Cormac McCarthy - Der Anwalt / The Counselor

  • Autor: Cormac McCarthy
    Titel: Der Anwalt, aus dem Englischen übersetzt von Nikolaus Stingl
    Originaltitel: The Counselor erschien erstmals 2013
    Seiten: 176 Seiten, Drehbuch
    Verlag: rororo Taschenbuch
    ISBN: 9783499267246


    Der Autor: (Klappentext)
    Cormac McCarthy wurde 1933 in Rhode Island geboren und wuchs in Knoxville, Tennessee auf. Für sein literarisches Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Pulitzerpreis und dem National Book Award. Die amerikanische Kritik feierte seinen Roman «Die Straße» als «das dem Alten Testament am nächsten kommende Buch der Literaturgeschichte» (Publishers Weekly). Das Buch gelangte auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste und verkaufte sich weltweit mehr als eine Million Mal.


    Inhalt: (Klappentext)
    Eigentlich ist er ein ganz biederer Kerl. Rechtsanwalt. Aber wenn er sich auf diesen einen todsicheren Deal einlässt, kann er danach mit seiner Freundin La Dolce Vita bis ans Ende seiner Tage genießen. Soweit der Plan. Doch dann wird ein Kurier enthauptet. Der Laster mit den fünfhundert Kilo Kokain verschwindet ohne jede Spur. Und das Kartell sucht nach Schuldigen.


    Meinung:
    Wenn man die Romanverfilmungen von Cormac McCarthys Bücher anschaut (bspw Die Strasse, Ein Kind Gottes, No Country for old Men) und vorher seine Bücher gelesen hat, dann liegt die Vermutung nahe, dass die Drehbuchautoren und Regisseure nicht viel Arbeit hatten. Die lakonischen Dialoge sind 1:1 filmreif, klingen lebendig und kein bisschen gestelzt. Die Naturbeschreibungen und teilweise detaillierten Bewegungsabläufe der Protagonisten lassen bereits beim Lesen einen inneren Film abspielen. In einer zumeist rauhen, gar brutalen Umgebung schlagen sich die Helden auch nicht zaghaft durchs Leben, häufig auf der Flucht. So war das jedenfalls bei den drei oben genannten Büchern. Und was liegt da näher, wenn der Autor die restliche Staffage auch gleich weglässt und direkt ein Drehbuch schreibt?
    Aber ja – dann kriegt man aber auch nur noch das: ein paar Dialoge, die in Tarantino-ähnlicher Manier ablaufen. Man erfährt, was ein Bolito ist (ein ähnlich ausgefallenes Tötungsinstrument wie das Bolzenschussgerät bei No Country…, diesmal zum Strangulieren und Enthaupten), Autosex ist ein leidlich interessantes Thema (nicht Sex IM Auto, sondern Sex MIT Auto), und der Ablauf einer katholischen Beichte wird diskutiert und getestet. Dazwischen viele Tote, Geparde, die in der Wildnis herumrennen und ein Fäkalienwagen mit besonderem Inhalt.
    Als eineinhalbstündiger Film vielleicht noch unterhaltsam, aber irgendwie fehlte mir etwas, was die Bücher sonst ausmachte. Schwer zu erklären, denn vordergründig geht es bei McCarthy zwar immer um Gewalt in einer trostlosen Gesellschaft, aber doch um etwas mehr. Ich konnte den bisher gelesenen Büchern jedenfalls stets noch etwas abgewinnen, aber hier bleibt alles oberflächlich: die Figuren sind uninteressant, die Dialoge ebenso bedeutungsschwanger wie peinlich und die Handlung 08/15 mit einem Ende, das mich völlig kalt gelassen hat. Zum Schluss war es mir egal, wer noch stirbt und wer mit dem Geld durchkommt.
    Sieben Jahre soll McCarthy daran geschrieben haben. Ich will das nicht glauben. In der Zeit hätte er sicherlich einen weiteren tollen Roman schreiben können. Ich denke eher, man hat ihm viel Geld für ein Drehbuch angeboten, und er hat seine üblichen „Zutaten“ genommen, kräftig umgerührt und dieses lieblose Drehbuch abgegeben. Verfilmt wurde es natürlich, mit grossem Staraufgebot. Gesehen habe ich den Film nicht, ich behaupte mal, da habe ich nicht viel verpasst.

  • Ich habe den Film gesehen und den fand ich tatsächlich schwach. Sehr schwach. Pseudo-coole Dialoge und eine Handlung, die nicht viel Sinn ergeben hat. Kein Vergleich mit No Country for Old Men.
    (An Autosex kann ich mich allerdings gar nicht erinnern... :-k Vermutlich war ich da schon zu unkonzentriert und gedanklich woanders.)

    "Selber lesen macht kluch."


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