Kapitel 1 - 8 vom 15.03 - 18.03.06

  • So, da habe ich heute Nachmittag das Buch begonnen und es fiel mir gar nicht schwer, die ersten acht Kapitel zu lesen. Ich musste mich regelrecht bremsen, aufzuhören. :wink:


    Die Geschichte zog mich schon mit den ersten Seiten in den Bann.
    Ich bewundere den Autor, der es vermag, mit so wenigen Worten so viel auszudrücken. Die Sätze sind einfach und sagen doch so viel. Wenn ich da bedenke, wie viele Seiten andere Autoren bräuchten, um so eine Atmospähre heraufzubeschwören, so die Charaktere zu zeichnen. (Und wie viele das nie zustände brächten!)


    Wie mit ein paar aneinandergereihten Sätzen so viel ausgesagt wird - ich bin fast sprachlos vor Bewunderung. (Doch die Sprachlosigkeit muss ich jetzt natürlich überwinden, sonst macht ja eine Leserunde keinen Sinn.)


    Wie viel man bereits in den paar Kapiteln erfahren hat: Vom einsamen Leben des Generals in seinem Flügel im Schloss; von seiner alten Amme; von Henriks Kindheit und seinem starken Bedürfnis, geliebt zu werden - der "Gefahr", krank zu werden; von seiner unglücklichen Mutter; seinem Vater, dem Gardeoffizier und von Konrád. Da werden Schicksale angedeutet, die allein ein ganzes Buch füllen könnten...
    Ich bin von allen Personen stark berührt, hatte Mitleid mit der französischen Mutter, die auf dem langen Weg durch die einsamen Wälder nur weinte; Achtung vor der weisen Nini, die bereits mit 16 Jahren so viel hinter sich hat und trotzdem lächelnd seit 75 Jahren ihren Platz und ihre Aufgaben im Schloss hat.
    Ich stelle mir das einsame Leben des alten General vor und bin natürlich neugierig, welches Ereignis sein Verhalten und seine Rachegedanken ausgelöst hat.


    Ich leide mit Konrád, der sein Leben nur unter Schuldgefühlen seinen Eltern gegenüber lebt und der so "anders" ist und nicht zum Soldaten taugt, wie der alte Gardeoffizier und Henriks Vater bemerkt.


    Ich mag es ja sehr, wenn ich durch Bücher in eine andere Zeit und eine andere Welt eintauche. Und bei diesem Buch geht einem diese "Reise" so richtig unter die Haut.


    Doch nicht nur die Geschichte und die Personen sind interessant, auch die Gefühle werden herrausragend beschrieben. Die Freundschaft zwischen Henrik und Konrád, die die starke Kluft zwischen arm und reich aushalten muss - was für ein Leben die beiden in Wien führten, der eine lesend zu Hause, der andere standesgemäß in der Gesellschaft.
    Die Beziehung zwischen der alten Nini und dem General, die so vertraut ist, wie man sie sich nicht von Eheleuten oder Zwillingen vorstellen kann. Was haben diese beiden schon alles miteinander er- und durchlebt - das kann man nur erahnen.


    Ich kann mich nur über mich selbst wundern, dass ich dieses Buch so lange unberührt im Regal stehen hatte. Gut, dass es den Büchertreff gibt, wer weiß, wann ich sonst dieses Buch wieder zur Hand genommen hätte - ich glaube, da wäre mir was entgangen.


    Doch jetzt habe ich für's erste genug geschrieben. Ich bin schon gespannt, was ihr zu diesem Buch zu sagen habt und worüber wir ins Gespräch kommen und hoffentlich auch diskutieren werden.


    grüße von missmarple

  • Ich glaube, ich bin echt kein Typ für Leserunden. Ich möchte am liebsten weiterlesen. Doch das habe ich bei meiner letzten Leserunde auch getan und das macht es schon schwieriger, sich mit anderen über Teile des Buches zu unterhalten und evtl. zu spekulieren, wenn man schon mehr weiß.
    Also werde ich eisern sein und noch ein paar Tage warten müssen...


    Ich habe mir übrigens vorhin via Tauschticket noch ein anderes Buch von Márai geordert, "Die jungen Rebellen". Ich bin wirklich neugierig auf den Autor geworden - und es tat mir vorhin schrecklich leid, als ich gelesen habe, dass er Selbstmord begangen hat.


    grüße von missmarple

  • So, nun hab ich auch mit dem Lesen der Glut angefangen.
    Das Buch ist nichts für mich, habe ich gedacht. Aber gerade deswegen habe ich es mir ertauscht und lese mit.
    Und nun kann ich missmarple in allem nur zustimmen und bin selbst davon ganz überrascht. Ohne diese Leserunde hätte ich das Buch nie und nimmer in die Hand genommen.
    Vielleicht schaffe ich auch heute abend noch den ersten Abschnitt ganz, denn die Glut liest sich leicht. Dann muß ich mich allerdings auch zurückhalten. :D


    Grüße, Cassa Dar.

    "Die Erde ist aller Wesen Erhalterin, sowohl des Menschen, der sie bebaut, als auch des Hamsters, der sie durchwühlt." Friedrich Gabriel Sulzer
    Offroader kommen in den Himmel, durch die Hölle sind wir schon gefahren.


    :study: Der Name des Windes - Patrick Rothfuss

  • Ich denke, der Begriff der Freundschaft ist ein ganz zentraler.


    Auf S. 65 schreibt Márai am Ende des Kapitels: "...ein Gefühl, das stärker war als alles andere. Ein Gefühl, das nur die Männer kennen: Freundschaft ist sein Name."


    Das kann ich als Frau und aus heutiger Sicht natürlich nicht so unwidersprochen lassen. Doch ich kann mir vorstellen, dass in der damaligen k.u.k.-Zeit die Frauen ja auch gar keine Möglichkeit hatten, Freundschaften zu schließen. Sie waren gesellschaftlichen Zwängen ausgesetzt und hatten gar keine Zeit, eine Freundschaft zu leben. Zuerst behütet zu Hause, umgeben von Gouvernanten und später als Ehefrauen konnten sie sich auch nicht frei bewegen und mussten sich an das strenge Procedere der geselschaftlichen Gepflogenheiten halten. Die durften ja noch nicht mal ein Buch lesen, wenn sie es wollten - da geht es uns heute entschieden besser. :mrgreen:


    Seht ihr das ähnlich? Sind Frauen- und Männerfreunschaften von unterschiedlicher Qualität? Die Freundschaft zwischen Henrik und Konrád kann man ja auch nicht so ganz als "normal" ansehen.


    Auf S. 42 schreibt Márai, dass sich die Menschen nach nichts so sehr sehnen wie nach uneigennütziger Freundschaft.


    Und auf S. 37 beschreibt er Freundschaft, als das Bedürfnis eines Menschen, "einen anderen Menschen mit Körper und Seele der Welt wegzunehmen, ihn sich ganz zu eigen zu machen."
    "Ihre Freundschaft war so ernst und so wortlos wie alle großen Gefühle, die für ein Leben gelten. Und wie alle großen Gefühle enthielt auch dieses Scham und Schuldbewußtsein. Man nimmt einen Menschen den anderen nicht ungestraft weg."
    Bei so einer Freundschaft ist kein Platz für einen weiteren Freund (a la "ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunder der dritte")


    Auf S. 41 steht: "Die Beziehung wurde immer tiefer und krampfhafter. Der Junge gab mit Konrád an, er hätte ihn am liebsten allen als seine Schöpfung, sein Meisterwerk gezeigt, während er ihn andererseits eifersüchtig hütete in seiner Angst, man könnte ihm den, den er liebte, wegnehmen."
    Und Nini erkennt ja auch die Gefahr, die einer solchen Freundschaft innewohnt. Sie sagt: "Das ist zuviel ... Eines Tages wird Konrád ihn verlassen. Dann wird er sehr leiden."


    Und das ist ja auch offensichtlich eingetreten. Ich bin wirlich neugierig, was geschehen ist - muss ja nach Klappentext auch mit einer Frau zusammenhängen.


    grüße von missmarple

  • Inzwischen habe ich auch die ersten 8 Kapitel gelesen. Muß gestehen die Versuchung einfach weiterzulesen war enorm groß. Da sich die Geschichte leicht lesen läßt, achtet man ja nicht auf die Anzahl der Kapitel, sondern will wissen wie es weitergeht.
    Ich glaube schon,dass es Unterschiede zwischen Männer- und Frauenfreundschaften gibt. Aus heutiger Sicht: Frauen hinterfragen alles schneller, intensiver, Männer brauchen länger bis sie sich dem anderen anvertrauen, besonders wenn es schwierig wird. Liegt vielleicht daran, dass Frauen ein klein wenig redseliger sind oder?Aber tiefe Freundschaft-ich glaube das hat nichts mit dem Geschlecht zu tun. Ob das früher anders war (zumindest in bestimmten Kreisen)?
    Die Freundschaft zwischen Hendrik und Konrad ist ungewöhnlich oder nicht ganz 'normal' wie es missmarple nennt. Hat was mit Anklammern zu tun, wahrscheinlich durch Liebesentzug. Grausame Vorstellung kleine Jungs in so einen Drill zu schicken, aber damals durchaus üblich.
    Also bis jetzt gefällt mir das Buch gut, kann es kaum abwarten zu erfahren was weiter geschieht.
    Bin mal gespannt auf weitere Meinungen.
    Gruß Wirbelwind


    :study: Sándor Má´rai, Die Glut
    und Deirdre Purcell, Die Mamorgärten

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Hallo!


    Ich gönne jetzt dem "Idioten" eine kurze Auszeit, damit ich hier bei der Leserunde nicht den Anschluss verpasse. :roll:


    Marai liest sich ganz wunderbar, und die ersten 8 Kapitel habe ich gleich in einem Zug durchgelesen.


    Vor nicht allzu langer Zeit habe ich das "Vermächtnis der Eszter" gelesen und war damals schon von der Erzählweise des Autors tiefst beeindruckt. Allein konnte ich die Story der Eszter nicht immer ganz nachvollziehen, hatte echte Probleme mit deren Beweggründen (nur kurz: "Frau gibt alles auf für einen Mann") und deshalb hatte mich dieses Buch nicht 100%ig überzeugt.


    Die Ausgangssituation bei "Die Glut" ist ganz ähnlich. Ein Mensch, hier ist es ein Mann, wird im Alter noch einmal von der Vergangenheit eingeholt. Es geht darum, Erinnerungen zu verarbeiten, und irgendetwas, was vor lange Zeit vorgefallen ist, muss nochmals aufgearbeitet werden. Wie beim "Vermächtnis der Eszter" erfährt man erst im Laufe der Geschichte von den früheren Vorfällen.


    Marai versteht es sich ganz besonders gut darauf, Gefühle einzufangen und Atmosphären zu schildern. Es ist unwahrscheinlich, wie er es mit wenigen Worten schafft, einen Kloss im Hals zu erzeugen. Alleine die Geschichte des Konrads und seinen Schuldgefühlen gegenüber seinen Eltern fand ich absolut nachvollziehbar. In Wirklihckeit möchte er ganz was anderes machen, doch er fühlt sich natürlich den Eltern gegenüber verpflichtet, sie nicht zu enttäuschen. Die Eltern wissen gar nicht, was sie dem Kind in Wirklichkeit antun.


    Ja, und die schon angesprochene Entwicklung der Freundschaft. Als 10-jährige fühlten die beiden, dass sie zusammengehören. Das macht wohl eine "echte" Freundschaft aus. Eine tiefe Sympathie von Anfang an. Und obwohl die beiden aus vollkommen unterschiedlichen Häusern kommen verbindet sie das zuerst umso mehr. Später aber entwickeln sie sich so extrem auseinander, dass ich das Gefühl habe, Henrik hält diese Freundschaft mehr aus Mitgefühl, aus Mitleid und aus Verpflichtung aufrecht. Denn wirklich gemeinsam haben sie nicht mehr viel.


    Ich bin schon seeeeehr gespannt, wie es weitergeht, und was denn wirklich vorgefallen ist.

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Ich kann mich euch allen nur anschließen, Die Gefühle die Máráis Erzählweise beim lesen in mir wachrufthabe ich bisher nur bei sehr wenigen Autoren so stark gehabt. Er hat wirklich ein Talent wie missmarple schon sagte "mit so wenigen Worten so viel auszudrücken." Und ich bin tief beeindruckt von der Enge der Freundschaft. Ich frage mich, wie lange ich durchhalten würde, denn cih meine, die beiden leben sich in Wien ganz schön auseinander. Der Eine verbringt Abend für Abend auf den großen Gesellschaten, während der Andere lesend zuhause sitzt.. Sie sehen sich nur Abends und worüber reden sie dann? Ich glaube nicht, dass es ihnen so leicht fällt, darüber zu reden, was sie den ganzen Abend getan haben und mit Konrád sollte man vielleicht auch nicht so unbedingt über das Soldatendasein reden, oder über Frauen und Pferde, wie es Henrik gefällt... Was bleibt da noch groß übrig? Aber trotzdem bleibt ihre Beziehung so tief und inig wie vorher. Das hat mich wirklich tief beeindruckt! Ich bin gespannt wie es weitergeht und jetzt ärert es mich noch mehr, dass ich ein bßchen hinterherhinke..

    Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?


    Charles Dickens

  • Ich habe die 8 Kapitel jetzt auch gelesen und kann euch nur zustimmen, das Buch ist sprachlich sehr eindrucksvoll, Marai zaubert sehr stimmungsvolle Bilder. :thumleft:
    Zum Thema Freundschaft: Ich habe auch das Gefühl, dass sich die beiden langsam entfremden. So gut kennt Henrik seinen Freund besten Freund ja gar nicht, er ist ihm rätselhaft. (S.54 „ „... aber Henrik spürte manchmal mit Beunruhigung, dass der Freund ein Geheimnis hatte.“)
    Ich, als Frau, behaupte ja, dass Männerfreundschaften in der Regel oberflächlicher sind :P, Frauen sind, meiner Erfahrung nach, eher bereit, mit einer Freundin über ihre Schwächen, Ängste u. Intimitäten zu reden. Aber in der Gesellschaft u. Zeit, in der die beiden leben, werden persönliche Gefühle ja überhaupt unterdrückt.
    Ein anderes Thema ist ja das Leben unter gesellschaftlichen Zwängen bzw.die Sehnsucht nach dem „wahren“ Leben.
    Beider Lebensweg, der schon in der frühen Kindheit von den Eltern vorbestimmt wird, ist geprägt von Pflichterfüllung, Disziplin und Zwängen.
    Die beiden jungen Männer fügen sich ganz selbstverständlich den Erwartungen der Eltern u. der Gesellschaft. Zumindest Henrik erfüllt scheinbar problemlos die ihm zugedachte Rolle. Im Alter stellt er freilich resignierend fest: „Was hat das Leben gebracht? Pflichten und Eitelkeit. (S.66)„
    Ich vermute Konrad hat es da schon schwerer, er ist ja „eine andere Art Mensch“, wie immer wieder betont wird, künstlerisch begabt u. vielleicht leidenschaftlicher (?). Aber er zwingt sich mit strenger Selbstdisziplin gegen seine Sehnsüchte u. Wünsche zu kämpfen. Er darf ja seine Eltern nicht enttäuschen ... Es ist auf jeden Fall schwerer sich gegen scheinbar wohlwollende, aufopfernde Eltern aufzulehnen, als gegen strenge, tyrannische Eltern, weil Schuldgefühle mit ins Spiel kommen.
    Er meidet ja sogar die Musik, die er so liebt, ich bin nur gespannt, wie lange er das durchhält.
    Interessant ist ja auch die Einstellung zur Musik, sie wird als gefährlich angesehen, wenn sie die Sehnsüchte u. Leidenschaften der Menschen anspricht, sie könnte die strenge Ordnung stören.

    Gruß Bibliomana :cat:
    "Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur!"

  • Nun habe ich auch die ersten 8 Kapitel von "Die Glut" beendet. Ich kann euch nur zustimmen, auch ich bin beeindruckt. Márai versteht es mit wenigen, zarten aber bestimmten Worten Situationen zu schildern, die so starke und tiefe Gefühle bergen. Auch die Beschreibung der Landschaften lässt mich träumen. Und seine Personen sind meisterhaft charakterisiert.


    Das Thema der Freundschaft habt ihr ja schon diskutiert. Ich sehe Henrik als Menschen, der tiefe Freundschaft, ja Liebe, nötiger im Leben braucht als viele andere Dinge. Nur darin findet er Halt. Das gilt nicht nur nur für die Beziehung zu Konrad, sondern auch ganz besonders für das Verhältnis zu Nini. Ja, Nini, die alte Amme mag ich ganz besonders gern. Sie ist der gute Geist im Schloss und in Henriks Leben. Sie kennt ihn wie kein anderer Mensch. Seit 75 Jahren begleitet sie ihn durch sein Leben; sie verstehen sich wortlos. Sie lieben sich auf so eine ganz besondere Art.


    Konrad tut mir leid. Die Bürde, die er von seinen Eltern auf die Schultern gelegt bekommt, ist schon recht heftig. Da entwickeln sich von seiner Seite Schuldgefühle. Aber warum tun die Eltern das? Sicher wünscht man sich, dass es das Kind im Leben leichter hat als man selbst. Konrad hat es dadurch jedoch besonders schwer.


    Für mich ist dieses Buch einfach außergewöhnlich. Wenn ich so überlege, fällt mir ad hoc nichts vergleichbares ein. Ich glaube, es war ein ausgesprochener Glücksgriff, diesen Roman in der Leserunde zu lesen. Den gemeinsamen Gedankenaustausch zu diesem Buch schätze ich sehr.


    Ich freue mich auf den nächsten Abschnitt!

  • Zitat

    Original von Rosalita
    Das macht wohl eine "echte" Freundschaft aus. Eine tiefe Sympathie von Anfang an. Und obwohl die beiden aus vollkommen unterschiedlichen Häusern kommen verbindet sie das zuerst umso mehr. Später aber entwickeln sie sich so extrem auseinander, dass ich das Gefühl habe, Henrik hält diese Freundschaft mehr aus Mitgefühl, aus Mitleid und aus Verpflichtung aufrecht. Denn wirklich gemeinsam haben sie nicht mehr viel.


    Ich glaube, dass von Anfang an mehr als nur "eine tiefe Sympathie" die beiden verband. Ich glaube, man kann kann das Gefühl treffender als "Liebe", aber nicht im homosexuellen Sinne verstanden, beschreiben.


    Und ich finde auch nicht, dass sie sich so extrem auseinander leben. Sie sind unterschiedlich - waren es schon immer - und führen nun finanziell bedingt ein gänzlich verschiedenes Leben. Doch die Basis, ihre liebende Freundschaft existiert noch immer stark. Und sie haben immer noch viel gemeinsam: Ihr ganze Kindheit und die gemeinsamen Erlebnisse. Auf S. 61 steht ja, dass sie bis zum Morgen am Ofen plaudern, solange bis der Ofen kalt wird und die Burgunderflasche leer ist. Und sie bekomen auch beide Frauenbesuch bzw. unternehmen mit einer Frau zu dritt etwas.
    Auch wenn die Freundschaft angesichts der Gegensätze zerbrechlich ist, wollen sie sie für ein Leben bewahren - mehr noch, die Freundschaft "muss" bewahrt werden.
    Aber keineswegs aus Mitleid oder aus Verpflichtung. Diese Gefühle finde ich bei Henrik Konrad gegenüber nirgends.


    grüße von missmarple

  • Zitat

    Original von missmarple


    Ich glaube, dass von Anfang an mehr als nur "eine tiefe Sympathie" die beiden verband. Ich glaube, man kann kann das Gefühl treffender als "Liebe", aber nicht im homosexuellen Sinne verstanden, beschreiben.


    Ja, den Eindruck hatte ich auch! :)

    Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?


    Charles Dickens

  • Eine Freundschaft aus Mitleid sehe ich in der Beziehung von Herik zu Konrad auch nicht. Sondern eher ein tiefes, unvoreingenommenes Gefühl, das man ohne weiters als Liebe bezeichnen kann. Es gibt ja viele verschieden Varianten der Liebe, die nicht unbedingt das Sexuelle einschließt. Aber eine brüderliche Liebe existiert zwischen Henrik und Konrad. Da schließe ich mich missmarple an.


    Sicher erfahren wir im weiteren Verlauf des Buches noch mehr dazu.

  • So, ich bin jetzt nach einer Verzögerung seitens Dalloway, auch endlich mit dem ersten Abschnitt fertig. Ihr habt eigentlich schon alles gesagt, da brauche ich keine großen Worte mehr. Denn auch ich kann nur betonen, ist ja jetzt mein zweites Werk von Márai, dass ich seine Sprache und seine Erzählkunst liebe und schätze. Werde gleich mal schauen was ich mir von ihm noch kaufen kann :thumleft:

  • Ich habe gestern abend auch aufgeholt und bin nun fast bei Kapitel 8 angekommen. Beeindruckt habe ich Eure Beiträge gelesen und bin erstaunt, wie gut Ihr meine Eindrücke in Worte gefasst habt! :wink:


    Nein, im Ernst, ich habe ähnliche Eindrücke, hätte sie aber so nicht ausdrücken können bzw. erst als ich Eure gelesen habe, fiel mir auf, dass es mir genauso ging. Heute abend habe ich wieder etwas Zeit, ich freue mich schon auf's Weiterlesen...

    Ich höre :musik: gerade "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" von Joel Dicker.

    Einmal editiert, zuletzt von Kasalla ()

  • Zitat

    Original von Karthause
    Eine Freundschaft aus Mitleid sehe ich in der Beziehung von Herik zu Konrad auch nicht. Sondern eher ein tiefes, unvoreingenommenes Gefühl, das man ohne weiters als Liebe bezeichnen kann. Es gibt ja viele verschieden Varianten der Liebe, die nicht unbedingt das Sexuelle einschließt. Aber eine brüderliche Liebe existiert zwischen Henrik und Konrad. Da schließe ich mich missmarple an.


    Sicher erfahren wir im weiteren Verlauf des Buches noch mehr dazu.


    Der Meinung bin ich auch.


    Was mir an dem Buch so gefällt, ist die Sprache, die Ausdrucksweise.
    Manche Sätze würde ich mir wirklich gerne unterstreichen, weil sie so zutreffend sind.


    Ich bin auch sehr auf den weiteren Verlauf gespannt!

    Liebe Lesegrüße
    Eure Süße
    :study::)


    Erinnerungen, die unser Herz berühren, gehen niemals verloren.

  • Zitat

    Original von Heidi Hof
    Off Topic
    Sag mal, Missmarple, wer im Glashaus sitzt braucht hier nicht so herablassende Kommentare zu schreiben. Oder findest du in einer Leserunde "Inhaltsangaben" als gehaltvoll. Jeder kann ellenlange Kommentare schreiben, was noch lange nicht heißt, dass sie einen Sinn ergeben....


    Hallo Heidi,
    in einem anderen Thread über ein Buch von Marai (Das Vermächtnis der Eszter) hast du mir vorgeworfen, ich würde in dieser Leserunde keine "gehaltvollen" Kommentare schreiben, sondern nur ellenlange Inhaltsangaben schreiben.


    Das kann ich nicht so unwidersprochen stehen lassen. Ich erwarte von einer Leserunde, dass man sich äußert, was einem am Buch berührt, was einem auffällt, welche Gedanken man bei der Lektüre hat und welche Fragen die Geschichte aufwirft - und genau das habe ich getan. Und um zu schreiben, welche Personen/Episoden einem berühren, muss man sie auch kurz benennen. Das funktioniert nicht "abstrakt", dann würde ja keiner verstehen, was ich meine.


    Und wenn man eine Behauptung aufstellt, wie ich es z.B. tat, als ich schrieb, dass der Begriff Freundschaft von zentraler Bedeutung ist, muss man sie auch begründen. Das tat ich auch, indem ich ausgewählte Textstellen zitierte.


    Wenn du das, was ich geschrieben habe, für eine Inhaltsangabe hälst, kann ich mich nur wundern - um es freundlich auszudrücken.


    Und wenn du keinen Sinn in meinen Beiträgen erkennen kannst, hättest du ja nachfragen können. Stattdessen hast du hier ja nur angemerkt, dass schon alles gesagt sei und du Marais Erzählkunst bewunderst.


    Ich halte meine Beiträge für sinnvoll und hatte auch nicht den Eindruck, dass sie die anderen langweilen.


    grüße von missmarple

  • Hallo Missmarple


    Zur kurzen Erläuterung nur soviel: Du hast mir an den besagten Tag zweimal kurz hintereinander gesagt, dass meine Rezension gehaltlos, nein „fleischlos“ ist, und das hat mich dann auf die Palme gebracht.
    Meine Floskeln, „da brauche ich keine große Worte mehr“, war eigentlich ein Akt der Höflichkeit, weil die Diskussion über eine „Freundschaft“, die stellt sich hier nicht. Das ist reine Spekulation, das gibt das Buch nicht her.
    (Nähere Angaben dazu werde ich am Ende noch näher erklären.)

  • Hallo Heidi,
    ich fände es schon wichtig, wenn du zu deinen Vorwürfen Stellung nimmst. Die betrafen ja die Leserunde und nicht den anderen Thread, über den wir ja im Chat auch gesprochen und erklärt haben, wie und warum jeder von uns sich verletzt fühlte.
    Warum ist das, was ich hier geschrieben habe, für dich bloß einen ellenlange Inhaltsangabe?


    Und wenn du eine Diskussion über die Freundschaft für unangebracht hälst, weil es eine Spekulation ist, die das Buch nicht her gibt, ist das für mich völlig in Ordnung. Dann erwarte ich allerdings von dir als Leserunden-Teilnehmerin mehr als nur eine "höfliche Floskel". Schreib doch, warum sich dir diese Frage nicht stellt. Sonst machen Leserunden ja keinen Sinn.


    Ich wünsche mir hier Diskussionen über das Buch und freue mich über andere Aspekte, die mir beim Lesen nicht kamen, aber um diskutieren zu können, muss man die Punkte auch benennen.


    Und gerade bei der Diskussion um den "Gnadenschuss" schreibst du doch selbst, dass dir der Gedanke einfach so gekommen sei - und eine Leserunde ist ja auch der Ort, um seine Gedanken den anderen kundzutun. Das passt jetzt aber für mich absolut nicht mit dem zusammen, wie du hier etwaige Spekulationen abtust. :scratch:


    grüße von missmarple

  • Hallo Missmarple


    ich bin einfach nicht der Typ, der gerne Kritik anwendet, das fällt mir immer noch sehr schwer. Und leider kann ich dir an dieser Stelle nicht erklären, warum es Spekulation ist, denn dann müsste ich alles "spoilern", das würde hier zu weit gehen.
    Ich werde ganz bestimmt heute oder morgen noch einen längeren Beitrag schreiben für den Schluss. Ich kann das aber nicht nur mal so kurz niederschreiben, dazu brauche ich etwas Ruhe.