Autor - Titel:
Leigh Bardugo - Crooked Kingdom
Sprache: englisch
Schlagworte: Fantsay, Abenteuer, Spannung, Ketterdam
Verlag: Indigo
ISBN: 9781780622316
Bindung: Taschenbuch
Seiten: 536
Inhalt:
Kaz Brekker and his crew of deadly outcasts have just pulled off a heist so daring even they didn't think they'd survive. But instead of divvying up a fat reward, they're right back to fighting for their lives. Double-crossed and badly weakened, the crew is low on resources, allies, and hope. As powerful forces from around the world descend on Ketterdam to root out the secrets of the dangerous drug known as jurda parem, old rivals and new enemies emerge to challenge Kaz's cunning and test the team's fragile loyalties. A war will be waged on the city's dark and twisting streets - a battle for revenge and redemption that will decide the fate of the Grisha world
Meinung:
Am Ende von Six of Crows (Lied der Krähen) durfte man Zeuge der Hintertriebenheit Jan van Ecks werden. Wie er die Truppe um Kaz Brekker hinters Licht führt und auch noch eine Geisel nimmt.
Kaz hat dem Rache geschworen und einen neunen Plan entwickelt.
Ich will gar nicht lange auf die Handlung selbst eingehen, da ich niemandem das Vergnügen nehmen will. Es sei nur gesagt, dass Kaz Brekker, Wylan, Matthias, Jesper, Nina und Inej wahnsinnig viel zu tun bekommen und praktisch keine ruhige Minute in dieser Geschichte haben. Und gleiches trifft auch auf den Leser zu.
Leight Bardugo legt ein wahnsinnig schnelles Erzähltempo an den Tag. Bis auf die kleineren Hintergrundstories zu den Charakteren gibt es kaum eine Minute in der man verschnaufen kann. Ständig passiert irgendetwas. Es ist schon sehr imposant, dass die Autorin über 500 Seiten vollpackt und man als Leser das Buch kaum aus der Hand legen möchte.
Wie auch bei Six of Crows wechselt die Handlung immer wieder zwischen den Beteiligten und bringt so, gerade in den aktionsgeladenen Szenen, dem Leser verschiedene Sichtweisen auf die Ereignisse. Auch wenn man so manche Situation mehrfach erlebt, so bringt diese Art der Erzählung sehr viel Dynamik mit sich und man fühlt sich als Leser nicht nur als Beobachter, sondern vielmehr mittendrin. Man erlebt die Situationen so viel intensiver.
Auch die bereits angesprochene Erzählgeschwindigkeit ist fantastisch unterhaltsam. Obwohl ich doch etwas länger für englischsprachige Literatur brauche und es auch etwas anstrengender ist als ein deutsches Exemplar, so musste ich mich doch immer wieder schweren Herzens zwingen mich von der Geschichte zu trennen, denn irgendwann muss auch ich mal ein paar Stunden schlafen. Vom Unterhaltungswert also, hat die Autorin alles richtig gemacht.
Kaz Brekker, das Zugpferd, so will ich mal sagen, der Geschichte ist, trotz seiner Beinverletzung in Höchstform. Es scheint gerade zum Ende hin eigentlich unmöglich, dass ein einzelner Mensch immer wieder mit neuen, hervorragend ausgefeilten Plänen um die Ecke kommt. Immer wieder muss sich Brekker's Trupp neunen Herausforderungen stellen und auch neunen Gegnern. Selbst wenn die Lage erdrückend ist, hat Brekker einen Trumpf im Ärmel. Brekker selbst ist in diesem Teil etwas aggressiver als noch im Ersten. Was aber auf seine Wut auf Van Eck zurückzuführen ist. Gerade zu Beginn der Geschichte fällt sehr stark auf, dass Kaz nicht über seine Pläne diskutieren will. Er ist der Kopf der Operation und damit basta.
Natürlich gibt es auch wieder ein paar kleine und große Romanzen in der Geschichte. Wie sich schon in Teil 1 abgezeichnet hat, kommen sich Nina und Matthias näher und auch die anderen finden, mehr oder weniger, zueinander. Ich glaube nicht, dass ich hiermit etwas verrate, denn die Richtungen haben sich bereits in Six of Crows abgezeichnet. Ich möchte hier aber auch sagen, dass die Romantik nur eine recht überschaubare Rolle spielt. Ich selbst bin kein großer Freund von übermässiger Romantik und für mich war sie hier völlig in Ordnung.
Immer wieder im Laufe der Geschichte werden auch die Ereignisse aus Teil eins angesprochen. Das bringt eine tolle Verbindung zwischen beiden Geschichten. Immerhin sind ja im Buch auch nur ein paar Tage vergangen, seit dem Treffen mit Van Eck. Als Leser ist man so auch gezwungen immer wieder an die vergangenen Ereignisse zu denken und sie sich wieder ins Gedächtnis zu rufen. Manchmal war das für mich leicht, manchmal musste ich schon etwas länger in der Six of Crows-Schublade kramen, aber es hat doch Spaß gemacht immer wieder an den ersten Coup der Bande zu denken.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich praktisch nichts an der Geschichte zu meckern habe, und das kommt ja wirklich selten vor.
Nur vielleicht zwei kleine Dinge:
Brekker war mir mit seinem Einfallsreichtum schon etwas unheimlich. Wenn ich ehrlich bin war er mir schon fast etwas zu gut und zu durchtrieben. Immer wenn man dachte, jetzt muss es ja mal schiefgehen, war da eben noch eine Hintertür, welche sich Kaz im Vorfeld ausgedacht hat und die hat ihm und seinem Trupp dann wieder den Hintern gerettet.
Zum Ende hin kam mir Brekker auch noch unzerstörbar vor. Ihm wurde in einer Szene massiv zugesetzt und er, wenn auch angeschlagen, ist mehr oder minder unbeeindruckt aus dieser herausgekommen und hat praktisch einfach weitergemacht. Es kann natürlich sein, dass sich diese Szene in meinem Kopf etwas schlimmer dargestellt hat, als es die Autorin geplant hat. Nachdem was mein Kopfkino daraus gemacht hat, hätte Brekker ein Extraleben für diese Szene haben müssen.
Ich könnte jetzt natürlich auch wieder auf dem Alter der Protagonisten rumreiten, aber das habe ich ja schon beim ersten Teil getan und da sie nicht wirklich älter geworden sind, würde das hier jetzt auch keine neuen Erkenntnisse zu Tage fördern. Allerdings wird das Alter der Darsteller dieses Mal nicht direkt benannt. Nur an einer Stelle im Buch wird darauf verwiesen, dass sie ja noch Kinder sind. Mir war das junge Alter der Truppe natürlich von Anfang an klar, aber, wie auch in Teil eins, wusste ich es zwar, aber mein Kopf hat sie ein gutes Stück älter gemacht. Es fühlte sich für mich, wie auch bei Six of Crows, einfach nicht gut an die Darsteller so jung erscheinen zu lassen. Das aber ist die Entscheidung der Autorin und ich werde das dieses Mal nicht in meine Bewertung mit einfließen lassen.
Es gibt auf jeden Fall sehr viel in dieser Geschichte zu erleben. Es gibt alte Feinde, neue Widersacher (und davon jede Menge), aber auch ein paar neue Mitstreiter, dennoch sind unsere Helden sehr in der Unterzahl und müssen einige scheinbar aussichtslose Kämpfe kämpfen. Sie müssen sich ihren Dämonen stellen, müssen Rückschläge in Kauf nehmen und dennoch gibt es nur einen Weg für die Truppe, nämlich den nach vorn.
Was soll ich also sagen als dass mir der Kampf mit Brekker und Co. verdammt viel Spaß gemacht hat und es mich fast schon traurig macht, dass es keinen weiteren Teil, zumindest nach dem Ende zu urteilen, geben wird. Was aber hoffentlich so bleibt, denn die Geschichte ist abgeschlossen und wenn jetzt wirklich noch ein weiterer Part kommen sollte, wäre das wahrscheinlich nur der Versuch etwas mehr Geld aus den Charakteren zu pressen.
Am Ende des Buches gibt es auch noch einen Glossar mit allen Personen, einer kurzen Beschreibung zu ihnen und der passenden Lautschrift.
Auch gibt es zu Beginn der Geschichte wieder zwei sehr schöne Übersichtskarten,eine der Welt und eine Karte von Ketterdam, so kann man die Abläufe im Buch noch besser örtlich zuordnen.
Fazit:
Bardugo schreibt flüssig, schnell und spannend. Die Geschichte hat an vielen Stellen sogar ordentlich Witz und unterhält wunderbar. Es hat mir wieder wahnsinnig viel Spaß gemacht und ich wurde gut unterhalten. Das Tempo ist hoch, die Geschehnisse überschlagen sich und die Truppe ist durch und durch sympathisch.