Anna Stephens - Das Ende des Friedens / Godblind

  • Inhalt:
    Krieg wird kommen, Verrat wird lähmen, Tod wird herrschen …


    Dom ist ein Seher, doch seine Gabe ist mehr Fluch als Segen, denn seine Visionen sind ungenau und körperlich auszehrend. Da begegnet er der geflohenen Sklavin Rillirin. Sie warnt ihn und sein Volk vor einer Invasion der Barbaren. Aber kaum jemand glaubt ihr. Da ereilt Dom eine Vision von erschreckender Klarheit. Er muss Rillirin vertrauen und den Klan der Wächter und Wölfe auf den Krieg vorbereiten, sonst wird nicht nur er sterben, sondern sein ganzes Volk.


    (Quelle: Klappentext)


    Eigene Meinung:
    Eine interessante Beschreibung und ein blutig-düsteres englisches Cover haben mich auf dieses Buch gebracht und war es absolut kein Fehlgriff, sondern ein Auftakt, der mich neugierig auf mehr gemacht hat.


    Schon früh hat mich dieses Buch mit seiner ganz eigenen Art gefangen genommen. In einem verglichen mit ähnlichen Büchern dieses Genres recht rasant werdenden Tempo gestaltet Anna Stephens den Debüt-Auftakt ihrer neuen Trilogie und greift dabei auf das Mittel der Erzählung aus verschiedenen Perspektiven zurück. Mittels der kurz gestalteten und sehr abwechslungsreichen Figurenwechsel wird einerseits stets der Spannungsfaden aufrechterhalten, sodass sich das Lesen als ein sehr rasches Erlebnis herausbildet, der Leser zunehmend gefesselt wird, und die teils unterschiedlichen Sichtweisen einer Situation sich zu einem komplexen Bild verweben, das den diversen Kampf eines jeden Einzelnen nachfühlen lässt. Andererseits kann es auch vorkommen, dass die partiell knappen Kapitel den Lesefluss abreißen. Kämpfe und Schlachten steigern sich, dominieren die Handlung und heizen diese zu einer dunkeln, düsteren und bedrohlichen Atmosphäre an, die den Leser gefangen nimmt. Auffällig sind hierbei zuweilen die blutigen und drastischen Szenen, so kann man sich schnell in einem detaillierten Kampfgeschehen zwischen beiden Geschlechtern wiederfinden oder der Folterung als Opfer für die Roten Götter. Die Welt hätte durchaus vertieft werden können, denn beschränkt sich die Handlung überwiegend auf die mehr oder minder skizzenhafte Beschreibung der Hauptstadt Rilporin und die Situation um die Westgrenze und dem dortigen Gilgoras-Gebirge mit dem Kampf zwischen Rilpor und Mirak. Ebenso ist der Blick auf die Götter ein noch weiterstgehend eingeschränkter, da man auf der Seite der Roten Götter und denen des Lichtes lediglich jeweils zwei Vertreter kennenlernt - die anscheinend einzigen. Möglicherweise sind dies zwei Elemente, die in den folgenden Teilen tiefer beleuchtet werden.


    Stephens bietet ein breitgefächertes Spektrum an Charakteren und konzentriert sich dabei auf die Betrachtung des Inneren. Während das Äußere blass bleibt, was für so manchen Leser ein Manko darstellen könnte, charakterisieren sich die Figuren durch eine ausgebaute Persönlichkeit und damit verbundenen Erinnerungen, die geschickt in die Handlung eingewoben werden und ein Bild von großer Diversität auf vielen Ebenen schaffen. Doch sind manche erzählenden Personen weitaus eingehender gezeichnet als andere, was nicht unbedingt einen großen Schwachpunkt darstellt, aber sie mehr hervorhebt und dahingehend bedeutungsvoller erscheinen lässt.


    Fazit:
    Resümierend ist diese kurzweilige Lektüre ein gelungener Einstieg und mit seiner Vielfältigkeit, vor allem bezüglich der Charaktere und der angedeuteten Welt, regt sie zu mehr an. Ich bin gespannt die Entwicklungen im Folgeband zu erfahren und vielleicht tiefer in das von Stephens geschaffene Universum eintauchen zu können. Dies ist eine wahrlich schöne Mischung aus Spannung und Humor, Kämpfen und Verbundenheit, die nicht für jedermann sein mag, aber für mich ist es eine gute neue Entdeckung, die sich zu lesen lohnt.


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    ✧ CR ✧

    Assassin's Apprentice (Robin Hobb)
    Darksoul (Anna Stephens)


    2021 gelesen: 5 Bücher


  • Godblind - das zugehörige Original

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    Darksoul (Anna Stephens)


    2021 gelesen: 5 Bücher


  • „Es ist fast tausend Jahre her, seit der Schleier herabgelassen wurde… Jetzt wird er schwächer. Die Roten Götter werden mächtiger, und das Licht nimmt ab. Blut wallt auf.“

    In der Welt von Gilgoras herrscht seit fast tausend Jahren ein brüchiger Waffenstillstand zwischen dem Volk des fruchtbaren Rilpors und den Mirak in den unwirtlichen Bergregionen. Es sind hingegen nicht nur die Menschen, die sich gegenüberstehen, sondern auch unterschiedliche Götter: Während die Rilporer Anhänger der Götter des Lichts sind, huldigen die Mirak den Roten Göttern. Und Letztere sind es, die nach jahrelanger Verbannung nach Rilpor drängen, auf einem Weg aus Blut und Chaos. Denn nur wenn Blut fließt, können sie wieder zurück in ein physischen Dasein kehren und Wesen aus Fleisch werden.

    Unter Führung von Lanta, die von ihrem Volk wegen ihrer Nähe zu den Göttern Gesegnete nennen, begeben sich die Mirak sich auf den Weg, ihre Verbannung zu beenden.

    Die Aussichten sind denkbar günstig. Zwar hat die Sklavin Rillirin in ihrer Verzweiflung den König der Mirak getötet und ist danach geflohen. Doch Corvus, der neue König, beweist, wozu er er nach seiner Machtergreifung fähig ist.

    Außerdem ist das Reich Rilpor geschwächt. Denn König Ratoth, einst angesehener Herrscher, vergräbt sich nach dem gewaltsamen Tod seiner Ehefrau in seiner Trauer und verfällt vor den Augen seiner Söhne Janis und Rivil zunehmend dem Wahnsinn.

    Doch damit nicht genug. Während die Mirak sich sammeln und immer stärker werden und zudem Verräter in den eigenen Reihen agieren, sind die Rilporer völlig ahnungslos in Bezug auf die drohende Gefahr. Lediglich der Seher Dom erhält von den Göttern in Visionen einen nebulösen Blick in die Zukunft. Der Calestar ist es auch, der die Bedeutung von Rillirin, die Aufnahme bei den Beschützern der Grenze von Rilpor, den Wächtern und Wölfen gefunden hat und von einigen misstrauisch beäugt wird, erkennt. Allerdings kämpft Dom mit eigenen Dämonen...

    Anna Stephens „Wächter und Wölfe. Das Ende des Friedens“ ist blutrünstig, brutal, düster und beginnt mit einer Opferung, einer versuchten Vergewaltigung und einem Mord. Eine zartbesaitete Seele mit schwachen Nerven mag sich dem möglicherweise nicht aussetzen.

    Auch danach macht es die Autorin dem Leser zunächst nicht leicht, dem Geschehen zu folgen. Zwar ist dank der im Innenteil des Buches befindlichen Karten eine ausgezeichnete Orientierung möglich, und zudem beschränken sich die Handlungsorte auf Rilpor und das Gilgoras-Gebirge, wodurch die Welt ausschnitthaft klein und (noch) ohne Bezug zu den umgebenden Ländern und Völkern dargestellt wird. Zudem sind die einzelnen Kapitel in der Regel kurz und überschaubar. Doch wechseln von Anfang ständig die Protagonisten und folglich auch die Perspektiven. Und so scheint der Überblick verloren zu gehen.

    Ist allerdings diese erste Hürde überwunden, bleibt eine pure Begeisterung, in das spannungsvolle und wendungsreiche Geschehen einzutauchen. Denn Anna Stephens offeriert in ihrem durchaus ambitioniert zu nennenden Debüt eine komplexe und funktionierende, wenngleich noch nicht in Gänze und epischer Breite ausgearbeitete Welt, die hauptsächlich von (Macht)Kämpfen geprägt ist. Kein neues Szenarium, und doch bringt die Autorin mit ihrem Konstrukt der miteinander rivalisierenden Götter, die sich in die Belange der sterblichen Menschen einmischen und diese zu lenken versuchen, einen interessanten Aspekt in ihr fantasievolles Handlungsgeflecht.

    Im Verlauf der Ereignisse gelingt es, den vertraut werdenden Figuren zu folgen und ihre Wesen zu ergründen. Hier liegt die Stärke der Autorin.

    Ihre Protagonisten präsentieren sich als faszinierende bunte Mischung, die sich in keine Schablonen passen lassen. Es dauert eine Weile, bis die Fronten, wer auf welcher Seite steht, geklärt sind. Nachdem diese Frage nicht mehr im Raum steht, treten beide Gruppen mit ausgereiften Charakteren beidseitigen Geschlechts auf und erweisen sich einander in der Wahl der Mittel als durchaus ebenbürtig.

    Dabei wachsen einem einige schnell ans Herz. Zum Beispiel Rillirin, die ehemalige Sklavin, zunächst zurückhaltend und fragil, jedoch mit einem starken Entwicklungspotential. Crys Tailorson, der unbestreitbar ein talentierter Soldat, aber ebenso ein Filou mit losem Mundwerk ist, gern dem Glücksspiel frönt und immer wieder degradiert wird. Calestar Dom, der als Seher unerwünschte Botschaften von den Roten Göttern erhält, und unfreiwillig mit ihnen in Verbindung tritt. Andere wie die Gesegnete Lanta wiederum – zwar de facto als Böse angelegt – sind aber in ihrer Handlungsweise so ihrem Glauben verhaftet, dass diese aus deren Sicht nachvollziehbar erscheint.

    Aber natürlich würde die die Geschichte nicht funktionieren, wenn sie nur grauslich und unappetitlich (wobei zugegebenermaßen schon ein paar diesbezügliche Szenen vorhanden sind, die im Gedächtnis bleiben) wäre und die handelnden Personen tumb und entsetzlich wären. Vielmehr stecken neben Verrat, Misstrauen, Verschwörung, Intrigen und politische Machenschaften, Verzweiflung und Tod auch Loyalität und ehrenvolles Verhalten, Vertrauen, Zuversicht, Freundschaft, Liebe und Zuneigung darin. Anna Stephens gönnt einigen ihrer Helden durchaus auch wenige, aber trotzdem schöne Momente, unerwartet, überraschend und zum Teil abseits der gängigen Muster.

    Dies ist „Das Ende des Friedens“. Es ist intensiv und grausam zugleich. Und Anna Stephens beschert dem Leser einen fiesen Cliffhanger, so dass die Wartezeit bis zum zweiten Band der als Trilogie angelegen Reihe äußerst lang erscheint. Doch „Das Erwachen der Roten Götter“ kann nicht aufgehalten werden. Im Februar 2019 ist es soweit.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Kurzbeschreibung:

    Krieg wird kommen, Verrat wird lähmen, Tod wird herrschen …

    Dom ist ein Seher, doch seine Gabe ist mehr Fluch als Segen, denn seine Visionen sind ungenau und körperlich auszehrend. Da begegnet er der geflohenen Sklavin Rillirin. Sie warnt ihn und sein Volk vor einer Invasion der Barbaren. Aber kaum jemand glaubt ihr. Da ereilt Dom eine Vision von erschreckender Klarheit. Er muss Rillirin vertrauen und den Klan der Wächter und Wölfe auf den Krieg vorbereiten, sonst wird nicht nur er sterben, sondern sein ganzes Volk. (Quelle: Verlagswebsite)


    Autor:

    Anna Stephens hat einen Abschluss in Literaturwissenschaft der Open University und arbeitet heute in der PR-Abteilung einer großen internationalen Kanzlei. Sie hat einen schwarzen Gürtel in Karate, und ihrer Ansicht nach ist es eine große Hilfe, zu wissen, wie es ist, einen Schlag ins Gesicht zu bekommen, wenn man Kampfszenen schreibt. Sie lebt mit ihrem Mann in Birmingham. (Quelle: Verlagswebsite)


    Allgemeines:

    „Das Ende des Friedens“ ist Teil 1 der Wächter-und-Wölfe-Trilogie. Erschienen im Januar 2018 bei Blanvalet.

    Originaltitel: Godblind (Godblind-Trilogy Book 1), aus dem Amerikanischen von Michaela Link

    512 Seiten, unterteilt in Kapitel, die aus Sicht wechselnder Personen erzählt werden. Epilog und Danksagung. Im Innenteil des Umschlags findet sich eine Landkarte von Rilpor.


    Meine Meinung:

    Immer öfter beschleicht mich das Gefühl, dass die Autoren meinen, Fantasy muss düster und grausam sein. Sicher: da das Hauptthema nun mal immer der Kampf Gut gegen Böse ist, bleiben Auseinandersetzungen nicht aus und es wird auch der ein oder andere Kampf ausgefochten. Es gibt auch Autoren, die Kampfgetümmel gut beschreiben können und es gibt Autoren, die die Ausschmückung der Grausamkeiten der Fantasie des Lesers überlassen. Zu beidem gehört Anna Stephens leider nicht. Mir war das echt zu viel Gemetzel, Folter, Qual und Blut.


    Die Idee des Romans – Kampf der Götter mit Hilfe ihrer sterblichen Werkzeuge – ist ja nicht schlecht und auch einige der Charaktere sind eigentlich ganz gut gelungen, aber wenn der größte Teil des Buches sich nur darum dreht, Schlachten zu planen und zu schlagen, Opfer zu verstümmeln und qualvoll sterben zu lassen (oder sich dieses bis ins Detail auszumalen), dann geht die gute Idee leider den Bach runter. Da mich die Story an sich und insbesondere das Schicksal von Dom interessiert hat, habe ich irgendwann die Kampfszenen nur noch quergelesen und bin so dann doch ganz gut zurechtgekommen.

    Die wechselnden Perspektiven – wenn ich mich nicht verzählt habe, sind es sechs Personen – machen es anfangs auch nicht leicht, sich in die Geschichte zu vertiefen. Aber ab ca. der Hälfte des Buches war mir dann doch klar, wer zu welcher Allianz gehört und welches seine Rolle ist. Ab da hatte mich das Buch dann auch gefangen genommen. Hatte ich bis dahin ein halbes Jahr gebraucht, weil sich immer wieder andere Lektüre dazwischengedrängt hat, habe ich die zweite Hälfte in 3 Tagen durchgelesen. Ich glaube, das sagt auch schon einiges aus.


    Alles in allem: eine gute Story, die für mich aber zu sehr im Kampf versinkt. Vielleicht habe ich aber auch einfach schon zu viele solcher Geschichten gelesen, so dass mich diese nicht wirklich begeistern kann. Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:. Ob ich die Fortsetzung lesen werde? Ich weiß es noch nicht, glaube aber eher nicht daran, denn wenn die Roten Götter in Teil 2 auf den Plan treten, wird es womöglich noch grausamer – was ich durchaus auch im übertragenen Sinne so meine.


    Fazit:

    Wenn die Götter Krieg führen, versinkt die Welt in Chaos und Blut. Und das führt nicht unbedingt zu Lesevergnügen.

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark