Der sympathische Bestatter und Hobby-Ermittler Theo Matthies aus Hamburg ist zurück. Die Autorin strickt das Erfolgsrezept um diesen ungewöhnlichen Helden bereits in dritter Folge weiter, was ihr gewohnt routiniert gelingt.
Diesmal spielt die Stadt Hamburg sozusagen eine zusätzliche Rolle. Die Sturmflut von 1962 bildet den Hintergrund für Theos aktuellen Fall. In der damaligen Nacht verschwand seine Tante Marlene. Sollte sie es etwa sein, deren Knochen man kürzlich in einem Schrebergarten in Wilhelmsburg ausgegraben hat...?
Anfangs dachte ich, na, der gute Theo verrennt sich aber ganz schön in seine Idee. Doch diese Klippe hat die Autorin gekonnt umschifft. Theo ermittelt nicht nur, er erkundet auch die eigene Familiengeschichte. In lockerer Folge verbinden sich Gespräche mit damaligen Zeitzeugen, und Tagebucheinträge von Marlene.
Es ist beeindruckend, wie die Autorin eine lockere und dennoch gehaltvolle Mischung zustande bringt. Alle bekannten Figuren aus den ersten beiden Teilen tauchen wieder auf, mit ihren Macken und liebenswerten Eigenheiten. Sie nimmt sich auch noch Zeit für weitere Nebenfiguren, die durchweg "rund" und liebevoll gezeichnet sind.
Auch die Details rund ums Bestattergewerbe kommen wieder nicht zu kurz. Sehr berührt hat mich der Fall um den gemeinsamen Tod eines alten Ehepaares, und wie Theo damit umgeht! Hier werden moralische Fragen mit eingeflochten, die mich noch lange begleiten werden.
Der Fall selbst ist spannend und nachvollziehbar. Man konnte zwar mit einiger Aufmerksamkeit den wahren Täter erraten. Aber dennoch war der Spannungsbogen so gestaltet, dass man bis zum Schluss an den Seiten geklebt hat. Es ging alles sehr haarscharf aus.
Sicher ist Theo Matthies kein Phillip Marlowe. Aber er ist durchweg sympathisch und gewitzt. Ich werde ihn auch in weiteren Bänden gerne begleiten.
Meine Bewertung: 5/5