Ein dreijähriges Kind wird einsam und verlassen neben einer Landstraße in Ontario gefunden, es klammert sich wie wild an einen Zaun und wartet darauf, dass seine Mutter wieder zurückkehrt.
Der inzwischen 19-jährige Walker kann sich nicht mehr an seine leibliche Mutter erinnern und setzt nun alles daran, sie zu finden und mehr über seine „richtige“ Familie zu erfahren. Denn er weiß noch immer nicht, wer er eigentlich ist und was es mit seiner Vergangenheit auf sich hat. Er klammert sich an zwei Rettungsringe: An ein Foto von zwei badenden Mädchen und an einen Brief, der von einem Teenager geschrieben wurde, denn beides fanden die Polizeibeamten vor 16 Jahren in der Jackentasche des Dreijährigen.
Auf der Suche nach seiner Identität gerät Walker in das Blickfeld eines mörderischen Psychopathen...
In diesem Roman befinden sich zwei Handlungsstränge:
Einmal die Geschehnisse in den 90er Jahren um Walker und seiner verzweifelten Suche nach seiner Mutter und weiter den Rückblick in die 70er Jahre zu einem Jungen namens Bobby. Der Autor springt immer von Kapitel zu Kapitel hin und her und erzeugt auf diese Weise besonders zu Beginn Spannung, da er oft in entscheidenden Momenten das Kapitel beendet und wieder zum anderen Handlungsstrang wechselt. Ich weiß, das hört sich nun sehr verwirrend an, ist es aber beim Lesen überhaupt nicht, im Gegenteil, das Buch ist sehr flüssig und einfach geschrieben.
Bereits nach den ersten Kapiteln wird klar, dass der Leser es mit Bobby mit einer psychisch labilen Person zu tun hat, der sich nach Aufmerksamkeit durch seinen Vater sehnt, und diese aber nicht bekommt. Deshalb ist es für ihn der einzige Lebensinhalt geworden, nach Macht zu streben.
Mir als Tierfreund gehen natürlich auch Szenen sehr nahe, in denen Tiere getötet oder gequält werden.
Ein Beispiel: Bobby strebt krankhaft nach Macht, um sich selbst seine eigene Macht beweisen zu können, baut er sich eine Art „Mäusestadt“ auf, er hält diese armen Tiere auf engstem Raum und beobachtet ihr Verhalten. Er füttert sie nicht und befriedigt sich dann daran, dass die erwachsenen Mäuse die Jungen fressen, um am Leben zu bleiben. Als ein Mäuserich die Chefrolle übernimmt, quält und tötet er ihn aus reiner Machtgier. Diese Szene hat mich wirklich sehr schockiert.
So erfährt der Leser nach und nach mehr über Bobbys Lebensgeschichte und über Walkers Suche nach seiner Familie.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, allerdings lässt meiner Meinung nach die Spannung im letzten Drittel spürbar nach. Meine Club-Ausgabe besitzt 426 Seiten, allerdings wäre meiner Meinung nach die Story bereits nach gut 300 Seiten ausgeschöpft gewesen. Dies ist ein kleiner Wermutstropfen, da mich der Autor durch seine zwei verschiedenen Blickwinkel durchaus überzeugt und gefesselt hat.
Gruß
Wilaja