Laura Mercuri - Das Treiben der Blätter / Il solo modo per coprirsi di foglie

  • Der englische Kunststudent Daniel kommt für nach Rom, um an der dortigen Universität ein Auslandssemester zu absolvieren. Bei der Suche nach einer Unterkunft lernt er den deutschen Studenten Jan kennen, die beiden freunden sich sofort an. Um das Leben in Rom finanzieren zu können, brauchen die beiden jungen Männer auch einen Job und landen in der Bar „Daimon“, wo sie vom Besitzer Andrea für die Bar und für den Service eingestellt werden. Eines Abends taucht eine junge Frau in der Bar auf, die Daniel sofort fasziniert. Es stellt sich heraus, dass es sich bei Anita um die Stieftochter von Andrea handelt, die dieser mit Argusaugen überwacht. Anita und Daniel verlieben sich ineinander, aber die Beziehung ist schwierig, denn sie hat ein Geheimnis, dass sie unbedingt für sich behalten will. Daniel spürt, dass Anita ihm etwas vorenthält und schüttet seiner Professorin Claudia sein Herz aus. Claudia wird für ihn zu einer guten Freundin, die ihn lehrt, die Dinge zu hinterfragen. Aber auch Claudia steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben und weiß nicht, in welche Richtung ihr Leben weitergehen wird. Ob Jan, Anita, Claudia, Daniel oder Andrea – sie alle verbringen mehr oder weniger viel Zeit miteinander und ihre Leben sind auf die eine oder andere Art verknüpft. Die Entscheidungen, die sie treffen, rufen Situationen hervor, die dramatische Dinge in Gang setzen…


    Laura Mercuri hat mit ihrem Buch „Das Treiben der Blätter“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, die die Zeitspanne von rund einem Jahr umschreibt und die damit verbundene Entwicklung der einzelnen Protagonisten. Der Schreibstil ist flüssig, der Leser wird schnell in die Handlung hineingesogen, um als unsichtbarer Schatten mal Daniel, mal Anita oder Claudia durch ihren Alltag, ihren Gedanken und Gefühlen zu folgen. Die Autorin versteht es sehr geschickt, das Leben der einzelnen Protagonisten langsam miteinander zu verknüpfen und so ein komplexes Netzwerk mit den auftauchenden Schwierigkeiten zu errichten. Der Spannungsbogen wird schon im Prolog aufgebaut, und der Leser fragt sich, was wohl der Auslöser für diese Tat gewesen sein könnte. Im Verlauf der Handlung schraubt sich die Spannung dann immer mehr in die Höhe, bis es zu einer Ausnahmesituation kommt. Durch die wechselnden Perspektiven, die entweder von Claudia, Daniel oder Anita erzählen, wird der Leser zum Mitdenken animiert, wie die eine oder andere Lebenslage wohl gelöst wird. Man wird regelrecht mit in das Leben der Protagonisten integriert und erlebt die gesamte Klaviatur der menschlichen Gefühle mit, die bei Themen von Eifersucht, Erpressung, Liebe, Gewalt, Lügen und Betrug aufkommen. Ebenso prallen hier durch die verschiedenen Nationalitäten unterschiedliche Verhaltensweisen und Ansichten aufeinander, die oftmals nur schwer miteinander in Gleichklang gebracht werden können.


    Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und individuell angelegt, wobei sie sehr lebendig und realistisch wirken. Der Engländer Daniel ist ein eher schüchterner junger Mann, dem selbst gar nicht bewusst ist, wie attraktiv er auf andere wirkt. Er ist offen, ehrlich, hilfsbereit und liebt die Kunst. Daniel kann Unwahrheiten nicht ausstehen. Sein Freund Jan stammt aus Deutschland, ist musisch begabt, doch wurde ihm von seinen Eltern ein Jurastudium regelrecht aufgezwungen. Claudia ist Kunstprofessorin an der Universität. Sie ist verheiratet mit Paolo und hat einen kleinen Sohn namens Mattie. Claudia fühlt sich in ihrer Ehe gefangen, Paolo unterdrückt sie und kritisiert sie ständig. Nie kann sie es ihm recht machen, dabei bleiben ihre Gefühle auf der Strecke und sie fragt sich, wie sie ihr Leben ändern kann. Anita ist eine begnadete Sängerin, versucht dieses aber vor ihrer Mutter geheim zu halten. Die beiden haben schon einige schwere Schicksalsschläge durchstehen müssen. Anita hasst ihren Stiefvater Andrea, der sie nicht nur bevormundet und ihr immer wieder zu nah kommt. Andrea ist ein Macho, wie man ihn sich vorstellt. Er hat nichts Liebenswertes an sich, manipuliert die Menschen um sich herum und ist doch eigentlich eher ein feiger Wicht. Ebenso erweitern weitere Protagonisten mit ihren eigenen kleinen Episoden die Geschichte.


    „Das Treiben der Blätter“ ist ein (Liebes-)Roman, der nicht nur Familiengeheimnisse offen legt, sondern vor allem die Entwicklung der Protagonisten innerhalb eines Jahres begleitet und wie ihr Leben auf wundersame Weise miteinander verknüpft ist. Eine unterhaltsame Geschichte mit einigen kleinen Längen, die eine Leseempfehlung verdient.


    Unterhaltsame :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten