Peter Handke - Versuch über den Stillen Ort

  • Original : Deutsch, 2012 (Schreibarbeit im Dezember 2011)


    EINBETTUNG IM WERK :
    1989 veröffentlichte Peter Handke den »Versuch über die Müdigkeit«, ein Jahr danach folgte der »Versuch über die Jukebox«. Den vorläufigen Abschluss dieser erzählerischen Umkreisungen des Alltags bildete der »Versuch über den geglückten Tag«. Zwanzig Jahre später legt er einen neuen Versuch vor: »Versuch über den Stillen Ort«, der dann wiederum zwei Jahre später vom « Versuch über den Pilznarren » (2013) gefolgt wurde.


    COVER :
    Unter Verwendung der ersten handschriftlichen Manuskriptseite !


    BEMERKUNGEN :
    Etwas zum Naserümpfen und Verpönen ? Beileibe nicht. Die Assoziations- und Erinnerungsarbeiten des Autors kommen in Form von halb- bis zweiseitigen Abschnitten auf uns zu. Sie führen uns an einen Ort, indem es hier nicht einfach und zunächst (darüber läßt sich Handke kaum aus) um die Erledigung von körperlichen Bedürfnissen geht, sondern um was anderes : Das Aufsuchen einer Abgeschiedenheit (schon bewundernswert, wieviele Synonyme in diesem Wortsinne im Buch auftauchen!) UM Alleinsein zu können. Also geht’s hier nicht primär um « Geräusche und Gerüche », sondern um eine Form der Einsamkeit, die zB dem Internatszögling woanders im Hause kaum möglich war. Und dann auch später, in anderen Umständen : Das Finden eines Ortes, das uns einerseits aus der Welt rausnimmt, und uns auch zu uns selber hinführen kann. (In dem Zusammenhang erinnere ich mich an « Das Leben meiner Mutter », von Oskar Maria Graf. Diese vielfache und allroundbeschäftigte Mutter fand wohl nur in den fünf-zehn Minuten am Abort eine Zeit für sich...)


    Das scheint nun dem ein oder anderen irreal, grotesk oder spinnertig ? Nun, für den Autor wohl nicht. Und wenn wir ihm quasi trotz der Umstände, diese Ernsthaftigkeit abnehmen, finden wir wohl etwas wieder ? Handke erzählt nach meinem Empfinden « plaudernder » als sonst, aber dies ist sprachmässig zu verstehen : Die Sprache bleibt gewohnt bewundernswert, ist aber irgendwie zugänglich(er) als sonst ? Doch inhaltlich geht es nicht um ain Allerweltsplaudern ohne Inhalt und Roten Faden. Er spricht den Leser hier und da an, teilt sich auch in Begebnissen, Erinnerungen aus seinem Leben mit.


    Das WC also als Nische, Unterschlupf, Rückzugsort..., wo wir Raum finden für die « immer notwendigere Stille ». Um dann ermuntert und befreit wieder « in die Welt zurückzukehren ».


    ZUM AUTOR:
    Peter Handke, geb. am 6.Dezember 1942 in Griffen/Kärnten. Die Familie mütterlicherseits gehört zur slowenischen Minderheit in Österreich; der Vater, ein Deutscher, war in Folge des Zweiten Weltkriegs nach Kärnten gekommen. Nach seiner Kindheit, die er im Berliner Ostsektor und in Griffen verlebte, studierte er nach seinem Abitur 1961 in Graz Jura. 1965 brach er nach der Veröffentlichung seines ersten Romans sein Studium ab und arbeitet seither als freiberuflicher Schriftsteller. Er lebte zunächst in Graz, dann in Düsseldorf und Berlin, Paris, Kronberg im Taunus, in den USA und ab 1979 längere Zeit in Salzburg. Nun wohnt er schon lange in Chaville/Frankreich.


    Neben seinem umfangreichen eigenen Werk hat Peter Handke viele Prosawerke und Stücke von Schriftsteller-Kollegen ins Deutsche übertragen: Aus dem Griechischen Stücke von Aischylos, Sophokles und Euripides, aus dem Französischen Emmanuel Bove (unter anderem Meine Freunde), René Char und Francis Ponge, aus dem Amerikanischen Walker Percy...


    1973 wurde Peter Handke mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet und 2007 erhielt er den Berliner Heinrich-Heine-Preis, 2008 den Thomas-Mann-Literaturpreis, 2009 wurde er mit dem Franz-Kafka-Literaturpreis ausgezeichnet, dann auch mit dem Ibsen-Preis.


    Weiterführende Links zu Peter Handke:
    http://www.tour-literatur.de/L…_autoren/handke_links.htm
    (Quelle: amaz.de; wikipedia; Autorenlink)



    Broschiert: 108 Seiten
    Verlag: Suhrkamp Verlag; Auflage: 1 (10. Januar 2015)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3518465562
    ISBN-13: 978-3518465561