Marion Johanning - Der fremde Reiter

  • Lioba und Thomas zwei Leben im Mittelalter


    Lioba ist die Tochter einfacher Bauern, sie liebt es, im Wald Kräuter zu sammeln. Eines Morgens findet sie auf einem ihrer Ausflüge einen verletzten jungen Mann. Sie holt Hilfe und fühlt sich für ihn verantwortlich. Der junge Mann kann sich zunächst an nichts erinnern. Er bleibt im Dorf, wird von Lioba heimlich gepflegt und arbeitet schließlich als Tagelöhner. Von allen wird er nur Thomas genannt, da er seinen Namen nicht kennt. Lioba und er kommen sich näher. Aber dann kehrt seine Erinnerung langsam zurück und Thomas muss in sein altes Leben zurückkehren. Er ist ein Ritter und hat einen Schwur geleistet, den er halten muss. Lioba bleibt zurück, doch sie kann ihren Thomas einfach nicht vergessen.


    Zu Beginn erzählt die Geschichte noch gemeinsam von Lioba und ihrem Thomas. Doch dann trennen sich ihre Wege. In zwei unterschiedlichen Handlungssträngen wird nun aus dem jeweiligen Leben der Protagonisten erzählt. Lioba geht eben den Weg, den die Frauen damals genommen haben, bis sie eine Lösung für ihre Probleme findet. Sie hat dabei schon einiges durchzustehen und lernt die Härten des Lebens intensiv kennen.
    Thomas führt sein Weg auf den Kreuzzug mit Kaiser Friedrich. Er erlebt einiges und der Leser darf daran teilhaben. Die einzelnen Schicksale sind dabei gut und spannend geschildert. Diese Szenen haben mir gut gefallen. Das Leben im 12. Jahrhundert wird gut dargestellt und erzählt.


    Ich habe „Der Fremde Reiter“ wirklich gern gelesen, aber ein paar kleine Kritikpunkte habe ich dann doch. Die Protagonistin Lioba wird als hübsches Bauernmädchen geschildert, welche ihre Vorzügen für sich zu nutzen weiß. Sie wird einem schnell sympathisch, aber dann zückt sie einen Gegenstand, den ich so im 12. Jahrhundert bei einer Bauernfamilie nicht erwartet habe. Ich habe mich damit etwas schwer getan und lange überlegt, ob ich diesen Punkt überhaupt ansprechen soll, aber dieser besagte Gegenstand hat mich einfach gestört. Wäre sie eine Adlige junge Frau gewesen, wäre es wahrscheinlich auch noch gegangen oder hätte mich zu mindestens nicht so gestört, aber eben nicht bei einer Bauerntochter im Jahre 1188.
    Auch hat mir nicht gefallen, dass das Mädchen ständig am Weinen war, oder die Tränen zurückgehalten hat. Ihr Leben war sicher nicht einfach und die Härten des Alttages wurden auch gut beschrieben, aber jedes Mal auch von ihren Tränen zu lesen, fand ich zu viel. Hier wäre weniger einfach mehr gewesen. Dies sind aber wirklich nur kleine Kritikpunkte, mir hat die Geschichte sonst nämlich gut gefallen. Das Buch war in drei Tagen ausgelesen und hat mich ansonsten gut unterhalten.


    „Der fremde Reiter“ ist eine schöne Liebesgeschichte, eingebettet in einen historischen Rahmen. Es macht Spaß hier zu lesen. Ein Nachwort zum Schluss klärt Fiktion und Wahrheit, ein Glossar gibt Auskunft über die unbekannten Begriffe des Mittelalters und ein Personenregister sorgt für den nötigen Überblick der Protagonisten und klärt wer fiktiv und wer historisch belegt ist.


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  • 1188 Vissel am Rhein. Die junge Bauerstochter Lioba interessiert sich sehr für die Heilkunde. Während sie im Wald Kräuter sammelt, findet sie einen bewusstlosen und verletzten Mann. Im Haus des Pfarrers wird dieser versorgt und gesund gepflegt, doch leider kann er sich nicht an seinen eigenen Namen noch an sein vorheriges Leben erinnern. Nachdem er sich einigermaßen erholt hat, taufen ihn die Dorfbewohner auf den Namen Thomas. Er zieht in das Haus von Liobas Familie ein und arbeitet für sie. Dabei verlieben sich Thomas und Lioba ineinander. Doch nach und nach kommt die Erinnerung an sein altes Leben zurück, und als ihn jemand auch noch erkennt, weiß Thomas, dass er ein Ritter ist. Er macht sich auf den Weg zu seiner Familie und begibt sich von dort für den Kaiser auf einen Kreuzzug. Werden Lioba und Thomas, der eigentlich Otto von Linn heißt, sich wiedersehen?


    Marion Johanning hat mit ihrem Buch „Der fremde Ritter“ einen sehr schönen und fesselnden historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, dabei bildgewaltig und detailliert. Schnell gelingt es dem Leser, in die Handlung und in ein längst vergangenes Jahrhundert abzutauchen, um mal an der Seite von Lioba zu stehen, um ihre Gedanken und Gefühle kennenzulernen, oder neben Thomas eine Reise zu den Kreuzzügen zu unternehmen. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt, der eine befasst sich mit Lioba und ihrem Leben im Wald, der andere berichtet von Thomas und seinen Erlebnissen. Die Autorin hat akribische Recherche betrieben, denn sie lässt den Leser ebenso teilhaben an dem großen Aberglauben und der Brandmarkung als Hexe, als auch die beschwerliche und gefährliche Reise des 3. Kreuzzuges nach Jerusalem und die dort auszufechtenden Kämpfe mit all ihren Grausamkeiten. Durch geschickt gelegte Wendungen und Überraschungen steigert die Autorin immer wieder die Spannung, die sich bis zum finalen Schluss auf hohem Niveau hält.


    Die Charaktere sind sehr lebendig und individuell gezeichnet, weshalb sie sehr real und authentisch wirken. Lioba ist mit ihrem Alter von 14 schon eine recht selbstbewusste junge Frau, die der Leser gleich ins Herz schließt. Sie hat mit dem Tod der Mutter schon einen harten Schicksalsschlag verkraften müssen und leidet nun unter ihrer Stiefmutter. Außerdem wird ihr von den Dorfbewohnern das Leben schwer gemacht, denn sie sind sehr abergläubig und geben Lioba als Heilkundige für alle Missgeschicke die Schuld. Auch Missgunst und Neid treiben ihre Blüten und machen dem Mädchen das Leben im Dorf zur Hölle. Es artet so aus, dass Lioba gar nichts anderes übrig bleibt, als ihr Heil in der Flucht zu suchen, während der sie auch allerhand durchmachen muss. Thomas alias Otto ist ein sympathischer junger Mann, dessen Wesen sich im Verlauf der Handlung immer mehr verändert, je mehr Grausamkeiten er durch den Kreuzzug erleben muss. Relindis führt sehr zurückgezogen ein Leben im Wald und hat sich der Kräuterkunde verschrieben. Sie hat zwar einen recht rauen Charakter und ist recht misstrauisch, doch hat sie auch ein weiches Herz und Mitgefühl gegenüber Gestrandeten. Christina ist Liobas beste Freundin, die versucht, diese immer wieder aufzubauen und zu unterstützen. Auch die übrigen Protagonisten tragen mit ihren eigenen Episoden zur Handlung bei.


    „Der fremde Reiter“ ist ein spannender historischer Roman, der sowohl eine Liebesgeschichte enthält, aber auch die harten Zeiten damals besonders thematisiert. Durch die geschickte Vermischung von Realität und Fiktion ist hier eine äußerst lesenswerte Geschichte entstanden. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung für Historienliebhaber!


    Schön geschriebene :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


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    Albert Einstein


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