). Irgendwie fehlte mir so immer das Verständnis dafür, wie man damals (über-)lebt hat und wie es dazu kommen konnte, dass Hitler ein ganzes Volk so in seinen Bann ziehen konnte, dass es ihm bedingungslos folgte (Ausnahmen bestätigen die Regel).


    Meine Oma erzählt mir auch immer viel über die Zeit des Nationalsozialismus und des Krieges, und ich finde es immer wieder interessant davon zu hören. ich glaube für unsere Generation ist das alles garnicht nachvollziehbar und begreiflich.


    Zitat

    Weiß man das nicht, fällt es schwer auf Warnhinweise zu achten. Die Kriegstreiberei G. W. Bushs z.B. fand ich extrem beängstigend und die aktuelle Entwicklung im Iran finde ich genauso beunruhigend. Dort wird/wurde ganz bewusst Kriegstreiberei betrieben.


    Dito


    So... ich bin gespannt wies weiter geht

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Zitat

    Dass du das machst, finde ich sehr sympathisch! (hier gibt es soviele "Puristen", für die es eine Sünde ist, in Bücher zu schreiben, da komme ich mir immer so schuldig vor ...)


    Kurz off topic: Ich mache das bei sehr vielen Büchern. Meine Tucho-Bücher sind gespickt voll mit Markierungen, und ich nehme sie oft zur Hand, um nachzulesen.

  • Hi,


    grrrrrrrrrrrrrrrrr :evil:, mein Buch ist immer noch nicht da... naja, es heisst bis zu 3 Werktage ... die hätten wir ja jetzt.
    Hab jetzt mal ne Email geschrieben und freundlich nachgefragt ;-)


    Da muss ich wohl ne Lesenacht einlegen, damit ich euch noch einhole....


    Gruss Silke.

  • Hallo Silke,


    drücke Dir ganz fest die Daumen, damit Dein Buch bald kommt!


    Lg. Gabi

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Zitat

    Original von Fezzig
    Kapitel: Dienstag, 12. Mai 1955


    Diese Kapitel gefällt mir bisher am besten. Ingrid, jung, verliebt, optimistisch, nimmt kein Blatt vor den Mund, weder ihrem Vater gegenüber noch ihrem Freund Peter. Sie weiß was sie will und äußert dies direkt. Ich finde sie sehr sympathisch.


    Habe jetzt auch mal weitergelesen und kann mich Maren nur anschließen - das Kapitel 12. Mai 1955 ist sehr gut geschrieben! Besonders gut gefällt mir die lange Rede von Ingrid, die obwohl sehr jung, schon viel Lebensweisheiten an Peter weitergibt. Hier ist (für mich) zu erkenne, dass die Erziehung doch nicht so schlecht war da viel positives Potential in Ingrid steckt. Wie energisch sie auf eine Aufstellung der Finanzen besteht, wie sie Schulden bei der Wirtin begleicht und alles mit der leisen Angst schwanger zu sein. Ich glaube sie ist eine sehr starke Frau, die aber durchaus auch kritisch zu sehen ist - dass sie der Tod des Bruders eigentlich weniger trifft, als der Verlust einer Amsel ...


    Auf S. 174 wird von einem Abziehbild der Großglockner-Hochalpenstraße geschrieben: diese Aufkleber gibt es noch immer (ich war voriges Jahr am Großglockner und dort muss Maut bezahlt werden, dafür bekommt man ein Bild :!:)


    Lg. Gabi

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
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