Richard Chistian Matheson - Created by

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Alan White schreibt Drehbücher für Fernsehserien und dies in letzter Zeit öfter für den Produzenten Andy Singer, der einen untrüglichen Instinkt für Serienformate zu haben scheint, die eigentlich nicht funktionieren dürften und dann zu einem Riesenerfolg werden. Eines Tages legt Alan ihm ein Konzept zu einer neuen Action-Serie namens „Der Söldner“ vor, deren Hauptcharakter ein psychopathischer, brutaler Schlächter ist, übertraumatisiert durch Kriegserfahrungen und ohne Rücksicht und Gefühle für irgendjemanden. Neben ausgedehnten Kampf- und Folterszenen gibt es in den einzelnen Episoden nicht nur etliche kaum oder gar nicht bekleidete Frauen, sondern auch geradezu gruselige Vergewaltigungen und Kraftausdrücke ohne Ende – alles eigentlich nicht vertretbar im nationsweiten Fernsehen in den USA. Aber Singer gibt der Serie grünes Licht und Alan befindet sich auf einmal im Zugzwang, denn er hat noch nicht einmal den Piloten geschrieben.


    Nachdem ein sehr unangenehmer – und damit überaus passender – Hauptdarsteller gefunden worden ist, ist der erste Teil der Serie schnell erstellt und erntet überaus gemischte Kritiken - insbesondere wegen seiner ausufernden Sex- und Gewaltdarstellungen. Aber im Bereich der Einschaltquoten schlägt er die gesamte Konkurrenz aus der Bahn und so hat Alan absolut freies Spiel zu schreiben, was er möchte. Und so versenkt der als friedfertig und zurückhaltend bekannte Autor, der mittlerweile auch Produzent der Serie ist, all seine über Jahre angestauten Aggressionen und Verletzungen in diese Serie und das Publikum schlürft sie geradezu auf (wem das unwahrscheinlich erscheint, der sollte wissen, dass „Vikings“ zur international meistverkauften und gesehenen Serie gehört – vier Plätze vor „Games of Thrones“). Doch irgendwie scheint das Schreiben an dieser Serie an Alans Substanz zu zehren, denn er magert zusehends ab und auch sein Muskeltonus geht zurück.


    Während er sich also Gedanken um seine Serie, seine Gesundheit, seinen volatilen Hauptdarsteller, seinen Vater und dessen neue Frau, seine Ex und ihren neuen Freund und einige Kritiker macht, scheint auf einmal ein Copycat-Killer aufzutreten, der Menschen in Alans weiteren und näherem Umfeld genau in der Art und Weise tötet, wie man es einmal die Woche auf dem Bildschirm sehen kann. Und als ob das noch nicht verstörend genug ist, geschieht schließlich sogar ein Mord, obwohl Alan diesen in dieser Form noch gar nicht niedergeschrieben hatte. Was zur Hölle ist hier los? Und wie kommt es, dass die Frau seines Hauptdarstellers Alan anruft um ihm mitteilt, dass ihr Mann sich total verändert hat?


    Eine sehr tiefgründige und auch etwas bösartige Betrachtung der Kino- und Fernsehproduktionen in Hollywood, ein Arbeitsbereich, in dem sich der Autor seit Jahrzehnten überaus gut auskennt. Und er ist in der Darstellung absolut schonungslos – etwa, als er einige Mitarbeiter Disneys äußern lässt, dass sie in „Maus“schwitz arbeiten würden. Ansonsten ist „Created by“ eine sehr überzeugende und eindringliche Variation auf Vorbilder wie „Dorian Grey“ oder „Stark“ und zeigt, wie die Besessenheit mit Prominenz und Macht in Hollywood solche Geschichten, wenn sie denn geschehen könnten, erfolgreich verdecken würden. Einmal mehr werden hier die alten Nachrichten- und Werbeklischees „Sex sells“ und „It bleeds, it leads“ aufs Korn genommen und in einer erschreckenden und originellen Form umgesetzt. Es erscheint wie die Abrechnung eines Mannes mit einer Industrie, die er in- und auswendig kennt. Verstörend, aber lesenswert. Obwohl es auch eine fabelhafte Novelle geworden wäre, denn so hätte man einige Längen vermeiden können. :study: