Jack Ketchum - Evil / The girl next door

  • Ich habe dieses Buch vor nicht allzu langer Zeit gelesen, nachdem ich lange Zeit darum geschlichen bin. Durch einen Podcast wurde ich wieder daran erinnert und bin es schließlich angegangen.

    Was schreibt man zu einem solchen Buch?


    Vielleicht so: Das Buch hat mir gefallen, sofern dies der richtige Ausdruck ist.

    Bei all seinem Schrecken fand ich es irgendwie wichtig und fühlte mich geradezu verpflichtet, es bis zum Ende zu lesen. Dem Mädchen gegenüber und allen Mädchen und Kindern, die so etwas erleiden müssen. Ich wollte nicht wegsehen!

    Wobei "durchhalten" es wohl besser trifft, denn am Ende konnte ich es nur noch seitenweise lesen.

    Mit Tränen in den Augen, mit Pausen.... und immer kurz vor dem Abbruch.

    Mir kam dieses Buch vor wie die bitterböse Version des Filmes "Stand by me - Das Geheimnis eines Sommers".


    Ein ganz harter Stoff, vor allem mit seinem Hintergrund. Der Autor schont den Leser hier in keinster Weise und hält voll drauf, mit dem Stift.

    Und ich finde dies auch absolut notwendig, auch wenn ich im Netz einige irritierende Kommentare dazu gefunden habe, die wahrscheinlich von Lesern stammen, die damit nicht umgehen konnten.

    Auch dies muss man akzeptieren, abgesehen von den unsinnigen Rufen nach Zensur und abwegigen Begriffen, wie Kinderpornographie, die ich auch zu lesen bekam.


    Dieses Werk hat Spuren bei mir hinterlassen, mich tief beeindruckt und fassungslos zurückgelassen.

    Wahrscheinlich werde ich es niemals vergessen und das ist auch gut so. Denn solche Dinge passieren leider überall, gleich in der Nachbarschaft.

    Noch einmal lesen werde ich es aber wohl nicht. Es würde mich wahrscheinlich wieder hart treffen, aber niemals in der Intensität, wie beim ersten Mal.

    Zumal ich glaube, noch einmal möchte ich mir das nicht antun.

    "Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend - bewahre aber das Aussehen einer Rose" Pita Amor

  • Ich habe Evil nun auch beendet und weiß gar nicht wie ich das Buch finden soll. Am Schlimmsten finde ich, dass das Buch auf wahren Begebenheiten beruht. Ich will jetzt hier nicht spoilern aber man kann kaum glauben, dass sowas wirklich passiert. Wahrscheinlich aber mehr als man denkt und das stimmt mich sehr nachdenklich. Ich werde nie verstehen, wie Erwachsene Kindern etwas antun können oder wie in diesem Buch noch schlimmer, wie Kinder Kindern etwas so Grausames antun können. Allerdings wird es im Buch ja genau so von einer Erwachsenen vorgelebt, dass es richtig ist Meg zu quälen.


    Ich bin ziemlich abgehärtet aber das Buch sollte niemand mit schwachen Nerven lesen.


    Wie soll man das Buch bewerten? Ich finde der Schreibstil von Jack Ketchum ist toll, das Buch lässt sich wirklich gut lesen. Der Inhalt, den kann ich irgendwie nicht bewerten.


    Weil mich das Buch sehr gefesselt hat, ich mir aber ein anderes Ende gewünscht hätte vergebe ich :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Ich denke ich werde noch ein weiteres Buch von dem Auto lesen, denn Evil war ja wohl sein größter Erfolg, wenn ich das richtig verstanden habe.

    :bewertung1von5: „In uns selbst liegen die Sterne unseres Glücks“ :bewertung1von5: (Heinrich Heine)


    :study: „Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste" :study:
    (Heinrich Heine)

  • Ich bin ziemlich abgehärtet aber das Buch sollte niemand mit schwachen Nerven lesen.

    da gebe ich dir ganz und gar Recht. Bei diesem Buch wird es immer und überall drauf hingewiesen. Und das zu Recht:thumleft: Ohne starken Nerven, kann man das Buch nicht verkraften. Ich fand es damals am Schlimmsten, dass der Roman auf wahren Begebenheiten beruht. Aber man muss schon sagen - großartig geschrieben. :thumleft: Es bleibt einem ins Gedächtnis eingebrannt. :shock:



    lieber Kapo:winken: in meiner Naivität dachte ich schon, dass es ein neues Buch ist, auf das ich mich stürzen kann. :lechz:Dann habe ich gesehen, dass ich "Wahnsinn" schon gelesen habe. Schade :wink: Hat mir aber auch ausgesprochen gut gefallen.

    2024: Bücher: 90/Seiten: 39 866

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

    --------------------------------------------------

    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
    ------------------------------

    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

    ------------------------------

    Lese gerade:

    Scalzi, John - Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaiju-Monster

  • Dann werfe ich gleich mal "Wahnsinn" in den Raum, ein absolut fesselndes Buch, bei dem der Horror wieder sehr, sehr real rüberkommt.

    Danke für den Tipp, hab das Buch gleich mal bestellt

    :bewertung1von5: „In uns selbst liegen die Sterne unseres Glücks“ :bewertung1von5: (Heinrich Heine)


    :study: „Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste" :study:
    (Heinrich Heine)

  • Dies dachte sich wohl auch Meg, als das frisch verwaiste Mädchen an einem Fluss dem nach Flusskrebsen jagenden David begegnet. Vertieft in sein Unterfangen bermerkt er die junge, sommersprossige Meg kaum, die selbst Flusskrebse nur als Delikatesse in den Restaurants New Yorks kennengelernt hat. Ein idyllischer, beinahe naiver Einstieg in eine der düstersten und geradezu verstörensten Abgründe menschlichen Verhaltens leistet das Buch hier, denn nichts an dem gebotenen Bild ist normal. Weder um das Schicksal, das der jungen Frau widerfahren ist, weiß der Leser, auch lässt Ketchum ihn außer durch den Titel in wohliger Unkenntnis um das, was noch kommen wird.

    Der jungen Meg und ihrer verletzlichen Schwester Susan hat sich nämlich Ruth angenommen, Mutter von Willie, Donny und Ralph, von allen nur Woofer genannt, die, nachdem sie verlassen wurde, mehr und mehr den Verstand verliert. Als liebenswerte Mutter und bester Kumpel der Jungs maskiert sie sich nach außen, während Meg und Susan die Auswüchse ihrer dem Wahn verfallenden Persönlichkeit abbekommen.

    In Form von unterschwelligen Schikanierungen und unfairen Aufgaben gerichtet an Meg und Susan, beginnt sich bei dem Leser die Gewissheit zu formen, dass etwas an diesem Idyll nicht stimmt, aus dem Rahmen fällt, und langsam schleicht sich die Befürchtung um das ein, was noch kommen mag. Hier fesselt das Buch dann in morbider Manier, die Kamera hält drauf, nichts bleibt den beiden hilflosen Protagonisten wie dem Leser erspart, als sich das Bild einer verschlafenden Kleinstadt im amerikanischen Hinterland in einen Alptraum verwandelt. Nur flüchtig streut Ketchum Momente ein, die dem Leser eine Pause gönnen, nämlich wenn die Kids vom anstehenden Rummel berichten und ihrem Verdruss, dass der Regen die schönen Tage ihrer Sommerferien zunichte mache; jedoch wirken diese angesichts der Vorgänge im Hause der Chandlers und später dessen Keller wie kafkaeske Interpolationen in eine Parallelwelt so fern der eigenen. Während der Leser den fortwährenden Perversionen Ruths ausgesetzt ist, deren Hintergrund der Wahnsinn ist, muss er mitansehen, wie selbst die so liebgewonnen Kinder an Meg ihre niedersten Instinkte und Phantasien ausleben, sie aufs Ärgste foltern und dabei jedwedes selbstgesteckte oder vom Leser erwartete Tabu brechen.

    So steuert die Geschichte auf ein Finale hin, das selbst für Ketchum's Art noch schockierend ist. Keiner ist mehr unbeteiligt, keine Grenze besteht, sämtliche Grundsätze auf den Kopf stellend, war dieser Sommer ein Ausflugs ins reinste Abnorme.


    Evil ist herausragend, und nicht zu vergleichen mit horrortypischer torture-porn-literatur, sei es von Richard Leymon oder Simone Trojahn oder etlichen Underground-Autoren. Das Genie dieses Thriller liegt in der doch so familiär wirkenden Kleinstadt und ihren lustigen und verschrobenden Gestalten, der Art wie David sich auf dem Riesenrad fragt, ob er Meg küssen dürfe und den Ereignisse bei den Chandlers. Anders als in den Schundwerken des Horrors verliert sich der Autor nicht in abgetrennten Gliedmaßen und einem überproportionalen Body-Count, sondern lässt die Momente des Schreckens auf den Leser wirken, nimmt diesen als Person wahr und nicht als voyeuristischen Liebhaber des Exzesses und lässt ihn mit der Frage zurück: Kann dies auch bei uns geschehen?


    Bewertung: 5/5 Sterne

  • Kann es sein, dass hier mit dem Titel irgendwas schief gegangen ist? Zu dem Buch "Evil" gibt es doch bereits einen Rezi-Thread...

    Nun, es fehlte der Autor und der Titel war nicht der Titel und das Ganze wurde jetzt von mir an den bestehenden Thread angehängt. 8)

  • Ein Buch was Karla Paul auf dem Podcast "Longsstoryshort" empfohlen hat.

    Ein Buch was man gelesen haben sollte, aber hinterher bereut es gelesen zu haben.

    Die Thematik ist wichtig! Das Buch ist wichtig!

    Ich bin sooo entsetzt, so angewidert,versuche die Bilder, die beim Lesen entstanden sind aus dem Kopf zu bekommen, aber Verdrängen geht nicht.

    Diese Story basiert auf einer WAHREN Begebenheit und das macht es noch eindrucksvoller, macht den Nachhall, wenn man die letzte Seite gelesen hat, noch lauter.

    Der Schreibstil war so gut, weil er sehr nüchtern und distanziert war, dadurch, dass die Story aus Sicht des Nachbarjungen geschildert wird, aber genau das, hat für mich es noch erschreckender gemacht, da ich immer dachte: Ich wäre Danny.

    Ich wollte einschreiten, ich wollte mit jemand drüber reden, ich wollte was tun..

    Die "Faszination" des Grauen, macht das Buch so spannend und trotzdem ist man beim Lesen fassungslos, über das Geschehene,

    Lest das Buch nur, wenn ihr Stephen King erfahren seit, obwohl der mir gegen die Story echt noch als "Weichei" vorkommt.

  • .... und lässt ihn mit der Frage zurück: Kann dies auch bei uns geschehen?


    Bewertung: 5/5 Sterne

    Die Frage ist wohl angesichts jüngster Ereignisse eher rhetorischer Natur.

    Meine Frau und ich verfolgen schon einige Zeit den Fall der Maddie McCain.

    Wir haben damals auch Geld gespendet und so gehofft, dass die Kleine gefunden wird. Wenn ich mir nun die Vita des mutmaßlichen Täters anschaue, wird mir speiübel. Letztens gab es einen Spiegel Artikel dazu, den ich leider gelesen habe. Darin waren Chatprotokolle dieses... Menschen... abgedruckt und ich konnte danach nicht mehr schlafen.

    Kindesmissbrauch zieht sich offenbar auch bis in die höchsten Kreise. Ich hatte mich mal im Doutrux Fall belesen, der heute leider weitgehend in Vergessenheit geraten ist.

    Mindestens 27 (!) tote Zeugen, darunter eine Sozialarbeiterin, die mit den armen Kindern gearbeitet hat, die angeblich hochrangige Politiker identifiziert haben. Bevor die Frau im Namen der Kleinen aussagen konnte, hatte sie einen Autounfall.

    Der Chefermittler bekam nach einigen Ringen die Erlaubnis, über alle sozialen und diplomatischen Schranken zu ermitteln und bringt sich am gleichen Tag selbst um....

    Zum Fall Eppstein brauchen wir gar nichts sagen, der konnte sich in einem schwer bewachten Hochsicherheitsgefängnis ebenfalls umbringen.


    Das soll keine VT sein, nur ein Hinweis auf sehr viele unglückliche Zufälle zu sehr günstigen Zeitpunkten. Und das immer wenn es um Kindesmissbrauch geht. Genau deswegen ist "Evil" so wichtig!

    "Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend - bewahre aber das Aussehen einer Rose" Pita Amor

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Jack Ketchum: Evil / The girl next door“ zu „Jack Ketchum - Evil / The girl next door“ geändert.