Jhumpa Lahiri - Einmal im Leben / Unaccustomed earth

  • Klappentext:
    Hema und Kaushik lernen sich in Massachusetts kennen. Ihre Eltern, die aus Bengalen stammen, sind befreundet, sie selbst können wenig miteinander anfangen. Dafür ist der ältere Kaushik viel zu in sich gekehrt. Hema himmelt ihn erfolglos von ferne an. Fast zwanzig Jahre später begegnen sie sich zufällig in Rom: Kaushik ist ein angesehener Kriegsfotograf, Hema will vor einer Vernunftehe in Kalkutta ein letztes Mal die Freiheit kosten. Heimatlos sind sie beide, weltgewandt und doch getrieben. Eine jähe, wilde Liebe erfasst sie. Aber vielleicht ist es zu spät. – Amazon


    Zur Autorin:
    Jhumpa Lahiri wurde 1967 in London geboren und wuchs in Rhode Island auf. Für ihre Romane und Erzählungen wurde sie u.a. mit dem Pulitzer Preis, dem PEN/Hemingway Award und dem Commonwealth Writers' Prize ausgezeichnet. Seit 2012 ist sie Mitglied der American Academy of Arts and Letters. – Amazon


    Allgemeine Informationen:
    Teil der Short-Story-Sammlung „Unaccustomed Earth“
    Erstmals erschienen 2008 bei Alfred A. Knopf, New York
    175 Seiten


    Drei Teile:
    1. Einmal im Leben: Hemas Erinnerung an gemeinsame Zeiten während ihrer Jugend und Kindheit, erzählt in der 2. Person Singular
    2. Jahresende: Kaushik erzählt in Ich-Form über seine schwere Zeit nach dem Tod seiner Mutter und der erneuten Heirat seines Vaters
    3. Landen: Ein unbeteiligter Beobachter berichtet von den wenigen Wochen der beiden als Liebespaar in Italien. Das Buch schließt ab mit einer kurzen Ich-Erzählung von Hema.


    Warum Rowohlt dem Original nur diese drei Erzählungen entnahm und die anderen nicht veröffentlichte, weiß ich nicht.


    Eigene Meinung:
    Zwei Menschen, die einander in Liebe zugetan sind, verpassen ein paar Mal den Zeitpunkt, zueinander zu kommen, und als sie den Zeitpunkt wahrnehmen, ist es zu spät. So könnte man das Ganze zusammenfassen.


    Ihre Familien müssen eine Zeitlang unter einem Dach wohnen, als Hema und Kaushik Jugendliche sind. Was niemand weiß: Kaushiks Mutter leidet unter einer unheilbaren Krebserkrankung. Die Wege der Familien trennen sich, und Hemas Eltern erfahren nichts vom Tod von Kaushiks Mutter. Während Hema ihr Studium als Altphilologin abschließt, weiterhin in der Forschung bleibt und sich in eine Affäre mit einem verheirateten Mann verstrickt, bereist Kaushik Krisengebiete der Welt und wird zu einem angesehenen Kriegfotografen, nachdem er mit der neuen Familie des Vaters gebrochen hat.


    Im dritten und für die Liebesgeschichte entscheidenden Teil schwenkt die Autorin um und berichtet, erzählt, erläutert, wie Hema und Kaushik ihren Tag verbringen: Sie fahren nach X, nach Y, erklettern Hügel A, spazieren an Strand B, besuchen Museum C, Kirche D, … Wer sich dafür interessiert, wie man in einem Buch die Emotionen kaputt schreibt, ist hier richtig. Nichts wird gezeigt, kein Gedanke bleibt für den Leser offen, nichts knistert, nichts berührt.


    Ob es daran liegt, dass das Buch nur zur Hälfte übersetzt wurde? Dass der Weg zum Verständnis und zur inneren Beteiligung in dem Teil liegt, der Lesern der deutschen Übersetzung vorenthalten bleibt? Ich hoffe es, aber natürlich kann ich nur das bewerten und beurteilen, was ich hier lesen kann.
    „Der Namensvetter“, einen Roman der Autorin, habe ich vor ein paar Jahren gelesen, und er hatte mir gut gefallen. Umso größer jetzt die Enttäuschung.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ob es daran liegt, dass das Buch nur zur Hälfte übersetzt wurde?

    Verstehe ich das richtig: das Original besteht aus einer Sammlung von Kurzgeschichten zu
    identischen Personen, und von denen wurden nur 3 übersetzt?
    Ich habe "Tiefland" damals mit Vergnügen gelesen, deswegen interessiert mich das jetzt genauer.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ob es daran liegt, dass das Buch nur zur Hälfte übersetzt wurde?

    Verstehe ich das richtig: das Original besteht aus einer Sammlung von Kurzgeschichten zu
    identischen Personen, und von denen wurden nur 3 übersetzt?
    Ich habe "Tiefland" damals mit Vergnügen gelesen, deswegen interessiert mich das jetzt genauer.

    Das Original enthält 8 Kurzgeschichten über Einwanderer in die USA aus Bengalen. Die 3 über Hema und Kaushik sind in diesem Band erschienen, die 5 über andere Personen in:


    Sie sind Kinder bengalischer Einwanderer und haben Wurzeln in fremde Erde geschlagen: Ruma, Usha Amit, Sudha und Sang leben zwischen zwei Welten, sie sind in unterschiedlichen Traditionen zu Hause. Doch sie müssen sich nicht nur dieser Zerrissenheit stellen, sondern auch alltägliche Probleme und Herausforderungen meistern. Ruma bekommt in Seattle Besuch von ihrem verwitweten Vater, der ein Geheimnis vor ihr hütet: eine neue Liebesbeziehung. Amit will die Hochzeit von Freunden als romantischen Wochenendflug mit seiner Frau Megan nutzen, doch es kommt anders als geplant. Und Sudha bemüht sich, ihrem jüngeren Bruder jene perfekte Kindheit zu bieten, die sie selbst nie hatte. Bis Schuldgefühle, Schmerz und Wut überhand nehmen, als seine Alkoholsucht Sudhas Familie zu gefährden droht …

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow