Annette Lies - Drei aus dem Ruder

  • Kurzmeinung

    Chattys Buecherblog
    Wer selbst an innerer Zerfressenheit leidet, der sollte sich diesen Roman auf jeden Fall gönnen.
  • Kurzmeinung

    Lavendel
    Sehr humorvoller Roman über Lebenskrisen und Frauenfreundschaft mit viel Weisheit.
  • Die 50-jährige Gynäkologin Henriette, gerade von einem Unfall genesen, folgt dem Rat eines befreundeten Psychologen und entschließt sich zu einer Kur in einem Luxussanatorium für psychosomatische Krankheiten in direkter Lage zum Chiemsee, die ihr auch die nötige Distanz zu ihrem Ehemann Georg und ihren bereits erwachsenen Zwillingen Gilda und Gabor gönnt und somit Zeit für Sinnfragen ermöglicht. Dort trifft sie auf die 40-jährige Fernsehköchin Coco von Kost und die junge wie kindlich wirkende Mieke. Während Mieke, schwanger von einem bereits verheirateten Mann, von allem total hingerissen ist, macht Coco ihr Bekanntheitsgrad zu schaffen und fühlt sich langsam von ihrem Erfolg überrollt. Sowohl Henriette als auch Mieke und Coco suchen nach Lösungen für ihre Probleme und lernen sich dabei immer näher kennen. Werden die Frauen zu Freundinnen und wie sehr sind sie bereit für einen Neubeginn?


    Annette Lies hat mit ihrem Buch „Drei aus dem Ruder“ einen sehr unterhaltsamen Roman vorgelegt, der am Puls der Zeit liegt und die alltäglichen Probleme und Herausforderungen, die wir Leser uns allen stellen müssen, auf humorvolle und flüssige Art und Weise erzählt. Der Schreibstil ist eingängig und versprüht einen gewissen trockenen Humor, der manchmal leicht ins Sarkastische übergeht. Der Autorin gelingt es mit Charme und Witz, den Leser schnell in den Bann zu ziehen und an die Seite von Henriette zu stellen, aus deren Perspektive die Handlung erzählt wird. Die Beschreibungen der Klinik und der Umgebung sind malerisch und erinnern mehr an ein Ferienresort denn an eine sanatorische Einrichtung, wobei ja beides der Gesundheit und dem Wohlbefinden dient. Auch die Themen, die die Autorin anspricht, kommen aus dem alltäglichen Leben und beschäftigen viele Leser gleichermaßen. Da geht es um das eheliche Zusammenleben, wobei die Partner sich kaum noch etwas zu sagen oder Gemeinsamkeiten haben. Oder um Erfolgsdruck aufgrund eines gewissen erarbeiteten Bekanntheitsgrades. Die immer wieder auftauchende Frage ist: wie geht es jetzt weiter?


    Die Charaktere sind sehr liebevoll und gemäß ihren individuellen Eigenheiten ausgearbeitet worden. Sie wirken durchweg wie Personen aus dem täglichen Leben, Menschen, die man auf der Straße trifft oder auch zu Nachbarn oder Freunden hat. Gerade deshalb kann der Leser sich sehr gut mit ihnen identifizieren. Henriette ist eine sympathische und patente Frau, die sich jahrelang um Mann und Kinder gekümmert hat. Sie verbreitet Optimismus, dabei ist sie innerlich zerrissen, denn sie hadert mit ihrer Situation. Jahrelang hat sie sich von ihrem Ehemann bevormunden und unterbuttern lassen. Dabei ist sie eine gute Ärztin und hat alles andere noch nebenbei gewuppt. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, wo bei ihr das Maß voll ist und sie einen Ausweg sucht. Coco ist eine Frau, die unter ihrem Bekanntheitsgrad leidet, der sie immer mehr in ihrem Handeln einschränkt. Nach Außen gibt sie sich schlagfertig und zynisch, oftmals auch verletzend und wie ein Snob. Aber damit will sie die Welt nur auf eine falsche Fährte locken. Mieke, das Küken in diesem Dreiergespann, ist fröhlich und noch ein junger Hüpfer. Allerdings leidet sie unter gewissen Zwängen, die sie nicht unter Kontrolle hat. Noch dazu ist sie schwanger, und der Gedanke an ein Kind macht ihr Angst. Die weiteren Protagonisten wie z.B. der Segellehrer oder auch Henriettes Ehemann bringen weitere Spannung in die Handlung und beleben sie zusätzlich.


    „Drei aus dem Ruder“ ist ein rundum gelungener und dabei spritziger Frauenroman mit handfesten Charakteren und Themen, die tagtäglich jeden von uns beschäftigen. Eine Geschichte mit Augenzwinkern, aber auch mit einem Tritt in den Hintern für den, der es nötig hat. Eine absolut verdiente Leseempfehlung!


    Verdiente :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Da ich bereits Saftschubsen (Band 1 und Band 2) gelesen habe, war ich neugierig, was mich hier erwarten würde.
    Gleich zu Beginn erlebt der Leser Henriette, Gynäkologin, von ihrem Mann liebevoll Ette genannt, die an Burn-out erkrankt ist. Alles wird ihr zuviel und nach einem Unfall lässt sie sich in eine Klinik einweisen. Dort trifft sie auf die etwas kühl wirkende Coco, bekannt als Fernsehköchin. Sie leidet an Depressionen und hadert mit ihrem Leben. Und zu guter Letzt wäre da noch Mieke, die irgendwie lebensfroh wirkt, aber auch mit ihrem Leben nicht klar kommt und dazu noch schwanger ist.
    Der Leser erfährt auf teilweise sehr humorvolle Art, wie die Krisen des Lebens zu meistern sind. Klar, es gibt auch sehr nachdenkliche, emotionale Stellen im Buch.

    Die Autorin schafft es, dass der Leser sich an manchen Stellen selbst erkennt und spiegelt die Seele der Menschen, anhand der drei Protagonistinnen, sehr gut wieder. Jeder wird mal an den Punkt in seinem Leben kommen, an dem er überlegen wird, ob es das nun wirklich wahr, ob man noch etwas verändern möchte oder ob das Leben wirklich nichts mehr neues bringen wird.
    Es zeigt sich hier jedoch, dass es sich durchaus zu kämpfen lohnt und die Wünsche oder Sehnsüchte immer noch erfüllt werden können, egal in welchem Alter, egal welchen Beruf man ausübt, egal was das Umfeld dazu sagt. Denn jeder lebt ja sein eigenes Leben.

    Mir hat die Darstellung der Protagonisten sehr gut gefallen und auch die Atmosphäre in der Klinik wurde sehr detailliert dargestellt. Teilweise sogar so, dass ich mir überlegt hatte, ob die Autorin wohl Kenntnisse über diese Klinik hat oder vielleicht sogar selbst mal in Behandlung war.

    Fazit:

    Wer selbst an innerer Zerfressenheit leidet, der sollte sich diesen Roman auf jeden Fall gönnen. Sehr deutlich beschreibt die Autorin, dass es immer wieder Licht am Ende des Tunnels gibt und es sich durchaus zu kämpfen lohnt. Denn jeder hat es verdient, ein glückliches und erfülltes Leben zu führen. Nur muss man manchmal auch etwas dafür tun. Denn wie sagt man so schön: Von nix, kommt nix.