Verlagsinfo
Die Quendel sind ein gutmütiges Volk, das sich abends am Kaminfeuer schauerliche Geschichten erzählt und für gewöhnlich nie etwas Ungeplantes tut. Doch als der selbst ernannte Kartograf Bullrich Schattenbart eines Nachts nicht nach Hause kommt, brechen seine besorgten Nachbarn auf, um ihn zu suchen – angetrieben von einem schrecklichen Verdacht: Kann es sein, dass sich der verwegene Eigenbrötler in die Nähe des Waldes Finster gewagt hat? Noch ahnt keiner, was diese Nacht so anders macht als alle anderen. Ein seltsam leuchtender Nebel öffnet die Grenzen zu einer fremden, bedrohlichen Welt. Wer die Zeichen zu lesen versteht, weiß, dass lang vergessene, uralte und grausame Kräfte zu neuem Leben erwachen …
Meine Meinung
Wieder einmal eine Coverentscheidung die sich absolut gelohnt hat! Schon nach den ersten Sätzen war ich völlig in den Bann gezogen, denn der Schreibstil von der Autorin schafft eine ganz besondere Atmosphäre, die einen komplett in die verwunschene Welt der Quendel eintauchen lässt!
Die Quendel, ein Völkchen das abgeschieden im Hügelland lebt, aber dennoch gesellschaftslustig und geschwätzig ist - ein bisschen erinnerte es mich an die Hobbits, was aber nicht irgendwie abgekupfert wirkte, sondern einfach ein schöner Nebeneffekt war.
Einer der Quendel, Bullrich Schattenbart, ist ein alter Eigenbrötler, der sich gerne an alte Sagen erinnert. Auch an die unheimlichen Mythen über den Finster, einen düsteren Wald, den kein Quendel betreten möchte, denn einige aus seinem Volk sind schon darin verschwunden und nie wiedergekehrt. Doch der weiße Fleck auf seinen Landkarten lässt ihn einen folgenschweren Entschluss fassen.
Während man anfangs Bullrich auf seinem Weg ins Abenteuer begleitet, wechseln die Perspektiven zu anderen, höchst eigentümlichen Figuren. Auch wenn man einen sehr schönen allgemeinen Eindruck über das Volk der Quendel gewinnt, sind sie natürlich doch sehr individuell und verschieden. Da gibt es die tatkräftige Hortensia, Bullrichs findigen Neffen Karlmann, den engagierten Zwentibold oder auch den Einsiedler Fendel.
Die Kapitel sind relativ lang und so begleitet man die verschiedenen Figuren während einer höchst ereignisreichen Nacht in unheimliche und bedrohliche Abenteuer.
Ihnen allen stehen einige schlimme Stunden bevor, denn etwas Dunkles regt sich im Finster und lässt die alten Sagen lebendig werden. Diese sind übrigens auch an unsere Mythen angelehnt, was ich wieder besonders schön fand.
Der Schreibstil ist, wie oben erwähnt, wirklich außergewöhnlich, denn er hat mich komplett zwischen den Zeilen versinken lassen. Da störte mich auch das langsame Tempo nicht, in dem die Handlung voranschreitet, denn jeder Moment ist mit so viel Liebe und anschaulichen Details ausgestattet, das es einfach nur Spaß gemacht hat! Versonnen und beschaulich würde ich es beschreiben, was sich jedoch im Laufe der Ereignisse wendet, denn das Böse nimmt immer mehr Formen an und wird richtig unheimlich! Es wird richtig gruselig, spannend und man bekommt es mit einigen gespenstischen Wesen zu tun, die einem das Fürchten lehren können!
Die Kapitel enden dann auch oft an höchst spannender Stelle und der Weg führt sie nicht alle an ein glückliches Ende. Das Böse, dass sich hinter dem Nebel verbirgt, bleibt im Verborgenen - auch wenn es viele Andeutungen gibt, spielt die Autorin hier gerade mit dem, was man nicht greifen, man nicht benennen kann.
Allerdings muss ich zugeben, hat mir zum Schluss doch etwas gefehlt, denn nicht alle Fragen wurden beantwortet. Im Grunde kann man den Ausgang der Geschichte zwar so stehen lassen, es würde aber noch einiges an Stoff für eine Fortsetzung bleiben, weil doch noch einiges zu verschiedenen Figuren noch offen geblieben ist. Leider ist mir nicht bekannt, ob das geplant ist, würde mich aber freuen.
Aufgefallen sind mir natürlich auch die Namen, von denen viele pfanzliche Ursprünge haben (Quendel ist z. B. eine Thymianart), aber auch die Flüche mit Pilzsorten und allen möglichen und unmöglichen Arten der Flora geben dem ganzen einen eigenen und ausgefallenen Charakter!
Ein kleines Manko beim ebook: Die schöne Karte vorne im Buch, wo man sicher bestens die Wege der einzelnen Quendel verfolgen kann, ist kaum lesbar, da sie einfach zu klein ist.
Insgesamt wunderschön erzählt mit einem ganz eigenen Rhythmus, eine Anlehnung an das Hügelvolk von Mittelerde, ein schauriger Hauch der alten Mythen und ein Sammelsurium kurioser Charaktere, die mir alle sehr ans Herz gewachsen sind.
Fazit: 5 Sterne
© Aleshanee
Weltenwanderer