Beate Sauer - Echo der Toten

  • Dies war mein erstes Buch von Beate Sauer und ich muss sagen,dass ich nicht enttäuscht wurde.


    Inhalt:
    Wir schreiben das Jahr 1947,vieles ist durch den Krieg zerstört worden,überall sieht man Ruinen und die Menschen kämpfen ums Überleben,da unter anderem Winter herrscht.
    In der Eifel beobachtet ein kleiner Junge als einziger Zeuge einen Mord in einer Scheune.
    Opfer ist ein Alträucher.
    Richard Davies von der englischen Militärpolizei soll diesen Fall aufklären.
    Hier kommt Friederike,Polizeiassistentenanwärterin aus Köln ins Spiel.
    Ihre Vorgesetzte will sie eigentlich kündigen,doch Davies braucht ihre Hilfe,da sie sehr gut Englisch spricht und sehr gut mit Kindern umgehen kann.
    Sie bewegt den kleinen Jungen tatsächlich zum reden,da auch er,genau wie Friederike aus Ostpreußen geflohen ist.
    Nachdem Friederike ihre Aufgabe erledigt hat und wieder abgezogen wird,geschieht erneut ein Mord und wieder möchte Davies mit ihr zusammenarbeiten...


    Das Cover und die Leseprobe hatten mich von Anfang an angesprochen.
    Sehr gut finde ich,dass jedes Kapitel als Überschrift den Handlungsort hat,dies erweitert sich teilweise um das Datum.Teilweise wechselt der Handlungsort während eines Kapitels,dies wird dann aber mittels Kennzeichnung sichtbar.
    Der Spannungsbogen ist bis zum Schluss konstant.


    Der Schreibstil ist gut zu lesen und man kommt gut in die Geschichte rein,da die Autorin die Charaktere,Handlungen und auch die Umgebung sehr gut beschreibt.Für mich als Laie,der aus dem Geschichtsunterricht nur wenig über diese Zeit weiß,macht es den Eindruck,dass hier gut recherchiert wurde.
    Es wird deutlich,dass die Menschen damals so gut wie nichts hatten,es gab zum Beispiel kein Telefon,sodass es schon mal einige Tage in Anspruch nehmen konnte,bis ein Mord gemeldet wurde.


    Sehr gut beschrieben finde ich die Probleme Gleichberechtigung und Wertschätzung der Frauen in der damaligen Zeit.
    Es wird deutlich,dass sehr viele Menschen damals gelitten haben,sei es Hunger,der Verlust von Angehörigen oder andere Sorgen.


    Beim Lesen gibt es immer wieder Hinweise,dass Friederike und Davies auch eine schlimme Vergangenheit haben,dies finde ich persönlich wichtig,um die Handlungen zu verstehen.


    Fazit:
    Ein gut recherchierter Krimi in der Nachkriegszeit,der zum Nachdenken anregt und einem beim Lesen auch teilweise Gänsehaut bekommen lässt.
    Von mir eine klare Leseempfehlung und 4 Sterne.

  • Das Buch spielt in der Nachkriegszeit (1947) in Köln und in der Eifel. Ein toter Schwarzmarkthändler wird gefunden. Ein kleiner Junge hat den Mord beobachtet und spricht seitdem kein Wort. Die Polizistin Friederike Matthée steht kurz vor ihrer Entlassung. Da wird sie vom britischen Ermittler Richard Davis angefordert. Sie schafft es, das Vertrauen des Jungen zu gewinnen und ihn zum Reden bringen. In der Zwischenzeit geschehen weitere Morde in denen Davis ermittelt und immer wieder auf die Hilfe von Friederike zurückgreift.
    Die Autorin hat gut die Zustände in der zerstörten Stadt in einen eiskalten Winter widergespiegelt. Die Menschen hungern und frieren und können sich nur mühsam über die Zeit retten. Dagegen fehlt es den englischen Besatzern an nichts und sie nutzen z.T. die Not aus um sich zu bereichern. Auch die Akteure waren gut geschildert. Der Kriminalfall war spannend und die Auflösung plausibel.
    Als einziges hat mich die Formatierung des e-books gestört. Da Absätze teilweise verschwunden waren, gab es leichte Irritationen wenn plötzlich der Handlungsort oder Sicht mitten im Kapitel wechselte.


    Trotzdem gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

    Sub: 5537:twisted: (Start 2024: 5533)

    Gelesen 2024: 14 / 1 abgebrochen

    gelesen 2023: 55/ 2 abgebrochen / 26075 Seiten

    gelesen 2022: 65 / 26292 Seiten

    gelesen 2021: 94 / 1 abgebrochen / 35469 Seiten


    :montag: Anders Roslund - Engelsgabe

    :study: John Katzenbach - Der Wolf


    Lesen... das geht 1 bis 2 Jahre gut, aber dann ist man süchtig danach.

  • Gemeinsam mit ihrer Mutter musste Friederike Matthée aus Ostpreußen fliehen. Nun leben sie gemeinsam in einem kleinen Zimmer in Köln, um sich und ihre Mutter durchzubringen, arbeitet Friederike bei der weiblichen Polizei. Doch mit ihrem kargen Gehalt ist es nur schwer, durchzukommen, hinzu kommt, dass es Friederike gar nicht so leicht fällt, Befehlen zu folgen, doch nur so entgingen sie dem Auffanglager. Als eines Tages in einem kleinen Dorf in der Eifel ein Mann erschlagen aufgefunden wurde, wird sie von der britischen Royal Military Police zu den Ermittlungen hinzugerufen, da sie sehr gut Englisch spricht. Einem kleinen Jungen, ebenfalls ein Flüchtling, der der einzige Zeuge des Mordes war und dieser seitdem nicht mehr spricht, soll . Doch der ermittelnde, britische Offzier, Richard Davies, gibt Friederike noch zusätzlich Rätsel auf, denn dieser spricht eigentlich selbst sehr gut Deutsch. Nichts desto Trotz beginnen die Beiden gemeinsam zu ermitteln.
    Meine Meinung:
    Schon das in schwarz -weiß gehaltene Cover, verspricht einen historischen Krimi und auch der Inhalt konnte mich sehr schnell fesseln. Der Schreibstil der Autorin Beate Sauer, die bisher einige historische Romane veröffentlicht hat, war sehr einnehmend. Sie schreibt flüssig und mit klarer Sprache, transportiert dabei aber hervorragend das Gefühl und das Denken der damaligen Zeit. Die gesamte Atmosphäre der Nachkriegzeit, vor allem im Jahrhundertwinter, konnte die Autorin sehr gut darstellen und man fühlte sich beim Lesen in die Zeit zurückversetzt.
    Der Fall an für sich war bei dieser Geschichte noch nicht einmal das, mit dem die Autorin mich wirklich begeistern konnte, denn dieser war an manch einer Stelle schon fast in den Hintergrund gerückt und wirkte auch sonst zwar glaubwürdig, aber auch konstruiert. Es waren die Darstellungen der Charaktere und der gesamten Umgebung, die mich hier fesseln konnte. Auch die Denkweisen, die hier noch im Großteil der Bevölkerung stattfanden, konnte die Autorin gelungen aufzeigen. Dieses Gesamtpaket: die Kälte, die teilweise nationalsozialistischen Gedanken, das zum Teil noch Verdrängen, was wirklich vor sich ging bzw. das Leugnen des Wissens, all das konnte die Autorin fundiert und überzeugend darstellen. Alles in allem zeichnet sie ein gelungenes und glaubwürdiges Leben nach dem dritten Weltkrieg, was zum Teil noch vom antisemitischen Denken beherrscht wird.
    Auch das Setting konnte mich fesseln, allein dadurch, dass ich hier die Ortschaften zum großen Teil her kenne, brachten mir ein lebhaftes Bild der Umgebung. Aber auch ohne Ortskenntnisse dürfte alles sehr anschaulich beschrieben sein und dem Leser ein gutes Bild der Begebenheiten darstellen.
    Ein Erzähler in der dritten Person erzählt diese Geschichte und wechselt die Perspektiven, mal hin zu Friederike, mal zu Richard Davies, aber auch zwei weitere Personen kommen kurz zu Wort, von denen man nicht genau erfährt, um wen es sich dabei handelt. Dabei gibt es immer wieder kurze, gedankliche Rückblicke der Protagonisten, die immer wieder dazu dienen, herauszukristallisieren, was ihnen widerfahren ist.
    Friederike hat mir sehr gut gefallen, auf den ersten Blick ist sie eine eher ruhige und zurückhaltende Person, doch spätestens als sie auf den Zeugen Peter trifft, erfährt der Leser, wieviel Herz in ihr steckt. Aber es wird auch sehr gut deutlich, dass sie unter etwas leidet, die Auflösung erfährt man später und ab da stieg meine Bewunderung für diese tapfere und starke junge Frau noch mehr.
    Aber auch Davies scheint ein Päckchen mit sich herum zu tragen, man spürt hier deutlich, wie er immer wieder auf das nationalsozialistische Gedankengut reagiert und welche Haltung er dem gegenüber hat. Ich war mir lange Zeit nicht sicher, was ich von ihm halten sollte, doch je näher man ihn erlebt, desto sympathischer wird er. Zusammen sind Friederike ein spannendes und gelungenes Duo, von dem ich hoffe, dass wir noch mehr erfahren dürfen.
    Während die Protagonisten mit sehr viel Tiefgang gezeichnet werden, bleibt der Rest zum großen Teil blass und doch gelingt es Beate Sauer, das allgemeine Denken der Bevölkerung glaubwürdig aufleben zu lassen.
    Mein Fazit:
    Ein Krimi, der mich ganz besonders mit seinem fundierten Beschreibungen der historischen Begebenheiten fesseln konnte. Aber auch die Protagonisten und ihre Entwicklung waren wunderbar umgesetzt. Der Krimi an für sich war zwar soweit glaubhaft, aber blieb für mich alles in allem fast schon Nebensache. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass es auch hier noch einige Entwicklungen geben könnte und ich wäre mehr als gespannt darauf, mehr von den beiden Protagonisten zu erfahren. Leseempfehlung für alle, die gerne historische Romane aus dieser Zeit lesen, der Fall bleibt ohne blutige Details oder detaillierte Beschreibungen von Gewalt und ist somit auch gut geeignet für Leser von Spannungsromanen, die auf solches gerne verzichten.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • 1947, ein strenger Winter in der Eifel geht ins Land und der sechsjährige Peter Assmus beobachtet in einer Scheune den Mord an dem Alteisenhändler Jupp Küppers.

    Lieutenant Richard Davies von der Royal Military Police ist für diesen Fall zuständig und benötigt Verstärkung. Polizistenassistentenanwärterin Friederike Matthée von der Weiblichen Polizei in Köln wird ihm zur Seite gestellt, um den Zeugen zu vernehmen. Der kleine Peter spricht seit dem Mord kein Wort mehr und da Friederike ebenfalls aus Ostpreussen stammt, hofft Davies, dass sie Zugang zu ihm findet. Tatsächlich öffnet er sich bei ihr und nun sind die Ermittler gefordert, denn schon bald geschieht wieder ein Mord. Diesmal ist ein Priester das Opfer.


    Der Start in diese Geschichte fiel mir nicht ganz einfach, denn der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Die Autorin drückt sich sehr gewählt aus und so brauchte ich einige Zeit um flüssig lesen zu können. Gestört hat mich, dass immer wieder mal englische Liedtexte meinen Lesefluss unterbrochen haben, die völlig überflüssig für die Story sind. Gefallen hat mir, dass die Ausdrücke durch und durch authentisch sind. So wurde zum Beispiel für den Beruf Alteisenhändler der Ausdruck "Alträucher" verwendet.

    Die Zeit nach Kriegsende ist hervorragend beschrieben und vermittelt worden. Ich denke, das macht das grosse Plus von dieser Geschichte aus. Zuerst mal die Nöte, Sorgen, den Hunger, die die Bevölkerung leidet. Die zerbombten Häuser und die teilweise unwürdigen Unterkünfte, in denen sie leben. Dann die vielen unterschiedlichen Schicksale von Menschen, die im Krieg Angehörige verloren oder seither vermissen. Auch die Wertschätzung gegenüber Frauen in sogenannten Männerberufen. Da spricht zum Beispiel ein Einsatzleiter bei der Polizei seine Truppe mit "meine Herren " an, obwohl zwei weibliche Polizistinnen anwesend sind.

    Neben all den authentischen und berührenden Geschichten der Menschen nach Kriegsende, geraten die Ermittlungen und die Morde ab und zu ein wenig in Vergessenheit.

    Die Figuren sind hervorragend charakterisiert. Richard Davies trifft die Beschreibung "harte Schale, weicher Kern " am besten. Friederike Matthée habe ich zu Beginn unterschätzt. Da heult sie beim ersten Einsatz und man denkt sich, dass sie wohl zu schwächlich für diesen Beruf ist. Doch dann entwickelt sie sich weiter, wächst über sich hinaus und ermittelt auf eigene Faust. Und das, obwohl die "Beamten der Weiblichen Polizei" ohne Genehmigung des Vorgesetzten keinen Schritt alleine tun und nicht ermitteln dürfen Sie werden nur zu einzelnen Vernehmungen, in denen hauptsächlich Kinder als Zeugen aussagen, zugezogen.

    Dieser Krimi zeigt anschaulich die Schicksale Kriegsgeschädigter, die Gewohnheiten der damaligen Zeit und wie ermittelt wird. Da dauert es schon mal ein paar Tage bis ein Mord den zuständigen Behörden gemeldet wird…dies weil kein Telefon vorhanden ist.

    Diese Geschichte ist jedoch auch politisch angehaucht, zeigt zum Beispiel den Widerstand gegen Hitler und thematisiert die Gesinnung der Deutschen zu dieser Zeit. Dies alles ist jedoch sehr dezent eingeflochten worden. Gerade der historische Bezug hat mir gefallen und wurde sehr gut in die Handlung eingeflochten.

  • Britisch-deutsches Ermittlerduo im zerstörten Köln


    Beate Sauer versetzt den Leser hier gekonnt in die mühselige und entbehrungsreiche Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. 1947 in Deutschland. Die Ruinen dominieren Stadtbilder, der Schwarzmarkthandel blüht, Lebensmittel sind rar und die Briten beherrschen als Besatzungsmacht große Teile des Landes. Doch das Verbrechen hat mit Ende des Krieges nicht Halt gemacht.


    Ein Mann wird auf dem Land in einer Scheune ermordet. Der Tote war gewissermaßen recht prominent, da er als Schwarzmarkthändler weit herumkam. Der Fall wird Richard Davies von der Royal Military Police zugeteilt, weil auch britische Waren gehandelt wurden. Er fordert Unterstützung von der Weiblichen Polizei an, denn es soll ein Kind befragt werden, das ein wichtiger Zeuge sein könnte. Friederike Matthée wird ihm zugeteilt und die beiden ermitteln fortan in Absprache mit der deutschen Kriminalpolizei.


    Solche Ermittlungen können generell, auch heutzutage, relativ mühevoll und schwierig sein. Umso mehr Hochachtung muss man vor jenen Personen haben, die damals tatsächlich mit den Umständen zurechtkommen und ihre Arbeit machen mussten. Die Menschen und Geschehnisse im Roman sind erfunden, dennoch erlebten zahlreiche Überlebende tatsächlich den Januar 1947, der mit niedrigsten Temperaturen und viel Schnee die Leute im Griff hatte. Fließendes Wasser und warme Räume waren keine Selbstverständlichkeit, ganz abgesehen davon, sich täglich sattessen zu können.


    Diese Zustände stellt die Autorin hier deutlich heraus, vor allem auch dadurch, weil sie Matthée mit Davies zusammenspannt. Als Mitglied der britischen Besatzungsmacht und durch seinen Rang in der Polizei hat er weniger Einschränkungen als die meisten deutschen Bürger. Er ist es gewohnt, beim Essen etwas Auswahl zu haben und muss sich um Sprit für seinen Jeep keine Sorgen machen. Die beiden können den Fall am Ende lösen, doch im Licht der ganzen “Reise” und der Ereignisse bis dahin erscheint das fast nicht mehr so wichtig. Die Atmosphäre und die Annäherung zweier so unterschiedlicher Leben in einer so schwierigen Zeit sind die wahren Stars dieses Krimis.


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  • So klirrend frostig wie der Januar des Jahres 1947 sind auch die Herzen der Menschen, sowohl der Sieger als auch der Besiegten. Die Demokratie wollen die Briten den Deutschen beibringen, die allerdings haben damit zu tun, nicht an Hunger zu sterben. Der Schwarzhandel blüht, und wer illegal ein Schwein schlachtet, läuft Gefahr, dafür bestraft zu werden.

    In dieser Zeit wird Jupp Küppers, ein Alteisen- und zugleich Schwarzmarkthändler, ermordet. Peter Assmuß, der mit seiner Mutter aus Ostpreußen geflüchtet ist, hat die Tat mit angesehen. Seitdem spricht der Sechsjährige nicht mehr. Der mit der Aufklärung des Verbrechens beauftragte Richard Davies von der Military Police ist auf Hilfe angewiesen. So wird Friederike Matthée von der Weiblichen Polizei in Köln, die mit Kindern umzugehen versteht, hinzugezogen. Tatsächlich gelingt es der jungen Frau, eine Verbindung zu Peter aufzubauen. Wie der Junge stammt Friederike aus Ostpreußen, und auch sie verfolgen die Erinnerungen an die vergangenen Jahre, vor allem die abscheulichen Erlebnisse während ihrer Flucht.

    Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass Richard Davies ebenfalls eine Last trägt und es ihm nicht leicht fällt, mit Menschen zusammenarbeiten, die Schuld auf sich geladen haben.

    Jupp Küppers bleibt nicht der einzige Tote. Die Situation spitzt sich zu, und auch Friederike und Richard, die sich langsam annähern, geraten in Gefahr.


    Beate Sauer, die bislang historische Romane geschrieben hat, führt mit „Echo der Toten“ in die nähere Vergangenheit, in das Nachkriegsdeutschland des Jahres 1947. Sie porträtiert ein Volk, das sich seine Wunden „leckt“ und dem die Verarbeitung der eigenen Schuld schwerfällt. Denn während der Wiederaufbau der zerstörten Städte überall voranschreitet und damit die Trümmer im Land langsam beseitigt werden, weicht das Gift, das die Nationalsozialisten in den Köpfen der Menschen verbreitet haben, nicht so leicht. Es gibt diejenigen, die der verachtenswerten Diktatur nachtrauern und immer noch der mörderischen Ideologie anhängen und menschliche Werte negieren. Die meisten jedoch wollen einfach nur vergessen und alles hinter sich lassen. Aber das Echo der Toten ist noch lange nicht verstummt.

    Die Geschichte ist atmosphärisch dicht, anschaulich, glaubwürdig und unsentimental erzählt. Beate Sauer redet nichts schön, nennt die Dinge beim Namen und beeindruckt mit ehrlichen klaren Aussagen. Sie weiß gleichzeitig zu erschüttern und zu berühren. Der Kriminalfall ist zurückhaltend in die Handlung integriert, wird allerdings mit angemessenem Maß an Spannung vorangetrieben.

    Besonders überzeugt die Autorin indes mit der Schilderung des Alltags und der Situation der Menschen – Flüchtlinge, Vertriebene, Fremdarbeiter, Überlebende – vereint als Opfer, Täter und Zeugen eines alles veränderndes Krieges und voller Schuld, Scham, Wut, Schmerz, Angst.

    Bei der Gestaltung ihrer Figuren hat die Autorin viel Feingefühl bewiesen. So wird es im Verlauf des Geschehens deutlich, warum Friederike viel Verständnis für Peter aufbringt. Schließlich kann sie sich gut vorstellen, was er während der Flucht gesehen haben muss, welche Dämonen ihn bedrängen. Sie verspürt oft genug genauso den Wunsch, sich an einem sicheren Ort zu verkriechen und alles Böse auszublenden, fühlt sich ohnmächtig und dem Leben ausgeliefert.

    Friederike sorgt für sich und ihre Mutter, beide haben nicht nur ihre Familie und Heimat verloren. Nur deshalb ist sie zur Weiblichen Polizei gegangen. Wirklich glücklich ist sie mit dieser Berufswahl anfangs nicht und führt ihren Dienst widerstrebend aus. Zudem fügt sie sich schwer in die Hierarchie ein, ignoriert Vorschriften und handelt mehr als einmal eigenmächtig, wodurch sie in Konflikt mit ihrer Vorgesetzten Gesine Langen gerät. Nur der Fürsprache von Richard ist es zu verdanken, dass sie nicht entlassen wird, denn er bemerkt, dass Friederike über Eigenschaften wie eine beispielsweise eine gute Intuition verfügt, die sie zu einer fähigen Polizistin werden lassen.

    Richard Davies zeigt sich als zwiespältiger Charakter. Von Anfang ist ersichtlich, dass ihn ein Geheimnis umgibt. Seine Distanziertheit und Abneigung werden schnell augenscheinlich. Er reagiert einerseits hart, fast brutal und zornig, andererseits müde und abgestumpft, dann wieder freundlich, verständnisvoll, aufmerksam und aufrichtig. Erst mit Fortschreiten des Geschehens offenbaren sich sein leidvolles Schicksal und die Hintergründe seines Handelns.

    Auch Friederike und Richard hören das Echo ihrer Toten und setzen sich mit der Vergangenheit auseinander. Am Ende der Geschichte sind sie einander zugewandter und haben die Not des jeweils anderen kennengelernt. Und sie haben Hoffnung für eine versöhnliche Zukunft geschöpft.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Januar 1947, es herrscht ein harter Winter, der den Menschen, denen es so kurz nach dem Krieg sowieso an vielem mangelt, noch mehr zusetzt. In der Eifel wird ein Schwarzhändler ermordet, der in seinem Warenbestand auch Dinge hatte, die offenbar aus britischen Beständen kommen, weswegen die britische Militärpolizei zu den Ermittlungen hinzugezogen wird. Da ein kleiner Junge Zeuge der Tat war, wird Friederike Matthée von der weiblichen Polizei aus Köln angefordert.


    Ein Kriminalroman, der so kurz nach dem Krieg spielt, dazu eine weibliche Polizistin, und der Schauplatz in Köln und Umgebung – das musste ich einfach lesen. Und um es vorwegzunehmen: Der Roman hat meine Erwartungen noch positiv übertroffen. Der Autorin ist es gelungen, die Nachkriegszeit lebendig werden zu lassen, man sieht sie vor sich, die Ruinen, die Menschen, denen es an allem fehlt, und die trotzdem versuchen, das beste daraus zu machen, aber auch die, die immer noch von Hass zerfressen sind und bei allen anderen die Schuld suchen, nur nicht bei sich selbst, und auch die beiden Protagonisten, neben Friederike der Ermittler der Royal Military Police, Richard Davies, die beide mit ihren eigenen Erinnerungen fertig werden müssen. Da ich schon lange in Köln leben, und die meisten Schauplätze kenne, konnte ich die Wege der beiden sehr gut nachvollziehen und mir den Unterschied von damals und heute klar machen. Aber ich denke, auch wer die Örtlichkeiten nicht kennt, kann den Roman mit Gewinn lesen.


    Sowohl Friederike als auch Richard wurden mir sehr schnell sympathisch, beide sind trotz allem menschlich geblieben und stellen sich auch schon einmal gegen jene, denen diese Eigenschaft fehlt. So kurz nach dem Krieg gibt es noch viele, die das gerade überstandene Regime „gar nicht so schlecht“ fanden und sich auch entsprechend benehmen. Voreingenommenheiten und Ressentiments sind noch weit verbreitet und machen auch die Ermittlungen schwierig.


    Der Fall ist interessant und passt gut in die Zeit, ohne Schwarzhandel hätten viele damals nicht überleben können, aber dennoch war der Händler kein Wohltäter. Dass hinter der Tat womöglich etwas ganz anderes steckt, zeigt sich erst im Laufe der Geschichte, aber auch dieser Hintergrund ist natürlich in der Zeit verankert und die Auflösung nachvollziehbar.


    Mich hat der Roman sehr schnell gepackt und in eine Zeit entführt, die ich Gott sei Dank nicht selbst erleben musste. Ich habe Respekt und Mitleid empfunden, aber auch Beklemmung und Ärger – die Autorin hat es geschafft, mir diese Zeit nahe zu bringen und mich Neues gelehrt (besonders durch das sehr interessante Nachwort). Ich musste auch viel an meine Familie denken, und wie es ihren Mitgliedern damals ging.


    „Echo der Toten“ ist der erste Band einer Reihe, der zweite ist bereits erschienen und wird von mir aktuell gelesen – ich hoffe auf viele weitere Bände. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für alle, die gerne historische (Kriminal)Romane lesen.

  • Auch mir hat der Krimi um Friederike Matthée sehr gut gefallen, wobei ich gestehen muss, dass ich das Buch gar nicht so sehr um der Krimihandlung willen verschlungen habe, sondern wegen seines spannenden und ergreifenden Settings in den Wirren und Nöten der Nachkriegsjahre. Ich selbst weiß viel zu wenig über diese Epoche. Dieser gut recherchierte Krimi stellt sehr eindrücklich die wirtschaftliche und soziale Situation im Deutschland kurz nach Ende der Nazizeit und des 2. Weltkrieges dar und hat mir geholfen, mich noch einmal neu und vertieft in die Lebenslage meiner Großeltern im Zusammenhang von Krieg, Flucht und Nachkriegszeit mit den diversen begleitenden Traumata hineinzuversetzen. Dafür bin ich der Autorin sehr dankbar.


    Aber auch das Figurenensemble um Friederike Matthhée und Richard Davies hat mir gefallen und ich freue mich auf die Fortsetzung, die schon ganz oben auf dem SuB bereitliegt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

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