Ein paar Vorschläge von mir:
Hannah Green – Ich hab Dir nie einen Rosengarten versprochen
Die Flucht vor der Realität, vor Krankheit und familiärer Isolation endet für die sechzehnjährige Deborah in der geschlossenen Abteilung einer Psychiatrie. Befund: Schizophrenie. Unter dem Pseudonym Hannah Green schildert die Autorin in diesem ermutigenden autobiographischen Roman den mühsamen Kampf des Mädchens um ihre Heilung. Sie gewährt einen Blick in die Alptraumwelt psychotischen Fühlens, in die fragmentarischen Beziehungen, aber auch in die Solidarität unter den Kranken. Sicher wägt sie die Argumente für ein Leben in unserer unvollkommenen Realität ab gegen die Argumente für einen Rückzug in die Sicherheit der Krankheit. Die Heilung schließlich ist überzeugend. Mit ihr wird die Krankheit nicht zu einem Stück abgelehnter Vergangenheit, sondern nachträglich akzeptierter persönlicher Geschichte. Deborah ist gesund, als sie wieder bereit ist, den Herausforderungen der Realität standzuhalten.
Hunter S. Thompson – Angst und Schrecken in Las Vegas
Entzückte Jack Kerouac die Welt 1957 noch mit seinen Überlegungen Unterwegs, mit Beschreibungen von Apfelstrudel in Idaho und selbstgemachtem Schokoladenpudding auf einer Berghütte, so fuhr der Hobbyjäger Dr. Hunter S. Thompson 25 Jahre später mit radikaleren Geschützen auf. Statt Stippvisiten bei Tanten im Hinterland einzulegen, bediente sich Thompsons alter ego Raoul Duke alias Doctor Gonzo in Fear and Loathing in Las Vegas auf seinem Weg durch das Versprochene Land gänzlich anderer Hilfsmittel: "zwei Tüten voller Gras, 75 Pillen Mescalin, fünf Blättchen Acid, ein Salzstreuer voller Kokain und eine ganze Galaxie farbenfreudiger Upper, Downer, Schreier, Lacher... und außerdem ein Maß Tequila, ein Maß Rum, eine Kiste Budweiser". Mit dieser Art der Wegzehrung mußte Gonzo bei seinem Marsch gen Osten zu anderen Resultaten kommen als Kerouac. Dabei suchten der Ur-Beat-Poet ebenso wie die diversen Stimmen und alter egos von Thompson nach dem selben: dem Amerikanischen Traum; zumindest auf einem Level von Fear and Loathing; auf einem anderen sucht der Journalist Raoul Duke, der keinen Schritt ohne seinen Anwalt tut, nach immer neuen Kicks. Außer um Dekadenz und ein Leben auf der Überholspur geht es um die Überreste der Hoffnungen Anfang der siebziger Jahre, um die zerschlagenen Träume einer Generation. Right: der Hippie-Generation, der Kinder von Woodstock, der Jünger von Friede, Freude und Magic Mushrooms.
Hanif Kureishi – Intimacy
In dem Taschenbuch finden sich sowohl Hanif Kureishis Kurzroman Rastlose Nähe als auch die Kurzgeschichten Blau ist die Liebe und Dunkel wie der Tag, die hier als eine Einheit begriffen werden wollen, die Chéreau zu der Verfilmung inspirierte. Dies hat seinen Grund, denn beide Künstler waren sich zu Beginn ihrer gemeinsamen Arbeit einig, dass die einzelnen Geschichten "zu stark nach innen gekehrt und wohl auch zu kompliziert waren, um allein als Vorlage für einen Film dienen zu können", erinnert sich Kureishi in seinem Vorwort zu dem Band. In den Erzählungen mag es wohl auch um Sex gehen, doch ging Kureishi der Frage nach, wie Menschen mit ungelebten Träumen und vor allem mit Liebe und Lieblosigkeit umgehen. Das Buch ist leise -- ein langer innerer Monolog verschiedener männlicher Figuren, die Veränderung wollen, auf der Suche sind, oder auf etwas Großes warten. Unbedingt lesenswert -- für sich alleine bemerkenswerte Stücke zeitgenössischer britischer Literatur, und als Ergänzung zum Filmbesuch ein Muss für Cineasten.
Bret Easton Ellis – Unter Null
Die Geschichte von Clay, einem Upper-Class College Boy, der sich mit seinen ebenso stinkreichen Kollegen die Sommerferien vertreibt - mit Sex, Parties, Drogen und Videospielen.
Bret Easton Ellis – Einfach unwiderstehlich
Ellis' zweiter Roman, 1987 zwei Jahre nach dem Debüt 'Unter Null' in den USA erschienen, schildert ein paar Wochen im Leben einiger College-Studenten an der US-Ostküste. Es ist, als würde man bei der Lektüre in einen rasant schnell geschnittenen Film hineingeraten, der aus den verschiedenen Blickwinkeln der Figuren von Partys, Drogen & Sex erzählt. Lauren vermisst Victor, der gerade quer durch Europa reist, und tröstet sich - da Tony gerade kein Interesse anmeldet - zwischendurch mit einem Erstsemestler, der Steve heißt, glaubt sie zumindest. Sean, Protagonist von 'Einfach unwiderstehlich' und Bruder von Patrick Bateman, will Lauren, nimmt aber, da die Sache so einfach nicht ist, erstmal mit Susan vorlieb. Und mit Deidre. Und - 'Einfach unwiderstehlich' ist ein Abgesang auf eine Generation von Collegestudenten Mitte der 80er Jahre: keine Vision, nirgends, es sei denn, man begreift den verzweifelten Sex in allen Lagen und Dröhnungsstufen als visionäres Revival von 'Love and Peace'.
William Burroughs – Naked Luch
Es gibt wohl kein zweites literarisches Dokument, das sich derart exzessiv, radikal und phantasievoll dem Drogenrausch und der Sexualität widmet. dieses Buch, das erst drei Jahre nach der Erstveröffentlichung in Amerika erscheinen durfte, ist ohne jede Frage ein Meilenstein der Literaturgeschichte.