Die Frau mit den Regenhänden - Wolfram Fleischhauer

  • Nach "Das Buch, in den die Welt verschwand" hat Wolfram Fleischhauer mein Interesse geweckt und beim Stöbern habe ich dieses Buch von ihm entdeckt, welches jetzt auf meinem SUB liegt:


    Kurzbeschreibung


    "Spannende Fiktion mit detaillierten Fakten gemischt." (Focus)
    Paris im Frühjahr 1867: Aus den dunklen Gewässern der Seine wird die Leiche eines Kindes geborgen. Für die Polizei steht fest: Die Mutter des Babys ist schuldig und muss zum Tode verurteilt werden. Aber warum verschwinden plötzlich Zeugen und Beweismaterial? Warum interessieren sich auf einmal die höchsten Regierungskreise für den Vorfall? 100 Jahre später beginnt eine junge Frau über die Hintergründe zu recherchieren.......

  • Hi Nic,


    bin schon gespannt, was du darüber schreibst. Habe schon in einem anderen Forum davon gehört, kann mich aber nicht wirklich entschließen.

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Ich hab vorhin damit angefangen. Schon der Brief, mit dem es anfängt ist wunderschön geschrieben. Ich bin gefesselt. Hoffentlich bleibt das so.
    Oh Mann, heute abend wollte ich meine Wäsche bügeln.....wenn das Buch aber hält, was es verspricht, wird das wieder nix.... tz tz

  • @Knoermel: lass es nicht mehr allzu lange auf Deinem SUB liegen.


    Fleischhauer ist wirklich ein klasse Schriftsteller. Es macht so einen Spaß das Buch zu lesen, ich bin mittendrin in Paris dabei ;)

  • gestern abend bin ich mit dem buch fertig geworden. ich kann es wirklich weiter empfehlen. ob das, was fleishchauer über die geschichte von frankreich (napoleon, das zweite kaisserreich etc. geschrieben hat, gut recherchiert ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen, weil ich absolut keine ahnung davon habe. darüber sollen andere urteilen. aber es war interessant und kein bißchen langweilig.
    auch der teil, der in der gegenwart spielt hat sich gut gelesen.
    das ende war für mich sehr überraschend, über die thematik kann ich allerdings nicht viel mehr schreiben, falls es noch jemand lesen will.
    die frau mit den regenhänden ist für mich jedenfalls absolut lesenwert gewesen :)

  • Hallo @ll,


    also.....ich habe bis jetzt 130 Seiten gelesen und es wird immer langweiliger....! Am Anfang war ja noch gewisse Spannung vorhanden und auch die Idee, Vergangenheit und Gegenwart mit der Geschichte zu verknüpfen erschien mir ja recht interessant, aber nun lese ich bereits seit geraumer Zeit die geschichtlichen Ergüsse zur französischen Geschichte von Wolfram Fleischhauer (*und mir fehlt absolut die Lust nachzuprüfen, ob seine Angaben stimmen).....mit dem Ergebnis, dieses Buch fesselt mich nicht mehr. #-o
    Irgendwann einmal wird es noch eine zweite Chance bekommen.....aber für's erste wandert es zurück in Regal.


    Grüsse von Bonprix :wink:

  • Hallo Bonprix,


    bis jetzt war ich noch immer unschlüssig, es war ein ewiges hin und her, aber jetzt bin ich mir sicher, dass ich es nicht lesen werde.

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Kann mich hier eher Nics Meinung anschließen als Bonprixs. Ich fand das Buch ungeheuer spannend und vom geschichtlichen Hintergrund her sehr interessant. Es gehört zu den Büchern, die ich aus der Bücherei geliehen hatte, dann gelesen und letztendlich gekauft habe, weil ich es unbedingt besitzen wollte.


    Insofern, @ Helga, würde ich an deiner Stelle noch mal darüber nachdenken.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Danke Marie,


    dann werde ich es mir vielleicht mal aus der Bücherei holen, da ist nicht viel verhaut. :wink:

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Also, ich kann mich nur Maries und Nics Meinung anschließen. "Die Frau mit den Regenhänden" war mein erstes Buch, das ich von Fleischhauer gelesen habe und ich konnte es nicht mehr weglegen. Ich fand es unglaublich spannend und schön erzählt, und es hat mir Lust auf mehr von diesem Autor gemacht.


    LG Ly

    Eine Bibliothek einem Haus hinzuzufügen heißt, dem Haus eine Seele zu geben. Cicero

  • Ich habe es erst vor ein paar Minuten beendet und bin noch völlig aufgelöst :!: Das Buch war super spannend, und der dramatische Schluss erschlägt einem fast wieder. Mensch war das ein Hammer!



    Ausführliche Rezi folgt, ich muss das Gelesene nun erst mal sacken lassen :wink:


  • hallo heidi hof,
    besonders als Fleischhauer- fan freue mich schon sehr auf deine rezi. Dieses Buch wird definitiv bald gekauft! :D

  • Die Frau mit den Regenhänden – Wolfram Fleischhauer


    Ein wenig verwirrend sind die Zeitsprünge (1867 und 1992) zu Beginn, und die ganzen Personen, die direkt alle vorgestellt werden. Eine Kinderleiche wird in Paris 1867 in der Seine gefunden, die Mutter Marie wird darauf von der Polizei verhaftet. Ein junger Anwalt, der seinen ersten Prozess verlor, und sein Freund nehmen an einer grausamen Rattenjagd teil. Zudem ist 1867 die Weltausstellung in Paris, davon wird auch berichtet.
    Zugleich schreibt ein Architekt 1992 seine Doktorarbeit, und muss dazu über die Weltausstellung von 1867 Fotographien und Dokumente durchforsten. Er trifft in der Bibliothek eine junge Frau, die seltsamer Weise … über das gleiche Jahr recherchiert ;-)
    Also auf den ersten 100 Seiten wird all das beschrieben, aber man hat direkt das Gefühl: Da steckt wieder einmal ganz viel dahinter, denn das ist für Fleischhauer typisch!


    Alle Fleischhauer Bücher, die ich nun gelesen habe, besitzen dieses phänomenale Ende. Dramatik pur! Alles läuft darauf zu, schockiert teilweise, und hinterlässt scharfe Spuren. Zwischendurch, so in der Mitte des Buches, kann es zu einen kleinen Hänger kommen, doch bei mir ist es bis jetzt nie zu einem Durchhänger gekommen, dafür schreibt Fleischhauer einfach zu spannend.


    Ich darf ja nichts verraten, will es auch nicht, aber der Schluss ist ein Hammer :!:

  • Hallo zusammen,


    habe das Buch vor kurzem gelesen und fand es die ganze Zeit über spannend. Die Zeitsprünge waren zu Anfang in der Tat ein wenig verwirrend, aber ich hab mich schnell daran gewöhnt.


    Allerdings muss ich leider sagen, dass mir der Schluss nicht so gut gefallen hat. Ich kann leider noch nicht einmal sagen, warum, aber ich hatte irgendwie etwas anderes erwartet. :scratch:


    LG


    frosch80

  • Was für ein großartiges Buch, das sich in keine "Schublade" setzen lässt, es könnte genauso gut in die Genres "historischer Roman", "Zeitgenössisches" oder "Liebesroman" eingeordnet werden.


    Eine – scheinbar alltägliche - Kinderleiche, die im Fluss aufgefunden wird, zieht weite Kreise im Paris des Jahres 1867. Die Geschichte führt uns in das Frankreich des Napoleon III. mit all seinem Prunk und seiner Weltoffenheit, aber auch in die Armenviertel und düsteren Seiten der Stadt.
    Parallel dazu – und in die Geschichte von damals verwoben - erfährt der Leser von den rätselhaften Umständen rund um Gaetane, Studentin in Paris 1992, die die Tragödie der Kindsmutter Marie akribisch recherchiert und in ihre eigene persönliche Tragödie – eine Tragödie des 20. Jh. - einflicht.


    Fleischhauer spart auch in diesem Buch nicht, den Leser mit detaillierten, wahrheitsgetreuen, faszinierenden und unfassbaren Informationen und Kuriositäten einerseits über die Zeit Napoleons III., andererseits auch über das 20. Jh. zu versorgen. Ich habe Geschichte-Unterricht noch nie so lebendig, faszinierend und unterhaltsam erlebt!
    Die Idee vom „Buch im Buch“, das Handwerk, verwobene Handlungsstränge, die sich langsam lichten sowie den Leser kurz vor dem Ende so richtig fassungslos zu machen, beherrscht Wolfram Fleischhauer perfekt.
    Mit den Zeitsprüngen hatte ich keine Probleme, so was mag ich! Außerdem wurde dadurch so richtig die Idee vom „Buch im Buch“ transportiert!


    Es ist wieder ein unglaublich weitschichtiges, aufwühlendes, berührendes, dramatisches und informatives Buch, und es wird einem so richtig bewusst, dass sich die Zeiten wohl geändert haben, aber die Menschen leider nicht.

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Meine Meinung
    Ein Buch, eine Stadt, zwei verschiedene Jahrhunderte, zwei ergreifende Schicksale und die Frage, was die beiden Frauen verbindet.


    Im Frühjahr 1867 wird Marie Lazès in Paris unter dem Verdacht verhaftet, ihr Kind in der Seine ertränkt zu haben. Sie beteuert jedoch unbeirrt ihre Unschuld. Für die Ankläger scheint ihre Schuld aber erwiesen, denn dies ist kein Einzelfall zu dieser Zeit. Antoine, ihr Pflichtverteidiger, hat Zweifel an ihrer Schuld. Was ist an diesem Fall so bedeutend, dass sich sogar die Geheimpolizei damit befasst? So beginnt er selbst mit Nachforschungen.


    Im Jahr 1992 recherchiert Bruno in einer Pariser Bibliothek für seine Doktorarbeit über die Architektur zur Zeit der Weltausstellung. Dort lernt er Gaëtane kennen, die Recherchen zur gleichen Zeit anstellt. Warum forscht die junge Frau in den Akten eines Kindermordes, der 125 Jahre zurück liegt?


    Wolfram Fleischhauer gelingt es ausgezeichnet, beide Handlungsstränge so miteinander zu verweben, dass sie am Ende verschmelzen. Das geschieht wieder in der ihm eigenen wunderbaren Sprache, mit der er den Leser an seinen Roman fesselt. Auch jetzt, Tage nach dem ich dieses Buch beendet habe, beschäftigt mich dieses Buch. Ausführungen zur Geschichte des 2. Kaiserreiches und zur Medizingeschichte runden die Handlung ab und machen Geschichtsunterricht zur Freude. Die Charaktere fand ich sehr gelungen, sie waren facettenreich und menschlich. Auch von der Schilderung der Lebensumstände im Paris des Jahres 1867 war ich sehr beeindruckt. Es war erschütternd zu lesen, wie die Menschen in ihrer bitteren Armut leben mussten. Die Zustände, die in dem Krankenhaus herrschten, waren erschreckend. Konnten die Menschen dort überhaupt gesund werden, oder gingen sie nur zum Sterben dorthin? Letztlich blieb die Erkenntnis zurück, dass sich die Handlungsstränge zwar zeitlich von einander unterscheiden, Geld aber damals wie heute der alles entscheidende Faktor ist und Gewinn und Ansehen wichtiger sind als alles andere.


    Bisher wurde ich von noch keinem Roman Wolfram Fleischhauers enttäuscht, obwohl meine Erwartungshaltung bei jedem seiner Bücher sehr hoch war. „Die Frau mit den Regenhänden“ ging mir aber besonders unter die Haut. Vielleicht lag es daran, dass die Thematik so aktuell war.

  • Inhaltlich wurde bereits alles Nennenswerte gesagt. Deshalb werde ich mich diesmal nur auf meine Meinung beschränken:


    Einmal angefangen, konnte ich nicht mehr aufhören, weshalb ich die 488 Seiten innerhalb von drei Tagen an einem Stück weggelesen habe. Nur einmal musste ich eine Pause einlegen, damit ich nicht an meinen Gefühlen ersticke: bevor ich den Epilog las, gönnte ich mir eine Stunde Unterbrechung. Zu recht - so kam er noch viel besser zur Geltung!


    Innerhalb der ersten beiden Dritteln überwog die historische Erzählung, während im letzten Drittel Bruno und Gaëtane im Mittelpunkt stehen und sich das Verhältnis der Geschichten zueinander umkehrt. Für mich ein sehr gelungener Schachzug! So wurde mir Bruno noch richtig sympathisch! Aber ich will nicht zuviel verraten...


    Besonders amüsant fand ich die Vorstellung Gaëtanes: schwarzes Kostüm, schwarze Strumpfhose und blaue Schuhe! Nicht wirklich, oder?! :shock:


    Inzwischen habe ich mir dazu natürlich ein paar Gedanken gemacht :wink: und kam den Gedanken, dass man da sehr schön etwas hineininterpretieren könnte...



    Der Roman löste bei mir eine breite Spanne von Gefühlen aus: reges Interesse an der französischen Geschichte, Spannung, Ekel, Freude, Angst, Empörung, Wut, Mitleid ...


    Das Buch hatte alles, was es brauchte und im Gegensatz zu "Drei Minuten mit der Wirklichkeit" fand ich hier auch das Ende überaus gelungen.


    Warum bekommt das Buch trotzdem nicht die volle Punktzahl auf meiner subjektiven Werteskala?
    Zwischendurch erschienen mir die geschichtlichen Details die eigentliche Handlung etwas zu beeinträchtigen und ich kam mir leicht verloren vor, weil ich nicht wusste wohin sie steuert. Allerdings waren die Details ja immer informativ, gut recherchiert und mit der Freude am Erzählen eingebaut, so dass es eigentlich kein richtiger Kritikpunkt ist. Wolfram Fleischhauer ist einfach ein charmanter Autor, der sein Wissen gern weitergibt.

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +