Seite 1-100 vom 15.04 - 18.04.06
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Guten Morgen!
Zum Auftakt der Leserunde kopiere ich einfach mal frech meinen bereits an anderer Stelle geposteten 1. Eindruck. Bisher habe ich noch nicht wieder begonnen, zu lesen, hole das Buch aber heute nachmittag aus dem Regal. Ein bißchen Vorsprung habe ich ja sowieso... ;)
Übrigens finde ich den Jungen auf dem Cover sehr niedlich. Das Buch macht schon beim Anschauen Lust auf mehr!
Inhalt (Amazon.de):
Die Hauptfigur Philipp, ein 36-jähriger Schriftsteller, erbt das Haus seiner Großmutter und beginnt es auszuräumen. Statt sich für die Hinterlassenschaft und die Familiengeschichte (eigentlich wertvoller Stoff für jeden Schriftsteller) zu interessieren, schmeißt er alles weg. Eingestreut in die Aufräumaktion dieses Familienerinnerungsverweigerers wird dann aber doch in Rückblenden, anhand einzelner Tage von 1938 bis 1989, eben dessen Familiengeschichte -- Großeltern, Eltern, die eigene Kindheit -- erzählt.
Mein Eindruck:
Gestern abend begonnen, habe ich mittlerweile zwei Kapitel verschlungen (49 Seiten). Im ersten Kapitel erfährt man, dass Philipp im Jahre 2001 das Haus seiner Großeltern (mütterlicherseits) geerbt hat und dieses nun entrümpeln muss. Eine Aufgabe, der er sich nur ungern stellt - zumal diese Aufgabe ihn mit seiner Familiengeschichte konfrontiert. Seine Mutter ist früh gestorben, zu seinem Vater unterhält er nur ein sehr oberflächliches Verhältnis und seine Großeltern hat er kaum gekannt. Die Gründe für die unglückliche Familiengeschichte erfährt man wahrscheinlich später
(bzw. kann man sie dem Klappentext entnehmen, in dem gesagt wird, dass der Großvater Richard seine Tochter Ingrid verstieß, als sie den Kriegsheimkehrer Peter heiratete).
Das zweite Kapitel stellt den Großvater Richard und die Großmutter Alma vor. Arno Geiger wählte das Jahr 1982 als Zeitpunkt für die Vorstellung. Beide sind nun alte Menschen mit zunehmenden Gebrechen. Richard scheint unter Altersdemenz zu leiden, während Alma sich um ihn kümmert und versucht sich gegen seinen Verfall zu wappnen. Unterschwellig mischen sich ungelöste Konflikte, die sich in den langen Ehejahren stauten, in ihre Pflege und Gefühle. Eine schwierige Situation, zumal sich auch alte Freunde allmählich zurückziehen. Es scheint mir, dass Geiger auf diese Weise versucht, die beiden sympathischer erscheinen zu lassen, as wenn er den Einstieg im Jahr 1945 oder 1955 gewählt hätte...
Ich bin sehr gespannt darauf, wie es weitergeht; was in dieser Familiengeschichte noch alles ans Licht kommt.
Zwei Formalia:
1. Wörtliche Rede wird im Buch durch Spiegelstriche auf neuer Zeile eingeleitet, was aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase seine Fremdheit verliert.
2. Im Buch gibt es eine Menge österreichischer Begriffe. Was die "Abwasch" ist, konnte ich mir gut denken, aber für den Fall, dass es irgendwann komplizierter wird, werde ich wohl auf die Hilfe "unserer" Österreicher zurückgreifen müssen... ;)
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Hallo!
Ich freue mich sehr, dass diese Leserunde zustande gekommen ist!
Ich habe den von Fezzig erwähnten Vorsprung auch schon , kann eigentlich den Eindrücken von Fezzig gar nichts mehr hinzufügen.
Zu den angesprochenen Formalia:
Die wörtliche Rede, gekennzeichnet durch Spiegelstriche in einer neuen Zeile: daran habe ich mich eigentlich sofort gewöhnt (ganz ehrlich gesagt, mir ist es gar nicht so bewusst aufgefallen)
Die österreichischen Ausdrücke: Da habe ich sozusagen "Heimvorteil", und auch hier gilt natürlich mein Angebot, Erklärungen und "Übersetzungen" abzuliefern. ;)
Ich habe die Donauland-Buchclub-Ausgabe, die ein etwas anderes Cover hat. Das gefällt mir aber auch sehr gut, es zeigt zwei Kinder vor einem alten VW-Käfer.
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Ich habe auch die Donauland-Ausgabe, die Rosalita hat. Dabei finde ich den anderen Einband auch sehr schön, und sehr passend, dass ich diese Ausgabe meinem Bruder zum Geburtstag geschenkt habe - es könnte nämlich ein Kinderfoto von ihm sein...
Nachdem ich es schon kaum erwarten konnte, endlich mit dem Buch zu beginnen, bin ich mittlerweile auch schon auf Seite 32. Ich denke, dass ich heute Nachmittag weiterkommen werde.
Ein sehr lustiges Erinnerungserlebnis hatte ich schon: Die Steuermarken für die KFZ-Karten hatte ich schon völlig vergessen. Ich muß noch ein Kind gewesen sein, als das aktuell war, und ich weiß nicht mehr, wie sie ausgesehen haben, aber ganz dunkel kann ich mich daran erinnern, dass man die Marken in Trafiken kaufen konnte... Oder?
Der Schreibstil gefällt mir sehr gut und auch wenn ich nicht aus Wien bin, ist es schon lustig, die dennoch vertrauten Ortsnamen zu lesen.
Bin gespannt, wer aller mitliest...
Lg
Susannah -
Hi,
mein Exemplar ist leider noch nicht da... hab es am Donnerstag noch bei Bertelsmann bestellt. Vermute, es kommt am Dienstag... aber ich hol euch schon ein ;-)
Gruss Silke.
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Jaaaa, die Kfz-Steuermarken. Die musste man jedes Monat in der Trafik kaufen und dann einkleben! Ich glaube, Anfang der 90-er wurde das abgeschafft, bei meinem ersten Auto habe ich ein paar Monate gepickt!
noch etwas ist mir aufgefallen, was wohl auch eine typisch österreichische Kuriosität war. Dass man früher für Postkarten wertmäßig weniger Briefmarken kleben musste, als für Briefe (ich kann mich z.B. noch erinnern, dass man für Briefe 5 Schilling brauchte, für Postkarten nur 4,50 Schilling). ABer mit Einführung des Euro wurde auch das abgeschafft.
Gabs das in Deutschland auch?
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Hi,
ja, ich glaub Postkarten kosteten 45 Pfennig und Briefe 55 Pfennig.
Gruss Silke. -
Eine Frage: Was sind denn "Trafiken"?
Ist das wie die KFZ-Zulassungsstelle in Deutschland? Oder ein Kiosk?Was die Postkarten und Briefe angeht ist es in Deutschland immer noch so, dass man für eine Postkarte 0,44€ Porto zahlt und für einen normalen Brief 0,55€.
Ich dachte, das sei über all so...hm...
oder habe ich den Satz falsch verstanden?Grüße!
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Trafik = ein Geschäft, in dem man Tabakwaren und Zeitungen, Zeitschriften, Glüchwunschbillets, Briefmarken u.ä. kaufen kann.
Ach, bei uns kostet Brief/Karte jetzt gleich, 55 cent. Irgendwie habe ich das im Buch so aufgefasst, als sei es eine österr. Kuriosität.
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Zitat
Original von Fezzig
Eine Frage: Was sind denn "Trafiken"?
Ein deutscher Bekannter von mir, der in Graz studiert hat, ist mal, als er ganz neu in Österreich war, in einen Kiosk (wie er dachte) gegangen, und hat gefragt, wo denn hier eine "Trafik" sei. -
Ich habe heute Vormittag mit dem Buch angefangen. Zu Anfang fand ich das mit der wörtlichen Rede schon etwas gewöhnungsbedürftig. Aber nachdem ich mich daran gewöhnt hab geht das lesen schon viel leichter
Vielleicht kann mir ja mal jemand 2 Wörter "übersetzen" die ich nicht verstanden hab.
Das eine wäre "schrundig" und das andere "Unbill"
Vielen Dank schon malLG
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Also meine Österreichkenntnisse halten sich in Grenzen, aber so ohne Zusammenhang und aus dem Gefühl raus würd ich sagen schrundig=zerschunden und Unbill=Widrigkeiten
Bin schon gespannt, was es denn nun heisst ;-)
Silke.
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Sehr weit bin ich noch nicht, aber man merkt schon, dass ein Österreicher am Werk war, ganz leicht, an einigen Stellen. Ich bin sehr gespannt!
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"schrundig" habe ich auch noch nie gehört. Im Wörterbuch steht als Worterklärung "rissig"
"Unbill" würde ich auch mit Widrigkeit, Schwierigkeit beschreiben :thumright:
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Ich hole nun auch noch die anderen relevanten Diskussionspunkte aus dem alten Thread herüber:
ZitatOriginal von Rosalita
Ich freue mich auch, dass es ein Österreicher ist, der es geschrieben hat, er hat ja sogar den Deutschen Buchpreis 2005 dafür bekommen.KAPITEL 2:
Dieses Buch zwingt geradezu dazu, sich mit der Nachkriegsgeschichte Österreichs auseinanderzusetzen.
Ein Thema, das in deutschen Schulen (auch im Geschichtsleistungskurs eines Gymnasiums) allzu sehr vernachlässigt wird. Bei uns wurde gelehrt, was den 2. Weltkrieg auslöste, was während der Zeit passierte und was in Deutschland bis Stresemann passierte. Für mehr bleibt keine Zeit (obwohl der Lehrplan sicher mehr vorschreibt)... während die Verbindung Deutschlands und Österreichs ab 1938 immer wieder thematisiert wurde, sprach von unseren Lehrern keiner über die Zeit nach dem Waffenstilstand. Ich wusste nichtmal, dass auch Österreich in 4 Zonen aufgeteilt wurde Verlegen und ihm durch den Staatsvertrag seine Unabhängigkeit gegeben wurde...
Falls hier weitere User mangelnde Kenntnisse dazu haben, kann ich folgende Seite für einen Überblick empehlen: Staatsvertrag Österreich
Hier ist ein Chronik der Zeit ab 1943 zu finden, der Text des Staatsvertrags, Unterrichtsmaterialien u.v.m.Weshalb ich dies hier erwähne? Weil der Tag der Vertragsunterzeichnung in Almas Erinnerung angesprochen wird. Ihr Mann (Minister zu der Zeit) verpasste das denkwürdige Ereignis zu seinem Leidwesen wegen seiner Zähne... eine Textstelle, in der Geigers feine Ironie zum Tragen kommt.
ZitatOriginal von Rosalita
Der von Fezzig erwähnte Geschichts-Unterricht gilt wohl umgekehrt für uns Österreicher. Während unsere Nachkriegsgeschichte haargenau im Unterricht durchgekaut wird, hör(t)en wir von Deutschland gerade mal vom Deutschen Wirtschaftswunder und vom Mauerbau.KAPITEL 3:
Sind die Geschichten um die "Stanisläuse" von Vera Ferra-Mikura allseits bekannt in Österreich? Kennt sie jedes Kind? Frage
Sie werden im dritten Kapitel erwähnt (2001 - Philipp versucht, weiterhin aufzuräumen). Mir sagten sie gar nichts, aber nach ein wenig Recherche sah ich, dass unsere Stadtbibliothek sie vorrätig hat. Werde sie nächste Woche ausleihen und lesen.ZitatIch bin mit den "3 Stanisläusen" quasi aufgewachsen, ich habe sie geliebt. Ich habe gerade nachgesehen, Arno Geiger ist Jahrgang 1969, also gerade mal 2 Jahre älter als ich. Jetzt allerdings sind diese Bücher total in Vergessenheit geraten. Jetzt kennt sie wohl kaum jemand, aber es ist eine Motivation für mich, gleich mal am Dachboden nachzusehen, ob ich sie noch finde!
Hier habe ich eine kurze Beschreibung gefunden, worum es bei den 3 Stanisläusen grundsätzlich geht: QuelleAnscheinend (noch kann ich das nicht beurteilen) dient der Vergleich der Charakterisierung Philipps, der träge und lustlos vor dem ererbten Haus sitzt und Träumen über die Leben entfernter Ahnen nachhängt, statt sich der Situation vor Ort zu widmen, bzw. den näheren Verwandten, deren Hinterlassenschaften er sichten soll, nachzuspüren.
ZitatOriginal von Rosalita
Ich hoffe, es war im Sinne aller, dass ich die bisherigen Überlegungen hier nochmal aufführe. Sie sind doch gute Ansätze zum Diskutieren.
Ich werde jetzt nochmal das bisherige überfliegen und dann die letzten 8 Seiten dieses Teils lesen.
Freue mich schon sehr auf anregende Diskussionen!
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Ich bin mit diesem Teil nun schon fertig - die Seite 100 ist der Anfang eines weiteren Kapitels über Philipp und Johanna (2001). Da es nur bis Seite 101 geht, habe ich es nun auch noch gelesen.
Ab Seite 102 beginnt dann ein Kapitel über das Jahr 1945 - das wäre doch ein guter Auftakt für den nächsten Teil, oder?
Zwischen den Seiten 92 und 101 erfährt man etwas mehr über Johannas und Philipps Beziehung und Vergangenheit. Philipp hat inzwischen schon das Bad entrümpelt und verbringt ein Tête-a-tête mit Johanna in der Badewanne.
Sie hat sich über ihren Ehemann geärgert und droht - wiederholt - ihn zu verlassen. Philipp kennt diese Situation bereits und überspielt die leere Versprechung.
So, wie ihr Mann Franz geschildert wird, scheint er an der gleichen Lethargie und Blockade wie Philipp zu leiden. Mit dem Willen Großes zu schaffen, aber nicht in der Lage, etwas Ernsthaftes zu erarbeiten. Auch er trägt sich mit Träumen, die er nicht verwirklicht.
Ehrlich gesagt, erscheint es mir so, als ob Johanna zwischen zwei Männern steht, die sich sehr ähneln und dabei keine Traummänner sind. Wahrscheinlich hatte Franz früher einen etwas klareren und aktiveren Moment als Philipp und so fiel ihre Entscheidung für ihn...
Ich bin gespannt darauf, was wirklich passierte! Es geht doch nichts über Spekulation...
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Hallo!
Fezzig, danke fürs Herüberkopieren aus dem anderen Thread!
Ich bin jetzt auch so weit wie Fezzig und harre der Dinge
Zum Kapitel 6. August 1938:
Im Gegensatz zur großen allgemeinen Euphorie steht Richard den politischen Verhältnissen sehr skeptisch gegenüber. Er ahnt etwas....und nicht nur Gutes. Seine Entscheidung bzw. sein Hin- und Her bezüglich des Verkaufens des Geschäftes, sein Suchen nach Begründungen fand ich recht gut. In Wirklichkeit folgte er einfach seinem innersten Gefühl und suchte dafür rationelle Gründe. In diesem Kapitel wurde mir Richard richtig sympathisch. Auch sein Ausrutscher mit Frieda geht wohl unter "der Wille ist stark aber das Fleisch ist schwach", es ist zwar keine Rechtfertigung, aber es mildert die Tat.
Zu dem von Fezzig angesprochenen Verhältnis Philipp/Johanna:
Das sehe ich auch so. Philipp als ähnliches Wesen wie Franz. Johanna sagt es auch selber (Seite 98): .. aber du bist in etwa derselbe Stümper wie Franz
Mir gefällt das Buch sehr gut, v.a. die Kapitel aus den Kriegsjahren, Bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht.
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Ich hab´s gestern auch nicht geschafft, das kurze Kapitel von Seite 100 bis 101 nicht zu lesen. Und ich fürchte fast, dass ich es nicht schaffen werde, heute nichts mehr zu lesen.
Ab morgen dann 2. Teil ab Seite 102?
Mir hat das Kapitel 6. August 1938 sehr gut gefallen, weil man Alma und Richard besser kennen lernt. Irgendwie kann man es sich kaum vorstellen, dass das die beiden alten Menschen aus dem Kapitel 25. Mai 1982 sind.
Außerdem bin ich schon sehr gespannt, was genau mit Ingrid und Otto passiert! Ein bisschen wurde es ja schon angeschnitten, aber es wird sicher noch konkreter berichtet, was geschah.
Lg
Susannah -
Ich würde auch gerne schon früher weiterlesen. Ich würde gerne die Einteilung ein bisschen "verkürzen".
Wie weit sind die anderen?
edit: naja, auf silkekerstin sollten wir doch warten, die hat ihr Buch noch nicht. Aber vielleicht könnten wir, sobald sie aufgeholt hat, die Einteilung etwas verkürzen!