Barbara Kunrath - Töchter wie wir

  • UNGELÖSTE GENERATIONENKONFLIKTE
    „Töchter wie wir“- Das ist ein Buch mit einer Geschichte mitten aus dem Leben! In erster Linie berichtet die Autorin Barbara Kunath von einer komplizierten, unlösbar scheinenden Mutter/Tochter-Beziehung.
    Abwechselnd erfährt man aus dem Leben der Mutter Hella und der Tochter Mona und welche Gründe es gab, dass die Familie Lorentz keine glückliche Familie war. Nach außen hin schien alles in bester Ordnung zu sein. Die Mutter eine junge schöne Frau, der Vater etwas älter, sehr erfolgreich im Beruf, im eigenen Unternehmen. Geld ist genügend vorhanden. Die Kinder, der Sohn Daniel und die Tochter Monique (genannt Mona), sind wohlgeraten. Und doch schwelten da Spannungen zwischen den Eltern einerseits und andererseits zwischen Mona und der Mutter sowie auch dem Vater, die sie ein Leben lang mit sich tragen wird. Es herrscht eine eisige, emotionslose Atmosphäre in der Familie, vor allem gegenüber der Tochter.
    Mona lernt man kurz vor ihrem 40. Geburtstag kennen. Sie ist unglücklich, weil sie weder ein Kind, noch eine feste Bindung hat. Obendrein macht ihr der Job keinen Spaß und sie drücken die ständigen, finanziellen Probleme. Nach der Meinung ihrer Mutter Hella bringt sie nichts Wesentliches auf die Reihe. Das ist ein schlimmer Vorwurf, der allein für sich genommen schon ausreichend Konfliktstoff bietet. Der Vater verstarb inzwischen und spielt daher aktiv keine Rolle mehr im Geschehen.
    Die Autorin lotet intensiv auf den 362 Textseiten die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander aus und geht dabei zurück in die Vergangenheit bis zur Generation der Großeltern sowohl mütterlicherseits, aber vor allem väterlicherseits. Was da zum Vorschein kam, hat mich sehr berührt. Der Roman nahm mich mit in den eigenen Alltag und brachte mich zum Nachdenken.
    Fazit:
    Die Geschichte wurde wunderbar erzählt. Sie gab mir tiefe Einblicke in die weitreichenden Folgen von lieblosen, egoistischen Verhaltensweisen an den eigenen Kindern.
    Ich möchte deshalb dieses Buch wärmstens empfehlen mit fünf von fünf Sternen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Die 40.jährige Mona Baumann ist mit der Bilanz ihres bisherigen Lebens sehr zufrieden, sie ist geschieden, hat keine Kinder und finanziell geht es ihr auch nicht gerade gut, weil sie ihren elenden Job einfach so gekündigt hat. Seit der gescheiterten Ehe hat sie keine feste Beziehung mehr vorzuweisen. Mona kommt aus einem gutsituierten Elternhaus, ihr Vater ist inzwischen verstorben und der Kontakt zu Mutter Hella war schon immer schwierig, die zudem noch Alkoholikerin ist. Einzig ihre beste Freundin Judith und Monas Bruder Daniel stehen Mona immer bei. Durch Zufall lernt sie Patrick kennen, der so ganz anders ist als alle Männer, die Mona bisher kannte. Patrick ist hartnäckig und wirbt leise und unaufgeregt um Mona. Dann tritt auch noch die kleine Shirin in Monas Welt, die zum einen ebenso Pferde liebt wie Mona selbst, zum anderen Monas Beschützerinstinkt weckt, als sie die Kleine beim Stehlen erwischt. Ganz so schlimm und einsam ist das Leben dann doch nicht für Mona, oder?


    Barbara Kunrath hat mit ihrem Buch „Töchter wie wir“ einen sehr intensiven und nachdenklich stimmenden Roman vorgelegt, der die oftmals schwierige Beziehung zwischen Müttern und Töchtern darlegt. Der Schreibstil ist einnehmend flüssig und nimmt den Leser gleich mit in das Leben von Mona und ihrer Mutter Hella. Die wechselnden Erzählperspektiven der beiden Frauen lassen vor den Augen des Lesers die Gedanken, Sorgen und Nöte jeder einzelnen erkennen und gibt auch Einblick in die Vergangenheit der beiden, wodurch man sie und ihr Handeln nach und nach viel besser verstehen kann. Die Autorin versteht es sehr geschickt, dem Leser die Handlungsweise ihrer Protagonisten nahezubringen, ihn damit zu berühren und Verständnis für deren Lage zu wecken. Dabei bewegt sie sich sehr nah an dem realen Alltag und vielen Augenblicken, die ein jeder von uns tagtäglich erlebt. Aufgrund dessen fühlt sich der Leser einmal mehr als unsichtbarer Teil dieser hier dargelegten Familiengeschichte.


    Die Charaktere sind detailliert ausgestaltet und gemäß ihren Eigenheiten individuell in Szene gesetzt worden. Sie wirken sehr nah an der Realität und authentisch. Mona ist eine Frau, die man nicht auf Anhieb sympathisch findet. Sie wirkt selbstmitleidig, saft- und kraftlos, unzufrieden mit allem und jedem und vor allem undankbar. Dabei hat sie gute Freunde, die ihr beistehen und sie nicht allein lassen, wenn es ihr schlecht geht. Erst wenn man mehr von Mona und ihrer Vergangenheit erfahren hat, wächst die Sympathie für sie, denn man kann ihre Gedanken und Ängste gut nachvollziehen. Monas Mutter Hella ist ebenfalls keine Sympathieträgerin der ersten Stunde. Sie ist Alkoholikerin, wollte nie Kinder haben, sondern immer nur schön sein, doch Schönheit ist vergänglich und nutzt sich mit dem Alter ab. Nun ist sie allein und das Verhältnis zur Tochter ist ebenfalls gleich null. Judith ist eine sehr warmherzige Frau, hilfsbereit und immer da, wenn sie gebraucht wird. Sie ist Monas Stütze ebenso wie der eigene Bruder Daniel. Auch die weiteren Protagonisten ergänzen mit ihrem Erscheinen das Gesamtbild der Handlung.


    „Töchter wie wir“ ist ein sehr lebensnaher Roman über schwierige familiäre Beziehungen, Selbstzweifel, begangene Fehler und das Aufarbeiten der eigenen Vergangenheit und alter Konflikte. Alle Leser, die gern zu nachdenklich stimmender Lektüre greifen, werden hier fündig. Ein bewegendes und intensives Buch, das einen länger festhält, als man glaubt.


    Eindringliche :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Das Cover zeigt ein unbekümmertes Mädchen. Nur passt es überhaupt nicht zum Buch. Hier wird die Geschichte einer zerrütteten Familie erzählt.
    Das Buch wird aus Sicht von Mutter (Hella) und Tochter (Mona) in sich abwechselnden Kapiteln erzählt. Auch Rückblenden sind gut eingeflochten. Man erfährt viel über die Familie. Vor allem warum sich Mona und Hella so entfremdet haben. Das Auftauchen von Shirin löst in Mona ungewohnte Gefühle aus.
    Das Buch beschreibt gut die Gefühle und Verletzungen der handelnden Personen. Ich konnte mit ihnen mitfühlen. Anfangs fand ich das Buch deprimierend. Zum Glück ist hat sich das im Laufe des Buches geändert.
    Das Buch lies sich gut lesen und ich hätte noch gern noch mehr über Familie erfahren.
    Von mir gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung

    Sub: 5537:twisted: (Start 2024: 5533)

    Gelesen 2024: 14 / 1 abgebrochen

    gelesen 2023: 55/ 2 abgebrochen / 26075 Seiten

    gelesen 2022: 65 / 26292 Seiten

    gelesen 2021: 94 / 1 abgebrochen / 35469 Seiten


    :montag: Anders Roslund - Engelsgabe

    :study: John Katzenbach - Der Wolf


    Lesen... das geht 1 bis 2 Jahre gut, aber dann ist man süchtig danach.

  • Mona steht vor ihrem 40.Geburtstag , ist geschieden und kinderlos. Der Job eine Qual, ihr Hobby, ihr Pferd Chester, zeitintensiv und ihr Ein und Alles. Mona ist sehr gerne alleine, pflegt jedoch engen Kontakt zu ihrer Freundin Judith. Und nun verlangt Bruder Daniel, dass sie ihre Mutter Hella auch zu ihrer Geburtstagsparty einladen soll. Ausgerechnet! Zu viele Altlasten belasten die Mutter und Tochterbeziehung, zu viel ist geschehen als Mona noch jünger war.


    In abwechselnden Kapiteln erfährt man als Leser nach und nach sehr viel über die Mutter-Tochterbeziehung. Zu Beginn wurde sehr schnell meine Neugier geweckt. Was ist nur geschehen, dass die beiden Frauen sich überhaupt nicht grün sind ? Schliesslich erkennt man jedoch, dass jede mit ihren Dämonen der Vergangenheit kämpft und im Grunde die Anerkennung und Liebe der anderen möchte. Erst hat mir Mona unendlich leid getan…doch dieses Gefühl hat sich mehr und mehr gewandelt. Schlussendlich hat sie mich genervt. Sie ist verbittert, ungerecht, konstant schlecht gelaunt und provoziert sogar an Weihnachten die Familie. Für ihren ungeliebten Job, dass sie geschieden und ihr Kinderwunsch nicht erfüllt wurde, kann ja niemand was. Ausser sie selbst. Mit einem Fünkchen mehr Freundlichkeit oder Toleranz würde sie weitaus besser durch ihr Leben kommen. So hat mich diese Figur regelrecht runter gezogen und dadurch war dieses Geschichte nicht wirklich prickelnd. Immer wieder sind Erinnerungen von Mona an ihre Kindheit und Jugendzeit kursiv geschrieben eingefügt. Gespannt habe ich diese gelesen und immer wieder auf das aha Erlebnis, warum Mona so ist wie sie ist, gewartet. Eine lieblose, schwierige Kindheit wird vorgeschoben für die konstante Unfreundlichkeit und den Missmut. Da Bruder Daniel, im selben Haushalt gross geworden ist, und als normaler Mensch ein normales Familienleben führt, kann man eigentlich nur vermuten, dass dies nicht der Grund für Monas Unzulänglichkeiten ist. Nach der ersten Hälfte des Buches dann die Rückblende 1994. Und da habe ich begriffen, warum Mona so gegen ihre Mutter ist. Der Grund ist sehr plausibel. Und plötzlich habe ich verstanden..... all den Missmut, die schlechte Laune und konnte ihr Verhalten nachvollziehen. Genau dieses aha Erlebnis hat dieses Buch dadurch für mich interessant und besonders gemacht.

    Stellenweise fand ich es einfach nur tieftraurig wie Mona und ihre Mutter sich das Leben schwer machen. Hella, die Mutter, sagt von sich, das sie 68 schlechte gelebte Jahre hinter sich hat. Ich empfand das als verstörend, wenn man mit 68 auf sein Leben zurückblickt und so was denken muss.

    Überhaupt ist bis auf Daniel und seine Familie, keine Figur einigermassen normal. Von Shirin, einem Kind, das Mona beim Klauen erwischt und als Pflegekind lebt, weil es von seiner Mutter fast verbrannt worden ist. Ueber Patrick, eine Bekanntschaft von Mona, der durch und durch egoistisch und seltsam ist. Bis auf die Freundin von Mona, die mit arbeitslosen Mann und Baby gesegnet, allerhand kluge Sprüche für Mona übrig hat.

    Doch die Geschichte hat mich trotzdem berührt, beschäftigt und schlussendlich gut unterhalten!

  • In dem Buch 'Töchter wie wir' von Barbara Kunrath geht es wie auch im vorangegangenen Roman um schwierige Familienverhältnisse zwischen Mutter und Tochter. Hella ist die Mutter von Mona, die bald ihren 40. Geburtstag feiern wird und das Gefühl hat, bis jetzt noch nichts erreicht bzw. ihren Platz im Leben noch nicht gefunden zu haben, da sie geschieden und kinderlos ist. Die Mutter-Tochter-Beziehung belasten viele Geschehnisse aus der Vergangenheit, aufgrund dessen das Verhältnis der beiden Frauen recht kühl ist.

    An sich war der anfängliche Leseeindruck hervorragend, ich habe mit Mona mitgefühlt, sie tat mir so unendlich leid - doch umso länger ich Mona 'begleitet' habe, umso schwerer tat ich mich mit dem Lesen; ich habe das Buch mehrfach weggelegt und habe mich ab und an zwingen müssen, es wieder zu hand zur nehmen - ich gestehe, ich habe zwischendrin ein anderes noch gelesen. Jeder hat schließlich eine Vergangenheit - der eine besser, der andere schlechter - doch jeder ist seiner Glückes Schmied, man muss sich einfach mit den Situationen auseinandersetzen und das Beste draus machen. Das ist eben meine Einstellung, und man kann keinem die Schuld an der Nicht-Erfüllung ihrer Jugendwünsche geben (Kinder) - auch wenn man in der Mitte des Buches erfährt, warum Mona wohl so geworden ist.

    Geschrieben selbst ist der Roman jedoch mehr als gut, denn die kurzen Sätze und der aussagekräftige Schreibstil lassen an sich keine Langeweile aufkommen - auch wie die Autorin Mona darstellt ist gut gelungen: Mona ist überaus verbittert über Leben, Familie, Liebe und Job, so wie es sicherlich tatsächlich viele Menschen auf der Welt sind - lediglich ICH konnte mit der permanent schlecht gelaunten Protagonistin nicht 'warm' werden, weil mich sowas immens nervt.

    Es ist ein interessantes Buch mit Sicherheit aus dem Leben vieler gegriffen...und wer nachsichtiger ist als ich, bei dem wird das Buch auf alle Fälle das Herz berühren.