Georges Simenon - Die Komplizen / Les complices

  • Autor: Georges Simenon
    Titel: Die Komplizen, übersetzt aus dem Französischen von Stefanie Weiss
    Originaltitel: Les complices, erschien erstmals 1956
    Seiten: 208 in acht Kapiteln
    Verlag: Diogenes
    ISBN: 9783257241365


    Der Autor: (der Verlagsseite entnommen)
    Georges Simenon, geboren 1903 in Liège/Belgien, begann nach abgebrochener Buchhändlerlehre als Lokalreporter. Nach einer Zeit in Paris als Privatsekretär eines Marquis wohnte er auf seinem Boot, mit dem er bis nach Lappland fuhr, Reiseberichte und erste ›Maigret‹-Romane verfassend. Schaffenswut und viele Ortswechsel bestimmten 30 Jahre lang sein Leben, bis er sich am Genfersee niederließ, wo er nach 75 ›Maigret‹-und über 120 ›Non-Maigret‹-Romanen, statt Romane zu schreiben, ausgreifende autobiographische Arbeiten diktierte. Er starb am 4. September 1989 in Lausanne.


    Inhalt: (Klappentext)
    Der Unternehmer Lambert kehrt mit seiner Sekretärin von der Besichtigung einer Baustelle zurück. Unterwegs wird er in einen Autounfall verwickelt und begeht Fahrerflucht. Erst im Nachhinein wird Lambert das Ausmaß der Tragödie bewusst. Ist er wirklich schuld daran? Niemand hat ihn gesehen – oder vielleicht doch? Und Edmonde, seine Mitfahrerin und Geliebte, wird sie schweigen?


    Meinung:
    Der Autounfall passiert bereits auf der ersten Seite: Joseph Lambert ist unkonzentriert, befasst sich mehr mit seiner Geliebten als mit dem Gegenverkehr und drängt einen Schulbus mit Kindern von der Strasse. Seine erste Reaktion ist nicht etwa Hilfe zu leisten oder wenigstens zu holen, sondern durch Seitengassen unerkannt zu fliehen.
    Die nächsten Tage werden nicht leicht: der Schulbus ging in Flammen auf, fast alle Insassen kommen dabei um. Die Ermittlungen laufen, die ganze Stadt bangt um das Leben eines kleinen Mädchens. Und in allen Gesichtern meint Joseph Lambert einen Hinweis zu entdecken, dass man ihm auf der Spur ist. Er ist bemüht sich so wie immer zu benehmen, aber es fällt ihm zunehmend schwerer. Alkohol und Prostituierte sind kein Ausweg. Kann er Edmonde trauen? Kann er sich seinem Bruder anvertrauen, seiner Frau, einem Priester? Ihm wird klar, dass sein Leben nicht mehr wie vor dem Unfall sein wird. Aber war er eigentlich glücklich? Der Unfall veranlasst ihn, über verschiedene Lebenswege nachzudenken.
    Ein typischer Simenon-Roman, kein eigentlicher Krimi. Die Ermittlungen der Polizei und der Versicherung verlaufen eher im Hintergrund. Die Geschichte wird komplett aus der Sicht Joseph Lamberts erzählt. Wie lebt er mit der Schuld so viele Menschen umgebracht zu haben? Ein kaltblütiger Killer ist er ja nicht. Und wie immer bei Simenon verläuft diese psychologische Beschreibung mit einfachen Worten, sachlich, und in der Entwicklung nachvollziehbar. Ein rundum gelungener Roman, spannend und zeitlos.