Alexander Oetker - Chateau Mort

  • Bon appétit!
    Luc Verlain, Kommissar aus dem fernen Paris, wollte eigentlich nicht mehr in seiner provinziellen und zu engen Heimat leben. Doch die Krankheit seines Vaters ließ ihn im ersten Band vorübergehend in die Aquitaine zurückkehren. Durch den jahrelangen Abstand, aber auch durch die neuen Kollegen und vor allem die etwas rätselhafte Kollegin Anouk lernt Luc seine alte Heimat wieder kennen und lieben.
    Nun ermittelt Luc schon in seinem zweiten Fall, zur Seite steht ihm sein Pariser Kollege und Kumpel Yacine, ein sympathischer Macho und Charmeur, der ein paar Tage Urlaub an der Atlantikküste verbringt.
    Der Sommer geht zur Neige, kurz vor der Weinlese findet der kuriose Marathon du Médoc statt, ein Lauf durch die wunderschöne Landschaft, vorbei an Weinbergen und durch die Parks der Weinschlösser. Das Besondere an diesem Marathon ist, dass die meisten Läufer in schrillen Kostümen antreten und an diversen Versorgungsstationen edlen Wein verkosten können. Für Luc und seine Kollegen sollte dies eine entspannte Arbeit als Streckenkontrolleur bedeuten. Doch nach der Weinverkostung bei Lucs altem Freund Richard brechen mehrere Läufer zusammen. Einer von ihnen stirbt. Ausgerechnet er, der Winzer Hubert de Langeville, wollte Richard sein Weinbaugebiet in Saint-Émilion verkaufen, hatte es sich kurzfristig aber dann doch wieder anders überlegt. Damit rücken Richard und seine Frau Christine an die Spitze der Verdächtigenliste. Für Luc Verlain ein absoluter Alptraum! Seine Kollegin Anouk, mit der ihn bisher eine Freundschaft, vielleicht aber auch mehr verbindet, kehrt nach zweimonatiger Abwesenheit endlich zurück. Doch für sie kommt niemand außer Richard als Täter in Frage. Spannungen und Streit sind also vorprogrammiert und erschweren die Suche nach dem Täter.
    Der Médoc-Marathon als Rahmen für die Krimihandlung ist originell gewählt, passend dazu die Landschaft der Aquitaine, die in kurzen, prägnanten Momentaufnahmen malerisch geschildert wird. So ganz nebenbei erfährt man viel Interessantes über den Weinanbau, was aber immer geschickt mit den Personen verknüpft und in die Handlung eingeflochten wird und dadurch authentisch wirkt.
    Ein sehr unterhaltsamer, wenig blutrünstiger Krimi, der großen Appetit auf die Region und ihre diversen Spezialiäten macht.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Klappentext:

    Sein erster Sommer im Aquitaine neigt sich dem Ende entgegen – doch kurz vor der Lese der edelsten Weine wird Frankreich von einer Hitzewelle erfasst. Und ausgerechnet nun findet der Marathon du Médoc statt, wo die Läufer in bunten Kostümen antreten und unterwegs auch noch Rotwein verkosten dürfen. Ein riesiges Fest, das für Luc noch schöner wird, weil seine Angebetete Anouk nach einer geheimnisvollen Italienreise wieder ins Aquitaine zurückkehrt. Gemeinsam stehen sie im Schlossgarten von Lucs bestem Freund Richard, der die Marathonläufer mit einem feinen Rotwein verköstigt. Plötzlich brechen einige Sportler zusammen, ein Politiker kommt nur knapp mit dem Leben davon und ausgerechnet der sympathische Winzer Hubert stirbt. So sehr sich Luc auch dagegen sträubt: Alle Spuren führen zu Richard, denn der steckt offenbar in ernsten finanziellen Schwierigkeiten. Der Commissaire muss sich bald entscheiden zwischen der Loyalität zu seinem alten Freund und den Gefühlen für seine Partnerin Anouk, die Richard längst für den Täter hält.


    Meine Meinung:
    "Château mort" führt in die französische Region Médoc. Ein Kriminalfall mitten in den Weinbergen, kombiniert mit dem speziellen Marathon du Médoc, stellte ich mir atmosphärisch und spannend vor. Ich wurde nicht enttäuscht.


    Da beide Polizisten Ende Sommer nicht viel zu tun haben, verbringt Yacine aus Paris einige Ferientage bei seinem Freund und ehemaligen Chef Luc. Surfen und das Leben geniessen steht auf dem Plan. Nur ein Arbeitseinsatz steht Luc noch bevor: einige Stunden als Streckenposten den Läufern des Marathon du Médoc den richtigen Weg zu weisen. Am Vorabend findet zum Auftakt des Laufes ein traditionelles Abendessen statt. Beim Essen lernt Luc Hubert kennen, der sich angeregt mit ihm unterhält, Luc aber erst nach dem Rennen etwas Wichtiges enthüllen will. Doch soweit kommt es nicht, denn während des Laufes brechen Hubert, ein Minister und einige andere Läufer kurz nacheinander zusammen. Hubert überlebt nicht. Nun ist es aus mit der Ruhe und es gilt herauszufinden, wem dieser Anschlag galt. Auch das erhoffte romantische Wiedersehen mit Anouk gestaltet sich durch das Unglück nicht wie erwünscht.


    Luc ist betroffen vom Tode Huberts, noch mehr, dass sein alter Freund Robert zum Hauptverdächtigen wird. Dies sorgt schnell für Spannungen, denn Anouk und Luc geraten aneinander, ermitteln teilweise sogar getrennt. Anouk lernt man besser kennen, indem ein wenig über ihre Familie erzählt wird. Dennoch umgibt sie weiterhin etwas Geheimnisvolles, das sie schwer zu fassen macht.

    Lucs Dilemma wird gut beschrieben, er glaubt an seine Menschenkenntnis und doch zweifelt er je länger je mehr an der Unschuld Robert. Die Ermittlungen sind verzwickt. Der Fall hat es in sich und auch versierte Krimileser bleiben sehr lange im Dunkeln.


    Gegessen wird, wie schon im ersten Band, ausgiebig; getrunken - es wäre ja enttäuschend in einem Weinkrimi - viel Wein. Wer mit Wein nichts anfangen kann, sollte lieber die Hände von "Château mort" lassen. Weinliebhaber hingegen werden begeistert sein. Der Weinanbau wird ausführlich geschildert. Auch die Problematik der nicht einfachen Arbeit der Winzer, die sehr wetterabhängig ist und der Kampf der kleinen Weinbauern gegen die grossen Weingüter - David gegen Goliath - wird ganz nebenbei erklärt.


    Luc raucht in diesem Band sehr viel, das müsste nicht sein. Ich befürchte, dass ihm dies in einem allfällig dritten Band zum Verhängnis wird. Im ersten Band konnte man es noch zur Seite schieben und für unwichtig anschauen, doch hier gibt es mehrere Hinweise darauf, dass jemand Luc Übles will. Solche Andeutungen mag ich gar nicht. Sie sollen wohl neugierig machen, bei mir bewirkt es das Gegenteil.

    Nichtsdestotrotz vergebe ich "Château mort" die volle Punktzahl, denn dieser zweite Krimi von Alexander Oetker hat mir noch besser gefallen als "Retour". Bis auf die oben erwähnte Sache gibt es gar nichts auszusetzen.


    Fazit:

    Ich war begeistert von den Wendungen, die der raffinierte Mordfall nimmt. Dazu ein konstanter Spannungsbogen von der ersten zur letzten Seite: Krimigenuss pur!

    5 Punkte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Gerade einmal zwei Monate sind nach Luc Verlains erstem Fall im Aquitaine vergangen und eigentlich hat er jede Menge Zeit für sich selbst. Yacine, sein Freund und Kollege aus Paris ist zu Besuch und gemeinsam genießen die beiden ein paar freie Tage. Lucs Partnerin Anouk ist nach der Annäherung im letzten Band überstürzt in ihre Heimat aufgebrochen und der Comissaire wartet nun ungeduldig auf ihre Rückkehr. Ein wenig Ablenkung soll der berühmte Marathon von Médoc bringen, bei dem Luc und Yacine als Streckenposten eingeteilt sind. Doch ausgerechnet dort taucht auf einmal Anouk wieder auf und es geschieht ein Mord an einem angesehenen Winzer der Gegend. Schnell gerät Lucs Freund Richard unter Verdacht - eine Situation, die Lucs und Anouks Partnerschaft in doppelter Hinsicht auf die Probe stellt.

    Band zwei der Krimi-Reihe von Alexander Oetker schließt recht nahtlos an die Ereignisse des vorherigen an. Dieses Mal taucht der Leser tief in die Geschichte und aktuelle Situation des Weinanbaus in der Region ein. Es wird anschaulich beschrieben, unter welchem Druck die örtlichen Winzer stehen, immer mehr und immer besseren Wein zu produzieren. Ein Mord in diesem Milieu wirkt glaubhaft und treibt die Handlung stetig voran.

    Luc Verlain ermittelt in gewohnt sympathischer Natur, wobei er in Kombination mit seinem früheren Kollegen Yacine eigentlich ein noch viel besseres Duo abgibt, als mit der spröden Anouk. Die zeigt sich in diesem Band nämlich nicht unbedingt von ihrer besten Seite, so dass die Schwierigkeiten zwischen den beiden oft den Mord-Plot überlagern. Für die Zukunft darf sich Alexander Oetker hier gerne etwas mehr auf seine Kriminalhandlung und etwas weniger auf die Frauengeschichten seines Komissars konzentrieren. Der schmachtet in einer Sekunde noch seiner Anouk nach, in der nächsten verabredet er sich aber bereits zum Sex mit der nächsten Angebeteten. Nun, so ist er eben und zumindest kommt so bei Luc Verlain keine Langeweile auf.

    Die Lösung des Falles kommt am Ende doch recht überraschend und aus einer Richtung, aus der ich nicht damit gerechnet hätte. Dennoch fügt sich alles stimmig ineinander und macht Lust auf den nächsten Band möglicherweise noch in diesem Jahr erscheinen wird.

    Fazit: ein solider Krimi mit etwas zu viel privatem Drama :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Ein Krimi mit einem gehörigen Schuss Lokalkolorit


    Inhalt & Handlung:

    In der malerischen Region Aquitaine rund um Bordeaux findet alljährlich ein Marathon quer durch die Weingärten der Châteaus statt, wobei die Teilnehmer in bunten Kostümen antreten und das ganze Treiben ziemlichen Volksfestcharakter annimmt. Auch Commissaire Luc Verlain und seine Angebetete Anouk sind als Zaungäste dabei, und als sie gerade im Schlossgarten von Lucs bestem Freund Richard aufhalten, werden sie quasi Augenzeugen, wie einige Läufer infolge einer Vergiftung an den Versorgungsständen des Lecoeur Saint-Julien -dem Weingut Richards- zusammenbrechen. Der Winzer Hubert de Langeville ist auf der Stelle tot, ein stadtbekannter Politiker kann gerade noch gerettet werden. Luc übernimmt diesen Fall und sieht sich bald gezwungen, seinen Freund Richard zu den Tatverdächtigen zählen zu müssen. Anouk ist von Richards Schuld überzeugt, während Luc hin und hergerissen ist zwischen Loyalität seinem Freund gegenüber und der allzu erdrückenden Beweislast, als sich herausstellt, dass Richard in letzter Zeit mit starken finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte.


    Schreibstil:

    Ein sehr schöner und angenehmer Schreibstil, der das französische Leben in den Weinbergen in sehr bildhafter Sprache widerspiegelt. Bei den Beschreibungen der Landschaft und des brennendheißen Sommers glaubt man die Hitze beinahe selbst auf der Haut zu spüren, so real wirkt die Szenerie.


    Charaktere:

    Die Charaktere bleiben während der gesamten Geschichte ein wenig farblos, Luv Verlain entpuppt sich als Schwerenöter mit ziemlichen Frauenverschleiss.


    Cover:

    Ein Schloss inmitten von Weinbergen, dazu der strahlendblaue Himmel – man erkennt auf den ersten Blick, was einen hier erwartet! Ich finde das Cover sehr ansprechend gestaltet!


    Autor:

    Alexander Oetker lebte und arbeitete vier Jahre als Korrespondent für RTL und n-tv in Paris. Dabei wurde er Kenner der französischen Gesellschaft. Mittlerweile lebt er in Berlin, wo er als politischer Korrespondent arbeitet. Seine Liebe zu Frankreich, speziell zu der Region um Bordeaux ist ihm aber bis heute geblieben, daher spielen auch viele seiner Werke dort.


    Sprecher:

    Frank Arnold als Sprecher ist sehr gut ausgewählt. Durch Variation seiner Stimmlage haucht den einzelnen Charakteren Leben ein, dadurch sind für den Hörer die einzelnen Personen gut zu unterscheiden. Besonders gelungen finde ich seine Interpretation der Anouk, die bei Befragungen mit den Verdächtigen zum Teil doch recht ruppig umgeht!


    Meinung:

    Beim Hören dieser Geschichte wähnt man sich beinahe selbst auf einem Kurzurlaub in Aquitaine, so angenehm wirken die Stimme und die realisischen Beschreibungen.

    Der Autor Alexander Oetker verfügt über ein profundes Wissen über Weinbau und Wein im Allgemeinen, das er geschickt in die Geschichte einfließen lässt. Das macht das Ganze nicht nur zu einem spannenden, sondern auch zu einem interessanten und lehrreichen Hörbuch


    Persönliche Kritikpunkte:

    Durch die vielen, wenn auch sehr schönen, landschaftlichen Beschreibungen bzw. jener der Weinlesekunst und der unzähligen Ausflüge in die Beziehungswelt des Luc Verlain tritt die eigentliche Krimihandlung ein wenig in den Hintergrund und wird beinahe zur Nebensache. Ich hätte mir ein bisschen größeres Augenmerk auf den Fall gewünscht!


    Fazit:

    Wie ein Kurzurlaub im sommerlichen Aquitaine, bei dem die Krimihandlung ein wenig auf der Strecke bleibt!