Elmar Bereuter - Hexenhammer

  • Kurzbeschreibung
    Der neue historische Roman des Bestsellerautors über den Mann, der die Hexenverfolgung erfand
    Elmar Bereuter schildert in seinem neuen Roman spannend und dramatisch die Anfänge des Hexenglaubens, den Lebensweg des Heinrich Institoris und zeichnet die Entstehungsgeschichte eines der verheerendsten Bücher der Weltliteratur nach. Die Fälle sind fast alle historisch belegt, es kommen die angeklagten Frauen, ihre fassungslosen Ehemänner und Kinder zu Wort, Gelehrte und Richter, Verteidiger und Mönche geben Einblick in die Stimmung dieser Zeit und das ausgehende Mittelalter, die Menschen und ihre Ängste, Hunger und Not, Glauben und Aberglauben, aber auch die Hoffnung auf ein neues Zeitalter werden hier wieder lebendig.


    Klappentext
    1479 wird der Dominikanermönch Heinrich Institoris zum Inquisitor der Provinz Alemannia ernannt. In dieser Zeit leiden die Menschen unter Missernten und Hungersnöten. Sollten womöglich Hexen, die sich mit dem Satan verbündet haben, dafür verantwortlich sein? Von vielen Seiten angefeindet, aber auch offen gefördert und unterstützt, begibt sich Institoris auf seinen Kreuzzug, den er zunehmend auf die von ihm verachteten und trotzdem gefürchteten Frauen... Lesen Sie mehr


    Diesen biographischen Roman habe ich mir letzte Woche gekauft. Gibt es hier jemanden, der ihn schon gelesen hat und mir seine Meinung dazu sagen kann? :?:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Nein, gelesen habe ich das noch nicht. Aber was meinst du mit einem der verheerendsten Bücher der Weltliteratur? Den "Hexenhammer"? Das würde ich nicht als Literatur bezeichnen.

  • @ Jannmaat


    Literatur ist der Hexenhammer sicherlich nicht, aber den Buchstatus musst du ihm schon zuerkennen...immerhin wurde das Werk auch schon damals auf Papier gedruckt und zu Buchform gebunden...



    LG schnakchen

  • Ja richtig, ich erkenne ihm den Buchstatus zu und erkenne es auch als Literatur an. Meine persönliche Definition von Literatur hatte mit der eines Lexikons recht wenig gemeinsam. :mrgreen: Aber mich würde wirklich interessieren, ob es sich um dieses Buch handelt. Ich weiß nicht so viel darüber und dachte der Hexenhammer hätte sich so nach und nach entwickelt. :scratch:

  • Nicht ich habe den Hexenhammer ("Malleus Maleficarum") als Literatur bezeichnet, sondern der Rezensent von amazon.de, der die Inhaltsangabe geschrieben hat.
    Aber verheerend war die Wirkung dieses Buches auf alle Fälle gewesen, der durchgeknallte Institoris hat sicherlich Tausende von Toten auf dem Gewissen.
    Vielleicht geht aus dem biographischen Roman von Elmar Bereuter hervor, warum er psychisch gestört war/wurde.

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  • @ Jannmaat
    Naja ein Lexikon ist bzw. war der Hexenhammer aber eigentlich auch nie, sondern eher eine Do-it-yourself Anleitung für Richter bei Hexenprozessen. Er wurde von Institoris geschrieben, um andere von seinen umfassenden Erfahrungen profitieren zu lassen. Erweitert wurde er meines Wissens nach nicht, sondern nur durch andere spätere Werke ergänzt.
    Da ich mir jetzt meines schon etwas verschütteten Wissens aber auch nicht mehr ganz sicher war, hab ich mich nochmal sicherheitshalber im Internet schlau gemacht:


    Der Autor des sogenannten Hexenhammers war der Inquisitor und Dominikaner Heinrich Institoris.
    Er wollte aufgrund seiner "negativen" Berufserfahrung eine Grundlage für die Hexenverfolgungen schaffen. Im Jahre 1487 wurde der Hexenhammer erstmals in Straßburg gedruckt. Das Buch hatte großen Erfolg und wurde bei kirchlichen Richtern zum Handbuch für alle Fragen der Hexerei.


    Das Werk bestand aus drei Teilen.


    1. Hexerei
    2. Wirkung der Hexerei
    3. Hexenprozessrecht (Ein criminalindex für Hexenprozesse)


    Im Hexenhammer wird auch die Weiblichkeit der meisten Hexen angesprochen und logisch erklärt. .



    LG schnakchen

  • und muss sagen, das Buch hat mir gut gefallen. Obwohl ich früher bereits viel über die Zeit der Hexenverfolgungen gelesen habe, wusste ich noch nicht, dass nach Ergebnissen der neueren Forschung Jakob Sprenger KEIN Co-Autor war, sondern Institoris ihn ohne sein Wissen als solchen angegeben hat. Noch erstaunlicher fand ich es, dass Institoris die Hexenbulle "Summis desiderantes affectibus" geschrieben und dem Papst zur Unterschrift aufgenötigt hat...
    Ein empfehlenswertes Buch!

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  • Über den Autor:
    Elmar Bereuter, geboren 1948 in Lingenau als ältestes von vier Kindern einer Bauernfamilie im Bregenzerwald, verbrachte seine Kindheit zwischen Dorfleben, Alpwirtschaft und Internat. Nach einer Karriere als PR-Manager gründete er 1991 eine Werbeagentur. Nach dem Bestseller „Die Schwabenkinder“, der Anstoß zur gleichnamigen Verfilmung mit Tobias Moretti war, begann ein neuer Abschnitt als Schriftsteller. Es folgten die Romane „Hexenhammer“, „Die Lichtfänger“ und „Felders Traum“.
    (Quelle: Klappentext im Buch)


    Buchinhalt:
    Anfang des 15. Jahrhunderts setzt mit dem Beginn einer Kleinen Eiszeit ein Klimawandel ein. Ein Phänomen, das den damals Lebenden unbekannt ist. Wer also trägt die Schuld an den schlimmen Missernten, an den Lawinen, an der Kälte und den Hungersnöten, unter denen die Menschen zunehmend leiden? Heinrich Institoris, 1479 zum Inquisitor der Provinz Alemannia ernannt, weiß die Antwort: Es sind die Hexen, die sich mit dem Satan verbündet haben. 1486 verfasst er den „Hexenhammer“, eine unheilvolle Anleitung zur Hexenjagd, die mit 29 Auflagen zu einem der ersten großen Bucherfolge werden sollte. Schon bald brennen in Deutschland, der Schweiz, in Österreich und Oberitalien die Scheiterhaufen, und immer mehr unschuldige Frauen, aber auch Männer, fallen dem Hexenwahn zum Opfer. Obwohl es zunehmend gefährlicher wird, beginnen die Menschen auch in seinem Umfeld gegen den fanatischen Hexenjäger und seinen unmenschlichen Glauben aufzubegehren.....
    (Quelle: Klappentext im Buch)


    Das Buch umfasst 395 Seiten und ist gegliedert in Prolog, Buch I Formicarius und den auf Seite 125 beginnenden Hauptteil Buch II Malleus Maleficarum, der 31 Kapitel umfasst. Vorangestellt ist eine Karte Mitteleuropas um 1500, angehängt eine einseitige Nachbemerkung sowie ein zweiseitiges Glossar.


    Meine Meinung:
    Das Buch beginnt mit einem Prolog über das Wirken des Landvogts Peters von Greyerz, der im 14. Jahrhundert im Simmental in der Schweiz aus politischen Gründen die ersten Hexenprozesse initiierte. Mit dem Buch I leitet der Autor über in das 15. Jahrhundert, in dem der im Allgäu geborene Dominikanerpater und Kirchenreformer Johannes Nider sein berühmtes Buch „Formicarius“ schrieb, das als Predigerbuch geschrieben, doch von Heinrich Institoris einseitig in seinem „Hexenhammer“ zitiert und integriert wurde. Mit diesem umfassenden vorbereitenden Start bereitet Elmar Bereuter den Leser vor auf das Klima und die Gedankenwelt der Zeit, in der die Inquisition durchaus nichts von Hexenverfolgung hielt und der Hexenwahn noch nicht so weit verbreitet war. Im Gegenteil gab es in der Kirche den Versuch, die aufkommende Hexenangst zu bekämpfen.


    Im Hauptteil des Buch II wird der Dominikanerpater Heinrich Institoris (1430 – 1505) dem Leser direkt in seiner Funktion als Hexenjäger präsentiert, indem die Geschichte in Ravensburg mit einem typischen Hexenprozess startet. In der Folge gelingt es dem Autor, uns den Dominikanerpater als absoluten Fanatiker vorzustellen, der er wohl gewesen ist. Historisch verbürgte Fakten und Prozesse verarbeitet Bereuter geschickt in der Geschichte und lässt das Bild eines in Hass erstarrten Fanatikers auferstehen, der vor absolut nichts zurückschreckt, um seinen Willen und seine Ansichten zur allumfassenden Wahrheit aufzupumpen und gegen jeden Widerstand durchzudrücken. Das Bild, das hier gezeichnet wird, lässt einen unwillkürlich an einen geifernden, tollwütigen Hund denken, der wild um sich beißt – so habe ich mir diesen fanatischen Mönch auch schon immer vorgestellt.
    Gleichzeitig arbeitet der Autor auch den Widerstand heraus, der Institoris hauptsächlich in seinem Confrater Jakob Sprenger entgegentritt – aber auch in den Personen des Bischofs von Brixen Georg Golser und des Erzherzogs Siegmund von Tirol, die den Hexenprozess in Innsbruck sehr schnell als unrechtmäßig entlarvten und den Dominikaner des Landes verwiesen. Doch leider konnte niemand den Siegeszug dessen Machwerks als erster „Bestseller“ des Buchdrucks aufhalten, dem in den folgenden Jahrhunderten ca. 60 000 Menschen in Europa zum Opfer fielen. Erst über ein Jahrhundert später verfasste der Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld sein berühmtes Gegenbuch „Cautio Criminalis“ und selbst der mächtige Jesuitenorden hatte Schwierigkeiten, nach Bekanntwerden der Urheberschaft seinen Bruder vor Verfolgung zu schützen.


    Als für mich schöne Beigeschichte erfährt der Leser sehr viel über die Geschichte des Buchdrucks und wie Gutenberg die Macht über seine Erfindung verliert und andere den Nutzen daraus ziehen.


    Sprachlich liest sich das Buch leicht und Elmar Bereuter hat mich sofort eingefangen, aber es handelt sich nicht um eine hoch-anspruchsvolle Literatur – die ich aber auch nicht erwartet habe. Mir war wichtig, ein gut recherchiertes Buch zum Thema zu lesen, und das habe ich hier vorgefunden.


    Mein Fazit:
    Ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der sich für die Geschichte der Hexenverfolgung interessiert und einen guten Einstieg hierfür sucht. Aber auch bereits an dem Thema Interessierte finden viele neue Informationen rund um das Thema des „Hexenhammers“, da Bereuter nach meinem Empfinden auf dem neuesten Stand der Forschung geschrieben hat.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • @Squirrel
    Vielleicht wäre dieses Buch dann auch etwas für Dich:


    Ich hab alle drei andren Bücher von Bereuter, die hier bereits rezensiert wurden, auf meine Wunschliste gepackt :mrgreen: die "Schwabenkinder" kenn ich als hervorragenden Film und ich bin da ja nicht weit weg vom "Ort des Geschehens"…. und die Lichtfänger sind natürlich mein Thema :lechz:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

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  • und die Lichtfänger sind natürlich mein Thema


    Meins auch. :loool: "Die Schwabenkinder" kenne ich nur als Film. Nachdem ich einen Film schon kenne, bin ich nicht mehr so motiviert, noch das Buch zu lesen - eher andersrum: erst das Buch, dann den Film.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
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  • Meins auch. :loool: "Die Schwabenkinder" kenne ich nur als Film. Nachdem ich einen Film schon kenne, bin ich nicht mehr so motiviert, noch das Buch zu lesen - eher andersrum: erst das Buch, dann den Film.

    Ich bin schon neugierig, wie gut und nah am Buch der Film ist - ich seh es mal anders rum (ausnahmsweise): wie gut muss erst das Buch sein, wenn der Film schon hervorragend und beeindruckend ist :thumleft: in der Regel lese ich aber auch erst das Buch - und seh den Film dann oft doch lieber nicht :uups:

    viele Grüße vom Squirrel



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  • zurück zum Hexenhammer

    Habe das Buch vor einiger Zeit aus einem öffentlichen Bücherregal gezogen und Gestern angefangen zu lesen.

    Wenn es um beschriebene Grausamkeiten geht, bin ich bei Filmen eigentlich relativ wenig zimperlich, aber bei Büchern ist das schon ein bissel anders.

    Da kann ich nicht so viel Vertragen und ich habe direkt aufgehört weiter zu lesen, als die Szene mit den Daumenschrauben rum war.

    Nein, das Buch ist nix für mich, und ich will gar nicht wissen, was da noch für Foltereien weiter im Buch beschrieben werden.

    >> Kommt zurück ins öffentliche Bücherregal