Peter Bognanni - Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente / Things I'm Seeing Without You

  • Über den Autor:
    Peter Bognanni lebt mit seiner Familie in Saint Paul, Minnesota, wo er am Macalester College Kreatives Schreiben unterrichtet. Er ist Absolvent des Writer´s Workshop der Universität von Iowa, Stipendiat der American Academy of Arts and Letters, und Gewinner des Rome Prize. 2010 erschien sein vielfach ausgezeichneter Debütroman "The House of Tomorrow". Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente (2018) ist sein erstes Jugendbuch.


    Klappentext:
    Getroffen haben sich Tess und Jonah nur ein einziges Mal. Obwohl sie sieben Monate zusammen waren. In dieser Zeit haben sie alles miteinander geteilt per Chat, Facebook, Tweets, haben sich herzzerreißende E-Mails geschrieben, ihr Innerstes preisgegeben, sich gegenseitig ihre Liebe erklärt. Und trotzdem hat Tess es nicht kommen sehen: Jonahs Selbstmord. Doch Tess sendet weiter Nachrichten an Jonah, ihre erste Liebe. Es ist ihre Art, die Trauer zu verarbeiten. Und eines Tages erhält sie tatsächlich Antwort … Ein außergewöhnlicher Roman über Tod und Abschied in Zeiten von Social Media und darüber, dass jedem Ende ein neuer Anfang – und vielleicht sogar eine neue Liebe – innewohnt.


    Quelle: Amazon


    Meine Rezension:
    Tess ist 17 Jahre alt, als sie ihren ersten Freund kennen lernt ... und verliert. Sie verliebt sich in einen Jungen, namens Jonah, allerdings haben die beiden außer einer ersten persönlichen Begegnung nur über das Internet kontakt. So kommt es, dass sie nur online kommunizieren und so ihre Vorlieben, Ängste und Wünsche austauschen. Doch von einen Tag auf den anderen bleiben die Nachrichten einfach aus und Tess muss auf sehr traurige Art und Weiße erfahren, dass sie Jonah für immer verloren hat, denn er hat sich das Leben genommen. Von da an bricht für Tess eine Welt zusammen und sie versucht aus ihrem alten Leben zu fliehen. So verlässt sie fluchtartig das Internat, kehrt zu ihrem Vater zurück und verfällt dort in eine Depression.


    Während ihres Weges lernt sie einige neue Menschen kennen, die versuchen ihr zu helfen. Ihr Vater weiß nicht wirklich wie er mit einem Teenager umgehen soll und tut das, was er all die Jahre getan hat, er überspielt und tut so als würde Tess Zustand ihm nicht wirklich auffallen, doch Grace, eine Bestatterin, versucht ihn wach zu rütteln und auf die Probleme seiner Tochter aufmerksam zu machen und schließlich lernen wir Daniel, Jonas Mitbewohner, kennen, der in Tess Leben eine wichtige Rolle einnimmt und diese auch schon vorher, ohne Tess wissen, gespielt hat.
    Recht schnell erfahren wir von Jonahs Tod und werden so schnell in die Handlung hineingeworfen.


    Der Schreibstil war für mich anfangs sehr teenagerhaft und anspruchslos, dass das Buch im Verlauf eine gar tiefsinnige Wendung nimmt, darauf war ich nicht vorbereitet und sehr positiv überrascht. In dem Buch steckt mehr, als sich nach den ersten paar Seiten vermuten lässt.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, auch die Charaktere waren mir sehr sympathisch. Schade finde ich es nur, dass wir nicht mehr über das Leben von Jonah erfahren und ihn nicht besser kennenlernen, aber damit haben wir wohl etwas mit Tess, Daniel und Jonahs Mutter gemeinsam, denn auch seine engsten Freunde und Verwandten kannten ihn nicht wirklich.
    Auch das Ende lässt für mich einige Fragen offen und ich hätte gerne mehr über den Fortschritt der Beziehung zwischen Tess und Daniel erfahren. Wie geht es mit ihnen weiter? Auf diese Frage erhält man leider keine Antwort und damit endet auch dieses Buch.


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  • Trauer, Tod und Abschied – und Neuanfänge!


    Tess Fowler ist 17 und zum ersten Mal verliebt. Doch diese Liebe ist eine ganz außergewöhnliche, denn sie hat Jonah nur einmal für ein paar Stunden gesehen. Seither kommunizieren sie über sämtliche elektronischen Kanäle miteinander. Als Jonah stirbt, wird Tess der Boden unter den Füßen weggezogen. Ihre Eltern sind geschieden, in der Schule läuft es nicht, alles geht schief – also schreibt Tess weiter an Jonah. Eines Tages erhält sie Antwort …


    Wie sehr der Tod einen Menschen aus der Bahn werfen kann, wird hier wunderschön erzählt. Auch, dass Trauer in vielerlei Form auftritt. Tess hat an so vielen Fronten Baustellen, dass es fast schon ein Wunder ist, wie stark sie immer weiter vorangeht. Sie glaubt immer fest daran, dass sie etwas an der aktuellen Situation ändern kann, weiß nur nicht, wie. Da Tess auf der Schwelle zum Erwachsensein steht, durchlebt sie diese Phase noch intensiver. Sie hat ein Auto, sie kommt an Alkohol und Drogen, sie kann ohne Begleitung das Land verlassen – die Gefahren sind also extrem groß. Dennoch weiß Tess, wie weit sie gehen kann und mag.


    Doch auch Daniel, Grace und der Vater von Tess durchleben ihre eigenen Trauerphasen. Ob nun eine gescheiterte Ehe, verpasste Chancen, der Verlust eines Kindes oder der Verlust eines Freundes – Trauer hat viele Gesichter! Dass Grace und Mr. Fowler jeweils Institute für außergewöhnliche Beerdigungen führen, weil sie ihre Trauer damit verarbeiten, ist eine der Ideen, die mir so gut an diesem Buch gefallen. Auch die Vorstellung solch ausgefallener Trauerfeiern hilft mir persönlich bei meiner eigenen Trauer.


    Das Buch steckt voller wunderbarer Sätze. Nicht nur die „Dinge, die ich ohne Dich sehe“-Sätze, die immer wieder eingestreut werden und die zugleich trösten und traurig machen. Viele kleine Momente, die so schlicht wirken, aber so philosophisch sind. So wird aus einem Haufen unvollkommener Momente ein Leben, das so schön ist, wie wir es zulassen. Peter Bognanni hat es geschafft, auf wunderbar nüchterne Art und Weise ganz viel Gefühl in dieses Buch zu stecken. So widersprüchlich das klingen mag, es ist möglich. Hier wird nicht gejammert, hier wird auch kein moralischer Zeigefinger erhoben. Aber es wird gezeigt, dass Trauer wichtig ist, man sich aber nicht komplett darin vergraben darf.


    Die Charaktere zeichnet Bognanni in all ihrer Einzigartigkeit wunderbar klar und einfach. Mir sind Tess, Jonah, Daniel, Grace, Tess‘ Vater und so einige Nebenfiguren sehr ans Herz gewachsen. Als Mutter wäre ich mächtig stolz auf Tess! Mir hat dieses Buch nicht nur sehr gut gefallen, sondern auch geholfen, mit meiner eigenen Trauer besser umzugehen. Ganz klar: fünf Sterne!

  • Absolut passend zur heutigen Zeit - empfehlenswert



    Cover, Klappentext und auch Inhaltsangabe haben mich sehr neugierig gemacht. Cover finde ich gut gelungen und auch im Einklang mit der Geschichte.


    Das Thema des Buches ist absolut aktuell: Online Liebe - Liebe in Zeiten von Twitter und Facebook. Die Protagonistin lernt ihre Liebe zwar auf einer Party "live" kennen - das ist aber das einzige Mal dass sie sich real zu Gesicht bekommen. Der Rest läuft online ab. Bis es zu einem schrecklichen Ereignis kommt - Jonah begeht Selstmord.


    In diesem Buch werden zwei wichtige Themen thematisiert und sehr interessant aufbereitet. Die Geschichte wurde in einer Form aufbereitet, die es mir nicht mehr möglich gemacht hat, das Buch aus der Hand zu legen - der Spannungsfaktor ist wirklich hoch.
    Generell hat mir der Schreibstil des Autors sehr gut gefallen - man hat viele Details von den Gedankengängen der Protagonistin erfahren.

  • Rührend, aber etwas oberflächlich


    Zum Inhalt

    Der Klappentext verrät ja schon einiges darüber, worum es in „Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente“ von Peter Bognanni geht. Tess trifft der Selbstmord ihres Freundes Jonah unglaublich hart und wirft sie aus der Bahn. Über seinen Tod erfährt sie über das gewählte Medium ihrer gemeinsamen Kommunikation – das Internet. Denn Jonah und Tess haben ihre Beziehung durch digitale Kommunikation aufgebaut, nach einem zufälligen Treffen auf einer Party. In der digitalen Welt besteht für Tess weiterhin die Möglichkeit, Nachrichten an Jonah zu versenden und auf diese Art und Weise zu versuchen mit ihrem Schmerz, ihrem Verlust und ihrer Trauer umzugehen. Doch als sie ihn eine Antwort auf eine ihrer Nachrichten erhält, gerät das Leben von Tess erst recht ins Wanken.

    Meine Meinung

    Grundsätzlich hat mir „Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente“ ganz gut gefallen, auch wenn für mich dieser Beginn einer neuen Liebesgeschichte für Tess ein bisschen erzwungen wirkte. Peter Bognanni schafft es, einen ganzen Haufen interessanter Charaktere zu präsentieren – allen voran Betty, die ehemalige Burlesque-Tänzerin und Tess Vater, der auf seine verschrobene, schrullige Art und Weise liebenswert ist, obwohl er einige fragwürdige Entscheidungen getroffen hat. Die Geschichte von Tess und Jonah ist eine traurige Geschichte, von Anfang an steht eigentlich schon die Feststellung im Raum, dass es für diese beiden kein Happy End geben wird. Man beobachtet als Leser, wie Tess versucht mit ihrer Trauer umzugehen und schließlich (mit Hilfe und Unterstützung anderer Charaktere) einen Abschluss zu finden, Jonah loszulassen und sich einzugestehen, dass es Seiten von Jonah gab, die ihr fremd bleiben. Dass die digitale Form der Kommunikation es ermöglicht hat, bestimmte Teile seines Lebens außenvorzulassen, ja Tess sogar bewusst zu täuschen.

    „Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente“ setzt sich mit dem Tod, Verlust, Trauerarbeit und dem Loslassen auseinander, ist dabei aber in manchen Punkten vielleicht etwas oberflächlich. Ich hätte mir gewünscht, etwas mehr über Jonah zu erfahren, oder über Daniel, der trotz seiner Rolle innerhalb der Geschichte eher blass und eindimensional blieb. Daher vergebe ich drei von fünf Sternen für diesen Roman.

  • Nicht schlecht, aber auch nicht überragend


    Worum geht es in Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente von Peter Bognanni? Diese Frage ist für mich nach der Lektüre eigentlich gar nicht so einfach zu beantworten. Es geht definitiv um den Tod, die Auswirkungen des Verlustes auf einen jungen Menschen. Zudem werden Fragen nach einem angemessenen Abschied aus dem Leben aufgeworfen. Warum begeht man Beerdigungen feierlich, obwohl die Person, von der man sich dabei verabschiedet, nicht mehr da ist? Warum feiert man den Abschied nicht vorher, quasi als letzte große Party? Das sind einige der Fragen, die Peter Bognanni in die Handlung seiner Geschichte mit einfließen lässt. Und dann geht es in dem Roman definitiv auch um zwischenmenschliche Beziehungen im Zeitalter von Social Media. Welchen Wahrheitsgehalt hat die Kommunikation, wenn sie nur online und digital abläuft? Kann man einen Menschen wirklich kennen, wenn man sich (z.B. wie Tess und Jonah) nur ein einziges Mal tatsächlich getroffen hat? Wo sucht man nach Spuren dieses Menschen, wenn man verstehen möchte, warum er etwas getan hat (im Fall von Jonah: sich das Leben zu nehmen)?

    Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente hat definitiv ein paar interessante Ansätze, aber mir fehlt irgendwie ein bisschen der Tiefgang, der für einen bleibenden Eindruck der Geschichte sorgen würde. Beim Lesen habe ich die Geschichte verfolgt und konnte mich teilweise auch in Tess hineinversetzen, aber im Vergleich mit anderen tragischen Geschichten fehlte mir hier das gewisse Etwas, dass die Geschichte zu etwas Besonderem macht.

    Nicht schlecht, aber auch nicht überragend gut, so lautet mein abschließendes Urteil, das sich in drei Sternen niederschlägt.