"Lass mich die Nacht überleben" von Jörg Böckem

  • Inhaltsangabe bei Amazon kopiert:


    Fast hätte die Sehnsucht nach dem Abenteuer ihn umgebracht. Diese Sehnsucht, die ihn schon als Teenager mit Drogen in Berührung brachte. Jörg Böckem erzählt seine Geschichte, von Anfang an. Die Kindheit in der westdeutschen Provinz: die Enge, die Wut, die Energie, mit der er aus ihr fliehen wollte. Die ersten Erfahrungen mit Drogen sind der Beginn eines jahrzehntelangen Kampfes. Frauen und Gefährten ziehen vorüber, die Umstände wechseln, und doch bleibt irgendwie alles gleich. Die Welt ist eng, die Droge ihr Horizont.


    Neben seiner Drogenkarriere führte Jörg Böckem noch ein zweites Leben: Nach Entzug und Therapie kommt er Anfang der 90er Jahre nach Hamburg und beginnt dort seine journalistische Tätigkeit für Tempo, Spiegel, Zeit und andere. Einige Jahre ist er clean, erfolgreich, trainiert Kampfsport, hat eine Freundin. Dann kommt ein schwacher Moment, und da ist wieder das Heroin. Böckem ist Junkie und gefragter Journalist. Mit letzter Kraft gelingt es ihm immer wieder, im entscheidenden Moment gute Arbeit abzuliefern.


    Dieses Talent macht auch "Lass mich die Nacht überleben" zu etwas Besonderem. Böckem versteht sein Handwerk. Von der ersten bis zur letzten Seite wird man in den Bann seiner deutschen Version von „Sex and Drugs and Rock’n Roll“ gezogen. Er erzählt schonungslos und offen, doch ohne Exhibitionismus. Er erklärt, ohne anzuklagen.


    Nach erneuter Therapie gelang Böckem der Ausstieg aus seiner Sucht. Er lebt mit seiner Freundin in Hamburg und arbeitet weiterhin als Journalist. Er hat überlebt. Und dieses Leben ist großartig.


    Ich habe den Journalisten und Autor des Buches gestern abend im Fernsehen gesehen, wo er zum Gespräch bei "Beckmann" war und sehr eindrucksvoll und sympathisch seine Geschichte erzählte.
    Die >Geschichte< seines Lebens, die einfach unglaublich ist; wie er ein Leben als Journalist und Junkie geführt hat.
    Aber am meisten berührte mich, als er erzählte- wie der Buchtitel zustande gekommen war- es war der tägliche Gedanke seiner Mutter, die nur immer dachte > lass Jörg diese Nacht überleben<.
    Sehr empfehlenswert!


    Grüsse von Bonprix

  • Hallo Bonprix,


    ich habe es auch schon auf meiner Liste. Habe auch "Beckmann" gesehen und es war unglaublich interessant wie er alles erzählt hat. Vor allem ist er sehr sympathisch und offen.


    Ich wünsche ihm auf jeden Fall, dass er durchhält, da er ja erst wieder seit 3 Jahren "clean" ist und er ja schon mal nach, ich glaube es waren 7 Jahre, wieder rückfällig wurde.


    Wie gesagt, ich war sehr betroffen und erschüttert von seiner Geschichte.

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Hallo @ll,


    ich muss sagen......leider habe ich dieses Buch bereits ausgelesen ( 230 Seiten). Für mich hätte es ruhig dicker sein können, denn es war eine wahnsinnig interessante Geschichte, die von Jörg Böckem in einer klaren guten Sprache - ohne Schnörkel und Selbstmitleid geschrieben wurde.
    Der Autor war mir schon in der Sendung bei Beckmann sympathisch und seine Biographie hat dieses Gefühl nur verstärkt.
    Offen und ehrlich, ohne anzuklagen oder die Schuld an seinem Drogenproblem bei anderen zu suchen, erzählt er von seinem Doppelleben als Journalist und Junkie, von Verzückung und Verzweiflung, Haft und Hepatitis, Karriere und Koma, Abstinenz und Absturz.
    Wie viele andere Drogensüchtige, die im Beruf Erfolg haben und weiter funktionieren, hat er ein Doppelleben geführt. Ein Leben mit der Sucht - zerfressen von Versagensangst, Scham, Selbsthass und der ständigen Gier nach Drogen.
    Ich kann dieses Buch nur empfehlen; wer sich für Biographien und für diese Thematik interessiert, wird dieses Buch so schnell nicht vergessen können.


    Gruss Bonprix ;)

  • Super, dass es dir so gut gefallen hat. Habe es noch auf meiner Liste, aber ich werde es sicher demnächst lesen.

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Wow, ich war mir gar nicht sicher, ob ich etwas dazu schreiben könnte. Ich habe heute morgen bis 4.00 Uhr gelesen weil es mich nicht mehr losließ. Ich könnte, glaube ich, auch einen kleinen Roman schreiben über meine Eindrücke von diesem Buch. Was mich besonders berührt hat, ist wie weit er in seiner Ehrlichkeit gegangen ist. Meiner Meinung gehört schon sehr viel Mut dazu, sich selbst gegenüber die Umstände (wie z. Bsp. andere Menschen mit in die Sucht geführt zu haben) seiner Vergangenheit einzugestehen, geschweige denn einem breiten Publikum. Es ist erstaunlich, welche Einzelheiten er noch zusammenbrachte. Bei mir setzt dort vielfach die Verdrängung ein und ich versuche auch nicht weiter zu gehen. Obwohl er die meiste Zeit über sich schreibt, versteht er es auch immer sein familiäres Umfeld zu beschreiben. Die Therapien sind zwar nur relativ kurz, aber sehr aussagekräftig (jedenfalls für mich) beschrieben. Auch, dass er sich eigentlich nur das holen wollte, was seiner Meinung nach nötig war, was ja dann auch prompt schief ging. Ich meine damit die Beziehung mit der ebenfalls süchtigen Daniela. Ich habe während meiner Therapie einige dieser "Entziehungskönige" kennengelernt und, wie auch bei ihm beschrieben, sind sie meistens noch nicht so weit aufzuhören, sondern suchen nur eine kurze Auszeit. Sie glauben immer noch bei einem Neuanfang mit der Droge klarzukommen.
    "Drogensucht macht die Zeit zum Feind." Das ist einer der ganz wichtigen Sätze in diesem Buch. Er zeigt eigentlich, dass das Leben eines Süchtigen nicht mehr selbstbestimmt ist und zeigt die ganze Misere auf.


    Ich bin eigentlich erst über das zweite Buch "Danach war alles anders" auf dieses gestossen. Hier schreibt er die Geschichten von anderen Menschen, die sich nach der Lektüre seines Buches an ihn gewandt haben. Deshalb wollte ich auch vorher wissen, was diese Leute dazu brachte, ausgerechnet ihm ihre Geschichte zu erzählen. Jetzt kann ich es, glaube ich, verstehen.

  • jannmaat


    Das habe ich mir (fast) gedacht, dass dich das Buch anspricht. ;)
    Es ist ja wirklich ein beeindruckendes, aber auch schockierendes Buch über das ich seinerzeit auch noch lange nachgedacht habe, die Geschichte von Jörg Böckem kann einen ja nicht unberührt lassen. :shock:


    Ich hatte vor einiger Zeit beim (Bücher) umräumen sein Buch noch in der Hand, und darüber nachgedacht, ob er es geschafft hat drogenfrei zu bleiben.
    Hast du vielleicht Informationen, wie es ihm heute geht? Ist er clean geblieben? Das würde mich wirklich interessieren.


    Gruss Bonprix ;)

  • In dem oben angegebenen Buch vom Juni 2007 :?: steht jedenfalls, dass er seit September 2001 ein Leben ohne Sucht führt. Das ist zwar Unsinn meiner Meinung nach, aber es wird wohl auch gemeint, dass er ein Leben ohne Drogen führt. Das ist aber für mich die Frage, denn ich hatte oft das Gefühl, dass er Drogen nicht gleich als Drogen behandelte. Nach seiner ersten Therapie hat er Alkohol getrunken, weil Alkohol für ihn vielleicht kein Problem war? Für mich ist eine bewusstseinsverändernde Droge wie die andere. Ich denke aber, dass auch er das weiß und diesmal klüger ist.

  • Wen es interessiert, Jörg Böckem hat eine HP mit einem Forum dabei, wo man einiges nachlesen kann. Erst zu Beginn der Woche hat er sich dort wieder gemeldet. Er hat offenbar mit Krankheiten, z.B. Hepatitis C etc., zu kämpfen. :roll:


    Jörg Böckem

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Ich habe gestern mit dem Hörbuch angefangen. Aufrund der Leserunde die ja im August beginnt wollte ich einfach nochmal "up to date" sein. Und da ich ja das Buch schon gelesen habe, habe ich mir aus der Bibliothek das Hörbuch ausgeliehen. Das Hörbuch ist genauso gut wie das Buch selbst. Streckenweise finde ich es sogar noch besser, da der Sprecher die Gefühle in bestimmten Situationen ganz ganz toll rüberbringen kann. Ich bin total begeistert und freue mich schon aufs weiterhören. :D :cheers:

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Habe gerade gesehen, dass ich meine Rezi zu diesem Buch gar nicht hereingestellt habe, muss ich irgendwie vergessen haben. :roll:



    259 Seiten


    Meine Meinung:
    Habe Jörg Böckem im April 2004 in der Sendung bei "Beckmann" gesehen, in der er das Buch "Lass mich die Nacht überleben" vorgestellt hat und und war einfach fasziniert, von seiner sympathischen Ausstrahlung und seiner offenen Art über sein Leben und den Umgang mit Drogen zu erzählen. Für mich war ganz klar, dieses Buch muss ich unbedingt lesen.


    Sehr offen und direkt, aber ohne Schnörksel und Mitleidhascherei geschrieben. Eine Geschiche, die einem sehr an die Nieren geht und betroffen macht, aber auch zeigt, wie hilflos man dem eigentlich gegenüber steht. Wie stark einem die Drogen in den Klauen haben und nicht mehr loslassen.


    Wirklich bewunderswert ist, trotz der Ummengen von Rückfällen die Jörg hatte, dass er immer wieder beruflich seine Leistung erbringen konnte. Ich glaube als Außenstehender kann man sich das gar nicht vorstellen, da kann man nur mehr den Hut davor ziehen. Sehr verwundert hat mich allerdings, dass ein Körper wirklich so viel aushält, das finde ich auch schon sehr außergewöhnlich und bemerkenswert. Daher freut es mich besonders, dass er seit September 2001 clean ist.


    Ein tolles Buch, das ich nur empfehlen kann.


    Nachträglich zum heutigen Zeitpunkt möchte ich noch anmerken, dass Jörg Böckem nun seit Anfang August 2007 seine Hepatitis-C-Therapie nach 48 Wochen erfolgreich abgeschlossen hat. Habe seine Tagebuchaufzeichnungen auf "Spiegel online" mit Interesse verfolgt und freue mich mit ihm, auch wenn es ihn sehr trifft, dass Linda nun auszieht. Ich hoffe sehr, dass er weiterhin durchhält und noch viel Freude und Erfolg im Leben hat.


    [URL=http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,500260,00.html]Tagebuch einer Therapie[/URL]

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Eines der Bücher, die mich am meisten geschockt und berührt haben. Es erweckt einfach auch das Bewusstsein, dass jeder um einen rum evtl. ein Problem haben könnte, was man ihm nicht ansieht. Es ist nicht immer nur der Fixer am Hauptbahnhof, sondern es können auch ganz normale Menschen sein, die "noch" ihr Leben nach aussen hin normal leben können.