Laetitia Colombani - Der Zopf / La Tresse

  • Kurzmeinung

    cocodrilla
    3 verschiedene Frauen, die am Schluss miteinander verbunden sind, liess sich einfach lesen, war interessant & spannend
  • Kurzmeinung

    Darcys_Lesestuebchen
    Ein unglaublich fesselndes Buch, was vor allem durch seinen ruhigen und sehr emotionalen Schreibstil unter die Haut ging
  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Drei Frauen, drei Leben, drei Kontinente – dieselbe Sehnsucht nach Freiheit
    Die Lebenswege von Smita, Giulia und Sarah könnten unterschiedlicher nicht sein. In Indien setzt Smita alles daran, damit ihre Tochter lesen und schreiben lernt. In Sizilien entdeckt Giulia nach dem Unfall ihres Vaters, dass das Familienunternehmen, die letzte Perückenfabrik Palermos, ruiniert ist. Und in Montreal soll die erfolgreiche Anwältin Sarah Partnerin der Kanzlei werden, da erfährt sie von ihrer schweren Erkrankung.
    Ergreifend und kunstvoll flicht Laetitia Colombani aus den drei außergewöhnlichen Geschichten einen prachtvollen Zopf.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)
    Laetitia Colombani wurde 1976 in Bordeaux geboren, sie ist Filmschauspielerin und Regisseurin. »Der Zopf« ist ihr erster Roman und sorgte gleich nach Erscheinen für internationales Aufsehen. Der Roman steht seit Erscheinen weit oben auf der amazon-Bestsellerliste und erscheint in 27 Ländern. Die Filmrechte sind bereits vergeben. Laetitia Colombani lebt in Paris.


    Allgemeines
    Titel der Originalausgabe: „La Tresse“, ins Deutsche übersetzt von Claudia Marquardt
    Erscheinungstermin: 21.03.2018 im Fischer Verlag als HC mit 288 Seiten
    Prolog – Kapitel ohne Nummerierung, jeweils mit dem Namen der jeweiligen Hauptfigur und deren Aufenthaltsort überschrieben – Epilog – Danksagung
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsorte und -zeit: Unterschiedliche Orte in Indien, Palermo (Sizilien), Montreal (Kanada), in der Gegenwart


    Zum Inhalt
    Der Roman schildert das Leben dreier Frauen völlig unterschiedlicher sozialer und geographischer Herkunft, die jedoch eine Gemeinsamkeit verbindet: Alle drei sind starke Persönlichkeiten, die sich nie unterkriegen lassen.
    Smita führt als Dalit (Unberührbare) in Indien ein menschenunwürdiges Leben. Am untersten Ende der gesellschaftlichen Hierarchie stehend, verbringt sie - wie schon ihre weiblichen Vorfahren – die Tage damit, im heimatlichen Uttar Pradesh die Exkremente der Angehörigen höherer Kasten mit bloßen Händen zu entsorgen, Toiletten gibt es im Dorf nicht. Smita will sich nicht mit diesem Schicksal abfinden, für ihre Tochter Lalita erhofft sie sich ein besseres Leben, inklusive Schulbildung. Doch dazu muss sie fern ihres Heimatdorfs ein besseres Leben suchen.
    Giulia ist die Tochter des Inhabers der schon lange im Familienbesitzes befindlichen Perückenfabrik Lanfredi. Als ihr Vater nach einem Unfall im Koma liegt, stellt sie zu ihrem Entsetzen fest, dass der Betrieb kurz vor dem Konkurs steht. Nur eine neue Geschäftsidee, der ihre Familie aus Gründen der Tradition ablehnend gegenübersteht, bietet die Chance, die Perückenfabrik noch zu retten.
    Sarah lebt als alleinerziehende Mutter und äußerst erfolgreiche Anwältin in Montreal. Als sie auf dem besten Weg ist, zur Nachfolgerin der Geschäftsleitung in der Kanzlei aufzusteigen, erkrankt sie an Brustkrebs. Obwohl sie sich dennoch verzweifelt bemüht, im Beruf weiterhin ihre volle Leistungsfähigkeit zu zeigen, muss sie die bittere Erfahrung machen, dass sie vom Chef und konkurrierenden Kollegen aufs Abstellgleis geschoben werden soll.


    Beurteilung
    Der Roman wird in drei alternierenden Handlungssträngen um drei starke Frauen, die einander nie persönlich begegnen, in schnörkelloser Sprache erzählt. Diese drei Handlungsstränge werden durch das Haar, das die Inderin Smita im Tempel von Tirupati dem Gott Vishnu opfert, das Giulia in Palermo zu einer meisterhaften Echthaarperücke verarbeitet und das Sarah nach ihrer Chemotherapie als Perücke einen Teil ihrer Würde zurückgibt, zu einem literarischen Zopf geflochten. In kursiv gedruckten Kurzabschnitten sind die Arbeitseindrücke einer anonymen Perückenmacherin in die fortlaufende Handlung buchstäblich eingeflochten.
    Die Charaktere der drei Protagonistinnen werden sehr gut ausgearbeitet, die drei Frauen aus komplett unterschiedlichen gesellschaftlichen Umfeldern ähneln einander in der Unbeugsamkeit ihres Willens.
    Anhand ihrer Lebensgeschichten erfährt der Leser allerhand über das erbarmungswürdige Leben der Frauen in den ländlichen Gebieten Indiens, über die Kunst der Perückenherstellung in Palermo mit den Arbeitsschritten von der Reinigung über die Depigmentierung bis zur Neu-Einfärbung der Echthaare und über den Einschnitt im Leben einer gut situierten, erfolgreichen Frau durch eine unvorhergesehene schwere Erkrankung. Es ist sehr berührend, diese Schicksale zu verfolgen und der Leser kann nicht umhin, sich mit den drei Frauen zu identifizieren und ihnen gegenüber Respekt zu entwickeln.
    In den Text sind einige indische und italienische Begriffe eingestreut, die vermutlich nicht allen Lesern bekannt sein dürften. Hier wäre ein Glossar im Anhang eine Bereicherung gewesen.


    Fazit
    Eine ebenso berührende wie faszinierende, kunstvoll zu einem „Zopf“ geflochtene Erzählung über die Schicksale von drei starken Frauen unterschiedlicher Herkunft, äußerst lesenswert!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Der Zopf - Laetitia Colombani


    Schicksale, die zum Nachdenken anregen



    Drei vollkommen unterschiedliche Frauenschicksale verknüpfen sich in "Der Zopf" auf ganz besondere Art. Zunächst kann man sich nur schwer vorstellen, welche Verbindung sich zwischen der kastenlosen Inderin Smita, die alles daran setzt, dass ihre Tochter einmal ein besseres Leben hat, der Sizilianerin Giulia, die unerwartet feststellen muss, dass das traditionsreiche Familienunternehmen kurz vor der Pleite steht, und der erfolgreichen Kanadierin Sarah, die plötzlich schwer erkrankt, ergeben könnte.


    Die Geschichte ist, genau wie ein Zopf, in drei unterschiedliche Teile gegliedert, die abwechselnd ins Zentrum rücken. In jedem der drei Handlungsstränge lernt man die jeweilige Hauptprotagonistin kennen und darf sie ein Stück auf ihrem Lebensweg begleiten. Die drei Frauen sind sehr unterschiedlich, doch sie zeichnen sich alle durch Stärke und Willenskraft aus, verlieren nicht die Hoffnung und stellen sich den Herausforderungen, die das Schicksal für sie bereithält. In jedem Strang wird man zum Nachdenken angeregt, sodass diese Geschichte noch lange nachwirkt.


    Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Er wirkt einfach, überrascht dann allerdings oft durch anspruchsvolle und beinahe poetische Zeilen. Die Frauen werden sehr lebendig und authentisch dargestellt. Man kann ihre Gedanken und Handlungen glaubhaft nachvollziehen und sich deshalb ganz auf die Geschichten einlassen, die sich am Ende verbinden.


    Ich habe mich beim Lesen dieses Debütromans außerordentlich gut unterhalten, da ich mich auf die Schicksale der drei unterschiedlichen Frauen einlassen konnte und sie gespannt verfolgt habe. Diese wunderbare Erzählung hat mich zum Nachdenken angeregt und wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Das Schicksal von drei Frauen auf drei verschiedenen Kontinenten wird von der Autorin Laetitia Colombani miteinander verflochten wie ein Zopf, dabei haben die Frauen schon aufgrund der Entfernung nichts miteinander zu tun. Aber sie verbindet eine Sehnsucht nach Freiheit.

    In Indien gehört Smita zur untersten Kaste und ist wertlos. Sie muss daher mit den bloßen Händen die Toiletten der Höhergestellten saubermachen. Aber auch sonst geht es ihr schlecht. Ihre Tochter soll es einmal besser haben und Smita tut alles, damit ihre Tochter Schreiben und Lesen lernen kann.

    Giulia auf Sizilien soll das Familienunternehmen weiterführen, da ihr Vater nach einem Unfall dazu nicht mehr in der Lage ist. Sie stellt fest, dass die letzte Perückenfabrik Palermos vor dem Bankrott steht.

    Die erfolgreiche Anwältin Sarah erfährt ausgerechnet von ihrer schweren Krankheit, als sie Partnerin in einer Kanzlei werden kann.

    Jeder der drei Frauen hat in ihrem Leben zu kämpfen, aber sie sind stark genug, um ihr Schicksal anzunehmen und ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Jede von ihnen ist sehr gut und authentisch beschrieben, so dass man sich in sie hineinversetzen konnte. Aber am meisten hat mich das Schicksal von Smita berührt, da ich dieses Kastensystem nicht menschlich finde und es schrecklich ist, was die Mitglieder der unteren Kaste erdulden müssen.

    Ich denke, dass nicht jedem dieses Buch gefallen wird, mich hat diese intensive und berührende Geschichte gepackt. Am Ende gab es dann doch noch eine Verbindung, aber ich will nicht zu viel verraten.

    Ich kann für dieses Buch, das nachdenklich stimmt und sehr berührend ist, nur eine Empfehlung aussprechen.

  • WoW!


    Smita lebt in Indien und arbeitet als Kloputzerin um ihre Familie zu ernähren. Ihr Traum und ihre lebensbestimmende Hoffnung ist, dass Töchterchen Lalita die Schule besuchen und lesen und schreiben lernt. Sie soll es besser haben als Smita.

    Giulia ist die Tochter eines Perückenmachers in Palermo, Sizilien. Als ihr Vater verunfallt, ist sie für die Firma verantwortlich. Als Giulia beim Aufräumen verhängnisvolle Akten entdeckt, wirbelt das ihr bisheriges Leben völlig durcheinander.

    Sarah ist geschieden, Mutter dreier Kinder, und lebt in Montreal, Kanada. Sarah arbeitet als Anwältin in einer Führungsposition und gilt als Powerfrau….bis eine Situation eintritt, die ihr ganzes, gut organisiertes, Leben durcheinander bringt.


    In drei Erzählsträngen erzählt die Autorin über drei Frauen, die in verschiedenen Ländern leben und deren Lebensumstände unterschiedlicher nicht sein könnten. Lange Zeit wartete ich gespannt auf die Verbindung der Stränge, denn ich konnte mir kaum vorstellen, wie das schlüssig möglich sein könnte ? Plötzlich, mitten im Buch, habe ich realisiert, dass der Reiz dieser Geschichte nicht die mögliche Verbindung, sondern die getrennt erzählten und sehr unterschiedlichen Geschichten sind. Zu lesen, wie eine jede der Frauen um Anerkennung, Gesundheit, das Lebenswerk, bestmögliche Ausbildung für das Kind und /oder gleiche Rechte für Frau und Mann, arm und reich, kämpft ist grandios. Und das immer in Bezug zu den Lebensumständen des jeweiligen Landes. Oft waren die Wechsel der Stränge, wie zum Beispiel zwischen der armen Smita und der reichen Karrierefrau Sarah wie ein kleiner Kulturschock.

    Mich hat nicht jede Geschichte gleich berührt. Von Beginn weg, hat mich zum Beispiel die Story um Smita in Indien fasziniert. Smita ist ein starke Frau, die kämpft, dass ihre Tochter Lalita die Schule besuchen kann. Die Kraft , aber auch den Mut, etwas gegen die starren Fesseln der indischen, reichen Übermacht zu tun, empfand ich als berührend.

    Bei Sarah und ihrer Geschichte brauchte ich eine Anlaufzeit. Was erst sehr oberflächlich daher kommt, mausert sich zu einem echten Kampf, der doch so typisch für die heutige Welt ist. Eine Frau muss ihren Mann stehen im Job. Krankheit, Kinder und Abwesenheiten wird als Schwäche ausgelegt und entsprechend vergolten.

    Länger brauchte ich, um mit Giulia warm zu werden. In dem Strang hatte ich lange Zeit das Gefühl, die Handlung plätschert…bis fast ganz am Schluss etwas geschieht, dass mich staunend und überrascht hat durch die Geschichte fliegen lassen.

    Der Schreibstil ist sehr minimalistisch. Fast ohne direkte Rede könnte man meinen, dass der Inhalt dadurch oberflächlich und mit grosser Distanz zu lesen ist. Ich weiss nicht, wie die Autorin es geschafft hat, in all der Sachlichkeit den Figuren Gefühl und Leben einzuhauchen. Es ist jedoch gelungen!

    Der Titel und das Coverbild spiegelt wunderbar die drei Geschichten, die zu drei einzelnen Strängen gefasst und doch miteinander verbunden sind. Wunderbar die Symbolik darin und äusserst passend zum Inhalt des Buches. Die Verflechtung der einzelnen Stränge ( ja, es gibt eine Verbindung), ist genau dieser Moment, in Büchern, den ich so liebe! Fassungslos wie einfach die Verbindung sein kann, frage ich mich, warum ich nicht eher an diese nahe liegende Möglichkeit gedacht habe? Ich mag, dass mich die Autorin überraschen konnte. Ich liebe, die Symbolik hinter den Gemeinsamkeiten der drei Frauen.

    Für mich ist dieses Buch, eines der besten, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

  • Durch den BT bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und konnte es mir aus der Bücherei leihen

    Ich verzichte auf die Inhaltsangabe und teile nur meine Meinung mit :


    Die Idee,dieses Buch zu schreiben,finde ich großartig.Drei Frauen,aus drei verschiedenen Ländern und Schichten so miteinander zu verbinden,finde ich toll.

    Aber die Umsetzung hat mir überhaupt nicht gefallen.

    Ich bin mit dem Schreibstil in keinster Weise warm geworden,ich fand ihn oberflächlich und irgendwie "runtererzählt".Das war für mich nicht mehr nur schnörkellos,sondern lieblos.Auch die wörtliche Rede ,die sehr selten vorkam,wurde nicht so gekennzeichnet,wie ich es mir gewünscht hätte.

    Dadurch wird mir dieses Buch wahrscheinlich nicht lange im Kopf bleiben-oder vielleicht doch,weil ich so enttäuscht wurde


    Deswegen bekommt dieser Bestseller von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:,weil die Idee gut war,mir der Schreibstil aber nicht gefallen hat

  • Mutige Frauen


    Der Zopf, Roman von Laetitia Colombani, 288 Seiten, erschienen bei S. Fischer.
    Drei Frauen, drei Leben, drei Kontinente – ein Zopf.
    Dies hier ist die Geschichte von drei Frauen die unterschiedlicher kaum sein können. Smita in Indien als Abschaum der Menschheit geboren, versucht mit allen Mitteln ihrer Tochter Lalita ein besseres Leben zu ermöglichen. Giulia die Italienerin versucht nach dem Tod ihres Vaters das Familienunternehmen zu retten, schließlich Sarah aus Kanada, eine erfolgreiche Anwältin erfährt von ihrer schweren Erkrankung. Drei Schicksale, die auf den ersten Blick völlig unterschiedlich sind und sich am Ende doch zu einem kunstvoll geflochtenen Zopf verbinden.
    Die Handlung des Buches wird durch Prolog und Epilog zusammengefügt. Der Plot gliedert sich in drei Erzählstränge, jeder Strang - die Geschichte einer starken Frau. Die einzelnen Kapitel sind mit dem fettgedruckten Namen der jeweiligen Protagonistin und dem Ort der Handlung überschrieben, das erleichtert dem Leser die Orientierung. Zwischen den Kapiteln sind Gedichte, passend zur Erzählung, in kursiver Schrift eingefügt. Auch fremdländische Wörter und Ausdrücke sind kursiv hervorgehoben. Für den interessierten Leser sind die Quellenangaben am Ende abgedruckt. Laetitia Colombiani hat als Erzählstil die auktoriale Weise gewählt. Trotz spärlicher Dialoge handelt es sich hier um ein äußerst lebendiges Werk, die Autorin besticht durch ihren lebhaften und bildmalerischen Erzählstil, ich konnte mir das Setting sowie die beteiligten Personen hervorragend vorstellen, zu jeder Zeit konnte ich der Handlung folgen und die Charaktere handelten stets plausibel und nachvollziehbar.
    Das vorliegende Werk hat mich in seiner spannungsgeladenen emotionalen Dramatik unglaublich beeindruckt. Eine hervorragende Idee und mit genialem, bildhaftem Schreibstil perfekt ausgeführt. Ich habe zu Lesen begonnen und das Buch erst aus der Hand gelegt, als es fertig gelesen war. Die Schicksale der Hauptpersonen haben mich bis ins tiefste Herz berührt. Smita, die Inderin war mein Lieblingscharakter, als „Dalit“, also Unberührbare geboren und somit außerhalb jeder Kaste. Jenseits von allem, unwürdiger Abschaum der Menschheit, sie muss die Fäkalien der kastenzugehörigen Inder mit bloßen Händen beseitigen, da es in Indien keine Toiletten gibt. Zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter lebt sie in einer Hütte, die Familie ernährt sich von Ratten die ihr Mann auf den Feldern der Jats fängt. Dieses würdelose Leben will sie ihrer Tochter Lalita ersparen deshalb, soll diese Lesen und Schreiben lernen. Eines Tages nimmt sie ihre Tochter und macht sich auf den Weg in ein besseres Leben. Giulia aus Palermo ist die Tochter des Perückenmanufakturbesitzers Lanfredi. Als ihr Vater einen schweren Unfall erleidet, muss sie feststellen, dass die Firma vor dem Ruin steht. Um die Frauen, die in der Manufaktur arbeiten und ihre Mutter und Schwestern zu retten, muss sie handeln. Die dritte im Bunde ist die kanadische Anwältin Sarah, Mutter von drei Kindern, zweimal geschieden, Partnerin in einer renommieren Anwaltskanzlei in Montreal. Eine Kriegerin, eine Powerfrau für die immer ihre berufliche Kariere vor Ehe und Kindern kam. Dann erfährt sie plötzlich, dass sie sehr schwer krank ist und sie beginnt zu kämpfen. Oberflächlich betrachtet, haben diese drei Frauenschicksale nichts miteinander zu tun, doch wie bei einem Zopf fügt sich das ganze am Schluss gekonnt zu einem kunstvollen Ganzen. Wie passend dieser Titel! Dazu ein wunderschönes Cover! Meine uneingeschränkte Leseempfehlung und volle Punktzahl, 5 wohlverdiente Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon

  • Drei Frauen aus drei Kontinenten, völlig verschiedenen in ihren Lebensentwürfen und –umständen, aber gleich in der holzschnittartigen Manier, in der sie charakterisiert sind. Tatsächlich scheint der Autorin kein Klischee zu dumm, um es ihren Figuren nicht überzustülpen.


    Die arme Inderin aus der Kaste der Unberührbaren, die sich mit ihrer Tochter aufmacht in ein selbstbestimmtes Leben, in dem vor allem Bildung für die Tochter möglich ist. Unglaubwürdig, dass sich eine Analphabetin, die ihr Dorf nie aus eigenen Stücken verlassen hat, so zurechtfindet, immer genau weiß, wie sie von A nach B kommt, welche Strecke mit welchem Verkehrsmittel zu bewältigen ist. Dass sie darüber hinaus ohne Nahrung zu sich zu nehmen, in der sengenden Sonne kilometerlange Fußmärsche macht, dabei ihre Tochter, immerhin sechs Jahre alt, auf dem Rücken trägt.


    Die arme Giulia, die feststellen muss, dass der geliebte Vater, der nach einem Unfall im Koma liegt, den geliebten Familienbetrieb der Perückenmacher in den Bankrott gewirtschaftet hat. Die in leidenschaftlicher Liebe zu einem indischen Sikh entbrennt, der ihr einen Ausweg aus dem Unglück bietet. Und so wird aus Giulia innerhalb kürzester Zeit eine innovative Firmengründerin, die auf Anhieb nach ein paar Internet-Recherchen internationale Kontakte knüpft und Handelsbeziehungen herstellt.


    Die arme Sarah, der Prototyp einer karrieregeilen Anwältin, die sich einredet, Beruf und drei Kindern zum Besten aller unter einen Hut zu bringen, und bei der Krebs ausgerechnet zu dem Zeitpunkt diagnostiziert wird, als sie sich Hoffnung auf eine Partnerschaft in der Kanzlei macht. Der Tumor in der Brust ist riesig, doch sie schafft es zunächst, nach der Operation weiter zu arbeiten, als sei nichts geschehen. Liebe Frau Autorin, vielleicht hätten sie im Vorfeld ihres Schreibens mit Frauen reden sollen, die die Operation hinter sich haben, und sie fragen, zu welchen Strapazen sie eine Woche später überhaupt in der Lage waren. Ob sie überhaupt Messer und Gabel halten und ein Glas zum Mund führen konnten.


    Ich kann diesem Buch nichts abgewinnen. Den Frauen ist gemeinsam, dass sie an einem Punkt angelangt sind, an dem sich ihr Leben radikal ändern muss. Aber es setzt kein Prozess ein, sondern irgendwie scheint jede an einem Knopf zu drehen, und zack, die Idee des neuen Lebens ist geboren. Das setzt man dann stante pede in die Praxis um.


    Das Buch las sich so einfach und so schnell, dass sich nicht einmal das Abbrechen lohnte.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Das Buch las sich so einfachund so schnell, dass sich nicht einmal das Abbrechen lohnte.

    Du bringst mich zum Lachen!!


    Ich habe das Buch auch hier liegen, aber noch nicht gelesen.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • aber noch nicht gelesen

    Aber jetzt schon, wie ich in der Bewertungsliste gesehen habe. :) Obwohl es da unten ziemlich einsam ist. :-,


    edit: Habe erst nach diesem Post in den Abgebrochen-Fred geschaut. :lol:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Der Roman wird in 28 Ländern verkauft und stand in Frankreich wochenlang auf Platz 1 der Bestsellerliste.

    Das macht neugierig.


    Der Plot ist originell: vorgestellt werden drei junge Frauen aus drei Kontinenten und aus drei unterschiedlichen Schichten, die eines gemeinsam haben: sie müssen ein Problem lösen, das ihre Existenz bzw. die Existenz der Tochter bedroht. Sehr schnell wird noch eine Gemeinsamkeit klar, die der Titel schon anspricht: ihre Haare. Der Zopf der Inderin wird in der Werkstatt der zweiten zur Perücke der dritten Frau gefertigt. Der Gang der Geschichte ist abzusehen – das hat mich weiter nicht gestört.


    Das vorangestellte Zitat hat mich dagegen sehr gestört. Muss man dem Leser wirklich erklären, was ein Zopf ist?

    Gehört das nicht zum Alltagswissen?

    Vermutlich war das Zitat (Duden? ) als Warnung gedacht vor der Banalität, die den Leser nun erwartet…


    Guilia ist „eine ganz normale Arbeiterin“ (S. 10), sie ist 20 Jahre alt, hat keine Ausbildung - und dennoch gelingt ihr ohne die Unterstützung der Familie der Umbau der Manufaktur zu einem global vernetzten Unternehmen. Man staunt. Dabei hilft ihr ein Arbeiter, ihr geheimnisvoller Liebhaber, über den sie "nichts weiß" (S. 65). Der Leser staunt wieder.


    Sarah ist ebenfalls zum Staunen: „Mutter, Führungskraft, Powerfrau mit Sexappeal, It-Girl, Superheldin“ (S. 18).

    „Mit knapp 40 Jahren galt sie bei den Juristen ihrer Generation als das Ideal einer erfolgreichen Anwältin. … Sie wies eine beispielhafte Laufbahn vor, verfügte über einen unbeugsamen Willen und eine Leistungsfähigkeit, die außer Konkurrenz stand.“ (S. 19).

    Und damit hat das Staunen aber noch kein Ende: „Sie verheimlichte ihre Schwangerschaften vor ihren Vorgesetzten. Zwei Wochen nach dem Kaiserschnitt kehrte sie mit tiptop Figur, sorgfältig überschminkter Müdigkeit und perfektem Lächeln zurück an ihren Arbeitsplatz.“ (S. 21). Beneidenswert. Und auch ihr Tumor ist außerordentlich: groß wie eine Mandarine. Also ich weiß nicht …


    Smita, die Inderin, ist noch die stärkste, weil (relativ) glaubwürdigste Figur, an ihr wird das indische Kastenwesen demonstriert. Und weil der Autorin offenbar die Situation der Witwen am Herzen liegt, wird eine Begegnung mit einer Witwe konstruiert, die ihre Lebens- und Leidensgeschichte offenlegt. Smita, am untersten Ende der sozialen Hierarchie, opfert im Tempel ihre Haare – und für mich blieb ein sehr schaler Geschmack zurück, weil ausgerechnet die Haare der Ärmsten, ihr einziger Besitz, schließlich auf dem Kopf einer reichen Superfrau im Westen landen, die sich damit wieder den Erwartungen der Gesellschaft anpasst.


    So reiht sich ein banales Klischee an das andere, und jedes Klischee wird eifrig bedient. Leider auch sprachlich. Sätze wie „Ihre Augen sind lebendig, auch wenn eine unendliche, gleichsam tausendjährige Traurigkeit von ihnen ausgeht.“ (S. 101) muss man wohl mögen.

    Colombanis Sprache ist ansonsten wohltuend einfach, der Text liest sich direkt süffig. Störend fand ich aber die ständigen Wiederholungen und Variationen ein- und derselben Sache über Seiten hinweg. Seitenschinderei? Oder wird nur alles zerredet? Der Leser braucht sich keine Gedanken mehr zu machen, das erledigt die Autorin.

    Positiv fand ich, dass das Buch trotz der Wiederholungen kurz ist :wink:


    Geschmäcker sind verschieden, und jeder liest ein Buch anders. Für mich wars eine Enttäuschung.

    :bewertung1von5:




    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Obwohl es da unten ziemlich einsam ist.

    Ja. Vielleicht sind wir ja Geisterfahrer...?

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich habe es soeben ausgehört und nicht gelesen. Fand erst auch keinen Zugang, aber dann hat es mich doch gefesselt, wahrscheinlich aber auch, weil ich es sehr gut gelesen fand, von zwei verschiedenen Sprecherinnen. Andrea Sawatzki und Valery Tscheplanowa. drei wären auch nicht schlecht gewesen :-k...

  • Hihi, Geschmäcker sind echt verschieden... :lol: Dieses Buch war eins meiner Jahreshighlights 2018.


    Drei Frauen erleben dramatische Wendepunkte in ihrem Leben, müssen schwere Entscheidungen treffen, deren Ausgang nicht absehbar ist. Sie lernen sich nicht kennen, weisen aber verblüffende Gemeinsamkeiten in ihrem Kampfeswillen für das Wohl ihrer Kinder / Familien auf. Die Opferbereitschaft von Smita hat mich sehr bewegt, den Mut von Giulia und die Kraft von Sarah fand ich höchst beeindruckend.


    Und: Ich trete zwar nicht für eine Happy-End-Pflicht in Romanen ein, aber ich finde es dennoch schön, wenn Bücher mit einem kräftigen Hoffnungsschimmer schließen. In diesem Roman begleitet man die Protagonistinnen durch tiefste Täler, aber man bleibt am Ende nicht darin stecken. Ich habe das Buch mit Tränen in den Augen, aber einem breiten Lächeln im Gesicht und im Herzen zugeklappt.

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :montag: Jane Austen - Stolz und Vorurteil (Reread)

    :montag: Sally Coulthard - Am Anfang war das Huhn





  • Laetitia Colombani - Der Zopf

    Zopf, der = drei ineinandergeschlungene Haarstränge


    Ein bewegender und gefühlvoller Roman über drei Frauen auf drei verschiedenen Kontinenten. Dieser Roman zeichnet sich nicht durch eine künstlerische Sprache aus, ist in einer eher einfachen Art verfasst, aber er besticht durch einen extremen Sog. Ich konnte dieses Buch ganz schlecht wieder weglegen. Es hat mich richtig gepackt. Ich habe es gestern angefangen und fast in einem Ruck durchgelesen. Es ist auch von der Handlung nicht besonders neuartig, man kann sich eigentlich schon denken was passiert. Aber Frau Colombani hat etwas in ihrem Schreibstil, was eventuell den Hype um dieses Buch erklärt.


    Zur Handlung: Drei Frauenschicksale an drei verschiedenen Orten, die sich über ein Thema wieder treffen. Da haben wir zum ersten Smita, lebt in einem kleinen Dorf in Indien, ist eine Dalit, eine Unberührbare, keiner Kaste zugehörig und damit eine Entrechtete. Unberührbare sind in Indien für die Arbeiten zuständig, die einen anrüchigen Charakter haben, gelten als Vogelfreie und besonders in den ländlichen Gebieten erinnert ihr Status an den von Sklaven. Auch wenn es in Indien Bestrebungen gibt, das zu ändern, aber die Mühlen mahlen langsam und da es viele Nutznießer gibt ... . Jedenfalls möchte sich Smita wegen ihrer Tochter Lalita nicht diesem System ergeben, ihrer Tochter soll es mal besser gehen und deshalb begibt sie sich auf ihren Weg. Der zweite Erzählstrang des Buches begibt sich nach Italien, nach Palermo zu Giulia, einer jungen Frau, die in der Perückenmanufaktur ihres Vaters arbeitet, durch einen Unglücksfall in die Lage kommt, entscheiden zu müssen, wie es mit der Perückenmanufaktur und ihrer Familie weitergeht. Und zu guter Letzt ist da Sarah in Montreal in Kanada, eine extrem erfolgreiche Anwältin, die für ihren Erfolg ihr Leben einengt und erkennen muss, das Erfolg nicht alles ist und durch einen Unglücksfall ihr Leben neu ordnen muss. Die Erzählstränge treffen sich wieder am Ende, dies geschieht nicht überraschend, trotzdem hat die Geschichte durch den erzeugten Sog für mich etwas.


    Lest dieses Buch und entscheidet selbst.

  • Ich habe beim Lesen von "Der Zopf" mehrere Phasen durchlebt. Anfangs hat es mich nicht sehr angesprochen, um die Mitte herum fand ich es interessant, dann wurde es mir aber viel zu schnell abgeschlossen und ich habe einige Szenen vermisst. Das Ende gefällt mir trotzdem sehr gut und ich finde es berührend, wie die Schicksale der drei Frauen miteinander verwoben werden.

    Leider konnte ich mich mit den Frauen nicht identifizieren - mit keiner davon. Dass Giulia erst zwanzig ist, habe ich entweder überlesen oder es kommt erst zum Schluss vor. Das passte gar nicht zu meiner Vorstellung von ihr.

    Insgesamt fand ich das Buch immer wieder sehr gefühlvoll und die Einblicke interessant.

    Ich kann nicht richtig benennen, was mir gefehlt hat.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne gibt's von mir, weil ich doch froh bin, dass ich es gelesen habe. Ich bin gespannt, ob ich das Buch je wieder lesen werde oder ob ich einmal zu einem anderen Buch der Autorin greife.


    EDIT: Nachdem ich die Bewertungen hier gelesen habe, weiß ich doch, was mich gestört hat: die fehlende Entwicklung der Figuren und die oft unrealistische Umsetzung ihrer Pläne.

    "Ein Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher. Aber dafür werden Schiffe nicht gebaut."

  • Die Inderin Smita ist eine Dalit, eine „Unberührbare“, die sich für ihre Tochter ein besseres Leben wünscht. Die Sizilianerin Giulia arbeitet in der Perücken-Manufaktur ihres Vaters, einer der letzten dieser Traditionsbetriebe, doch auch hier wird es zu Veränderungen kommen müssen. Die Kanadierin Sarah ist eine karriereorientierte Anwältin, eine Erkrankung wird zur Bedrohung ihrer bisherigen Lebensweise. Drei Frauen auf drei Kontinenten, deren Leben ganz unterschiedlich verlaufen, die aber alle drei vor gravierenden Veränderungen stehen. Drei Erzählstränge, die ähnlich einem Zopf am Ende miteinander verflochten werden.


    Die drei Erzählstränge wechseln sich regelmäßig ab, erst gegen Ende gibt es eine Unterbrechung des bisherigen Rhythmus. Jede Erzählung wirkte unterschiedlich auf mich. Mein Herz war sehr schnell bei Smita, durch die man auch viel über das Leben der Dalit in Indien erfährt, gerade in den ländlichen Gegenden, aber auch über das der indischen Frauen. Ich hatte tatsächlich Angst um sie und ihre Tochter, habe mitgefiebert und ihr die Daumen gedrückt. Hier hat mich der Roman am meisten mitgenommen (im doppelten Sinne).


    Giulias Geschichte dagegen hat mich am wenigsten berührt, obwohl sowohl die begleitende Geschichte ihrer Liebe zu einem nicht ganz „passenden“ Mann, als auch die historischen und persönlichen Hintergründe der Manufaktur recht interessant hätten sein können, und es zum Teil auch sind – allerdings bleiben sie mir zu oberflächlich, vor allem Smitas Geschichte geht viel tiefer.


    Sarah ist eigentlich keine Protagonistin wie ich sie mag, sie ist sehr auf Äußerliches und auf ihre Karriere begrenzt, was sie wohl bei ihrer Stellung auch muss – oder vielleicht auch nicht, denn sie hätte ihr Leben auch anders gestalten können. Ihre Krankheit wirft sie in vielem zurück und sie erlebt Unschönes. Aber gerade dadurch war ich emotional dann doch mehr involviert als bei Guilia, auch wenn ich mich manchmal nur über Sarah aufgeregt habe.


    Wie die drei Erzählstränge am Ende zusammenlaufen würden, war mir schnell klar, gestört hat mich das aber nicht. Leider verrät aber der Klappentext viel zu viel, wem es noch möglich ist, sollte ihn besser nicht lesen, er nimmt doch einiges an Spannung. Die Enden bleiben relativ offen, man erfährt von der Hoffnung der Protagonistinnen für die Zukunft, aber man erlebt nicht, ob sie sich bewahrheiten. Das ist einerseits schade, und ich hätte gerne mehr erfahren, andererseits bleibt es so mir bzw. dem Leser überlassen, sich vorzustellen, wie es Smita, Giulia und Sarah weiterergeht.


    Erzählt wird im Präsens, für mich wird das Geschehen damit noch eindringlicher. Manches jedoch hätte man, gerade bei Sarah, raffen können, da hatte ich das Empfinden von zu viel Wiederholung. Das immer wieder einmal dazwischengeschobene Gedicht passt zu den Geschichten, ich hätte aber darauf verzichten können, leider kann ich mit so etwas wenig anfangen.


    Insgesamt hat mir der Roman gefallen, und gerade Smitas Abschnitte habe ich sehr gespannt gelesen. Er hat mir auch manches zum Nachdenken geliefert, und wird, auch hier vor allem Smitas Geschichte, noch länger nachhallen. Natürlich waren mir diese Verhältnisse nicht unbekannt, aber sie anhand einer bestimmten Person zu lesen, ist immer beeindruckender. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

  • Dieses Meisterwerk habe ich in einer Leserunde gelesen und es hat mir sehr großen Spaß gemacht, denn über den Austauschen habe ich bewusster gelesen und dadurch das Gelesenen intensiver erlebt. Weil wie uns Leseabschnittweise darüber austauschten, war ich und so ging es den anderen scheinbar auch, daran gehindert das Buch in einem Happen zur verschlingen.


    Es ist mit 282 Seiten nicht dick, jedoch hat die Autorin eine wunderschöne bildhaften Sprachstil, der mit wenigen Worten auskommt, jedoch eine tolle Atmosphäre zaubert und in die der Leser sich einfach fallen lassen kann. Trotz der Erzählstil ohne Dialog und wörtliche Rede auskommt ist das Buch geschrieben. Ohne Leserunde wäre das Buch an einem bis zwei Tagen ausgelesen gewesen .


    Es geht in dem Plot um 3 Frauen, mit 3 Leben, in 3 Kontinenten und eine Gemeinsamkeit: Haare. Die einzelnen Schicksale sind in abwechselnde Abschnitte den einzelnen Frauen gewidmet die im Laufe der Handlung ihr Leben und Schicksal in die Hand nehmen und dabei passen die Gemeinsamkeit mit verwebt wird.


    Das Ende ist stimmig und rund auf den Plot ausgerichtet und lässt einen trotz mancher Details über die man vielleicht gerne noch wissen möchte zufrieden das Buch zuklappen.


    Für mich ist es definitiv nicht das Letzte Buch der Autorin.

  • Nun, als Meisterwerk würde ich diesen Roman nicht gerade bezeichnen, aber er hat mir durchaus gut gefallen. Ja, die Sprache ist teilweise sehr einfach, ja, es werden jede Menge Klischées abgehandelt, und teilweise sind die Erzählstränge recht unglaubwürdig.

    Trotzdem, die Geschichte um drei Frauen in verschiedenen Ländern, die durch diese eine Sache in Verbindung stehen, ist originell und nachvollziehbar. Ich habe die Geschichte sehr gern gelesen und bei mir bleibt ein Lächeln zurück.

    Nicht jeder, der das Wort ergreift, findet ergreifende Worte :-,


    (frei nach Topsy Küppers)


  • Von mir gibt es: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    Natürlich war ich wie viele neugierig auf dieses Buch -> "Spiegel Bestseller" :!:

    Das dieser Kleber auf einem Buch nichts zu heißen hat weis wohl jeder :lol:

    Doch diesesmal war ich absolut überrascht und würde sagen -> der Kleber ist verdient.

    Mir hat besonders gefallen was hier zwischen den Zeilen vermittelt wird :applause:

    Selbstverständlich liest man das nur wenn man sich darauf einlässt. Das ist wie mit jedem anderen Buch auch. An vielen Stellen hat mir schon der Tiefgang gefehlt und ja, auch lief es an einigen Stellen viel zu glatt. Doch im gesamten fand ich das Buch wirklich gelungen, mit Schönheitsfehlern.

    Als Urlaubslektüre, oder mal zwischen durch ist es genau richtig. Wer sich nicht von den Beurteilungen beeinflussen lässt, sollte diese Buch lesen und sich selbst ein Bild davon machen :) :thumleft:

    Ein Freund ist ein Mensch, der mich so nimmt wie ich bin -
    und nicht so,
    wie er am wenigsten Schwierigkeit mit mir hat!!