Ellen Marie Wiseman - Die bittere Gabe / The Life She Was Given

  • Kurzmeinung

    Hiyanha
    Seit langer Zeit ein Buch, das mich wirklich sprachlos macht
  • Kurzmeinung

    Submania
    Ein vorhersehbares Märchen, mehr nicht.
  • Klappentext:
    Noch nie im Leben durfte die zehnjährige Lilly ihre Kammer auf Blackwood Manor verlassen. Die Menschen würden bei ihrem Anblick zu Tode erschrecken, so ihre Mutter. Umso erstaunter ist das Mädchen, als sie eines Tages mit in den Zirkus darf. Doch statt eine Vorstellung zu bestaunen, wird Lilly an die Freakshow verkauft und fortan als »Eisprinzessin« ausgestellt. Ihr Schicksal bessert sich erst, als sie entdeckt, wie gut sie mit den Elefanten umgehen kann. Aber erst zwanzig Jahre später wird ihr hartes Los gesühnt ...


    Autorin:
    Ellen Marie Wiseman wurde in Three Mile Bay, einer kleinen Ortschaft im Bundesstaat New York, geboren. Sie besucht häufig ihre Verwandten in Deutschland und interessiert sich sehr für deutsche Geschichte und Kultur. Wiseman lebt zusammen mit ihrem Mann, ihren beiden Kindern und drei Hunden am Ufer des Lake Ontario.


    Allgemeines:
    Erscheinungsdatum: 1. Februar 2018
    Seitenanzahl: 464
    Verlag: Piper Taschenbuch
    Originaltitel: The Life She Was Given


    Eigene Meinung:
    Ein in meinen Augen außergewöhnliches Buch!
    1931: Lilly ist etwa zehn Jahre. Diese zehn Jahre hat sie ausnahmslos in einer Kammer auf dem Dachboden in Blackwood Manor verbracht. Das Einzige, was sie mit der Außenwelt verbunden hat, war ein Fenster mit Gitterstäben, durch das sie hindurchschauen kann. Sie träumt davon die Kammer verlassen zu können, umso mehr, als sie einen Zirkus erblickt, der nicht weit entfernt von ihrem Fenster sein Lager für eine Aufstellung aufbaut. Ihre Mutter verkauft sie an eben diesen Zirkus, damit sie dort in der Freakshow auftreten kann, denn Lilly ist laut den Worten der Mutter entstellt…


    1956: Julia bekommt einen Brief, in dem sie das Erbe ihrer Eltern antreten soll. Das Gestüt Black Manor mit herausragenden Zuchtpferden soll an sie übergehen, obwohl sie vor einem Jahr von zu Hause weglief. Nach und nach lüftet sie das Geheimnis um Blackwood Manor….


    Dass diese beiden Handlungsstränge etwas miteinander zu tun haben, ahnt der Leser schon nach den ersten Kapiteln. Dennoch rätselt man ziemlich lange, wie die Auflösung denn sein könnte. Denn nach jedem Kapitel wechselt die Sicht und man erfährt so Stück für Stück wie sich die Geschichte um die beiden Mädchen zusammensetzt. Ellen Marie Wiseman nimmt dabei auch kein Blatt vor den Mund. Trotz des schönen Schreibstils, der sich gut und flüssig lesen lässt, greift sie Themen auf, die einen nicht kalt lassen können. Von Vernachlässigung, Hass und Verzweiflung bis hin zu Missbrauch an Tieren ist alles dabei. Doch auch Liebe und Hoffnung lassen sich zwischen den Zeilen finden. Die beiden Mädchen haben beide kein einfaches Leben und schaffen es doch sich diesen Widrigkeiten entgegen zu stellen.


    Fazit: Mich hat das Buch sehr beeindruckt. Gefallen hat mir besonders der Sprachstil und der Spannungsbogen, den die Autorin aufgebaut hat. Zudem war das Setting im Zirkus auch was Besonderes und nicht immer so fröhlich, wie man sich das vielleicht vorstellt. Gerade gegen Ende habe ich einige Tränen verdrückt :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Ganz lieben Dank für deine Rezi, @pralaya. Das Buch hatte ich am Wochenende in der Hand, habe mich dann aber doch für ein anderes entschieden. Es kommt jetzt allerdings mit hoher Priorität auf die Wunschliste. Ich glaube, es passt sehr gut zu meinem derzeitigen Lesegeschmack. :)

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Auf dieses Buch habe ich mich schon gefreut, seit ich das erste Mal davon gehört hatte und ich habe es mir sehr schnell nach Erscheinen gekauft. Ich liebe Geschichten, die im Zirkus spielen, vor allem zu dieser Zeit (1930er Jahre). Das Cover ist wunderschön gestaltet und passt perfekt zur Story. Die Autorin kannte ich von dem Buch "Die dunklen Mauern von Willard State", welches mich nicht gerade vom Hocker gehauen hat. Trotzdem war ich mehr als gespannt, auch wegen der positiven Rezension von pralaya. Doch leider konnte mich die Autorin auch dieses Mal nicht überzeugen.


    Ich fing also an zu lesen, las und las und las und kam irgendwie doch nicht voran. Insgesamt habe ich außergewöhnlich lange für dieses Buch gebraucht und das hatte mehrere Gründe:

    Selten habe ich mit Kapiteln, die aus Sicht wechselnder Charaktere geschrieben sind, Probleme. Hier war es jedoch so. Beide Geschichten fand ich sehr interessant, konnte aber nie in eine eintauchen, denn da war das Kapitel schon zuende und zack - befand man sich wieder in einer anderen Welt. Durch die Kürze der meisten Kapitel habe ich dann auch nie lange am Stück gelesen, sondern war immer wieder genervt, erneut aus dem Lesefluss gerissen worden zu sein und habe das Buch wieder weggelegt.

    Ein weiterer Grund waren die immer wiederkehrenden inneren Monologe der beiden Hauptfiguren, die sich in ihrem Kopf immer und immer wieder dieselben Fragen stellen und nur selten bzw. manchmal sehr spät und manchmal gar keine Antwort darauf erhalten. Normalerweise stören mich innere Monologe nicht, hier jedoch waren sie einfach zu häufig und vor allem waren es immer wieder dieselben Gedanken, die wieder und wieder durchgekaut wurden.

    Ein dritter Grund waren die Wortwiederholungen. Man hat den Eindruck, die Autorin hat ein neues Wort entdeckt das ihr gefällt und versucht dann, dieses so oft wie möglich in ihrem Buch unterzubringen. Dass die verschiedenen Personen im Zirkus auf jeder dritten Seite wieder neu eingeführt wurden, als hätte man sie vorher noch nicht kennengelernt (xy, die schönste dickste Frau der Welt oder xy, der kleinste Mann der Welt) kann ich ja aufgrund der Vielzahl der Personen noch nachvollziehen. Die Zirkusbesucher hätten jedoch nicht auf jeder Seite als 'Bauerntrampel' bezeichnet werden müssen. Einige Male im Laufe des Buchs hätten ausgereicht, um zu verdeutlichen, wie die Zirkusbetreiber über die Zirkusbesucher dachten. Hier jedoch kam der Begriff 'Bauerntrampel' gefühlt in jedem zweiten Satz vor, manchmal auch mehrmals im Satz. Ähnliches ist mir bei einigen anderen Wörtern aufgefallen.


    Am Ende hätte die Geschichte wirklich Potenzial gehabt, Emotionen beim Leser hervorzurufen. Das hat bei mir jedoch leider nicht geklappt. Es las sich eher wie eine schnelle Abhandlung, um zum Ende zu kommen. Auf einmal wird doch noch alles, was vorher so langsam vor sich ging, ganz schnell aufgeklärt. Irgendwie wirkte die zweite Hälfte des Buchs auf mich unfertig.


    Lilly, das kleine Mädchen im Zirkus, macht für mich eine unglaubwürdige Entwicklung durch. Zuerst ist sie ein äußerst schüchternes Mädchen (kein Wunder!), das nie den Umgang mit anderen Menschen gelernt hat, fügt sich dann aber problemlos in ihre neue Rolle als Zirkusmitglied, gewinnt mühelos Freunde, hat Vertrauen in die meisten Menschen und tritt mutig für die Menschen und Tiere ein, die ihr am Herzen liegen. Das klingt zwar schön, ist aber für mich unglaubwürdig, da sie eingeschlossen in einer kleinen Dachkammer aufgewachsen ist, ohne jemals das Haus verlassen zu haben oder anderen Menschen als ihren grausamen Eltern begegnet zu sein. Woher soll sie so schnell solche Kompetenzen gewonnen haben?


    Die anderen Charaktere passen schon eher ins Bild, wenn auch das Gesamtbild irgendwie unstimmig bleibt.


    Nach dem Lesen habe ich zuerst 4 Sterne vergeben, aber das fühlte sich nicht richtig an. Jetzt hatte ich einige Tage Zeit, die Geschichte zu verarbeiten und habe die Zahl nach unten korrigiert. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: gibt es von mir. Leider war es kein solches Lesevergnügen, wie ich gedacht hatte.