KLR: 4. Teil des Romans

  • Werde heute das Buch zuende lesen, und kann sagen, dass der letzte Teil wieder angenehm zu lesen ist. Es lohnt sich, also bleibt dran :thumright:


    Bis jetzt ist eigentlich nichts zur Sprache von Dostojewski gesagt worden, aber es gibt eine Sache, die mich das ganze Buch hinweg total nervte: Dieses ewige Zittern und Erbleichen!!!
    Mensch ich kann es nicht mehr lesen. Was sind das alles nur für Memmen (Männer), wenn sie andauernd erbleichen und zittern, das ist so unglaubwürdig, denn zu Rogoshin passt es überhaupt nicht, das ist teilweise so unangebracht, schrecklich!

  • Ich bin schon seit Sonntag abend fertig, den letzten Teil habe ich in fast einem Zug gelesen - weil es spannend war und weil ich mit dem Buch fertig werden wollte. Mein Klappentext hat mir ohnehin schon verraten, wie es ausgeht und diese Schlußszene war auch sehr ergreifend.
    Da Zittern und Erbleichen ist mir gar nicht so aufgefallen, aber da ich das Verhalten der meisten Personen ziemlich oft überzogen fand, ist das wohl untergegangen....


    Ja, eigentlich sollte ich jetzt wohl ein Fazit geben, nur: mir fällt nicht sehr viel dazu ein. Ich will nicht sagen, dass mir das Buch nicht gefallen hätte, ich habe es die meiste Zeit über mit Vergnügen gelesen, aber irgendwie der große Funke ist nicht übergeprungen. Nastasjas Verhalten ist mir am Schluß immer noch nicht so ganz klar geworden, o.k. das Nachwort war da ganz hilfreich: Rogoschin repräsentiert die "Leidenschaft", Myschgin die mitleidende Liebe, sie aber kann auf keinen der beiden Teile verzichten und ist so immer hin- und hergerissen.


    Katia

  • Ja, im Anhang wird sehr genau auf das Christus-Modell eingegangen. Das hatte ich leider den ganzen Roman auch ständig im Kopf, da ich Dusel vor Lektüre bei Wikipedia nachgeschaut hatte. Nur kam für mich nie ein Jesus beim Idioten heraus, irgendwie stelle ich mir Jesus nicht so naiv, eintönig und unentschlossen vor. Den Vergleich mit der Bergpredig fand ich gut, aber stellt euch mal vor, wir hätten in unserer Welt nur noch Myschkins #-o


    Ne, also so ganz hat das Dostojewski bei mir nicht geschafft :lol:

  • Hallo!


    Nach einer letzten Kraftanstrengung am gestrigen Abend und heutigen Morgen kann ich sagen: ICH HABE FERTIG! :loool:


    Überzeugt hat mich das Buch keinesfalls, ich habe mich regelrecht gequält. Auch wenn im letzten Kapitel wieder viel gutgemacht wird, im Großen und Ganzen konnte ich mich gar nicht recht anfreunden. Weder mit dem Stil und schon gar nicht mit der "Handlung".


    Zitat

    Original von Heidi Hof
    aber es gibt eine Sache, die mich das ganze Buch hinweg total nervte: Dieses ewige Zittern und Erbleichen!!!


    ja, das nervte mich auch gewaltig, und vergessen hast du noch das "in die Arme fallen" - das kommt ja auch x-mal vor, jeder fiel sich mit Inbrunst in die Arme. :shock:


    Der Anhang war sehr informativ und als ich las, dass das ganze sozusagen als "Auftragswerk" und unter sehr großem Zeitdruck geschrieben wurde, muss ich sagen, dass man das im Buch doch merkt. Für mich ist es unzusammenhängend, wirr, die Charaktere sind mir zu obeflächlich, zu wenig beschrieben, ich konnte keine Sympathien entwickeln, etc.


    Den "vollkommenen Menschen", wie Dostojewskij es geplant hat, konnte ich ihn Myschkin leider nicht wiederfinden. Da zitiere ich schon lieber Heidi Hof

    Zitat

    aber stellt euch mal vor, wir hätten in unserer Welt nur noch Myschkins


    Den vollkommenen Menschen stelle ich mir anders vor. Er sollte selbstbewusster sein, von seinem Tun und Handeln überzeugt und Vorbild für die anderen. Das alles konnte ich beim Fürsten nicht feststellen.


    Schmunzeln musste ich auch bei einem Zitat im Anhang: Dostojewskij hat selber in einem Brief über das Buch geschrieben: "Der Roman ist lang. Ich fürchte, es wird langweilig" - da hat er ins Schwarze getroffen! :thumright:


    Es war mein erstes Buch von Dostojewksij, deshalb kann ich auch keine Vergleiche anstellen, ob auch die anderen Bücher so sind.
    Auf jeden Fall bin ich froh, das Buch hinter mir zu haben, ich trug es dann auch gleich in die Bücherei zurück und bin froh, dass ich es mir nicht gekauft habe.


    Bei dieser Gelegenheit nahm ich gleich Madame Bovary mit und musste erleichtert feststellen, dass dieses Buch "nur" knapp 400 Seiten hat. :loool:

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Ich kann auch nur festhalten, es ist jetzt etwas Zeit verstrichen, dass mir das Buch nicht recht gefallen hat. Es hat mich nicht überzeugt, die Pläne Dostojewskij sind nicht aufgegangen. Die Figuren hingen teilweise in der Luft. Im Groben und Ganzen bin ich enttäuscht.


    Den "Spieler" habe ich in besserer Erinnerung. Vielleicht werde ich ihn dieses Jahr noch einmal lesen, denn meine Erstlektüre ist schon rund 15 Jahre her.

  • Den "Spieler" habe ich erst vor ein paar Monaten gelesen, es ist sicher nicht eines meiner Lieblingsbücher, aber hat mir viel besser gefallen als der "Idiot", es ist ausgewogener, nachvollziehbar und spannender. "Meine" anderen Dostojewskis sind schon ein paar Jahre her: "Verbrechen und Strafe" habe ich in sehr guter Erinnerung, "Die Brüder Karamasov" gefiel mir auch, bei keinem habe ich diese wirren, unverständlichen Charaktere im Kopf.
    Jedenfalls ist Dostojewski immer noch ein Thema für mich, "Die Dämonen" werde ich wahrscheinlich schon noch irgendwann lesen, aber so richtig nahe geht mir seine Literatur nicht.


    Katia

  • Abgeschrieben habe ich Dostojewskij auch noch nicht. Ich werde mir - nach einer angemessenen Pause - "Der Spieler" näher ins Auge fassen (v.a. weil er nicht so dick ist) :D


    Eines wollte ich noch anmerken: Im letzten Kapitel wurde erwähnt, dass in irgendeiner Wohnung, in der der Fürst zu Besuch war (ich weiß jetzt schon gar nicht mehr, bei wem) Flauberts "Madame Bovary" offen herumlag. .... Ich hoffe das ist kein böses Omen für uns :loool:

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Geschafft! Und das ist auch gut so. Nein, „Der Idiot“ ist nicht die Art von Buch, die mich traurig stimmt, wenn es beendet wird. Andererseits muss ich aber auch sagen, es wird mich noch lange in Gedanken begleiten, weil es mich stellenweise wirklich auch auf die eine oder andere Weise berührt hat. Ständig schwankte ich zwischen Verständnis, Mitleid, Fassungslosigkeit und absolutem Unverständnis.


    Ich kann mich abschließend noch gar nicht richtig dazu äußern, wie ich den Roman fand. Gut fand ich, dass ich durchgehalten habe, ihn zu lesen. Zumindest im 2. Teil hatte ich schon mal Fluchtgedanken. Ich glaube aber auch, dass ich Probleme mit dem Idioten hatte, war letzten Endes auch eine reine Verständnisfrage. Ich habe eben ein bisschen rumgegoogelt und bei Wikipedia und Amazon nachgelesen. Also auf solche Interpretationsansätze, wie der Bezug zur Bergpredigt, wäre ich nur schwerlich gekommen. Zwar war mir schon klar, dass z. B. der Kreuztausch im 2. Teil bedeutungsschwer und sehr religiös begründet war, aber im Fürsten ein Christus-Modell zu sehen, fällt mit schwer bzw. ist mir unmöglich. Ich muss aber dazu sagen, meine religiösen Kenntnisse sind begrenzt. Vieles habe ich mir angelesen, aber nicht genügend. Was ich auch bedaure, da es sich für mich bei der Religion doch um einen starken Pfeiler unserer Kultur handelt.


    Die Charaktere fand ich etwas einseitig. Man kann doch nicht nur naiv, böse oder berechnend sein. Ein Charakter ist für mich ein ganzes Spektrum an guten und schlechten Eigenschaften. Aber die Charaktere im Idioten wiesen diese Vielfalt nicht auf (jedenfalls mir blieb sie verborgen).


    Auch die Sprache hat mich nicht überzeugt. Die Sätze waren mir teilweise auch zu lang, zu verschachtelt. Das lag sicher nicht ausschließlich an meiner Übersetzung. Dostojewski hat mich zum Schluss nur noch angestrengt und ermüdet.


    Wenn ich jetzt noch mal alles überlege, komme ich doch eher zu dem Schluss, dass ich es nicht vorbehaltlos weiterempfehlen würde. Lesen soll eine Freude, eine Bereicherung und ein Genuss sein, all das hat Dostojewski mir nicht beschert. Bei mir bleibt die Erkenntnis hängen, ein bisschen Myschkin im Menschen ist gut, aber zu viel sollte es nicht sein. ;)

  • Das ist ein sehr schönes Fazit von dir, Karthause. Außer, dass ich durch einen schrecklichen Religionsunterricht auf die kath. Sitten und Ansichten stark gedrillt worden bin, kann ich mich deinem Beitrag voll und ganz anschließen.


    Es ist einfach nicht rund, entweder fehlt dem Roman noch das Besondere, oder aber er ist einfach zu lang und zu flach.


    Meine Mutter hat "Die Brüder Karamasov" im Regal stehen, vielleicht werde ich es mit diesem Buch noch einmal versuchen. Es muss doch etwas an Dostojewskij dran sein, er ist ja noch in aller Munde.

  • ahhhhhrrggggg.....



    ich hab noch 4 Kapitelund ich mag gar keinen mehr. ;-)
    Ich bin echt froh wenn ich fertig bin.


    Kein geistreicher Beitrag, aber mehr mag ich nicht mehr.
    Ich bin einfach nur stolz das ich durchhalte.


    Liebe Grüße Alexa

    LG Alexa :D


    Lesen ohne Denken ist dasselbe wie Bausteine anhäufen, ohne etwas damit zu tun.
    (Rabindranâth Tagore, 1861-1941, ind. Dichter, 1913 Nobelpr.)


    :study:

  • Fertig......und soooooo froh!!! :mrgreen:

    LG Alexa :D


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    (Rabindranâth Tagore, 1861-1941, ind. Dichter, 1913 Nobelpr.)


    :study:

  • Danke Kathause.....grins....ich fühle mich auch heldenhaft 8)

    LG Alexa :D


    Lesen ohne Denken ist dasselbe wie Bausteine anhäufen, ohne etwas damit zu tun.
    (Rabindranâth Tagore, 1861-1941, ind. Dichter, 1913 Nobelpr.)


    :study: