Björn Beermann - Mitra- Magisches Erbe

  • Das hat sich die sechzehnjährige Mitra anders vorgestellt. Sie wollte in Hamburg ein neues und normales Leben beginnen. Doch nun muss sie sich zusätzlich zu ihrer Ausbildung mit ihrer magischen Gabe, einem nervigen Hausgeist und zwei Kerlen herumschlagen. Und dann wird sie auch noch in einen alten Kampf um Macht und Magie zwischen den Elementen hineingezogen, den nur sie wieder befrieden kann. Nur gut, dass sie in Aggy eine echte Freundin hat, die mit ihrer speziellen Art Mitra durch dieses Chaos begleitet. (Klappentext)


    Mitra hat es nicht leicht. Nicht nur, dass sie sich mit sechzehn Jahren in einer hormonell schwierigen Phase befindet, sie hat es auch zuhause nicht leicht. Ihre Mutter ist vor kurzem gestorben und der Vater leidet sehr. Doch Mitra muss ihren eigenen Weg gehen und entscheidet sich deswegen für eine Ausbildung in Hamburg. Auf der Beerdigung ihrer Mutter hatte Mitra zum ersten Mal von ihrer Großmutter Mildred und ihrer Tante Minerva gehört, die beide in der Hansestadt wohnen, weswegen Mitra nun erst einmal bei ihnen unterkommen kann.
    Schnell fallen Mitra Veränderungen an sich auf. Sobald sie mit ihren Kollegen im Stadtpark die Pause verbringt, hat sie Aussetzer. Ihr wird weiß vor Augen, sie hört Musik und es geschehen seltsame Dinge. Ihre neugewonnene Familie muss ihr das Familiengeheimnis eröffnen: Mitra ist eine magisch begabte Person.


    Schon an der Beschreibung als „magisch begabte Person“ fällt auf, dass der Autor sich trotz des weitreichend erschlossenen Hexen- und Magie-Themas in der Popkultur noch ein paar neue Ideen einfallen lassen hat. Dabei war es auch schön zu sehen, dass auf Zauberstäbe und Hexenbesen verzichtet wurde. Alles wirkte ein wenig modernisiert und ins Heute übertragen. Und das, obwohl die Magie im Buch schon sehr alt ist.


    Der Fall der Barriere der magischen Welt ist dabei im ersten Teil der angedachten Trilogie das Kernthema. Dieses wurde ebenso wie andere Geheimnisse Stück für Stück entschlüsselt. Der Leser war immer nur so schlau wie Mitra und entdeckte mit ihr zusammen ihr neues Leben.


    Insgesamt stellt das Buch damit einen sehr guten Beginn der Trilogie dar. Man wird in die Welt sehr gut eingeführt und lernt die Personen ausreichend kennen.
    Mit diesen Personen hat Björn Beermann auch ein Sammelsurium an interessanten Persönlichkeiten geschaffen. Dabei gelingt ihm immer der Spagat zwischen besonders und doch authentisch. Nichtsdestotrotz werden auch einige Klischees bedient. Es gibt den klassischen Hamburger Schnösel, die verrückte, aber gutherzige Freundin, den schmierigen Chef und natürlich die „Hexen“ mit den roten, wirren Haaren.


    Mitra ist eine Hauptperson, der ich gern folgte. Man kann sich gut mit ihr identifizieren und in sie hineinversetzen. Glücklicherweise benimmt sie sich ihrem Alter auch angemessen. Gerade in ihrem Alter neigen viele Autoren dazu, die Figur deutlich zu erwachsen wirken zu lassen. Aber 16 Jahre sind nun einmal 16 Jahre.
    Was ich aber sehr gern getan hätte: Ich hätte gern mehr mitfiebern müssen. Auch wenn ich nah an Mitra dran war, gingen mir ihre Erlebnisse und Gefühle nie nah. Es war interessant zu lesen, was in der magischen Welt gerade für ein Drama passiert, aber ich blieb nicht atemlos zurück. Die große Spannung fehlte also in diesem Auftakt noch. Vielleicht bewegen die nachfolgenden Bände ja mehr.


    Das Buch gliedert sich in 47 Kapitel, die zum Teil nur eine oder anderthalb Seiten lang waren. Der Autor hat im Prinzip für jede neue Szene ein neues Kapitel begonnen, was sich für mich ungewohnt las. Was mich daran aber am meisten störte, waren die Kapitelüberschriften, die zwar immer genau das beschrieben, was nun kommt, aber dabei manches Mal seltsam ungelenk wirkten: „Ein Gespräch in der Küche“, „Recherchearbeit“ oder „Aggy hat eine Idee“.Daran anschließend hatte ich eigentlich nur einen größeren Kritikpunkt am Buch und der ist für die wenigsten Menschen wohl relevant bei der Kaufentscheidung. Ich hatte einige Probleme mit der Formatierung. Die Schrift ist recht groß, ebenso wie der Zeilenabstand. Zusätzlich wurde keine Silbentrennung eingestellt, weswegen manche Zeilen unnatürlich große Wortabstände haben. Insgesamt entsprechen zwei Mitra-Seiten einer „normalen“ Buchseite. Da stellt sich mir dann die Frage: Hat Mitra eine eigentlich deutlich jüngere Zielgruppe als es wirkt oder wurde das Buch ein wenig künstlich aufgebläht?


    Insgesamt war ich wirklich sehr zufrieden mit „Mitra – Magisches Erbe“. Ich mochte die Figuren, die neuen Ideen zur magischen Welt und auch, dass alles in Hamburg spielte.
    Eine wirklich schöne Kombination, die das Buch schnell durchlesen lässt. Trotzdem wäre ich gern mehr berührt und gefesselt worden. Aber als Auftakt einer Trilogie kann ich mich nicht allzu sehr beschweren: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    "Jeder Fehler erscheint unglaublich dumm, wenn andere ihn begehen." (Lichtenberg)