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Die große amerikanische Erzählerin Ursula Hegi entwirft in ihrem facettenreichen Roman die wechselvolle Geschichte einer deutschen Einwandererfamilie in Amerika. Über ein Jahrhundert hinweg schildert Ursula Hegi das Leben von Stefan Blau und seinen Kindern, vor allem aber das seiner Enkelin Emma, in der sich endlich die Träume des Patriarchen erfüllen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kommt Stefan Blau, der aus einer kleinen Stadt in Deutschland stammt, nach Amerika, in das Land, von dem er schon als Kind geträumt hat. In einem Ort in New Hampshire eröffnet er ein Feinschmeckerlokal und baut ein pompöses Apartmenthaus, die Wasserburg. Für Stefan ist die Wasserburg die Vervollkommnung seines Traums von Amerika. Generationen von leidenschaftlichen, oft zerstrittenen Blaus werden dort leben und sterben, Liebe, Betrug, Erbstreitigkeiten sowie Erschütterungen von zwei Weltkriegen erfahren. Stefans Leidenschaft für die Wasserburg teilt aber erst seine Enkelin Emma.
Zitat von Ursula.HegiEs sah nicht aus wie ein Haus, auf dem ein Fluch lasten könnte. Die Wasserburg von einem deutschen Einwanderer aus Backstein und dunklem Holz gebaut, war sechs Stockwerke hoch und hatte auf jeder Etage sechs Wohnungen.
Dieses Haus ist der Mittelpunkt in dieser Familiensaga welche mit Stefan welcher 1894 erst dreizehn jährig von zu Hause davon lief, beginnt. Denn weiten Weg auf sich nahm um sich in Amerika seinen Traum von einem besseren Leben zu erfüllen.
Als Küchenjunge verdingt auf einem Passagierschiff erreicht er New York und findet Arbeit in einem französischen Restaurant. Mit einem klaren Ziel vor Augen, sich in diesem Land zu etablieren arbeitet er mit vollem Einsatz trotz seiner Jugend und lernt eifrig die französischen Küche. Durch unglückliche Umstände welche sich jedoch für Stefan als Glücksfall erweisen gelangt er nach New Hampshire in die Stadt Winipesaukee mit dem gleichnamigen See.
Hier eröffnet er sein erstes eigenes Restaurant. Und mit der gleichen Energie welcher ihn schon vorangetrieben hatte nach Amerika zu gehen, die Energie welche ihm gestattete sich die französische Kochkunst anzueignen, betreibt er sein " Cadeau du Lac" .
Dank brieflichem Kontakt bleibt er mit seiner Familie in der Heimat verbunden. Besonders Helene, die beste Freundin seiner Schwester, mit welcher er eine rege Korrespondenz führt hilft ihm seine Heimatstadt lebendig in Erinnerung zu halten.
Erst viel später wird ihm richtig bewusst wie schmerzvoll es für seine Eltern gewesen sein muss wie er davonlief, denn noch ist alles neu, aufregend und faszinierend.
Dank seines geschäftlichen Erfolges kann sich Stefan an den Bau der "Wasserburg" machen, ein Haus das er, wie er zum ersten Mal über den See ruderte in einer Vision klar und deutlich vor sich sah.
Jedoch schwere persönliche Schicksalsschläge führen ihn an seine Grenzen, und er muss einsehen dass auch ihn das Glück verlassen kann.
In der Heimat von Stefan geht das Leben den gewohnten Gang und wir lernen Helene näher kennen, ihre Wünsche, ihre Sehnsüchte. Helene, welche Stefan siebzehn Jahre später besucht um sie nach Amerika mit zu nehmen.
In der "Wasserburg" mit seinen Bewohnern, wächst mit Greta und Tobias eine neue Generation heran, Helene braucht sehr lange um sich nicht mehr als Fremde zu fühlen, hin und her gerissen zwischen zwei Welten. Erst wie sich eine Freundschaft entwickelt, mit Pearl der Ehefrau eines Mieters beginnt es etwas einfacher zu werden. Dennoch, das Zusammenleben der Familie ist nicht immer nur eitle Freude, gestaltet sich oftmals durch Missverständnisse sehr schwierig.
1915 tobt der erste Weltkrieg in Europa und Helene welche viel mehr wie Stefan noch mit der Heimat verbunden ist macht sich grosse Sorgen, ohne jedoch konkret helfen zu können.
Die Jahre vergehen, die Kindern werden grösser, zu Greta und Tobias ist noch Robert hinzugekommen. Die "Wasserburg" dieses grosse, luxuriöse Haus ist das Zentrum all des Geschehens. Bewohner kommen und gehen, es entstehen Freundschaften man teilt sich Freud und Leid. Immer noch voller Elan ist Stefan mit seinem Restaurant beschäftigt, es ist die Zeit der Prohibition, allerdings vergisst er dadurch oftmals seine eigenen Kinder, ein Versäumnis welches wie er feststellen muss sich nur schwer aufholen lässt.
Greta die älteste ist 28 Jahre alt wie der Zweite Weltkrieg in Europa ausbricht. Und wie schon beim ersten Weltkrieg begegnet der Familie ein leichtes Unbehagen von Seiten der Bewohner des Hauses wie auch der Stadt, sie sind trotz der viele Jahre immer noch "die Deutschen".
Es sind stürmische Jahre beide Söhne werden zum Kriegsdienst gerufen, wobei Robert 1944 als erster wieder zurückkehren kann. 1945 läutet Caleb der Sohn von Robert und Yvonne die nächste Generation der Familie Blau ein.
Zwei Jahre später kommt Emma auf die Welt, Emma welche so innig mit ihrem Opa Stefan verbunden ist wie keine anderes Kind. Mit Emma erlebt Stefan das was er nie hatte mit seinen eigenen Kindern, es gelingt ihm sie in seine Leidenschaft für die "Wasserburg" einzubinden.
Da Greta und Tobias ein Leben führen welches ganz und gar nicht den zur damaligen Zeit gültigen Konventionen entspricht, ist dies oftmals sehr von Kummer, aber auch Zorn und dem Gefühl von Unzulänglichkeit geprägt.
Es folgen Jahre mit vielen Tiefschlägen welche das Familiengefüge der Blaus zutiefst erschüttern.
Mit dem Sohn von Emma welchem sie den Namen Stefan gibt schliesst sich der Kreis um die Familie Blau.
Ein solches Epos mit einer solch dichten Geschichte zu beschreiben gestaltet sich echt schwierig, und kann ihr in Vielem gar nicht gerecht werden.
Fazit
Die Geschichte, besonders die ersten Jahre welche Stefans Weg beschreibt, hat ein enormes Tempo, angepasst an die damalige Zeit in welcher alle Einwanderer Amerikas hart arbeiteten um so schnell wie möglich so viel wie möglich zu verdienen um somit sich ein besseres Leben zu ermöglichen.
Nie kommt Langeweile auf, denn es passiert unglaublich viel in diesen Jahren, nicht erfüllte Ambitionen, Erwartungen, Enttäuschungen, der Konflikt zwischen zwei verschiedenen Kulturen, Liebe die Generationen verbindet und Misstöne die sie endgültig distanzieren.
Trotz den zeitlichen und kulturellen Sprüngen, die Erzählung bietet den einzelnen Personen den ihnen angemessen Raum, als Leser wird man in ihr Leben eingebunden. Es sind glaubwürdige und menschliche Charaktere, vor allem Emma welche zwar sehr spät auftritt jedoch sehr präsent ist, verbunden durch die Vision mit ihrem Grossvater.
Die Fähigkeit, tiefe und intensive Gefühle mit einer unaufdringlichen und leichten Sprache zu erzählen ist die Stärke der Autorin und hat mich im grossen und ganzen überzeugt.