"Die Bertinis" von Ralph Giordano

  • Inhaltsangabe bei Amazon kopiert:


    Eine großangelegte Familien-Saga, ein exemplarischer Zeitroman. Ralph Giordano formt einen bisher wenig beachteten Stoff episch aus: Er erzählt vom Schicksal sogenannter "jüdischer Mischlinge" in den Jahren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Vorgeschichte beginnt Ende des letzten Jahrhunderts, die eigentliche Handlung setzt vor 1933 ein und führt in die ersten Nachkriegsjahre. Ihr Schauplatz: Hamburg - von den Elbvororten bis zum Stadtpark, von Barmbek im Norden bis zum Hafen im Süden, mit unvergeßlichen, in den dramatischen Ablauf verwobenen Gestalten, Bildern, Situationen. Fast unglaublich ist diese Geschichte: Der Autor hat mit seiner Phantasie die nackte Realität überhöht; es ist ihm gelungen, eine sinnfällige Schilderung von Menschen unter bestimmten Bedingungen zu schaffen und eine Zeit zurückzurufen, die mit überwältigender Macht in das Leben aller eingegriffen hat. Er hat das Geschehen und die Figuren frei gestaltet.
    Hier sind die kleinen Leute mit ihren Schwächen unter dem grausamen Druck des herrschenden Bösen, mit ihren liebenswerten Zügen, mit dem Ausmaß des ihnen zugefügten Leides und der Fähigkeit zum Überleben. Nichts wird geschönt, keine bittere Erkenntnis verschwiegen. Doch was immer es an Furchtbarem gab: die Liebe zu Hamburg, diese ganz unsentimentale Heimatliebe, bleibt unerschüttert und ist entscheidend für die Zukunft der Bertinis.


    Hier wird die Geschichte einer Hamburger Familie und ihr Schicksal während des dritten Reiches erzählt.
    Sehr schnell wird dem Leser klar, dass es sich hier um die Familiengeschichte Ralph Giordano's handelt.
    Für alle- die sich für diesen Teil der deutschen Geschichte interessieren- sehr empfehlenswert.


    Grüsse von Bonprix

  • Ich stimme zu - ein Muss für jede/n Leser/in, prallvoll mit Informationen zu den Lebensumständen im großstädtischen Arbeiter- bzw. Kleinbürgermilieu der 20er, 30er und 40er Jahre (bis 1946).


    Die Beschreibung von AMAZON ist allerdings völlig am Thema vorbei, es handelt sich hier nicht um irgendeinen Konsalik oder Simmel.


    Falsch ist, dass es sich um die Geschichte einer Familie aus dem wohlhabenden Großbürgertum handelt, fragwürdig auch die Behauptung, dass die Lebensumstände der Dramatik zuliebe übertrieben dargestellt werden. Entsprechende Lektüre über diese Zeit zeigt da anderes auf.



    Hintergrund ist das Schicksal einer nach damaligen Terrorgesetzen verbotenen jüdisch-christlichen Mischehe in eher ärmlichen Verhältnissen.


    Absolut spannend und ergreifend zu lesen, gibt sehr viel Aufschluss auch über die Basis, auf der unsere Bundesrepublik gegründet wurde.


    Empfehlenswert in diesem Zusammenhang auch Hans J. Massaquoi "Neger, Neger, Schornsteinfeger" ISBN 3-426-61854-0 , die ebenfalls wahre Geschichte eines Mischlingskindes einer deutschen Mutter und eines schwarzafrikanischen Vaters, der ebenso wie die Bertinis(Giordanos) in Hamburg-Barmbek zur Zeit der NS-Diktatur aufwuchs.

  • Dieser Roman ist erschreckend, macht wütend und traurig zu gleich. Die Familiengeschichte der Bertinis ist geprägt von den unmenschlichen Greueln der Nazidiktatur und den Versuchen ihren Todfeinden zu entkommen. Auf der einen Seite steht der Zusammenhalt der Familie und ihren Kampf ums Überleben, auf der anderen Seite stehen der Streit, die fast schon kranken Eigenarten einzelner Familienmitglieder, das Verhältnis untereinander, das aus völligen Unverständnis heraus in Hass umschlägt. Der Vater Alf, der sich selbst für ein "Genie" hält, die Übermutter Lea, der sexsüchtige Cesar, der jüngere, isolierte und egoistische Bruder Ludwig sind doch alle mehr und minder angewiesen auf den zweitältesten Bruder Roman, der nicht nur stetig versucht die Familie zusammenzuhalten, sonder auch maßgeblich am Überleben der Bertinis beteiligt ist.


    Ein wunderbarer Roman, der einen bewusst macht, dass Zivilcourage immer und überall nötig ist! Man mag von Ralph Giordano halten, was man möchte, aber mit diesem Roman ist ihm ein Meisterwerk gelungen.