Jodi Picoult - Beim Leben meiner Schwester / My Sister's Keeper

  • Ich habe das Buch beendet und weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.


    Was mir zuerst einfällt: Von dem Ende bin ich maßlos enttäuscht!



    Die verschiedenen Perspektiven fand ich zwar sehr interessant, aber zum Teil auch sehr nervtötend. Sich immer auf andere Leute einzustellen, über Sterne, Feuer und

    zu lesen, hat das Buch unnötig in die Länge gezogen und nur Seiten gefüllt.


    Genauso ging es mir mit der

    Musste das wirklich sein?


    Es gab einfach viele Punkte, die die Auseinandersetzung mit der Problematik, die ich so interessant fand, hinausgezögert bzw. gehindert haben. Ich hätte mir die vielen Nebenstränge weggewünscht, dafür aber mehr Tiefe mit der Thematik. Ein allwissender Erzähler hätte meiner Meinung nach das Lesen einfacher gemacht und den Lesefluss nicht so unterbrochen. Manchmal wird die Perspektive auf 6 Seiten ganze 3 Mal gewechselt, dazu kommen kurze Abschnitte von 1-2 Seiten.


    Anders als z. B. David Mitchells Wolkenatlas, bei dem wirklich jede Perspektive von der anderen unterscheidbar ist, kamen mir die verschiedenen Teile oft gleich vor. Der Schreibstil änderte sich kaum und auch die Personen blieben oft leere Hüllen, die ähnlich dachten und handelten. Schade!


    Ich finde es sehr schade, dass viele Nebensächlichkeiten behandelt wurden, die nicht nötig gewesen wären und die eigentliche Geschichte haben untergehen lassen. Eine ausführliche Auseinandersetzung und mehr Einblicke in die Situation hätten mir besser gefallen.


    Was ich allerdings sehr gut fand, waren die medizinischen Aspekte des Buches, die sehr realistisch dargestellt wurden und rüberkamen. Außerdem fand ich die Rückblicke, wie z. B. Kates Krankheit angefangen hat, wie es weiterging etc. sehr interessant.


    Diese zwei positiven Punkte werten das Buch noch mal auf, deshalb bekommt es von mir ganz knappe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne.

  • Gerade eben habe ich nun meinen ersten Roman von J. Picoult beendet. Das Buch lässt mich so ziemlich nachdenklich zurück.
    Das Thema dieses Romanes ist nichts für schwache Nerven, zu mal ich selber Mama von 2 Kindern bin und nicht wüsste wie ich mich entscheiden würde, wenn diese Krankheit bei eines meiner beiden Kinder festgestellt wurden wäre.
    Wie im "Ich lese gerade-Thread" schon gesagt, hat mich am Anfang diese Erzählweise der abwechselnden Perspektiven gestört. Jetzt am Ende muss ich sagen, wenn ich meine eigene innere Ruhe gefunden hatte ging es. Aber es gab auch Tage da war es einfach nur nervig.
    Frau Picoult hat eine ruhige, unaufdringliche, einfühlsame Schreibweise die dieses sehr sensible Thema unterstützt. Trotz allen hätte ich mir ein/zwei Kapitel gewünscht, wo eventuell Anna mal so richtig aus der Haut fährt mit allen drum und dran.
    Besonders gut gefiel mir die Entwicklung des Charakters von Brian (Vater), wo hingegen ich Sara (Mutter) bis zum Schluss so ziemlich unsympathisch fand.
    Ich werde sicher eine gewisse Zeit brauchen um dieses Thema für mich so richtig zu verarbeiten zu können und hoffe das ich nie in so eine Situation geraden werde.
    Ich vergebe gute :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: .

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

    Einmal editiert, zuletzt von maiglöckchen ()

  • Kaum einem wird die Geschichte um Kate und Anna kein Begriff sein - die Verfilmung des Buches ist ja schon seit einiger Zeit auf dem Markt. Endlich bin ich dazu gekommen, die zugehörige Buchvorlage zu lesen. Aber diese hat mich nicht so ergriffen zurückgelassen, wie ich das erwartet habe. Sondern eher wütend. Aber nicht in einem positiven "Ich bin wütend auf das Schicksal, das in dieser Geschichte so unfair ist" - Sinn. Sondern in einem "Wie kann die Autorin nur?" -Sinn.


    Dabei fängt eigentlich alles gut an. Oder auch nicht, je nachdem. Schließlich verklagt Anna ihre Eltern, die beide mit der Situation doch auch total überfordert sind und sich nebenbei noch um Jesse kümmern müssen - oder müssTen - und natürlich um Kate, der es wirklich wirklich schlecht geht.
    Die Geschichte ist immer abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt, sodass alle Figuren eine bestimmte Charakteristik bekommen, die vielschichtig und wirklich authentisch ist.
    Da sind zum einen Brian und Sara, die seit 14 Jahren ihre todkranke Tochter pflegen. Brian ist Feuerwehrmann und für die Familie ein Fels in der Brandung. Genauso ein Fels, aber irgendwie doch weicher, ist auch Sara, die verbissen darum kämpft, dass Kate noch eine Weile länger am Leben bleibt. Jesse, der älteste Sohn der Familie bleibt dabei ziemlich auf der Strecke und wird mehr oder weniger ignoriert. Wegen diese mangelnden Zuwendung und natürlich, weil er seit seinem vierten Lebensjahr um das Leben seiner kleinen Schwester bangen muss, rutscht er langsam aber sicher in die Kriminalität. Brian und Sara versuchen ihr Bestes, um die Familie zusammenzuhalten, aber Annay Klage legt plötzlich alle maroden Stellen in dieser Fassade offen, sodass es immer schwieriger wird, als Familie für den anderen da zu sein.
    Auch den wichtigen Nebenfiguren Campell und Julia, dem Anwalt und der Verfahrenspflegerin, widmet sich die Autorin in einem Maße, das absolut angemessen ist und beiden Charakteren eine gewisse Tiefe verleiht und wichtige Denkanstöße für die Reflexion dieser heiklen Thematik ist.


    Das Hauptproblem des Romans auf den Punkt gebracht lautet: Der Gencocktail, aus dem Anna besteht wurde extra so zusammengemischt, dass sie als Spenderin für Kate in Frage kommt. Deshalb haben ihre Eltern sie bekommen. Ihr ganzes Leben hat sie als Ersatzteillager für Kate hergehalten und dabei zum Teil schwere Eingriffe über sich ergehen lassen. Nun braucht Kate eine Niere, aber die Chance, dass sie diese Operation besteht, ist minimal. Die zentralen Fragen sind also: war es moralisch vertretbar von den Eltern, Anna so auszunutzen? Oder mussten sie sogar alles mögliche versuchen, um Kate zu retten? Ist es unfair Anna gegenüber, ihr eine Niere entfernen zu lassen, obwohl es wahrscheinlich gar nichts bringt? Und vor allem: ist Anna mit ihren 13 Jahren in der Lage, die Schwere einer Verweigerung abzuschätzen?


    Können alle diese Fragen geklärt werden? Natürlich nicht. Es gibt Fragen, auf die hat einfach niemand eine Antwort. Und genau das wird durch die einzelnen Perspektiven, bei denen jede Meinung ihren Raum bekommt, sehr gut reflektiert und dargestellt. Vor allem die Beziehung zwischen Anna und ihrem Anwalt illustriert die gesamte Problematik und die furchtbare Zwickmühle, in der Anna sich befindet. Schließlich liebt sie Kate; sie ist quasi ihre beste Freundin. Es gibt nur leider bei jedem dieser Aussagen immer ein "aber...", egal von welcher Seite man es betrachtet.


    Und genau so ein "aber" habe ich auch jetzt in Bezug zum Buch anzubringen. Zwar sind die Figuren gut ausgearbeitet, die Konflikte nachvollziehbar und mehrdimensional illustriert, die medizinischen Recherchen offensichtlich sehr sorgfältig erfolgt und auch der Schreibstil ist angenehm flüssig zu lesen. ABER: es gibt ein paar unverzeihliche Punkte. Fangen wir mal bei dem weniger schlimmen an: die Beziehung zwischen Campell und Julia. So unglaublich klischeemäßig, unnötig und fehl am Platz, dass es mir bei den Passagen aus der Sicht eines der beiden schon gleich kalt den Rücken runtergelaufen ist. Aber das hätte ich verziehen. Ich hätte alles verziehen, aber nicht dieses Ende. Ich werde hier natürlich nicht spoilern, aber das Ende dieses Buches hat mich so aufgeregt wie schon lange keins mehr. Es entwertet nicht nur gesamte Handlung und macht alle Konflikte, Kämpfe, Anschuldigungen und Verteidigungen sinnlos, es ist außerdem absolut keine angemessene Auflösung der eigentlich so guten Geschichte. Ich hätte schreien können, so sauer war ich. Und bin es immernoch.
    Weil der Rest aber so gut war, bekommt das Buch trotzdem noch :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von mir. Aber auch nur, weil ich mich mittlerweile wieder abreagiert habe.

  • Meine Meinung:


    Bei Krebs gibt es keine ›sicheren Angelegenheiten‹.


    Einige von euch werden den Film »Beim Leben meiner Schwester« (mit Cameron Diaz verfilmt) vermutlich schon kennen. Dies ist die Buchvorlage dazu, und auch ich habe die Verfilmung bereits gesehen. Weil ich aber gesagt bekommen habe, dass die Handlung im Buch ganz anders sein soll, wollte ich mir selbst ein Bild vom Geschriebenen machen.
    Was ich nun dazu sagen kann: Die Haupthandlung des Buches stimmt mit der im Film völlig überein, die Nebenhandlungen im Buch wurden im Film allerdings einfach weggelassen - man hat sich darin wirklich nur auf das Wesentliche konzentriert. Aber das Ende, und das ist eigentlich das wichtigste an der ganzen Geschichte, denn darauf läuft eben alles hinaus ... Das Ende ist im Buch komplett anders als im Film, und das hat mich echt überrascht und mit offenem Mund zurückgelassen ...


    ~ Wenn du eine Schwester hast und die stirbt, sagst du dann nicht mehr, dass du eine hast?
    Oder bist und bleibst du eine Schwester, auch wenn der andere Teil der Gleichung verschwunden ist? ~

    (S. 165)


    Die Thematik des Buches ist ziemlich bedrückend, aber auch brisant: Ein wenig erfährt man davon ja schon aus dem Klappentext, aber ich versuche es noch einmal kurz in meinen eigenen Worten zusammenzufassen: es geht um Anna, ein 13-jähriges Mädchen, das sich entweder für sich und somit für den Tod ihrer Schwester Kate, oder aber gegen sich selbst und damit automatisch für das Weiterleben ihrer Schwester entscheiden muss.


    Ich kann in dem Fall den Wunsch der Eltern, dass Anna weiterhin für Kate lebensrettende Flüssigkeiten spenden soll, sehr gut verstehen, schließlich geht es für Kate um Leben und Tod, aber auch Annas Seite verstehe ich mehr als gut. Für die jüngere Schwester ist ein Leben, in dem sie ständig für ihre Schwester zur Verfügung stehen und als Ersatzteillager herhalten muss, auch kein leichtes Los. Ich wüsste nicht wirklich, wie ich mich an Annas Stelle entscheiden würde, das ist schon echt hart und ich bin sehr froh darüber, dass ich nicht in so einer Situation stecke.


    ~ Dieses Mädchen verliert entweder seine Schwester, denke ich, oder es verliert sich selbst. ~
    (S. 134)


    Ich "musste" das alles also nur lesen und durfte die Gedanken und Handlungen der Protagonisten gebannt mitverfolgen, und musste nicht selbst in so einer prekären Lage Entscheidungen treffen.
    Die Kernfrage in diesem Buch lautet hier: Was ist moralisch richtig und was falsch? Es steht unter anderem eine Gerichtsanhörung im Mittelpunkt, in der darüber entschieden werden soll, ob die 13-jährige Anna ab nun selbst über ihren Körper in medizinischen Belangen entscheiden darf.


    Ich konnte Annas Entscheidung, dieses Gerichtsverfahren anzustrengen, gut verstehen, denn die Autorin lässt auch immer wieder Gespräche und Szenen in dem Buch auftauchen, in denen Anna sich in Gegenwart ihrer Eltern wie Luft gefühlt hat, ... aber ich habe trotzdem nie daran gezweifelt, dass Anna von ihren Eltern genauso sehr geliebt wird, wie die todkranke Kate. Ich denke, das hat die Autorin schon bewusst so anklingen lassen, damit man nicht auf den wahren Grund kommt, weswegen Anna all das geplant hat ...


    ~ Denn anders als der Rest der freien Welt bin ich kein Zufallsprodukt. Und wenn eure Eltern euch aus einem bestimmten
    Grund bekommen haben, dann ist zu hoffen, dass es den Grund noch gibt. Denn sobald er sich erledigt hat, seid ihr es auch. ~

    (S. 12)


    Wie gesagt: Es ist keine leichte Thematik, es geht um eine seltene Form der Leukämie, es geht ums Sterben, ums Überleben, um Rettung und um Selbstbestimmtheit. - Es geht vor allem darum, was all das in einer Familie anrichten kann.


    Es wird kapitelweise abwechselnd aus der Sicht eines anderen Fitzgerald-Familienmitglieds und zusätzlich aus der Sicht von Annas Anwalt Campbell und der Verfahrenspflegerin Julia erzählt. Zwischendrin gab es auch manchmal Zeitsprünge in die Vergangenheit. - Ich fand diesen dauernden Charaktere-Sichtwechsel und die Zeitsprünge erst noch schwierig bzw. störend beim Lesen, habe mich aber glücklicherweise schnell daran gewöhnt und dann keine Probleme mehr gehabt.


    ~ In meiner Familie ist es eine traurige Gewohnheit, dass wir nicht das sagen,
    was wir sagen sollten, und das, was wir sagen, nicht so meinen. ~

    (S. 108)


    Abschließend möchte ich noch sagen, dass mich das Buch, gerade zum Ende hin, ziemlich mitgenommen hat, denn da passiert etwas, womit ich so gar nicht mehr gerechnet habe und die Anhörung, die Anna die ganze Zeit unbedingt wollte, im Grunde überflüssig gemacht hat. Aber mehr möchte ich an dieser Stelle nicht mehr verraten ... Es ist auf jeden Fall eine Geschichte, die zum Nachdenken über das eigene Dasein anregt und die wegen seiner Dramatik und den Gewissenskonflikten darin auf jeden Fall noch lange in meinem Kopf bleiben wird!


    (Weitere lesenswerte Buchzitate findet ihr HIER!)


    4 :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: !

  • Ich habe mein Wochenende größtenteils mit diesem Buch verbracht und es gestern Abend ausgelesen.
    Ein Thema, das definitiv zum Nachdenken anregt, das kontrovers ist, bei dem es vielleicht kein richtig oder falsch gibt. Man kann jeden auf seine Art irgendwie verstehen. Bis zum Schluss konnte ich mich selbst nicht entscheiden, was ich für richtig oder falsch halte.


    Es war mein erstes Buch von Jodie Picoult und der Schreibstil ist wirklich gut :pray:
    Die Art, die Geschichte aus all den verschiedenen Blickwinkeln zu erzählen fand ich hier sehr passend. Hier im Thread wurde erwähnt, dass einige Nebenhandlungen zu viel waren - das fand ich ganz und gar nicht. Abgesehen von

    fand ich keine Nebenhandlung und eigentlich auch keinen Satz, keine Rückblende zu viel. Alles war notwendig um zu verstehen, wie die Familie an diesen Punkt gelangt ist und was die Krankheit der Schwester bei den eigentlich gesunden Geschwistern ausgelöst hat.
    Mir war sehr früh klar, dass

    und es verwunderte mich, dass dieser Punkt erst so spät im Buch zur Sprache kam.


    Das Ende wurde ja hier bereits kontrovers diskutiert - ich bin mir noch unschlüssig wie ich es finde.


    Was mir leider irgendwie gefehlt hat: die Emotionen. Mir kamen zwei Mal kurz die Tränen, aber irgendwie wurde über alles so sachlich gesprochen, dass ich mich nicht richtig hineinfühlen konnte. Gerade bei einem solchen Thema habe ich da etwas mehr Gefühlsregungen erwartet...


    Insgesamt gebe ich :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: