Ellis Peters - Der Baumeister von Albion / The Heaven Tree

  • 13. Jh. England zu Zeiten König Johns. Der 15-jährige Harry Talvace lebt seit Jahren gemeinsam mit seinem Milchbruder Adam im Kloster, seitdem ihn sein Vater dort abgeliefert hat. Anstatt Schreibarbeiten zu erledigen, interessieren sich Harry und Adam mehr für das Handwerk und bringen sich selbst Fertigkeiten in der Holz- und Steinverarbeitung bei. Als sie zu Unrecht mit dem Gesetz in Konflikt geraten, flüchten die beiden Freunde von England nach Paris. Dort begegnen sie Harry auf Lord Isambard, der die Steinmetzfertigkeiten so sehr bewundert, dass er Harry überredet, als Baumeister eine Kathedrale in England zu bauen. Harry muss einen Schwur gegenüber Lord Isambard leisten, dass er den Bau der Kathedrale in jedem Fall beendet und bindet sich damit an den ihn, ohne zu ahnen, dass Isambard hart und unerbittlich ist und immer seinen Willen durchsetzt ohne Rücksicht auf Verluste. Gleichzeitig sieht sich Harry sowohl Missgunst als auch jeder Menge Intrigen ausgesetzt. Wird er die Kathedrale fertigstellen können, ohne Schaden zu nehmen?


    Ellis Peters hat mit ihrem Buch „Der Baumeister von Albion“ einen sehr unterhaltsamen und gleichsam spannenden historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, er lässt beim Lesen wunderbare Bilder vor dem inneren Auge entstehen und versetzt den Leser in eine längst vergangene Zeit, um ein unvergleichliches Abenteuer zu erleben. Durch die gute historische Hintergrundrecherche der Autorin darf man als Leser an den damaligen Lebensumständen der Menschen, ihren Gewohnheiten und Gebräuchen teilnehmen und auch die verschiedenen Gesellschaftsschichten miterleben. Die Macht der Kirche und auch der Adligen, der harte Alltag der Leibeigenen und des einfachen Volkes werden hier gut thematisiert. Ebenso erlebt der Leser den Bau und die damit verbundenen Schwierigkeiten eines monumentalen Gebäudes mit, was einem einigen Respekt abnötigt, wenn man bedenkt, unter welchen Umständen die Kirchen und Paläste in früherer Zeit entstanden.


    Die Charaktere sind liebevoll und individuell angelegt, sie alle besitzen Ecken und Kanten und wirken dadurch sehr real und authentisch. Harry ist ein sympathischer Protagonist, der als 2. Sohn schon früh durch seinen Vater in einem Kloster untergebracht wurde. Er muss sich dem harten Klosterleben fügen und kann doch sein Talent für Holz und Stein für sich entwickeln. Da er schon früh auf sich selbst gestellt ist, bleibt er eher für sich und hat in Adam seinen einzigen Freund. Sein Talent führt ihn zwar zu einer großen Aufgabe, jedoch muss er sich mit neidischen Kollegen, Missgunst und Neid herumschlagen, was ihn manchmal in Gefahr bringt. Zudem ist er durch seinen Schwur der Leibeigene des Lords, was sein Leben nicht gerade leichter macht. Adam ist ebenfalls ein talentierter junger Mann, den viel mit Harry verbindet. Die beiden sind fast wie Brüder und stehen füreinander ein. Lord Isambard ist ein harter Mann, der nur seinen eigenen Vorteil sieht und der vor nichts zurückschreckt, um seinen Willen durchzusetzen. Ein Menschenleben ist für ihn nichts wert.


    „Der Baumeister von Albion“ ist ein spannendes Sittengemälde über das Mittelalter und bringt dem Leser nicht nur den Bau einer Kathedrale nahe, sondern auch die damaligen Lebensumstände. Alle Historienfans werden an diesem Buch ihre Freude haben. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!


    Opulente :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten