>>Von Göttern und anderen Menschen<< von Bruno B

  • Bruno Bansen ist in einer Zeit aufgewachsen, die von Archäologen zwar eindeutig nicht mehr der Antike zugerechnet wird; wo den griechischen Mythen indes im Schulunterricht noch eine ganz besondere Rolle zukam. Man trug damals als Papa noch Schnauzbartbinde, als Sohn den - außerhalb des Karnevals zumindest - heute nur noch bei cholerischen Wasservögeln und Berufssoldaten beliebten Matrosenanzug...
    Wir Jahrzehnte später zur Schule Gegangenen sind da doch etwas weniger bewandert - zwar sagen uns die Namen der griechischen Sagenhelden alle etwas, doch bedürfen wir in den Details doch noch etwas an Nachhilfe.
    Genau das hat sich Bruno mit seinem Buch zur Aufgabe gemacht. Hierbei beschränkt er sich nicht darauf, die offiziellen Schriften in gereimten Versen nachzuerzählen, sondern verrät uns auch Insiderinfos, von denen bislang nur wenige Gelehrten Kenntnis hatten.
    Was zum Beispiel die alten Schriften gerne verschweigen:
    Auch Zeus und Hera hatten - wie jeder andere Mensch auch - mit den Tücken des Alltags zu kämpfen.
    Sie kennen das sicher, wenn dem Toaster Brandgerüche enweichen...


    >>dunkle Wölkchen und dergleichen
    eben jenes, was man kennt,
    was man sieht, wenn wo was brennt.


    Nun weiß man ja, so'n Blitz der hat
    ‚n Haufen Volt und reichlich Watt
    und außerdem dann auch noch mehr
    von jenem, was man nennt Ampere<<



    Um es kurz zu machen:
    Schuld war natürlich der Ehemann, der nach einem Anschiß der Gattin seine Blitze erst einmal weglegen muß und zur Reparatur verdonnert wird...


    Auch ein Kulturbanause wie ich findet in Bansens Werk jede Menge Stichworte, die nachzuschlagen er sich nicht verkneifen kann. Als gelernter Mathematiker will man z.B. mehr über Pythagoras wissen und erfährt von dessen Drahthandlung, in der sogar Poseidon Kunde war...
    Dem waren nämlich immer die Fische aus ihrem Gehege entkommen, weshalb er glücklich war, daß P. soeben den AQUA-Draht erfunden hatte, der eine artgerechte Einzäunung versprach...
    Ich könnte noch unzählige Beispiele anführen, ohne das Lesen des Buches überflüssig zu machen... Ob es die sandalenzeitalterliche Gründung der Deichmann-Kette (hieß damals noch "CHOMATANÄR") durch Achilles ist, der erste Fielmann-Besuch von Argus, die Konservenfabrik der Pandora, etc...


    Natürlich waren damals manche Dinge auch schwieriger als heute. Die Uhren waren z.B. noch nicht funkgesteuert und wohl auch eher selten.
    Wären Sie also ein ganz normales Mädchen jener Zeit, so wären Sie gezwungen gewesen, einen von den Privilegierten jener Zeit - zu denen zählte man übrinx auch Zeus - zu fragen, was die Uhr denn so von sich gebe...



    >>Der kuckt auf seine, sagt: "Ulrike,
    wir haben immer noch Antike!"
    "...Mein Gott, wie lange?" will sie fragen
    doch das kann jener auch nicht sagen<<



    Zugeben muß man indes:
    Bansens Zeilen sind nicht immer frei von Redundanz:



    >>Beruflich machte er Karriere
    und würd's noch heute machen, wäre
    er noch erfolgreich, lebend und
    gestorben nicht, stattdem gesund.<<



    Nebenbei:
    Wie finden Sie diese Verse?
    Ich persönlich zähle Bansens Dichtung mit Sicherheit zum Besten, was auf dem Humorsektor zu erwerben ist.


    Nur noch etwas zum häufig herzitierten Vergleich mit Wilhelm Busch:
    Ich persönlich siedele Bruno, rein lyrisch gesehen, höher an.
    Auf der anderen Seite ist Busch sicher der bessere Zeichner. Vor allem ist der Stil seiner Illustrationen homogen.
    Hier komme ich also, um meinem Ruf als Nörgler gerecht zu werden, zu einer leisen Kritik bzw. Anregung:
    Die Illustrationen im Buch sind von der Idee her zwar alle klasse, doch ist die Ausführung zuweilen gewöhnungsbedürftig. Hinzu kommt, daß sich in Zeichnungen konvertierte, nicht gerade sehr unauffällig retuschierte Fotos mit gröberen Handzeichnungen im I.-Astalos-Stil, dann wieder mit deutlich feineren Zeichnungen abwechseln. Vielleicht ließe sich da für die nächste Auflage etwas mehr Homogenität hereinbringen - zumal die Bilder von Idee und Motiv her die Texte wirklich optimal illustrieren...


    Eines hat Brunos Buch den Werken von Wilhelm Busch auf jeden Fall voraus:
    Die bessere Eignung als Geschenk! Ist doch die häufigste Dankesantwort nach der Überreichung eines WB-Werkes:
    "Prima, jetzt hab ich zwei!"
    Wenn hingegen der zu Beschenkende Bruno bereits in seinem Bücherregal weiß, so hat er Sie dieses bestimmt schon ungefragt wissen lassen.
    (Übrinx:
    Wenn es in seinem Regal einst stand und nur deshalb nicht mehr dort ist, weil SIE es nach dem Ausleihen nicht mehr zurückgegeben haben, ist es nur fair, ihm zum Geburtstag, zur Silberhochzeit, etc. ein zweites Exemplar zu schenken!)


    Wer jetzt immer noch unentschlossen ist, kann sich auf meinen Webseiten inzwischen die autorisierten Leseproben unter http://www.giersbeck.de/brunogoetter.htm anschauen.


    Was mir nach dem Lesen des Buches bleibt, ist die Vorfreude auf Brunos demnächst erscheinende Bücher zu den Themen "Tierwelt" und "Märchen", von denen ich bereits ein paar Vorableseproben ausstelle.


    LieGrü,
    DeGie