Max Urlacher - Die Königin von Lankwitz

  • Die Mittfünfzigerin Irene wird nach acht Jahren für das absichtliche Überfahren eines Mannes endlich aus dem Berliner Gefängnis entlassen, wo sie direkt bei ihrer Freundin Bea in die kleine Einzimmerwohnung einzieht. Bea durfte die staatliche Anstalt schon eher verlassen und konnte sich so schon etwas den Dingen außerhalb der Mauern anfreunden und sich auf ein normales Leben einlassen. Dennoch ist es schwer für Ex-Sträflinge, einer angesehenen Tätigkeit nachzugehen, somit müssen sich die beiden Frauen überlegen, wie sie nun ihr Leben finanzieren sollen. Sie haben nur die Wahl, als Prostituierte zu arbeiten oder sich mit einer zündenden Idee selbständig zu machen. Irene liebt Autofahren, weshalb dies nicht für die Zukunft nutzen, aber bitte schön nur im Dienste von Frauen und auch nur in Lankwitz. Sie stellen einen Plan auf, wie sie ihre Geschäft unauffällig zum Laufen bringen und wo sie ihre Klientel finden können, die gern dafür bezahlt, wenn Irene und Bea für sie Rache üben an den Männern, die sie gedemütigt, verletzt und betrogen haben. Schon bald brummt das Geschäft, doch dann macht ihnen eine andere Agentur ihre Idee streitig, sie werden sogar erpresst…


    Max Urlacher hat mit seinem Buch „Die Königin von Lankwitz“ einen sehr unterhaltsamen und witzigen Roman vorgelegt, der nicht nur mit einer tollen Handlung punktet, sondern auch durch einen flüssigen, bildhaften und temporeichen Schreibstil besticht, der viel Berliner Schnauze mit Herz beinhaltet. Ab der ersten Seite ist der Leser an der Seite von Irene, deren Gedanken und Gefühle wie ein offenes Buch präsent sind. Gleichzeitig lässt der Autor den Leser durch Irene teilhaben an deren letzten Gefängnisstunden und ihrer Einschätzung zu den diversen Insassinnen. Die Handlung in der dritten Person erzählt. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut und steigert sich nach und nach immer mehr. Auch die Beschreibungen der Fahrten durch Berlin sind so lebhaft, dass man das Gefühl bekommt, mit Irene und Bea gemeinsam im Wagen zu sitzen und in rasantem Fahrstil gleich einer Rallye durch die Stadt zu brausen.


    Die Charaktere sind so liebevoll ausgearbeitet und mit individuellen Eigenschaften versehen, dass der Leser sie sofort ins Herz schließen kann. Sie wirken durchweg lebendig und authentisch. Irene ist eine Berliner Pflanze, wie sie im Buche steht. Sie ist von eher pragmatischer und überlegter Natur, zurückhaltend und doch mit Herz und einem gewissen Gerechtigkeitssinn ausgestattet. Als passionierte Autofahrerin ist sie nicht nur die Ideenschmiede sondern auch die ausführende Gewalt des kleinen neugegründeten Unternehmens. Bea liebt extravagante bunte Kleidung mit viel Glitzer und ist eher von extrovertiertem Wesen. Sie ist die Akquisiteurin des Geschäfts, geht auf die potentiellen Kundinnen zu und gibt ihnen das Gefühl, sie voll und ganz zu verstehen, wobei sie ihnen nach und nach jenes Gefühl vermittelt, dass die Idee sich zu rächen, von ihnen gekommen ist. Das öffnet natürlich die Brieftaschen. Auch die weiteren erscheinenden Protagonisten werden mit wenigen Worten so genau gezeichnet und mit Leben versehen, dass man sie bildlich vor Augen hat. Mit ihren eigenen Geschichten tragen sie maßgeblich zum Unterhaltungswert der Handlung bei.


    „Die Königin von Lankwitz“ ist eine witzige Geschichte mit viel Herz über verletzte Frauenseelen, Rachegedanken und über die Freundschaft bis in den Tod. Skurrile Charaktere und tolle Dialoge lassen im Kopf einen wunderbaren Film ablaufen, der leider viel zu schnell endet. Absolute Leseempfehlung für eine überraschende und gelungene Geschichte!


    Empfehlenswerte :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Inhalt:


    Bea und Irene,beide Anfang fünfzig,sind frisch aus dem Knast raus.
    Irene hat gesessen,weil sie vor acht Jahren ihren Mann rückwärts über den Haufen gefahren hat,Bea wurde Opfer ihres Chefs,einem Steuerfutzi und musste deswegen in den Knast.
    Irene hat vorm Knast im KaDeWe in der Miederwarenabteilung gearbeitet,ein zurück gibt es nicht.
    Bea ist viel zu nett,hat nur Pech bei den Männern und steht auf bunte Kleidung,doch dann kommt Herbert.
    Irene führt die Rache an Beas Ex aus und zieht bei ihr ein.
    Beide machen sich Gedanken,wie sie schnell an Geld kommen und da kommt ihnen die super Idee,eine Ich-AG mit krimineller Rache- Ausrichtung zu gründen.
    Sie erstellen eine Zehn- Punkte Liste,machen sich Gedanken,wer welche Aufgabe übernimmt und welches Outfit das passende ist.
    Bea ist für die Neugewinnung von Kunden zuständig.Diese findet sie in der Sauna vom Fitnessstudio,im IKEA Restaurant,beim Arbeitsamt und auch auf dem Hundeauslaufplatz.
    Wieviel ist eine zertrümmerte Hand,ein Beckenbruch,Psychoterror und ein doppelter Wadenbeinbruch wert?
    Was zum Teufel ist ein K-Orakel?
    Plötzlich taucht eine weitere Rache- Agentur mit dem Namen „Revanche“ auf und Irene und Bea müssen sich nunmehr Gedanken machen und endlich eine Gang höher schalten...


    Meinung:


    Ich musste schon bei der Leseprobe so herzhaft lachen,dass ich dieses Buch unbedingt haben musste und ich wurde nicht enttäuscht.
    Ein Lacher jagt den nächsten,man lernt einiges über Berlin und es wird nicht langweilig.
    Das Buch hatte ich zügig durch aufgrund des angenehmen Schreibstils.
    Der Humor,den Autor Max Urlacher an den Tag legt ist einfach klasse.
    Es war mein erstes Buch von ihm und ich habe direkt das nächste ins Auge gefasst.
    Zum Schluss wird es spannend und es gibt eine für mich unerwartete Wendung.


    Fazit:
    Für mich definitiv ein gelungenes Buch mit reichlich Witz und etwas Spannung.Eine angenehme Lektüre für zwischendurch.
    Von mir gibt es eine Leseempfehlung und 5 Sterne!

  • „Zwei Frösche im Milchglas…“
    Wie es mit dem Zitat weitergeht, erfahrt ihr in „Die Königin von Lankwitz“ von Max Urlacher.
    Und natürlich auch, was das alles mit Bea und Irene zu tun hat.
    Die beiden Damen haben sich im Gefängnis kennengelernt. Bea landete dort, weil sie einem Kerl vertraut hat und Irene, weil sie ihren Mann plattgemacht hat und zwar mit ihrem Auto. Immer wieder vor und zurück, bis endlich Ruhe war.
    Beide sind aus dem Knast raus, doch was kann man noch machen mit Anfang fünfzig, wenn man aus dem Gefängnis kommt? Bea meint ja Beine breit machen, mehr hilft da nicht. Irene wäre bestimmt gern wieder in ihre Dessousabteilung im KaDeWe gegangen, doch das geht ja so nicht.
    Tja und da muss die Idee her. Ein eigenes Gewerbe. Dienstleistung für die Frau. Und zwar nur für die Frau, denn Frauen brauchen stellvertretend jemanden, der sich für sie rächt, der ihnen diesen Moment der Überlegenheit gibt. So gründen die beiden ein Geschäft und fahren Männer an.
    Der Schreibstil ist wunderbar trocken und hat eine Kodderschnauze. Genau so muss es sein, das hat mir an der Leseprobe gefallen und mich das ganze Buch verschlingen lassen. Irene und Bea sind zwei wunderbare Frauen, die ihr Glück im Leben verdient haben. Klar ist es rechtlich nicht ganz richtig, was die da machen, aber treffend finde ich die Idee schon. Das es sogar ein Konkurrententeam gibt, bringt noch die fehlende Würze in die Angelegenheit. Es wird grausam komisch. Folgt den beiden Lankwitzer Damen auf dem Weg zu ihrem Traum.

  • Bea und Irene lernen sich im Knast kennen. Irene hat vor 8 Jahren ihren Mann mit Genuß überfahren und Bea wurde von ihrem Chef reingelegt und landete ebenfalls im Knast. Beide sind Anfang 50 und stehen frisch entlassen ohne berufliche Perspektive da. Daher gründen sie eine WG und haben bald eine skurile Geschäftsidee. Auf Wunsch räumen sie ungeliebte Ehemänner aus dem Weg.


    Doch sie sind nicht alleine in dem Geschäftsfeld unterwegs und treffen auf ihre Mitbewerberinnen, 3 Frauen ebenfalls aus Lankwitz, haben eher politisch motivierte Pläne ungelegene Personen aus dem Weg zu räumen.


    Der Schreibstil ist locker leicht, selbst wenn nicht in Dialekt geschrieben, so doch mit Berliner Schnauze. Die Personen sind teilweise sehr überzeichnet aber das Buch erhebt keinen Anspruch auf Glaubhaftigkeit. Eine bitter böse Satire, gut zum mal eben schnell lesen.

  • Mit Mitte Fünfzig ist es schwer, einen Job zu finden. Vor allem, wenn in der Biografie ein Aufenthalt im Gefängnis vermerkt ist. So geht es Irene und Bea. Doch die beiden Damen lassen sich davon nicht beirren und gründen kurzerhand eine Ich-AG. Denn etwas haben sie mitbekommen: Andere Frauen werden ebenfalls von ihren Männern oder Chefs drangsaliert oder betrogen und wollen ihre Rachegelüste ausleben. Was liegt näher, als all denen zu helfen, sich von solchen „Unannehmlichkeiten“ zu befreien? Und wer hätte das gedacht. Sie sind tatsächlich erfolgreich. Solange bis Konkurrenz auftaucht, und die scheint mit allen Wassern gewaschen zu sein…


    Max Urlacher ist in seinem Hauptberuf unter anderem Schauspieler und entwickelt Drehbücher und Hörspiele. Das ist sofort zu spüren. Und in „Die Königin von Lankwitz“ geht er gleich in die Vollen. Eine kurze Vorstellung seiner Figuren, ein überschaubarer Hintergrund:

    Da ist Irene, die feinnervige, dezente, im Wesen und Auftreten zurückhaltende Person. Sie drängt nicht nach vorn, das Derbe und Grobe sind ihr fremd. Einst hat sie im KaDeWe Unterwäsche an die Frau gebracht. Dagegen fällt Bea sofort auf. Sie kleidet sich gern bunt und funkelnd, mit Strass und Nieten, kreischenden Farben, Plüsch, Samt und Mustern. Und Bea gibt nie auf, an ein Happy End zu glauben.

    Von Anfang an sind mitten drin im Geschehen. Wie im Film. Es gibt schnelle Bilder und Szenenwechsel, spritzige Dialoge und humorvolle Einlagen. Obwohl das Ganze manchmal makaber und rücksichtslos wirkt, erzeugt es nicht unbedingt Unwohlsein, was auch der Verdienst des lebhaften und schwungvollen Schreibstils ist, der keine Zeit zum Nachdenken bietet. Bis Irenes und Beas Konkurrenz auf den Plan tritt und die Sache „kippt“. Jetzt verliert die Handlung doch etwas von ihrer Leichtigkeit.

    Leider bleiben insgesamt auch die Empfindungen ein wenig auf der Strecke, sie werden zwar angerissen, aber ermöglichen keine tiefere Kontaktaufnahme.

    Trotzdem unterhält die Geschichte. Von Vorteil ist dabei, dass „Die Königin von Lankwitz“ in Berlin spielt. Eine Stadt, die ein bisschen verrückt und abgedreht ist. Wie ihre Bewohner. Skurril, ungehobelt und schroff, jedoch immer mit Herz. Das hat Max Urlacher wirklich gut eingefangen.

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