Jan Weiler - Kühn hat zu tun

  • Kurzmeinung

    zitronenfalter
    Sehr netter, unaufgeregter Krimi mit Humor
  • Kurzmeinung

    Marie
    Alltagsgeschichte mit ein bisschen Krimi: sehr unterhaltsam
  • Martin Kühn, Leiter der Mordkommission München, lebt mit seiner Familie auf der Weberhöhe, einem recht beschaulichen Neubauviertel vor den Toren Münchens. Bisher lief sein Leben in wohlgeordneten Bahnen, doch seit einiger Zeit kommt Kühn nicht mehr zur Ruhe. Die Gedanken rasen, Alltägliches scheint zum Problem zu werden und als fast unmittelbar vor seinem Gartengrundstück ein Toter gefunden wird, droht seine Gedankenflut zu eskalieren - was sich auch auf seine Arbeit und sein Privatleben auswirkt.
    Gut, dass auf dem Cover 'Roman' steht und nicht Krimi. Denn trotz des aufzuklärenden Mordes ist es Martin Kühn und das Leben um ihn herum, was im Mittelpunkt dieses Buches steht. Fast schon nebenbei muss halt noch ein Mörder gefunden werden, was dennoch spannend zu lesen ist. Jan Weiler versteht es, diese Welt der Weberhöhe so anschaulich darzustellen, dass man fast schon glaubt, man lebe selber dort. Überwiegend wohnt dort der Mittelstand, der es geschafft hat, sich ein eigenes Haus (oder eine Hälfte) zu leisten, auch wenn er nun hochverschuldet ist. Man gibt sich liberal, umweltbewusst und der Welt zugewandt; doch als es erste Probleme gibt, sind (wie auch woanders) schnell die Schuldigen ausgemacht.
    Ganz beiläufig zeigt Jan Weiler hier auf, wie sich Fremdenfeindlichkeit beinahe aus dem Nichts entwickelt und derart radikalisiert, dass es fast zur Lynchjustiz kommt. Aus dem ursprünglichen Wir der Weberhöhe wird bald ein Ihr und Wir sowie ein Jeder für sich. Es wäre leicht, hier in die typischen Klischees zu verfallen, die ja nicht zu unrecht existieren (irgendwie müssen sie auch entstanden sein ;-)), aber dem Autor gelingt es, die Personen (insbesondere natürlich Kühn) so vielschichtig darzustellen, dass er diese Klippe wunderbar umschifft.
    Beeindruckend fand ich auch, wie eindringlich das Innenleben der Hauptfigur beschrieben wurde. Diese Gedankenflut, die fortwährend durch Kühns Gehirn strömt und ihn nicht zur Ruhe kommen lässt, löste bei mir ebenfalls eine gewisse Unruhe während des Lesens aus. Ja, so stelle ich mir durchaus jemanden vor, der vielleicht kurz vor einem Burnout steht.
    Ein interessante und unterhaltsame Lektüre, in dem man zudem den für Jan Weiler typischen Humor findet, wenn auch nicht so ausgeprägt wie in anderen seiner Bücher. Das Einzige, was mich etwas störte, war Nikos Wandlung. Etwas plötzlich mit einer ein bisschen zu dürftigen Erklärung - dieses HappyEnd hätte doch auch in den zweiten Band können ;-)

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Gut, dass auf dem Cover 'Roman' steht und nicht Krimi.

    Gut, dass Du darauf aufmerksam gemacht hast. Ich hatte das Buch in meiner Bücherei vorbestellt, wo es unter den Krimis einsortiert ist. Aber auch als Roman hört es sich interessant an, und ich lasse meine Bestellung laufen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ein interessante und unterhaltsame Lektüre,

    Mir hat der Roman als Hörbuch gut gefallen, bis auf die häufig sich wiederholende Beschreibung des Ermordeten und seiner Qualen. Das hätte ich gar nicht so oft gebraucht, einmal hätte mir völlig gereicht.
    Jan Weiler hat selber gelesen; das hat den Vorteil, dass dadurch Atmosphäre und Stimmung besonders gut wiedergegeben wurden.