Maja Lunde - Die Geschichte des Wassers / Blå

  • Kurzmeinung

    Nilu
    Gutes Buch, aber nicht so berührend wie „Die Geschichte der Bienen“
  • Kurzmeinung

    Klarascha
    Das Thema macht deutlich, dass wir kurz vor 12 leben. Gut geschrieben, hätte aber gern etwas kürzer sein können.
  • Die Geschichte des Wassers, Roman von Maja Lunde, 480 Seiten, erschienen im btbVerlag.
    Zweiter Teil des literarischen Klima-Quartetts, das sich mit den Folgen des menschlichen Handelns für die Natur beschäftigt.
    Lunde erzählt auch die Geschichte des Wassers, wieder in zwei Zeitebenen und zwei nebeneinanderlaufenden Erzählsträngen.
    In der Geschichte geht es um Wasser und den Konflikt darum. Der dystopische Teil spielt in Südeuropa 2041, wo fünf Jahre hintereinander Dürre und schreckliche Waldbrände herrschen. Dort treffen wir einen jungen Vater, der mit seiner kleinen Tochter auf der Flucht ist. Sie haben Mutter bzw. Frau und Bruder /Sohn bei einem Feuer verloren und versuchen, sie zu finden. In einem Flüchtlingslager kommen die Beiden unter. Trinkwasser ist mittlerweile das höchste Gut.
    Parallel dazu im Jahr 2017 begegnet man Signe, die fast 70 Jahre alt ist. Sie ist in einem Dorf an der Westküste Norwegens aufgewachsen und kehrt dorthin zurück, weil aus dem Gletscher dort Eis gewonnen werden soll. Diesen Gletscher liebt sie seit ihrer Kindheit und deswegen will sie seine „Ausbeutung“ verhindern. Wie verbinden sich beide Stränge der Erzählung?
    Die handelnden Personen sind gut beschrieben und handelten durchgehend nachvollziehbar. Der Erzählung konnte ich zu jeder Zeit folgen. Die Kapitel sind abwechslungsweise im personellen Stil aus der Sicht Davids und Signe geschrieben. Am Ende jedes Kapitels ist die Spannung hoch, was mich dazu veranlasste, das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu können. Das Erscheinen des Namens der erzählenden Person, am Fuß der Seite, ist sehr hilfreich um den Überblick zu behalten.
    Durch auffallend lebendige Dialoge und, der ihr eigenen bildhaft beschreibenden Sprache hat es die Autorin geschafft, dass ich mich bei der Lektüre hervorragend unterhalten habe. Solche Sätze wie: „…und nichts kann hässlicher werden als etwas, das einmal schön war.“ (S. 100) faszinierten mich. Der Gegenwartsstrang um David und Lou war für mich unterhaltsamer. Die Person Signe und ihre Aktionen blieben mir eher fremd. Am Ende ist es Maja Lunde auch gekonnt gelungen, die beiden Stränge für mich völlig unerwartet zusammenzufügen. Dieses Buch ist erneut eine Mahnung der Autorin nicht gedankenlos mit den als selbstverständlich erachteten Gaben der Natur umzugehen und auch niemals aufhören zu versuchen wollen, etwas zu ändern. Wieder ein beeindruckender Roman der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Erschreckend ist für mich der Gedanke, dass Kinder in der Zukunft als schöne „Gute Nacht-Geschichte“ erzählt bekommen, wie sich Regen anhört!
    Eine unbedingte Leseempfehlung von mir, für alle Maja-Lunde Fans und die Leser, die sich für Umweltthemen interessieren. Ich erwarte schon gespannt, die Themen der weiteren Teile des Klima-Quartetts. Gerne gebe ich 5 Sterne.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon

  • DAS BOOT HEISST HOFFNUNG

    Nach der „Die Geschichte der Bienen“ legte Maja Lunde nun „Die Geschichte des Wassers“ vor. Der Klappentext setzte in mir eine Erwartung frei, die ich nach dem Lesen des Buches nur in Ansätzen erfüllt sah. Der Anspruch, den das Thema Klimawandel bedingt, wurde m. M. nach mit diesem Buch nicht erfüllt. Das liegt nicht am Unvermögen der Autorin sich auszudrücken, sondern wie sie ihre Hauptpersonen (vor allem Signe) agieren läßt und wie die beiden Handlungsstränge miteinander verbunden werden.

    Doch der Reihe nach:

    Auf 474 Seiten läßt die Autorin die Ich-Erzähler Signe und David abwechselnd zu Wort kommen. Diesen ständigen Wechsel empfinde ich nicht gerade als Vorteil. Vor allem bei der norwegischen Protagonistin Signe, die ja aus der Gegenwart im Jahre 2017 berichtet und immer wieder in die Vergangenheit in ihren Erinnerungen abdriftet, erscheint das sehr einseitig und teilweise sehr engstirnig. Ihr Verhalten bezeichne ich als übermotiviert und oft unangemessen. Der Kampf Signes gegen das Wasserkraftwerk in ihrer Heimat kommt mir vor wie ein Kampf gegen Windmühlen. Sie ist eine couragierte Umweltaktivistin für die es keine Grenzen gab und gibt, mittlerweile um die 70 Jahre alt. Die Naturschützerin sucht ihre alte Heimat mit dem Ziel auf, den Abbau des Gletschereises zu boykottieren. Die Leute holen aus dem Gletscher das Eis, damit es die Reichen in den Wüstenstaaten in ihren Drink geben können. Sie packt resolut einige Kisten ein und macht sich mit ihrem Segelboot auf den beschwerlichen Wasserweg nach Frankreich zu ihrer Jugendliebe Magnus, der inzwischen dort lebt. Und ab hier fragte ich mich, wann nimmt denn die Geschichte nun richtig Fahrt auf? Was bezweckt Signe mit ihrem Tun? Warum macht sie das?
    Die andere Handlungsebene beginnt im Jahre 2041 in Frankreich. David, ein sehr junger Vater, befindet sich mit seiner Tochter Lou auf der Flucht aus seiner Heimat, einem Ort namens Argelés. Das Traumziel sind die im Roman namenlosen „Wasserländer“ im Norden, weil eine große Dürre herrscht, das Land verbrannte. Das Wasser wurde immer knapper. Beide stranden erst einmal in einem Flüchtlingslager bei Timbaut. Dort wollen sie auf die Mutter Anna und das Baby August warten, die sie auf der Flucht aus den Augen verloren hatten. Die Verhältnisse im Lager sind katastrophal. Als David und Lou das Boot in einem verwilderten Garten in der Nähe finden, war mir klar, wie Signe von vor 24 Jahren ins Bild paßt...


    Maja Lundes Schreibstil empfand ich wie schon bei den „Bienen“ als angenehm. Es läßt sich gut lesen. Sie besitzt ein großes Erzähltalent, was sich aber für mich nicht in der Logik ihres gesamten Romans widerspiegelt. Die Autorin beschreibt ein großes Thema, das mich in der Art und Weise, wie es mit den Geschichten um David und Signe erzählt wurde, leider nicht wirklich überzeugte.

    Schon bei den Bienen fehlte mir das wirklich verbindende Element in der Geschichte, das Große und Ganze. Hier beim „Wasser“ wird auf gesellschaftliche Verhältnisse so gut wie gar nicht bzw. sehr vage eingegangen. Es sind nur 24 Jahre, die vergehen, aber wo sind die Anzeichen einer Wasserkatastrophe beschrieben? Wo ist die beängstigende, bedenkliche Gefahr? Es wird, wenn überhaupt, nur postuliert.


    David und Signe bleiben als Charaktere zu blass. Die anderen Personen im Roman sind leider nur Randfiguren, die dem Leser zur Begutachtung, Betrachtung, Beurteilung aus der Sicht der Erzähler vorgestellt werden. Auch sie blieben mir zu farblos. Insgesamt fehlte mir eine ausreichende Erörterung der beunruhigenden Fakten rings um das Thema Wasser.


    Maja Lunde macht es mir sehr schwer eine Bewertung zu finden. Die „Bienen“ haben mir trotz ebenfalls einiger Abstriche besser gefallen. Ich vergebe 3,5 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


  • Bedeutung des Wassers



    „Die Geschichte der Bienen“ war das erste Buch welches ich von der Autorin gelesen habe - und dieses ist ebenfalls toll geworden.


    Die Geschichte ist in zwei Teilen aufgeteilt - in unsere aktuelle Zeit und dann gibt es noch eine Zukunftssicht, welche im Jahr 2041 spielt. Das ganze spielt jeweils einmal Norwegen, und einmal in Frankreich. Im aktuellen Teil erfährt man viel aus Sicht von Signe, einer eigenwilligen und rebellischen Frau die mit ihrem Boot die Meere erobert. Der Teil das Jahr 2041 betreffend handelt von dem jungen Vaters David, der in einem Lager in Frankreich festsitzt und auf die Ankunft seiner verschwundenen Frau und seines Sohnes wartet.


    Der Schreibstil ist besonders - da dieser sehr direkt ist und nichts verschönert/verschleiert - er erreicht sein Ziel, den Leser zum Nachdenken anzuregen.


    Ein tolles Buch - die Handlungsstränge der beiden Zeiträume würde ich jetzt nicht als total "spannend" beschreiben, aber als interessant - ein wichtiges Thema wird hier in einer interessanten Form aufbereitet. Ich hoffe, dass dieses Buch viele Leute erreicht, denn es geht um ein sehr bedeutendes Thema und ein erschreckendes Zukunftsbild zeigt.



  • Gelungene Geschichte mit kleinen Schwächen


    Abwechselnd erzählt Maja Lunde dem Leser aus dem Leben der beiden Protagonisten. David floh mit seiner Tochter Lou in ein Auffanglager. Getrennt von seiner Frau und seinem Sohn, muss er sich nun alleine um Lou kümmern und alleine entscheiden. Lunde schafft es sehr gut, seine Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Frau und Kind, seinen inneren Zwiespalt und Widerspruch nachvollziehbar und eindringlich darzustellen. Als Leser ist man betroffen von seiner Situation und fühlt mit ihm.
    Auch Signes Gedanken und Gefühle sind anschaulich und nachvollziehbar geschildert. Sie ist eine starke Frau mit eigener Meinung und steht für die Umwelt und den Naturschutz ein. Ihr Handlungsstrang war durchflochten von einem Rückblick auf ihr Leben, das eng mit ihrem Heimatdorf und dessen Gletscher verbunden ist.

    Wie in Die Geschichte der Bienen ist auch in diesem Buch der Schreibstil von Maja Lunde wieder herausragend. Ich liebe den Wechsel zwischen langen und kurzen Sätzen und die vorher noch nie gelesenen Vergleiche.

    Insgesamt hat mir dieses Buch wieder sehr gefallen, auch wenn es im Vergleich zum Vorgänger etwas schwächer ist. Aber Die Geschichte der Bienen ist für mich einfach perfekt, da konnte Die Geschichte des Wassers meiner Meinung nach nicht besser werden. Darüber hinaus ist mir der Einbau von Fakten über das Wasser, dessen Verschmutzung und der Knappheit in dem in der Zukunft spielenden Handlungsstrang zu kurz gekommen und hätte mehr Potenzial gehabt. Zudem wirkt Davids Geschichte auf mich noch nicht fertig erzählt.


    Fazit

    Auch wenn ich den Vorgänger deutlich besser finde und mir in Die Geschichte des Wassers einige Aspekte fehlen, ist Maja Lunde wieder ein tolles Buch mit einer berührenden und zum Nachdenken anregenden Geschichte gelungen.

    4/5 Sternen

  • Ich trinke, also bin ich?


    Wer die etwas langatmigen ersten Abschnitte dieses Buches übersteht, wird belohnt. Und zwar mit einem nachdenklich machenden Roman über Luxus, Vergänglichkeit und Miteinander. Maja Lunde hat nur wenige Hauptfiguren gewählt dafür seziert sie diese vorsichtig und wirft viele Fragen auf.

    Wie sehr bestimmt unsere Vergangenheit, unsere Kindheit, wer wir jetzt sind? Was könnte in Europa passieren, wenn die Klimaerwärmung noch ein paar Jahrzehnte so voranschreitet? Lunde stellt Thesen auf, erfindet ein erschreckendes Szenario und lässt den so normalen Griff zur Wasserflasche plötzlich in anderem Licht erscheinen.


    Kein Eis, kein Regen, kaum Trinkwasser. Wollen wir das wirklich? Können wir das verantworten? Oder wird alles schon nicht so schlimm werden, wenn wir den Kopf nur tief genug in den Sand stecken? Sand jedenfalls sollten wir dann genug haben, wenn ganze Landstriche ausdörren und unbewohnbar werden. Das jedenfalls passiert - bis jetzt nur - im Roman. 2041 begleitet der Leser eine kleine Familie, Vater und Tochter, auf der Flucht. Der Flucht vor Hitze, Flammen und Verdursten.


    Das Buch macht durstig. Durstig nach Wasser, aber auch nach Lundes Erzählstil, nach ihren Charakteren und wunderbaren Geschichten. “Die Geschichte des Wassers” ist eine kleine Mahnschrift, aber genauso ein schöner, eigenwilliger Roman um zutiefst menschliche Gedanken und Gefühle.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Wie bereits „Die Geschichte der Bienen, des ersten Bands des geplanten „Klima-Quartetts“, lässt sich auch dieses Buch gut und flüssig lesen. Statt Stränge aus drei zeitlich und örtlich verschiedenen Epochen werden hier zwei erzählt, die zeitlich nur 24 Jahre auseinander liegen.


    2017. Signe, Umweltaktivistin aus Norwegen, die sich in ihrem Kampf vor allem von ihrer Mutter, Hotelbesitzerin und um den Tourismus besorgt, und ihrem Freund Magnus verraten fühlte, begibt sich als fast 70-jährige auf eine Segeltour über den Atlantik zu besagtem Magnus, den sie mitverantwortlich für den Abbau des Gletschereises in ihrer Heimatregion macht.

    2041. Nach verheerenden Jahren der Dürre leben die Menschen im südfranzösischen Timbaut nahe Bordeaux in Lagern. Sie sind aus Dörfern und Städten der Gegend geflüchtet in der Hoffnung, irgendwie nach Norden zu gelangen, wo es noch Regen und Wasserreserven gibt. Unter ihnen sind David und seine 10-jährige Tochter Lou, die Mutter und der kleine Bruder werden vermisst. Die beiden entdecken das Boot, das Signe zurückgelassen hat, aus dessen Wiederherstellung sie Hoffnung schöpfen.


    Die beiden Erzählstränge verlaufen parallel ohne inneren Bezug nebeneinander her und erhalten auch am Ende, anders als der erste Band, keine inhaltliche Verknüpfung. Sieht man von Signes Hinterlassenschaft ab, die David und Lou zufällt.


    Was passiert ist, wie sich genau die Klimakatastrophe darstellt, die zwischen 2017 und 2041 über Mitteleuropa hereinbricht, erfährt man nicht. Auch nimmt das Buch keinen Bezug darauf, dass in weiten Landstrichen auf der Welt bereits seit Jahrzehnten Dürre herrscht. Eine real mögliche Bedrohung verschwindet hinter der Dystopie-Atmosphäre des 2041er-Erzählstrangs.


    Pech für das Buch, dass es zu einer Zeit auf den deutschen Markt kam, in der man hier an vielen Orten eher mit Hochwasser als mit Trockenheit kämpfte. Auch wenn die möglichen Ursachen die gleichen sein können.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich muss gestehen, dass mich "Die Geschichte des Wassers" doch recht enttäuscht hat. Zugegeben, es liest sich flüssig und grundsätzlich finde ich auch die Idee der Autorin sehr gut, sich in jedem Band mit einem anderen relevanten Umwelt-Thema zu befassen. In "Die Geschichte der Bienen" ist ihr das gut gelungen, finde ich; den Roman mochte ich tatsächlich sehr, aber mit der "Geschichte des Wassers" bin ich nicht warm geworden.


    Vielleicht lag es daran, dass mir keiner der Protagonisten wirklich sympathisch war bzw. die Charaktere auch einfach zu blass blieben. Ebenso finde ich, dass das so wichtige und interessante Thema der Wasserknappheit oft überlagert wurde von kindischen Streitereien und seltsamen Liebeleien. Vielleicht bin ich ja spießig, aber an sich habe ich den Roman gelesen, weil ich erwartet habe, Maja Lunde würde das Thema ähnlich angehen, wie in ihrem ersten Buch. Dass ich nach dem Lesen ein Gefühl dafür hätte, was es bedeutet, wenn Wasser knapp wird. Nach der "Geschichte der Bienen" hatte man ein gutes Bild von einem möglichen Leben ohne Bienen, aber in diesem Buch?


    Und zum Ende:

    Das wenige an Thematik, was Maja Lunde sich hier aufgebaut hat, reißt sie am Ende selbst wieder ein. Wäre das Buch nicht so hübsch und würde es nicht so perfekt neben meine Ausgabe von "Die Geschichte der Bienen" passen, es wäre schon längst wieder ausgezogen. Für die Folgebände hoffe ich das Beste.


    :bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Die Grundkonstruktion von Die Geschichte des Wassers gefällt mir durchaus.

    Die Autorin konstruiert zwei nebeneinander laufende Handlungsstränge, bei denen sie die Protagonisten

    streng polarisiert.


    Signe: Jetztzeit - eine alte/ältere Frau - sie bewegt sich von Norden nach Süden - sie ist die Eisbotin

    David: eine Generation später - ein junger Mann - er bewegt sich von Süden nach Norden - ihm wird das Feuer zugeordnet.


    Beide haben gemeinsam, dass sie reisen, und sie treffen indirekt auch aufeinander, wenn am Schluss die

    beiden Handlungsstränge miteinander verknüpft werden.

    Die Durchführung hat mir aber weniger gefallen. Die Erzählung kommt einfach nicht in Fahrt. Ewige Wiederholungen ermüden und lassen

    einen übers Abbrechen nachdenken.


    Die Ausgestaltung der Personen sagte mir nicht zu. Signe wird als rechthaberische und besserwisserische Person gezeichnet. Und David trauert zwar um seine Frau, was ihn aber nicht hindert, sofort eine neue Beziehung anzufangen. Seine Skrupel füllen wieder einige Seiten....


    Auch mit dem Plot konnte ich wenig anfangen. Wieso eigentlich will Signe Eis nach Südfrankreich bringen? Ja, ich weiß schon, um es ihrem Jugendgeliebten vor die Füße zu werfen - aber das schmilzt doch alles? Und wie praktisch: die Frau des Ex ist weg (wo sind die Kinder?), er hat nur auf sie gewartet und sie sitzen da auf dem Bankerl wie der Taugenichts am Schluss von "Aus dem Leben eines Taugenichts". Fehlt nur noch, dass sie Nüsse knacken.


    Es gibt noch mehr Unglaubwürdigkeiten, über die ich nicht hinweglesen konnte. Z. B. baut Magnus eine Bank aus Kanistern, die er teilweise in die Erde versenkt - merkwürdig.

    Bei der Sprache fiel mir auf, dass beide Personen trotz ihrer Unterschiede sehr ähnlich sprechen: bei beiden eine Aneinanderreihung von meist kurzen Hauptsätzen. Äußerst irritiert hat mich ein Zitat von Hannah Arendt: Die Banalität des Bösen.Man sollte doch wohl bitte sehr einen Unterschied machen zwischen dem Massenmord Eichmanns und dem Bau eines Wasserkraftwerks!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Maja Lunde - Die Geschichte des Wassers

    Von der Wichtigkeit des Wassers

    Hier in diesem Buch erzählt uns Lunde Geschichten ums Thema Wasser. Die Handlung des Buches wird in zwei Erzählstränge gegliedert. Der erste Erzählstrang spielt 2017 in Ringfjorden und Eidesdalen, Sogn und Fjordane, Norwegen; hier wird die Geschichte von Signe und ihrer Familie erzählt. Signe verkörpert die Umweltschützerin, ist 70 Jahre alt und immer noch von einem starken Kampfgeist erfüllt. Sie kann und will nicht nachvollziehen, wieso ein großer Teil der Menschheit nur noch den eigenen Vorteil sieht und auch bereit ist dafür vieles Unsinnige zu akzeptieren, lebt für den Umweltschutz und ist bereit für diesen auch viele persönliche Opfer zu bringen. Als der Gletscher in ihrer Heimatgemeinde aus Profitgründen abgebaut wird, reagiert sie und möchte aber auch eigene Altlasten aufarbeiten. Der Zweite Erzählstrang spielt 2041 in Timbaut, Bordeaux, Frankreich; hier beschreibt uns Lunde die Welt von David und Lou, Vater und Tochter. Die Familie von David flüchtet vor der Dürre und einem daraus resultierenden Brand in ihrer Heimatstadt Argelès. Auf der Flucht trennen sich die Wege des Vaters mit der Tochter von der Mutter(Anna) mit dem Sohn(August), beide sind geschockt und kommen in ein Flüchtlingslager nahe Timbaut. Hier warten und hoffen sie auf ihre Angehörigen und werden mit dem düsteren Endzeitszenario ihrer Welt konfrontiert. Beide Erzählstränge werden auch wieder geschickt miteinander verwoben. Wieder ist es ein informatives Buch, man erfährt so einiges zum Thema Wasser, aber es hätten noch durchaus mehr Informationen sein können, hier geht es vorrangig um die Ressourcenausbeutung und die Folgen davon. An Veränderungsstrategien wird nur die Meerwasserentsalzung erwähnt, da hätte noch durchaus mehr Platz finden können. Auch in der Handlung kommt es für mich leider nicht an die Geschichte der Bienen heran, es fehlt für mich die Tiefe des ersten Buches, das so überaus geschickte Erzählen des ersten Bandes fehlt für mich fast vollkommen. Hier hatte ich nur den Eindruck, es plätschert und plätschert und plätschert so dahin, es ist eine gewisse Spannung vorhanden, ja, auch ein Sog, ja. Besonders der erste Erzählstrang hat diesen, aber im zweiten Erzählstrang hat man fast den Eindruck, es ist ein anderer Autor, es fehlt für mich vollkommen die Tiefe der Geschichte, wie auch der Figuren, sie erscheinen einem sehr flach gezeichnet, fast schon nervend. Man möchte sie schütteln. Das hätte denke ich besser und spannender gezeichnet sein können. Die Art der Darstellung war sicher gewollt und damit sollte sicher auch der Schock des Verlustes der bisherigen Welt verdeutlicht werden. Aber leider konnte mich das nicht richtig erreichen.


    Das Buch lässt sich dennoch gut lesen und ist auch spannend geschrieben. Auch ein gewisser Sog ist merkbar. Aber dieses Buch kommt für mich nicht an die Bienen heran. Schade. Trotzdem sollte es gelesen werden, denn auch dieses Mal geht es um ein wichtiges Thema, das uns alle angeht und definitiv noch sehr angehen wird. Wie heißt es doch so treffend in einem guten und von mir sehr geschätzten Film. "Die Zeit der Wasserkriege kommt erst noch." Vielleicht sind sie auch schon da, wenn ich an die Arabische Welt oder Mittelasien denke.