"Im Zeichen der Seraphim" von John Sack

  • Inhaltsangabe:
    Er lebte die Armut und begeisterte die Menschen. Er trug die Wundmale des Herrn, nachdem ihm ein Engel mit brennenden Flügeln erschienen war - Franziskus. Als er einige Jahre darauf stirbt, wird sein Leichnam an einen geheimen Ort gebracht. Aber warum? Gilt es etwas zu verbergen? Etwas, das die Kraft hätte, den Mythos des Franziskus zu zerstören? Und was, wenn dieser Mythos Macht bedeutet ...?


    1271. Vierzig Jahre nach Franziskus' Tod erhält der junge Eremit Conrad eine verschlüsselte Botschaft. »Lies die Legenden«, lautet der Auftrag, »und finde die Wahrheit.« Conrad begibt sich nach Assisi und beginnt seine Suche hinter den gewaltigen Mauern des Franziskanerklosters. Immer wieder stößt er bei der Bruderschaft auf Lügen, Drohungen oder einfach nur Schweigen. In den wenigen Büchern, die er lesen darf, häufen sich Ungereimtheiten. Vom neuen Ordensvorsteher Bonaventura verbannt, muss er das Kloster schließlich verlassen. Aber der Drang nach Wahrheit lässt Conrad nicht los. Mit Hilfe der Novizin Amata gelangt er in den Besitz der geheimen Schriften eines Lieblingsschülers des heiligen Franziskus. Doch noch ehe Conrad seine Nachforschungen fortsetzen kann, wird er von den Häschern des Bonaventura gefasst und in die Folterkammer des Konvents gesperrt. Erst hier erfährt er, was er von Anfang an suchte: die Wahrheit über den heiligen Franziskus. Doch diese Wahrheit könnte den mächtigen Orden der Franziskaner in seinen Grundfesten erschüttern ...


    Über den Autor:
    John Sack, 1938 in Ohio geboren, hat in Yale englische Literatur studiert und viele Jahre in der Computerbranche gearbeitet. Er hat mehrere Sachbücher und ein Jugendbuch geschrieben. Er beschäftigt sich bereits seit Jahren mit Franz von Assisi und dessen Zeit. Seinen Roman, "Im Zeichen des Seraphim" hat er hauptsächlich in einem kleinen Café in Ashland/Oregon geschrieben und damit bereits Mitte der 80er Jahre begonnen. Publiziert wurde der Roman von einem kleinen Verlag in Oregon/USA, die Auslandrechte daran sind mittlerweile bereits in zehn Länder verkauft. Als junger Mann hat John Sack zwei Jahre in einem Trappistenkloster in Kentucky und später für einige Zeit in einem hinduistischen Aschram in Indien gelebt. John Sack hat zwei Kinder und lebt mit seiner Frau in Oregon.



    Eigene Meinung:
    Auf keinen Fall sollte man hier einen Thriller à la "Sakrileg" erwarten. Der Begriff "Verschwörung" wird in letzter Zeit etwas inflationär gebraucht, um gewisse Erwartungen beim Leser zu schüren.
    Es gibt ein Geheimnis in dem Buch und auch eine Verschwörung, aber der Autor benutzt das nicht, um einen Thriller zu schreiben. Er hat sich von dem Fakt inspirieren lassen, das das Grab des Franziskus lange Zeit verschollen war, und hat sich eine nette Ideen einfallen lassen, wie es damals gewesen sein könnte.


    Es gibt ein paar fein gezeichnete Charaktere und viele Einblicke in das Leben im Mittelalter. Sehr gut wird die felsenfeste Überzeugung, das Gott überall seine Finger im Spiel hat, dargestellt. Auch erfährt man viel über die Lebensart der Franziskaner. Der Disput innerhalb des Ordens zwischen den Spiritualen und den Konventualen, Armut oder weniger Armut, wird auch genügend Platz eingeräumt (dieses Thema wurde ja auch schon in "Der Name der Rose" thematisiert).


    Das Buch ist eher ruhig, aber ich habe es trotzdem in wenigen Tagen gelesen. Der Haupcharakter des Conrad ist herrlich sperrig und verschroben, die unvermeidliche Frauengestalt vielleicht etwas zu modern. Die Suche nach dem Rätsel um das Grab des hl. Franziskus ist der rote Faden, der durch das Buch führt, aber es dauert eine Weile, bis sich das Rätsel lüftet. Vorher hat Conrad einiges auszustehen und das Leben Amatas wird auch beschrieben.


    Fazit: ein schön geschriebener Historienschmöker, für alle, die gerne über das Leben damals lesen. Kein absolutes Highlight, aber mir hat es Spaß gemacht, es las sich leicht und flüssig.

    Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welte, aus den Stuben über die Sterne.
    (Jean Paul )

  • Im Allgemeinen moechte ich mich Darcy anschliessen. Wobei ich eigentlich ganz froh bin, dass der Autor keinen Thriller konstruiert hat. Ich fand es interessant in die Gedankenwelt des Fra Conrad einzutauchen. Bis auf eine Erscheinung im Kerker wird eigentlich eher "entzaubert", das heisst einigen Dingen wird eine recht einfache Erklaerung zuteil. Am besten haben mir die Beschreibungen der Machtkaempfe unter den verschiedenen Kirchenleuten gefallen. Das es dabei nicht immer nur um Gott ging ist allgemein bekannt und in diesem Buch wird gut dargestellt, wie schnell die Grenzen dabei verwischt werden.

  • Vielen Dank, Darcy, für die schöne Rezi.

    Zitat

    »Lies die Legenden«, lautet der Auftrag, »und finde die Wahrheit.«

    Das weckt Interesse und hört sich spannend an. Gut, dass die Wunschliste unendlich ist :wink:

    2024: Bücher: 90/Seiten: 39 866

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

    --------------------------------------------------

    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
    ------------------------------

    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

    ------------------------------

    Lese gerade:

    Scalzi, John - Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaiju-Monster

  • Bei Seite 278 gebe ich auf.
    Dieses Buch zieht sich wie Kaugummi. Ich bekomme einfach keinen Zugriff auf die Handlung, kann keine Nähe zu dem Geschehen aufbauen und störe mich gewaltig an der lieblosen, runtergeleiherten Sprache. Wobei Letzteres womöglich nicht dem Autor, sondern den 6 (!) Übersetzern anzukreiden ist. Warum übersetzen sechs Leute einen einzigen Roman?!


    Der Text wimmelt nur so von italienischen und lateinischen Fachbegriffen, wobei der Autor scheinbar davon ausgeht dass sie im Normalvokabular seiner Leser enthalten sind.
    Für den Fall, dass sie es nicht sind, hat er allerdings jedewedes Glossar im Anhang schon einmal gleich weggelassenlassen und lässt den Leser grübelnd im Regen stehen.
    Stattdessen findet man im Anhang u.A. eine chronoligische Auflistung der Päpste von 1198 - 1276, die zum Verständnis des Romans (zumindest bis zu dem Punkt, zu dem ich mich durchgeackert habe) ein goldig Nixelchen beiträgt.


    Ich breche einmal begonnene Bücher äußerst ungerne vor dem Ende ab, aber wenn ich mich zum Lesen richtig aufraffen muss, ist es doch Zeit aufzuhören. :-?

    Ich :study: gerade: 72 Minuten bis zur Vernichtung von Annie Jacobsen