Monika Maron - Krähengekrächz

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    Die Krähen begleiten die Geschichte der Menschheit von der Urzeit bis heute. Sie sind klug, erkennen unsere Gesichter und studieren unser Verhalten, während sie Gegenstand unserer Mythen und Märchen wurden.
    Durch die Arbeit an einem Roman beginnt Monika Maron sich näher mit den Krähen zu beschäftigen. Die anfängliche Neugier wird bald durch Begeisterung und Faszination abgelöst. Auf Spaziergängen durch ihr Quartier begegnet sie den Tieren, sie lockt sie an, denkt über sie nach, und sie folgt ihren Spuren durch die Literatur.
    Was als Romanrecherche beginnt, wird zu einer selbständigen Betrachtung. In diesem berührenden Buch schildert Monika Maron ihre Beobachtungen und Gedanken, die nicht zuletzt durch die Frage nach dem Verhältnis von Mensch und Tier grundiert sind.

    Die Autorin begegnet zuerst den Krähen wie die meisten von uns. Man liest etwas über diese Rabenvögel ob positiv oder negativ, jedoch meistens bleibt eine gewisse Distanz zu Ihnen.
    Um die Krähe und vor allem sein Wesen zu begreifen greift sie zu Büchern, denn sie ist bestrebt mit einem Exemplar Freundschaft zu schliessen.
    Ihre trockene Aussage lässt erahnen es könnte etwas schwierig sein.

    Zitat von Monika Maron

    "Schon dieses Vorhaben beweist, wie wenig ich von Krähen verstand"

    Intuitiv, mit Futter auf ihrem Balkon, gelingt es ihr Krähen anzulocken, obwohl sie auch nach zwei Monaten nicht das Gefühl hat einen wesentlichen Fortschritt gemacht zu haben. Da sie täglich mit ihrem Hund Momo, Spaziergänge unternimmt weitet sie nach die nach die Fütturung auf die Strasse aus indem sie das Futter vor sich hin wirft. Somit wird sie zu einer Spaziergängerin mit Hund und einer Schar Krähen. Zugleich beschäftigt sie sich intensiv mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Tier, wobei von sich selbst sagt,

    Zitat von Monika Maron

    Wenn ich einen Film sehe, in dem ein Tier leidet oder stirbt, muss ich weinen. Ich weine nicht, wenn im gleichen Film Menschen sterben. Ich weine fast nie im Kino, nur wenn Tiere sterben.

    Es folgt einen Ausflug in die Literatur in welchem die Krähen immer wieder eine Rolle spielen, wie bei Anette von Droste-Hülshoff welche in ihrem Gedicht "Die Krähen" von der Schlacht bei Stadtlohn im Dreissigjährigen Krieg erzählen lässt.


    Mit seinen knapp 64 Seiten ist es ein recht schmales Buch, jedoch gelingt es der Autorin so vieles zu erzählen das man wirklich staunen darf. Sie trifft genau den richtigen Ton, sie erzählt sehr warmherzig, mit einem Schimmer von Humor, dass man als Leser richtig gefesselt wird von dieser eigentlich unspektakulären Geschichte.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Die Autorin

    Monika Maron ist 1941 in Berlin geboren, wuchs in der DDR auf, übersiedelte 1988 in die Bundesrepublik und lebt seit 1993 wieder in Berlin. Sie veröffentlichte zahlreiche Romane, darunter ›Flugasche‹, ›Animal triste‹, ›Endmoränen‹, ›Ach Glück‹ und ›Zwischenspiel‹, außerdem mehrere Essaybände und die Reportage ›Bitterfelder Bogen‹. Zuletzt erschien der Essay ›Krähengekrächz‹. Sie wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter dem Kleist-Preis (1992), dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (2003), dem Deutschen Nationalpreis (2009), dem Lessing-Preis des Freistaats Sachsen (2011) und dem Ida-Dehmel-Preis (2017).


    Inhalt

    Monika Maron wollte ursprünglich im Rahmen der Recherche zu einem Roman Krähen beobachten. Doch so wie man Tiere nicht so schnell wieder los wird, wenn man begonnen hat, sie zu füttern, ließ das Thema sie nicht wieder los. Selbst in der Großstadt lässt sich beobachten, dass Krähen kämpferisch und intelligent sind und Hilfsmittel bei der Futterbeschaffung benutzen. Im Gegensatz zu ihrem Beobachter, für den anfangs eine Krähe wie die andere aussieht, können Rabenvögel sehr wohl Menschen unterscheiden und erkennen. Neben dem seit Generationen überlieferten Aberglauben an die Totenvögel hat Krähen stets die Zuschreibung von Weisheit begleitet. Maron betreibt ihre Krähenstudie aus der persönlichen Situation des Alterns und Wartens auf den Tod. Das eigentliche Rechercheziel gerät in den Hintergrund, als sie sich damit beschäftigt, warum die Literatur Rabenvögel braucht und wie Rabendarstellungen aus Balladen und Gedichten adaptiert werden.


    Fazit

    Der eigentliche Text umfasst nur 50 Seiten, wird jedoch von einem informativen Nachwort der Literaturwissenschaftlerin Elke Gilson ergänzt, die einen Materialienband zu Maron herausgegeben hat. Ihr Hinweis zu Marons Auseinandersetzung mit Diktaturen regt an, das Werk Monika Marons neu zu lesen mit Blick auf die Tiersymbolik. Diktatoren mögen nämlich keine Tiere und sie mögen kein enges Verhältnis zwischen Tieren und Untertanen.


    (1. Mai 2016)


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


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  • erscheint am 3.1.23 im neuen Verlag


    In diesem Buch widmet sich Monika Maron den Krähen – erstaunlichen Tieren, anhand derer eine große Schriftstellerin von Eleganz und Eigensinn, Kühnheit und Kraft nicht zuletzt von der Freiheit erzählt.

    »Aber als ich las, dass die Krähen den Menschen seit Anbeginn begleiten, dass seine ersten Schritte im aufrechten Gang gesehen, seine ersten artikulierten Laute gehört haben, alle seine Kriege erlebt und von seinen Leichenfeldern gelebt haben, dass sie Toten- und Galgenvögel genannt wurden, weil sie überall auftauchten, wo die Menschen ihre Opfer hinterlassen hatten, erst als ich mir das vorstellte, begannen die Krähen aus meiner Straße sich in mein nächstes Buch zu drängen.«

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    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Mit seinen knapp 64 Seiten ist es ein recht schmales Buch, jedoch gelingt es der Autorin so vieles zu erzählen das man wirklich staunen darf. Sie trifft genau den richtigen Ton, sie erzählt sehr warmherzig, mit einem Schimmer von Humor, dass man als Leser richtig gefesselt wird von dieser eigentlich unspektakulären Geschichte.

    So ging es mir beim Lesen auch so. Gerade mal so wenig Seiten und so vieles zu entdecken.


    Mir war das Büchlein 4 Sterne wert gewesen und ich freue mich darüber, dass es eine Neuauflage gibt.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Meinung

    Ich habe die eBook Ausgabe gelesen. 30 Seiten. Eigentlich wollte ich nach 15 Seiten aufhören. Konnte ich aber nicht.


    Ich hatte von Monika Maron schon ein Buch gelesen. Leider hat mir das Buch nicht so gefallen. Trotzdem habe ich es mit "Krähengekrächz" versucht. Und die Erzählung hat mir sehr gut gefallen.


    Ich fand es schon bewundernswert, das Frau Maron sich an die Krähen herangetraut hat. Sie sind doch sehr imposant. Und es war eine Frage der Zeit, wann die Nachbarschaft agiert.


    Diese Erzählung ist jetzt nicht speziell ein Krähenbuch, sondern basiert auf eigene Erfahrungen und Beobachtungen der Autorin.


    Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Vergleiche, wieviel Tier steckt in dir? Hinweise, ist der Zoo noch zeitgemäß? Oder Vergleiche mit den jetzigen Problemen der Welt waren sehr gut eingebunden.


    Fazit

    Das war kein Krähengekrächz. Geschichtliches, Aberglaube, Literarisches. Alles dabei.


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