Nickolas Butler - Die Herzen der Männer / The Hearts of Men

  • "Jede Generation ist eine Fortsetzung der andern und ist verantwortlich für ihre Taten." (Heinrich Heine)
    Sommer 1962: Der 13-jährige Nelson ist der Signaltrompeter der Pfadfindertruppe auf dem Camp Chippewa in das er seinen fünften Sommer geht. Doch Nelson hat keine Freunde, weder im Camp noch zu Hause oder in der Schule. Vielleicht liegt es an seinen 27 Verdienstabzeichen, die er inzwischen verliehen bekommen hat oder aber auch nur an seiner Brille? Lediglich Jonathan Quick, einer der älteren Pfadfinder, scheint ihm etwas wohlgesonnener zu sein. Doch was soll man tun, wenn man in den Augen des eigenen Vaters eine Enttäuschung ist? Dies lässt ihn sein Vater auch immer mehr spüren, bis die Kluft zwischen ihnen immer größer wird. Als eines Tages der Vater dann seine Familie verlässt, sieht Nelson nur einen Ausweg. Sein einziger Freund Wilbur Whiteside der Leiter des Pfadfindercamps, er ermöglicht ihm eine Zukunft und ist fortan der Halt in seinem Leben.
    Sommer 1996: Jonathan Quick inzwischen unglücklich verheiratet und sein Sohn Trevor sind auf dem Weg zum Camp. Eigentlich könnte er stolz sein auf Trevor, er ist wie er Pfadfinder geworden, himmelt den Leiter Nelson Doughty an und möchte ein Adler Pfadfinder werden. Doch dieses Mal wird alles anders kommen, vor dem Camp möchte Jonathan sich mit seinem früheren Freund Nelson, einer Bekannten und Trevor zu Abendessen treffen. Doch diese Begegnung wird alles verändern.
    Sommer 2019: Wichtige Ereignisse haben das Leben von Rachel und Trevors Sohn Thomas überschattet. Nun sind sie trotz Thomas Widerwillen aufgebrochen zum Camp. Doch auch in diesem Jahr werden einige Ereignisse den Sommer überschatten.


    Meine Meinung:
    Das Buch von Nickolas Butler gehört zweifelsohne zu den großen Gegenwartsromanen. In seinem Buch geht es um Männer, Pfadfinderschaft, Loyalität, Freundschaft, Disziplin, Väter aber auch um Liebe. Ich erlebte in dieser Geschichte eine ganz eigene Art Männer, wie ich sie bisher nicht kannte. Der Roman ist eingeteilt in 3 große und 1 kleiner Abschnitt, dabei begeben wir uns auf eine Zeitreise von mehreren Jahren und 3 Generationen. Butler hat es vortrefflich hinbekommen den Zeitgeist der einzelnen Abschnitte dem Leser nahezubringen. Diese Veränderungen merkt man vor allem im Pfadfindercamp am deutlichsten. Wo am Anfang noch Disziplin und Ordnung herrscht, wird es mit den Jahren immer lockerer gehandhabt. Wir erleben aber auch Männer mit ihren Schwächen, Problemen, gezeichnet durch Kriegserlebnisse und dabei sind diese nicht immer unbedingt sympathisch. Manches hat mich erschüttert, einiges entsetzt und vieles hat mich traurig gemacht. Die Geschichte strotzt vor Liebe, Wut, Emotionen und so hatte ich an einigen Stellen Tränen in den Augen. Der Schreibstil ist sehr gut, mitunter auch ein wenig ausholend, aber nie hatte ich das Gefühl von Langeweile. Das Cover mit dem Rücken gekehrten jungen Mann passt hervorragend zum Inhalt es Buches. Trotzdem der Klapptext vorwiegend nur von Nelson berichtet, ist dieses Buch viel mehr als nur das Leben von Nelson Doughty. Auch wenn das Buch sicher vorwiegend für Männer und Jungen geschrieben wurde, könne auch Leserinnen viel von dieser Geschichte lernen und mitnehmen. Mich hat dieses Buch begeistert, sehr bewegt und ich kann es nur weiterempfehlen, darum vom mir 5 von 5 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::applause::thumleft:

  • Männergetue


    Der 13jährige Nelson tut sich schwer damit, den Maßstäben seines Vater


    gerecht zu werden. Der möchten einen echten Kerl aus ihm machen. So
    erteilt der Vater seinem Sohn Lektionen mit dem Gürtel. „Männer tun so
    etwas nicht, du hörst sofort auf zu heulen! Ist das klar?“ Einzig seine
    Mutter scheint ihn zu lieben wie er ist. Nelson strebt nach Anerkennung
    und sucht diese bei den Lehrern, dadurch macht er sich bei seinen
    Mitschülern als Streber unbeliebt. Niemand mag ihn. Er hat keine
    Freunde. Zur Party zu seinem 13. Geburtstag kommt kein einziger der
    eingeladenen Jungen, erst ganz spät, als niemand mehr erwartet wird,
    taucht der zwei Jahre ältere Pfadfinderstammesführer Jonathan Quick auf.

    Nelson will im Pfadfinderlager Camp Chippewa weitere Abzeichen sammeln. Seine
    Schärpe ist bereits mit Abzeichen gespickt, das erweckt Neid, um nicht
    zusagen Mitleid bei den anderen. Auch hier ist er ein Außenseiter, wird
    schikaniert und angefeindet und wird von allen nur der „Trompeter“
    genannt. Jonathan Quick scheint ihn zwar nicht zu mögen, aber er steht
    ihm in einer schlimmen Situation bei.



    „Sei stärker als sie“, sagtWilbur Witheside, der 80jährige Pfadfinderführer und Leiter des Camps.
    Wilbur sieht in Nelson Großes: „Sie ärgern dich, weil sie Angst vor dir
    haben.“ Aber ist das wirklich so? Wilbur hat im 1. Weltkrieg gedient
    und ist vom Krieg traumatisiert. Er hat Schlimmes erlebt. Er wurde zum
    Helden erklärt, trotzdem scheint er ein einsamer Mann zu sein. Er sieht
    in Nelson einen Sohn, den der nicht hat.



    Meine Meinung:
    Die Männer in diesem Buch sind alle zutiefst gespaltene Persönlichkeiten,
    geprägt vom Krieg. Es zählen Werte wie Männlichkeit, Härte, Disziplin
    und Mut. Freundschaften werden nur im Krieg geschlossen. ‚Ich sage dir
    jetzt mal, wo du Freundschaften schließt. Freundschaften schließt man in
    der Armee, im Schützengraben und an der Front. Mit Männern, die sich
    für dich vor eine Kugel werfen, die mit dir ihre letzte Zigarette und
    den letzten Tropfen Wasser aus ihrer Feldflasche teilen.‘ (Seite 17f).



    Mich hat dieses Männergetue ziemlich abgestoßen. Ich sag es ehrlich, es war
    nicht mein Roman. Ich konnte mich mit niemanden der Protagonisten
    wirklich anfreunden. Erschütternd fand ich persönlich, dass Nelson, der
    seine Mutter doch so liebte, sie so dermaßen in Stich gelassen hat.

    Der Schreibstil des Autors ist sehr intensiv und hat mich angesprochen.
    Allerdings hatte das Buch auch unnötige Längen durch die man sich quälen
    muss.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • 1962. Nelson Doughty, ein sensibler, stiller Junge mit einem ausgeprägten Sinn für Verantwortung und Gerechtigkeit, fährt wie jeden Sommer mit seinem Vater ins Pfadfinderlager, wo er als Signaltrompeter morgens zum Weckruf und abends zum Zapfenstreich bläst. Im Lager versteht er sich am allerbesten mit dem alten Lagerleiter, unter seinen Altersgenossen ist er eher der Prügelknabe, der verspottet und gedemütigt wird. Dabei wünscht er sich nichts mehr als einen echten Freund, am liebsten so einen wie den drei Jahre älteren Jonathan Quick, der sportlich, gescheit und beliebt ist, und Anerkennung durch seinen Vater, der seinen ruhigen Sohn für einen Waschlappen hält und ihn bei jeder Gelegenheit seinen Gürtel oder den Stock spüren lässt.


    1996. Jonathan ist mit seinem Sohn Trevor auf dem Weg in eben jenes Camp, doch zuvor ist noch eine Zwischenstation eingeplant - ein Essen mit seinem alten Bekannten Nelson sowie eine weitere Begegnung, von der Trevor noch nichts ahnt, die er aber nie vergesen wird.


    2019 ist Trevors Sohn Thomas dann derjenige, der ins Pfadfinderlager fährt, jedoch ohne väterliche Begleitung, und auch er wird dort Erfahrungen machen, die sich tief ins Gedächtnis einbrennen.


    Drei Generationen von Jungen, drei Generationen von Vätern, drei Kriege, die diese Väter geprägt haben, und ein Pfadfindercamp als verbindende Klammer über die drei Abschnitte des Buches. Einfühlsam und gleichzeitig unverblümt widmet sich Nickolas Butler in seinem zweiten Roman dem Verhältnis zwischen Vätern und Söhnen, der Frage, was Männlichkeit bedeutet (oder ob es dafür überhaupt eine allgemeingültige Definition geben kann), der Unfähigkeit, empfundene Liebe auch auszudrücken und dem mangelnden Verständnis der älteren Generation für die Bedürfnisse und Emotionen der jüngeren.


    Butler versteht es meisterhaft, Umgebungen, Sinneseindrücke und Stimmungen zu schildern und sich in seine halbwüchsigen Protagonisten hineinzuversetzen, die beim Erwachsenwerden nicht nur mit Problemen unter Gleichaltrigen konfrontiert werden, sondern auch die Auswirkungen der jeweiligen Vergangenheit ihrer Eltern, insbesondere der Väter, zu spüren bekommen. Gleichzeitig nimmt er mit den Perspektiven von Jonathan im zweiten Abschnitt und von Thomas' Mutter Rachel im dritten auch äußerst gekonnt zwei sehr unterschiedliche elterliche Blickwinkel ein.


    Seine Figuren sind nicht immer sympathisch, aber durchweg authentisch, sicher auch ein Grund dafür, dass sie beim Leser starke Gefühle - negativ wie positiv - wecken.


    Doch das Buch funktioniert nicht nur als psychologische Studie seiner Protagonisten ausgezeichnet, sondern auch als minutiöses Spiegelbild der Gesellschaft. Butler legt den Finger zielsicher in Wunden, die 1962 genauso vorhanden waren wie heute, nur vielleicht in etwas anderer Ausprägung: Machotum und daraus resultierende Auswüchse wie an Mobbing grenzendes Verhalten und Missbrauch sowohl von Macht als auch von Menschen, ein falsches Verständnis für "Männlichkeit", das Generationen von Männern hervorbringt, die ihre Gefühle unterdrücken und sich stattdessen durch markige Sprüche, Sex und Alkohol hervortun wollen, und nicht zuletzt auch die fatalen Spuren, die die Teilnahme an einem Krieg bei einem Menschen hinterlässt.


    Gegen Ende trägt Butler vielleicht ein klein wenig dick auf, was den guten Gesamteindruck des Romans jedoch nicht trüben kann.

  • 1962 Pfadfindercamp Chippewa/Wisconsin. Der 13-jährige Nelson Doughty ist ein ehrgeiziger und strebsamer Junge, der aufgrund seiner Intelligenz ein Außenseiter ohne Freunde allein in einem Zelt wohnt. Als Pfadfinder sammelt er recht erfolgreich Abzeichen, was ihm den Neid und die Verachtung seiner Altersgenossen einträgt. Auch für seinen Vater, der als Begleitung mit im Lager ist, ist Nelsen eine einzige Enttäuschung, so dass dieser seinem Sohn etwas mehr Aufgeschlossenheit einprügeln will¸ anstatt ihm Liebe und Verständnis entgegen zu bringen. Einzig Jonathan Quick ist Nelson in dieser Zeit so etwas wie ein Freund, der sich seiner annimmt. Die beiden bleiben all die Jahre in Kontakt. Nach 34 Jahren leitet 1996 nun Nelsen das Pfadfinderlager, nachdem er im Vietnamkrieg gedient hat und betreut unter anderem Jonathans Sohn Trevor. Während dieses Sommers lernt Trevor seinen Vater von einer ganz neuen und nicht gerade positiven Seite kennen, denn dieser verlässt seine Frau für eine Geliebte und lässt Trevor zudem an einer dauerhaften Liebe zweifeln. Im Jahr 2019 schließlich begleitet Trevors Ehefrau Rachel Sohn Thomas ins Pfadfinderlager, wo Nelsen seinen letzten Sommer vor dem Ruhestand verbringt. Dass Rachel die einzige Frau in dem Lager ist, bringt einige Probleme mit sich, die dann schnell ausufern…


    Nickolas Butler hat mit seinem Buch „Die Herzen der Männer“ einen sehr fesselnden, gefühlvollen und teils sogar poetischen Roman vorgelegt, der sich hauptsächlich mit Männern beschäftigt und mit den Themen Familie, Väter, Freundschaft und Disziplin beschäftigt sowie mit dem Zusammenleben in einem sommerlichen Pfadfinderlager. Butler weiß zu berühren und gleichzeitig auch Entsetzen und Abscheu hervorzurufen aufgrund seiner schonungslos offenen Erzählweise. Die Handlung ist in drei verschiedene Jahresabschnitte unterteilt, der letzte reicht sogar bis in die nicht mehr weite Zukunft ins Jahr 2021. Nelsen Doughty ist dabei in jedem einzelnen Abschnitt vertreten, erst als Hauptprotagonist, dann eher als Nebenrolle, doch Butler schafft damit eine direkte Verbindung zu den einzelnen Jahresabschnitten, die immer eine weitere Generation von Männern im Pfadfinderlager vereint. Besonders interessant ist Butlers Können, die jeweilige Zeitzone hautnah zu treffen. So hält er sich an die entsprechenden Eigenheiten der 60er Jahre, lässt die späten 90er wiederauferstehen und lässt sogar einen Blick in die Zukunft zu. Dreh- und Angelpunkt ist dabei immer wieder das Pfadfinderlager, eine typisch-amerikanische Besonderheit, die dort regelrecht zelebriert wird.


    Die Charaktere sind meisterlich ausgestaltet und mit Leben versehen worden. Aufgrund ihrer Individualität wirken sie sehr authentisch und real. Nelsen ist zu Beginn ein einsamer kleiner Junge, der die Liebe und Aufmerksamkeit seines Vaters damit erhalten möchte, in dem er besser und klüger ist als alle anderen. Leider macht ihn das zu einem Außenseiter, der zum Dank Prügel bezieht und von allen geschnitten wird. Im Verlauf der Geschichte nimmt der Leser an Nelsons Leben teil, sieht ihn älter werden und einiges Schicksalsschläge durchlaufen einschließlich seiner Zeit in Vietnam. Doch immer behält Nelsen die Tugenden Gerechtigkeitssinn, Ordnung und Disziplin bei, versucht dieses auch den Kindern im Camp immer wieder zu vermitteln. Aber je weiter die Zeit voranschreitet, umso mehr verschieben sich die Prioritäten der einzelnen Generationen. Jonathan ist zuerst ein charismatischer offener und netter Junge, der sich im Laufe der Jahre dann zu einem Zyniker entwickelt, der schonungslos seinem eigenen Sohn Illusionen raubt. Protagonisten wie Wilbur Whiteside, Clete Doughty oder Trevor Quick bereichern die Handlung ebenfalls mit ihren ganz eigenen Geschichten und Erfahrungen.


    „Die Herzen der Männer“ ist ein sehr tiefgründiger und einfühlsamer Roman, der das Verhalten der Männer über Generationen beobachtet und verdeutlicht, dass einige ihre eigenen Fehler weitergeben, während andere aus Erfahrungen gelernt haben und es besser machen. Butler lässt einen Blick durchs Schlüsselloch zu, um vielleicht ein besseres Verständnis für Männer zu wecken. Ihm ist ein wunderbarer Roman gelungen, der eine absolute Leseempfehlung in jeder Beziehung verdient.


    Wunderbare :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Emotional anrührende Momentaufnahmen



    „Die Herzen der Männer“ ist mein erstes Buch aus der Feder des amerikanischen Autors Nickolas Butler. Neugierig auf die Geschichte hat mich vor allem der Klappentext gemacht – spätestens nach der Leseprobe war ich mir sehr sicher, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollte. Der Klappentext verspricht eine Geschichte von drei Generationen, die das emotionale Innenleben der Männer beleuchtet, die Nickolas Butler uns vorstellt. Und genau das ist es auch, was Nickolas Butler seinen Lesern liefert.
    Die Geschichte selbst ist in vier Teile eingeteilt, wobei der erste Teil im Jahr 1962 spielt und der letzte Teil im Jahr 2019 angesiedelt ist. Dabei nimmt uns Nickolas Sparks mit zurück in die Kindheit von Nelson, der die Geschichte von Anfang bis zum Ende begleitet. Berührend schildert der Autor dabei den Außenseiter Nelson, der sich eigentlich nichts mehr wünscht, als echte Freunde zu gewinnen und die Anerkennung seines Vaters zu erringen. Neben den bewegenden Ereignissen, die Nelson selbst wiederfahren, lässt uns Nickolas Butler auch bruchstückhaft und eher als eine Ahnung im Hintergrund wahrnehmbar, daran teilhaben, wie Nelsons Vater mit seinen Dämonen und Emotionen zu kämpfen hat. Und obwohl der Vater sich sowohl Nelson als auch dessen Mutter gegenüber sowohl in verbaler als auch physischer Gewalt vergreift und dieses Verhalten in keiner Weise akzeptabel ist, versieht Butler den Vater mit grauen Schattierungen, sodass er nicht ausschließlich der Vater ist, der seinen Sohn im Stich gelassen hat, sondern der selbst nicht wirklich offen und positiv mit Empfindungen umzugehen vermag. Nickolas Butler zeigt dem Leser dabei mehr leicht angedeutet, was in den einzelnen Charakteren vorgehen mag und überlässt es dem Leser selbst, eigene Rückschlüsse zu ziehen. Ein schönes Beispiel findet sich auf S. 78 der Printausgabe: „Nicht lange nachdem der Junge eingeschlafen ist, könnte er vielleicht geträumt oder sich eingebildet haben, erneut zu spüren, wie sich eine warme Hand auf seinen Kopf und seine Schultern legt, und zu hören, wie ein erwachsener Mann leise zu weinen beginnt.“
    Generell finde ich, dass Nickolas Butler, so schonungslos er manche Erlebnisse aus dem Leben der auftretenden Männer schildert, auch immer wieder leise und nachdenkliche Passagen anstimmt und dem Leser die Handlung zeigt, Emotionen durch die Auswahl der präsentierten Szenen aus dem Leben von Nelson, seinem Freund Jonathan, dessen Sohn Trevor und wiederum dessen Sohn Thomas für den Leser zeichnet und dabei eigenen Interpretationsspielraum zulässt. Ich denke, gerade dadurch ist die gesamte Geschichte zu berührend, weil der Autor nicht nur beschreibt, wie sich jemand fühlt, sondern den Leser selbst herausfordert, sich in die Situation hineinzudenken und die dazugehörigen Emotionen heraufzubeschwören.
    „Die Herzen der Männer“ ist zwar keine leichte Kost, keine seichte Unterhaltung für zwischendurch, aber definitiv ein wunderschön geschriebenes Buch, das einen als Leser auch noch beschäftigen wird, nachdem es gelesen wurde. Die Geschichte lebt dabei weniger von actiongeladener Handlung als vielmehr von der gekonnten Beleuchtung einzelner, relevanter Stationen im Leben der Männer und den dazugehörigen Emotionen. Von mir erhält „Die Herzen der Männer“ daher auch fünf von fünf Sternen und eine Leseempfehlung für alle, die auf der Suche nach einer Lektüre sind, die aufgrund der emotionalen Tiefe (Ohne ins Kitschige abzudriften, wohlgemerkt!) fesselnd und spannend ist und durchaus auf Action und rasante Erzählstränge verzichten kann.

  • Schon mit dem Titel deutet der Autor an, worum es in diesem Roman gehen wird: um einen Blick in die Herzen der Männer, hinter die Kulissen, die die amerikanischen Männer in Nickolas Butlers Buch ihrem Umfeld zeigen.
    Zuerst einmal beginnt Nickolas Butler seinen Roman mit einem Abschnitt aus dem Leben von Nelson im Jahre 1962. Nelson, dem es eigentlich schwerfällt, Freunde zu finden und der im Pfadfinderlager eine Art Außenseiter ist, verbringt dort einen letzten Sommer mit seinem prügelnden Vater, den er trotz allem liebt und dessen Zuneigung er sich beinahe verzweifelt wünscht. Das große Vorbild für Nelson ist allerdings Pfadfinderführer Wilbur, der es auch letztlich ist, der Nelson unterstützt, als sich sein Vater aus dem Staub macht und ihn und seine Mutter zurücklässt.
    Im Zeitraffer führt der Autor den Leser durch die Handlung, die nach diesem ersten Abschnitt im Jahre 1996 wiedereinsetzt. Man begegnet wiederum Nelson, dessen Leben sich seit jenem Sommer 1962 verändert hat. Was er in der Zwischenzeit durchleben musste, wird in kurzen Abschnitten immer wieder beleuchtet, gerade genug, sodass man ein Gefühl dafür bekommt, welche Ereignisse besonders einschneidend für Nelson waren. Neben Nelson trifft man als Leser auch auf Jonathan, Nelsons einzigen Freund aus den lange zurückliegenden Zeiten im Pfadfinderlager und dessen Sohn Trevor. Wertesysteme, Verhaltensweisen, Gedankengänge… all das stellt Nickolas Butler dar, ohne mit einem moralischen Zeigefinger auf die einzelnen Charaktere zu deuten.
    Mit dem ca. 473 Seiten umfassenden Roman hat der Autor eine meiner Meinung nach beeindruckende Geschichte abgeliefert. Vor allem der erste und der dritte Abschnitt der Handlung waren emotionsgeladen, wie ich finde. Von mir erhält „Die Herzen der Männer“ fünf Sterne.

  • Nelson ist 13 Jahre alt , als er im Sommer 1962 ins Camp Chippewa der Pfadfinderbewegung, fährt. Nelson hat keine Freunde und sein Vater Cete, der als Begleitperson mitfährt, ist enttäuscht von seinem Sohn. Anders Lagerleiter und Pfadfinderführer Wilbur Whiteside, der schnell erkennt, dass Nelson ein ganz besonderer Junge ist.

    Im Lager im Norden Wiscosins, wird Nelson regelmässig gemobbt. Bei einer dieser Schikanen hilft im Jonathan, ein etwas älterer Pfadfinder, aus der Patsche.

    Jahre später haben Jonathan und Nelson immer noch Kontakt. Nelson war im Krieg und ist traumatisiert. Jonathan hat Karriere gemacht , verheiratet und hat einen Sohn, Trevor. Wie schon Generationen zuvor fahren auch Jonathan und Trevor ins Pfadfinderlager. Nur der Weg dahin ist für Trevor beschwerlich, lernt er doch seinen Vater unter ganz anderen Voraussetzungen kennen.


    Mit diesem Gegenwartsroman ist Nikolaus Butler ein guter Wurf gelungen. Obwohl die Geschichte von Testosteron nur so trieft, habe ich mich als weibliche Leserin gut unterhalten gefühlt. Die Story zeigt wie Männer denken, fühlen, handeln…ticken ! Ab und zu werden auch einige Klischees bedient. Zu dem oben erwähnten guten Wurf beigetragen, hat ganz sicher der unvergleichliche Schreibstil Butlers. Sehr lebendig und ausdrucksstark beschreibt er Szenen so, dass man nicht anders kann als mitzufühlen. Ich denke, es gibt nicht viele Autoren die einen gebackenen Pfirsichauflauf so beschreiben können, dass man die vor Süsse triefenden Pfirsiche in dem Kuchenteig bildlich vor sich sehen kann.

    Die Lageratmosphäre, die Pfadfinderbewegung, ist sehr authentisch beschrieben und hat mich gefesselt. Gerade das Thema "Mobbing" in diesem Lager hat mich emotional sehr mitgenommen. Kinder , die ausgegrenzt werden, da geht mein Herz auf und ich empfinde sehr viel Mitleid für sie. Im grössten Teil des Buches konnte Butler Emotionen bei mir wecken. Wut, Unverständnis, Schadenfreude, Mitleid…ich habe die ganze Palette durchlebt. Leider hält dies nicht bis zum Schluss an. Die Szenen, die mich emotional berührt haben, wurden weniger und weniger. Einige Passagen, die ich als langatmig empfunden habe, gab es ebenfalls in der zweiten Hälfte.

    Die Charakterisierung der Figuren ist neben einem tollen Schreibstil ein weiteres grosses Plus in diesem Buch. Genial wie Butler diese mit viel Fingerspitzengefühl gezeichnet hat. Sie überzeugen durch und durch. Sind jedoch nicht überzeichnet, so dass sie lächerlich wirken. Grandios! Nelson, die Hauptfigur vom ersten Teil, wird gegen Mitte zur Nebenfigur und macht Platz für andere Hauptprotagonisten. Ich empfand das als sehr abwechslungsreich, da man ja normalerweise das ganze Buch lang mit der selben Hauptfigur verbringt. Gegen Schluss rückt sogar noch eine Frau ins Rampenlicht, was für mich nun nicht wirklich gepasst hat, in dieser Geschichte.

    Die Handlung spielt über 57 Jahre . Sehr gut hat mir gefallen, wie sich die Protagonisten entwickelt haben. Als Leser konnte man verfolgen, wie sie sich angefangen als junger Pfadfinder, in einen Familienvater und später Grossvater verwandelt haben. Unvorhersehbare Entwicklungen haben mich gerade in dieser Hinsicht sehr gefesselt.

  • Autor: Nickolas Butler

    Titel: Die Herzen der Männer

    Seiten: 477

    ISBN: 978-3-608-98313-5

    Verlag: Klett-Cotta

    Übersetzerin: Dorothee Merkel


    Autor:

    Nickolas Butler wurde am 02. Oktober 1979 in Allentown/Pennsylvania geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Nach der Schule studierte er an der University of Wisconsin-Madison und besuchte den Writer's Workshop der Universität Iowa. Erste Kurzgeschichten veröffentlichte er in Zeitschriften. 2013 erschien sein erster Roman. Butler erhielt verschiedene Stipendien und Auszeichnungen von regionalen Literaturpreisstiftungen. Er lebt mit seiner Familie in Wisconsin.

    Inhalt:

    Über eine Zeitspanne von drei Generationen und ebenso vielen Kriegen erkundet dieser Roman die Herzen der Männer: ihre Schwächen und Geheimnisse, ihre Bedürfnisse und Werte. Damit legt Nickolas Butler nach "Shotgun Lovesongs" ein vielschichtiges und sensibles Epos über die Verletzungen, die Männer einander und anderen zufügen, vor. (Klappentext)


    Rezension:

    Schriftsteller, die groß angelegte Romane schreiben, haben mit mehreren Problemen zu kämpfen. Die Protagonisten müssen durch die Bank und am besten ständig glaubwürdig erscheinen, der Spannungsbogen muss über die fesamte Länge halten und, wenn man schon international verlegt, sollte man Ländergetue vorsichtig dosieren. Zweifelhaft hier, ob dies Nickolas Butler gelungen ist?


    Am stärksten ist da noch der erste Teil, dieser auf drei zeitlich verbundene Abschnitte angelegten Geschichte. Der kleine Nelson, sensibel, pedantisch, fährt mit seinem Vater, von dem er keinerlei Unterstützung erwarten kann, ins Pfadfinderlager, wo er, wie zu Hause auch, keine Freunde hat. Das liegt am Charakter des Jungen, der versucht alles richtig zu machen, an seiner Größe und seinem Ehrgeiz, das nächste Rangabzeichen der Pfadfinder zu ergattern. Nelson, so der sympathische Hauptprotagonist, erträgt stoisch das Mobbing seiner Kameraden und setzt sich doch, im Laufe der Zeit durch.


    So beginnt die Einführung in diesen, im Klappentext so bezeichneten Epos, welches ein viel zu großes Wort ist, für das, was Butler hier abgeliefert hat. Tatäschlich hätl der Spannungsbogen eben nicht über die gesamte Länge des Romans und bis auf die letzten Seiten angedeutete Trumpisierung des Landes und der Infragestellung der Pfadfinderbewegung, trieft der Roman nur so vor Amerikanismus, der an mehreren Stellen fast unerträglich wird, zumal in den folgenden Abschnitten auch die sympathischen Protagonisten mehr und mehr den unsympathischen weichen müssen, was es schwer macht, die Begeisterung zu halten, die man vielleicht mit den ersten Seiten der Geschichte noch hält.


    Es fehlt das gewisse Extra eines Jonathan Safran-Foer, den mit "Extrem laut und unglaublich nah" oder "Hier bin ich" eben das gelungen ist, was "Die Herzen der Männer" nicht leisten kann. Ein paar hundert Seiten mehr und die Fokussierung auf eine Hauptfigur hätte mehr gebracht, als dieser Versuch, der zwar einige Stärken aufweißt, diese aber die Schwächen nicht kaschieren können.


    Dass die Protagonisten sich fortwährend entwickeln und nicht in ihren Gedankenkonstrukt stehen bleiben, ist eine eben dieser Stärken, alleine die Rollenverteilung kann den Leser eher unbefriedigt zurücklassen. "Im Herzen der Männer" ist nichts Halbes und nichts Ganzes, in sofern bleibt leider nur die Einordnung in der Mitte des Bewertungssystems. Besser wird's nicht.

  • Ich möchte mich denjenigen anschliessen welche diesem Roman fünf Sterne vergeben haben.

    Es ist eine warmherzige Geschichte, ohne jeweils rührselig zu werden, die Lebensgeschichte von Männern wie Nelson, Trevor und Jonathan, jeder in seiner Art unvergleichlich, verbunden in einer grossartigen Freundschaft.

    Manche Szenen sind schon etwas heftig, diese muss man als Leser etwas „sacken“ lassen, sich Zeit nehmen diese zu überdenken damit man locker weiter lesen kann.

    Klar ist es kein schönes Bild welches der Autor vor dem Leser entwirft, wie Väter welche ihre Söhne in das Lager begleiten, nur eines im Sinn haben, sich eine Woche lang von morgens bis abends zu besaufen.

    Jedoch ich denke das entspricht absolut der Realität und diese kann durchaus eine hässliche Seite vorweisen.

    Viel wichtiger war für mich die Entwicklung von Nelson diesem verunsicherten Jungen, mitzuerleben, wie Trevor zum Mann wurde , und Jonathan auch wenn er nicht unbedingt ein Sympathieträger ist, dennoch sich als feiner Kerl entpuppte.

    Nicht zu vergessen die Frauen und Mütter hinter diesen Männer, denn ihre Stärke trug viel zu deren Entwicklung bei.


    Da ich für mich eigentlich niemals einen Autor mit einem andern vergleiche, denn jeder Schriftsteller spricht eine, seine eigene Sprache, welche ich nicht schmälern möchte, ist diese Geschichte absolut stimmig.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Inhalt

    Als jüngster Teilnehmer im Pfadfinderlager und Trompeter für den morgendlichen Weckruf hat Nelson eine Sonderrolle. Ob ein eigenes Zelt ein Privileg ist, wenn in der Wildnis Wisconsins nachts ein Stachelschwein vor der Latrine herum raschelt, darüber kann man geteilter Meinung sein. Nelson ist nicht gefragt worden, ob er Pfadfinder sein möchte. Vater und Großvater waren schon dabei und betrachteten das Leben als Pfadfinder schlicht als Teil der Erziehung eines Mannes, der später in die US-Armee eintreten wird. Kurz vor dem Sommerlager in den 60ern des vorigen Jahrhunderts hat Vater Clete Nelson zurechtgestutzt, der bis dahin noch nie einen Freund hatte. Es wäre Zeit, dass Nelson sich wie ein Mann benimmt, Freundschaft würde man schließlich nicht in der Kindheit schließen, sondern in der Armee. Nachdem der Großvater Teilnehmer des Ersten Weltkriegs war und Vater Clete Soldat im Zweiten Weltkrieg, erhofft Nelson sich, spätestens vom Vater anerkannt zu werden, wenn er selbst zur Armee geht. Nelsons Erlebnisse im Camp Chippewa beschreibt Nickolas Butler in alles andere als idyllischen Details. Nirgendwo ist der nächtliche Wald unheimlicher als bei Butler, nirgendwo trommelt Regen eindrucksvoller auf die Zeltplane als in diesem Camp. Nelson lernt in diesem Sommer Entscheidendes „fürs Leben“: einigen Menschen klimpert Geld in der Tasche, während andere gerade für sie im Dreck stecken. Dass Nelson schon mit 13 sein Elternhaus verlässt, um auf die Militärakademie zu gehen, hat mich überrascht, aber seine Familiengeschichte ließ offensichtlich keinen anderen als den vom Vater und Großvater ausgetretenen Weg zu.


    30 Jahre später ist Jonathan Quick, der einzige Junge, der je an Nelson Interesse gezeigt hat, Vater eines Sohnes, der wiederum am Pfadfinderlager Camp Chippewa teilnehmen wird. Jonathan hat den elterlichen Betrieb übernommen und die Erwartungen der älteren Generation damit erfüllt. Leiter des Camp Chippewa ist inzwischen Nelson, der nach seinem Einsatz mit den Green Barrets im Vietnamkrieg und unsteten Wanderjahren dort eine Heimat und einen neuen Lebensinhalt gefunden hat. Wieder werden einige Väter mit am Lager teilnehmen. Nicht von allen wird klar sein, welche Funktion sie dort innehaben oder welche Kompetenz als Betreuer sie mitbringen. Zwischen Jonathan und seinem Sohn Trevor scheinen die Rollen im Gegensatz zur vorigen Generation vertauscht zu sein. Der Vater kauft für eine Sauforgie im Lager ein; Trevor in der Rolle des Erwachsenen fragt sich, wie Jonathan seine Vorräte überhaupt vom Parkplatz ins Lager schaffen und welche Peinlichkeiten er sich dort noch leisten wird. Auch hier gab es kurz vor dem Camp eine Aussprache zwischen Vater und Sohn. Jonathan will dem 16-Jährigen offenbar die Liebe zu seiner Freundin Rachel ausreden und vergreift sich dabei erheblich im Ton. Im mittleren Teil des Romans handeln Butlers Figuren kaum, versteigen sich zu schwer erträglichem Pathos und stellen damit die Geduld der Leser auf eine harte Probe.


    Wieder eine Generation später bereitet sich Rachel, Trevors Jugendliebe, mit ihrem Sohn Thomas auf das sprichwörtliche Sommercamp vor. Mit Rachel haben sich die eingefahrenen Routinen geringfügig geändert. Sie ist Feldbiologin, liebt die Natur, und anders als die Väter-Generationen vor ihr, sieht sie ihren Sohn realistisch und spricht Konflikte mit Thomas direkt an. Mit der Tradition ganz zu brechen, wagt Rachel offenbar nicht. So wird Thomas von ihr gedrängt, seinem Vater zuliebe noch ein letztes Mal gute Miene zum Spiel zu machen. Ihr Sohn ist typisches Mitglied der Generation Handy und hat nicht vor, das im Camp zu ändern. Ein weiterer Zeitsprung in die Zukunft des Jahres 2019 zeigt Rachel und Thomas in ungewöhnlicher Umgebung. Die beiden abschließenden Abschnitte bildeten für mich einen sonderbaren Gegensatz zum ersten Teil mit seinem Fokus auf einem gemobbten Außenseiter, der die Träume seines Vaters verwirklicht, der alles andere als ein Held war.


    Fazit

    „Die Herzen der Männer“ wirft die Frage auf, warum Eltern ihre Kinder rücksichtslos nötigen, in die eigenen Fußstapfen zu treten, auch wenn der gesunde Menschenverstand dagegen spricht. Pfadfindertugenden als Vorstufe zu soldatischer Disziplin, wie auch ein kindlicher Glaube an „das Böse“ werden im Roman nicht infrage gestellt, das müssen Butlers Leser schon selbst übernehmen. Gesellschaften, die ausgetretene Pfade nicht verlassen können und auf fixen Rollenzuschreibungen beharren, werden kaum in der Lage sein, die Probleme der Gegenwart zu lösen. Dass Rachels Zeitgenossen für eine Frau wie sie offensichtlich noch nicht bereit sind, bildet eine interessante Verknüpfung zur aktuellen politischen Situation in den USA. Ein Buch über Väter und Söhne, nicht nur für Männer; denn es sind Frauen, die mit diesen Männern leben und die gemeinsamen Söhne erziehen.


    Zitat

    20 Jahre, denkt sie [Rachel]. Und wir kämpfen immer noch gegen dieselben Leute in denselben Ländern. 20 Jahre.“ (Seite 415)


    (25.1.2018)


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: -- Wir kommen

    :study: -- Damasio - Gegenwind:study:

    :musik: -- Falconer - Das Rabenmädchen (1.)


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Nickolas Butler - Die Herzen der Männer

    Männerherzen

    Ein amerikanischer Roman der bewegt, mitreißt, nachdenklich macht, abstößt, kurz der viel Emotionen erzeugt. Dieser Roman ist in klarer Sprache geschrieben, in drei Abschnitte/Zeitabschnitte geteilt und erzählt wie und warum die Hauptpersonen werden, wie sie werden. Es ist ein Buch über männliche Werte, über Versuche diese von der Vätergeneration auf die Söhne zu vermitteln und leider auch das Scheitern darüber. Aber es hat auch sehr ergreifende Charaktere, die ihre Sache doch ganz gut machen.

    Dieses Buch schildert das Leben der beiden Hauptpersonen, zweier Jungen/Männer, die sich in ihrer Jugend anfreunden. Nelson und Jonathan. Im ersten Teil des Buches der 1962 spielt, begegnen sich die Beiden. Nelson, der irgendwie andersartige Außenseiter, kaputtes Elternhaus, erfährt wenig Liebe darin, hat keine Freunde, geht ins Pfadfinderlager, wird gemobbt und erfährt da eine Wandlung und Hilfe. Jonathan, schon ein Leiter einer Gruppe, älter als Nelson, nähert sich Nelson etwas an, hilft ihm schließlich etwas, wobei es irgendwie fraglich bleibt warum. Charakterlich sind die Beiden vollkommen unterschiedlich. Der zweite Teil des Buches spielt 1996, beide sind inzwischen erwachsen. Nelson war im Vietnamkrieg, ist zu jemand anderem geworden, trägt aber natürlich noch seine Wunden, hat eine Freundin, aber keine Kinder, zumindest keine von denen er weiß. Jonathan hat eine Familie, ist ein angesehener Bürger, ist aber eigentlich vollkommen unglücklich. Hat aber einen Sohn und möchte diesem die männlichen Werte nahebringen. Und der dritte Teil des Buches spielt im fiktiven 2019, ist der für mich eigentlich ergreifendste, anspruchsvollste, inhaltsreichste Teil des Buches. In diesem Teil macht für mich das Buch einen deutlichen Sprung in meiner Wertung nach oben.

    Es geht um irgendwelche hehren Ziele, große Moralvorstellungen, und schließlich die Verwirklichung dessen. Und zeigt wie schonungslos die Wirklichkeit ist. Es geht um die großen Gefühle der Männer, und zeigt wie schwierig es werden kann, diese im realen Leben Wirklichkeit werden zu lassen. Es zeigt aber auch das es manche Männer schaffen können. Butler ist dabei schonungslos ehrlich, fast schon penetrant offen, was mir aber sehr gefallen hat. Gerade aus dem Grund gebe ich die Empfehlung es zu lesen.

    Für mich gerade durch den dritten Teil ein tolles Buch, aber auch sonst sehr lesenswert !