Christian Handel - Rosen & Knochen

  • Klappentext


    Fürchtest du dich, bei Mondschein das Grab einer Hexe zu betreten?


    Unter den Decknamen Schneeweißchen und Rosenrot ziehen die Dämonenjägerinnen Muireann und Rose durch die Lande. Sie bekämpfen Trolle, retten Jungfrauen vor Wassermännern und vertreiben Kobolde aus Mühlen und Bauernhäusern.
    Als sie von den Bewohnern eines kleinen Dorfs angeheuert werden, den spukenden Geist einer Hexe unschädlich zu machen, geraten sie allerdings in ein alptraumhaftes Abenteuer, das sie an ihre Grenzen führt. Und das ein gut gehütetes Geheimnis ans Licht bringt, das eine von ihnen vor der anderen gern für immer verborgen hätte …



    Meine Meinung


    Mal wieder ein wundervolles Cover vom Drachenmondverlag, gestaltet mit viel Liebe zum Detail Marie Graßhoff. Das strahlt genau die märchenhafte Atmosphäre aus, die mich als Leser von der ersten bis zur letzten Seite eingefangen halt und die Düsternis, die man von boshaften Hexen und bösartigem Zauber erwartet! Dazu kommt die wunderschöne Gestaltung im Inneren, denn jede Seite ist mit kargen Ästen eingerahmt, so dass man auch noch visuell das Bild vor Augen hat, mit den beiden Protagonisten im Wald unterwegs zu sein.


    Entgegen meiner Vermutung, dass es sich hier um eine Adaption über das Märchen "Schneeweißchen und Rosenrot" handelt, geht es primär um Hänsel und Gretel. Rose und Muireann, wie die beiden Dämonenjägerinnen eigentlich heißen, sollen den Geist einer Hexe zur Ruhe bringen, der die Dorfbewohner im dunklen Wald das Fürchten lernt. Doch es kommt ganz anders als sie erwartet hatten.
    Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Muireann mit einer wunderschönen, zu Märchen passenden Sprache: intensiv, stimmungsvoll und wortgewandt. Die unheimliche Atmosphäre, die faulen Zauber der Hexe, das alles schafft eine großartige Wahrnehmung der Ängste. Dabei streut der Autor auch kleine Details aus anderen Märchen und Mythen mit ein, die er am Ende im Nachwort erklärt und auch noch einen Anhang anfügt, in dem er uns die Grausamkeit der "echten" Märchen von früher vor Augen führt - viele sind ja gerade von Disney usw. sehr verharmlost worden. Das solltet ihr auf jeden Fall auch durchlesen!


    Zu der Hexenjagd kommt aber noch die besondere Beziehung der beiden Jägerinnen. Rose ist ja eher eine furchtlose, ungestüme Frau, die sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt, während Muireann ihr zwar in ihrem Mut in nichts nachsteht, sie aber doch eine eher nachdenkliche und grüblerische Figur abgibt. Man erfährt auch nach und nach einiges aus ihrer Vergangenheit, was die ein oder andere Überraschung mit sich bringt. Genauso wie die Visionen zu dem, was tatsächlich in dem Hexenhäuschen geschehen ist, bzw. wie das "Märchen" Hänsel und Gretel hier gezeigt wurde, war aufwühlend und spannend - und zum Teil auch mit grausamen Details. Die Magie hat mir hier gegen Ende etwas zu sehr überhand genommen, trotzdem ergab es eine logische und klare Konsequenz, die die Geschichte gut abgerundet hat.
    Aber auch die Aufklärung ist ausgefallen und unerwartet und trotz der Kürze der Geschichte war es ein schönes, unheimliches Erlebnis mit dem Gefühl aus der Kindheit, in ein märchenhaftes Abenteuer abzutauchen, sich dem Bösen zu stellen und zu wissen, das alles am Ende doch gut ausgehen wird.


    Am Ende des Buches befindet sich übrigens außerdem noch die Kurzgeschichte "Der Flötenspieler" von Christian Handel, die ich ebenfalls sehr gelungen fand!


    Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn es noch mehr Geschichten aus den Hexenwald-Chroniken geben würde.


    Fazit: 4.5 Sterne


    © Aleshanee
    Weltenwanderer