Jürgen Seibold - Endlich Endzeit

  • Klappentext:
    Dezember 2012. Am Ebnisee, idyllisch mitten im Schwäbischen Wald gelegen, treffen sich gut situierte Männer und Frauen aus ganz Deutschland, die zwei Dinge verbinden: Sie verehren den Buchautor Xumucane k-p‘eñal – und sie glauben daran, dass nach dem Ablauf des aktuellen Maya-Kalenders am 21. Dezember die Welt untergeht. Für einen endet alles noch früher: Er liegt eines Morgens rücklings auf der Feuerstelle der Maya-Gläubigen, ermordet und mit heruntergelassenen Hosen.


    Die Kommissare Schneider und Ernst ermitteln in ihrem sechsten Fall zwar in der vertrauten Umgebung, tauchen dabei aber in eine ihnen völlig fremde Welt ein, und sie stoßen auf eine explosive Mischung aus schwäbischem Geschäftssinn und exotischen Überlieferungen, lernen knitze Schwaben und spröde Nordlichter kennen – und treffen auf alte Bekannte wie die schöne Gerichtsmedizinerin Zora Wilde und den rasenden Reporter Ferry Hasselmann.


    Meine Meinung:
    Ein Krimi ohne Herz und Seele - so könnte man "Endlich Endzeit" wohl am besten beschreiben. Die Handlung an sich ist solide geschrieben, und die Ermittlungen folgen einem logischen Aufbau, boten aber leider keinerlei Spannung oder
    Überraschungen. Zwar bringt Seibold einige Elemente hinein, die spannend hätten werden können, z.B. als eine Polizistin als verdeckte Ermittlerin eingesetzt wird und sich auf einmal nicht mehr meldet, aber leider verrät er den Lesern in allen Fällen bereits vorher wesentliche Dinge (so z.B. wo besagte Polizistin hingegangen ist), so dass sich lediglich die anderen Protas Sorgen machen.


    Überhaupt bleiben die Protagonisten flach. Man erfährt ein bisschen über ihr Aussehen, manchmal vielleicht sogar ihr Alter, aber ihre Charaktereigenschaften spielen keine Rolle. Das machte es für mich sehr schwierig, die vielen Personen auseinander zu halten. Selbst gegen Schluss, als es eigentlich spannend werden sollte, musste ich überlegen "Wer war das noch mal? Bulle oder Maya-Spinner?"
    Ja, genau, die Maya-Spinner. Eine Gruppe ansonsten rational denkender Menschen (die meisten hatten hohe Posten in wichtigen Wirtschaftsunternehmen inne) trifft sich mitten im Wald, um sich zwei Wochen lang auf den Weltuntergang am 21.12.2012 vorzubereiten. Dass ihr selbsternannter Guru ihnen nur das Geld aus der Tasche ziehen will, wird durch diverse Verschleierungstaktiken entschärft und verliert dadurch an Glaubwürdigkeit. So wie auch das ganze Wesen dieses Gurus so verwaschen dargestellt wurde, das es nichts hatte, was einen gutgläubigen Sinnsucher in den Bann ziehen könnte. In Bezug auf dieses Ende-der-Welt-Szenario gefiel mir jedoch, wie gut Seibold die Hintergründe recherchiert hat und diese auf leicht verständliche Weise wiedergibt. Das war solide Arbeit, die aber leider über die restlichen Schwächen des Buches nicht hinwegtäuschen konnte.


    Stilistisch war das Buch gute Handwerkskunst. Ein Satz fügte sich harmonisch an den anderen, so dass sich der Text flüssig las. Lediglich die ungewohnte Verwendung bestimmter Wörter ("habhafte Speise" oder "eine untersetzte, korpulente Frau") ließ mich ab und zu stutzen. Dass Seibold einige seiner Figuren in breitestem Schwäbisch reden ließ, trug sehr zum Flair bei, auch wenn ich manche Sätze mehrfach lesen musste, um sie zu verstehen. Aber ich wohne auch schon mehr als 20 Jahre unter Schwaben. Jemand, der mit dem Dialekt nicht vertraut ist, dürfte hier einige Schwierigkeiten haben.


    Was der Autor allerdings damit bezweckte, am Schluss noch rasch ein ein Bömbchen in einem Koffer zu verstecken, habe ich übrigens nicht verstanden. Für die Handlung war es nicht nur unerheblich, sondern es ergab auch gar keinen Sinn; die beiden Hauptermittler finden sich in einer "gefährlichen" Situation wieder, die noch nicht einmal aufgelöst wird - aber da war ich schon so froh, das Buch beendet zu haben, dass ich den beiden von ganzem Herzen wünschte, es möge mit ihnen ein für allemal aus sein.


    Fazit:
    Solide geschrieben, geradlinig aufgebaut, keine Überraschungen. Wenn man gerade nichts anderes zu lesen hat.

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!