Sarah Dunant - Die letzte Borgia / In the Name of the Family

  • Hexe oder Heilige


    Wer war Lucrezia Borgia? Engel oder Teufelin? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Lucrezia ist eine schwer zu fassende historische Persönlichkeit. Zweifellos war sie eine anziehende,
    schillernde Frau, die von ihrem Vater für seine machtpolitischen Ziele wie eine Figur im Schachspiel eingesetzt wurde. In diesem Roman geht es um ihre dritte (und letzte) Ehe mit Alfonso d' Este, Herzog von Ferrara.



    Mit ihrem historischen Roman "Die letzte Borgia" knüpft die britische Schriftstellerin Sarah Dunant direkt an ihr Buch "Der Palast der Borgia" an. Sie führt uns mitten ins Jahr 1502. Die Gerüchte um
    Lucrezia Borgia sind zahlreicher denn je, in den Straßen ganz Italiens hört man es raunen: von Lucrezias angeblicher Affäre mit ihrem Bruder Cesare, von der verbotenen Liebe zu ihrem Vater, dem Papst Alexander
    VI., von Mord und Orgien. Doch wo Lucrezia selbst auftaucht, verstummen die Stimmen – mit ihrer Anmut und ihrem Geschick verzaubert sie die Höfe Italiens. Und gut verbirgt sie dabei ihr Geheimnis, dass nämlich nicht
    jedes Gerücht unbegründet ist: Tatsächlich hat Cesare aus Eifersucht Lucrezias Ehemann ermordet, ihre große Liebe. Doch einer Borgia werden Wut und Trauer nicht nachgesehen, Lucrezia hat eine Aufgabe zu erfüllen:
    Eine neue Stadt wartet auf sie, eine neue Liebe und das nächste gefährliche Spiel um Macht und Reichtum.



    Das Cover ist interessant gestaltet worden. Der Betrachter erkennt eine in dunkle Farben gekleidete Frauengestaltet, die ihm den Rücken zuwendet und von ihrem erhöhten Standpunkt auf eine für diese historische Epoche typische Burg herabzuschauen scheint. Der Titel ist gut gewählt; er rekurriert auf den Inhalt und rückt Lucrezia Borgia in den Mittelpunkt des Geschehens, die zur letzten Überlebenden ihrer skandalumwitterten
    Familie wird.



    Sarah Dunant hat uns einen Blick in eine Welt des Glanzes, der Leidenschaften und der Intrigen versprochen. Tatsächlich zeigt sie ein breit angelegtes Sittengemälde der Renaissance. Im Mittelpunkt steht die berühmt-berüchtigte Familie Borgia, die in dieser Epoche die Geschicke in Italien in ihrem Sinne lenkte. In diesem historischen Roman gehen Geschichte, Politik und Familiengeschichte eine tiefe Symbiose ein. Man taucht ein in eine Welt, die von höfischer Pracht- und Prunkentfaltung, Kunst, Musik und Literatur auf der einen Seite und von Gewalt, Drohungen, Intrigen, Korruption und Mord auf der anderen Seite geprägt ist.



    Leider bin ich mit dem distanzierten, zurückhaltenden Schreibstil von Sarah Dunant nicht warm geworden. Zweifellos hat die britische Schriftstellerin gründlich recherchiert, aber es gelingt ihr nicht, ihre Protagonisten zum Leben zu erwecken. Dies liegt vor allem an den sehr langen, verschachtelten Sätzen, welche das flüssige Lesen ihres historischen Romans erschweren. Sämtliche Protagonisten bleiben seltsam fremd bei der Lektüre des historischen Roman. Man kann sich nicht in ihre Gedanken- und Gefühlswelt einfühlen. Dies gilt vor allem für Lucrezia, die wie ein Spielball in der Politik eingesetzt wurde und ihr persönliches Glück zugunsten ihrer
    machtbesessenen Familie zurückstellen musste.



    Aus diesem Grunde kann ich nicht mehr als 3,5 Sterne für einen interessanten, aber mäßig spannenden und langatmig geschriebenen historischen Roman vergeben.

  • 1502 Italien. Nachdem ihr Bruder Cesare aus Eifersucht ihren zweiten und von ihr geliebten Ehemann ermordet hat, lässt sich Lucrezia Borgia auf eine Ehe mit dem Herzog von Ferrara Alfonso d’Este ein, die ihr Vater Rodrigo Borgia alias Papst Alexander VI arrangiert hat, um den Machterhalt und den Reichtum der Familie zu vergrößern und weiterhin zu gewährleisten. Doch die Familie d’Este ist mit der neuen Schwiegertochter gar nicht glücklich, sehen sie diese doch als unter ihrer Würde an. Obwohl viele wahre Gerüchte über die junge Frau in Umlauf sind, ist Lucrezia in ganz für ihren Liebreiz und ihre Anmut, doch sie ist sich auch der Unbarmherzigkeit ihres Vaters und ihres Bruders bewusst, die nach und nach das ganze Land unter sich bringen wollen. So konzentriert sie sich darauf, die ihr gestellten Aufgaben zu erfüllen und ihre eigenen Interessen zu vertreten.


    Sarah Dunant hat mit ihrem Buch „Die letzte Borgia“ den Nachfolgeband ihres Romans „Der Palast der Borgia“ vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd zugleich, die Autorin zeichnet ein imposantes historisches Bild der damaligen Zeit und lässt den Leser am Leben der schillernden Familie Borgia teilhaben, um die sich neben unbarmherzigen Machthunger auch Morde und Affären rangen sowie deren politische Ränkeschmiede. Mit den wechselnden Erzählperspektiven wird die Spannung der Geschichte immer wieder gesteigert und gibt dem Leser das Gefühl, einen guten Rundumblick zu bekommen. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin akribisch recherchiert und mit der Handlung auf besonders geschickt verwebt. Der Leser erhält einen Eindruck von der imposanten Pracht am Hof des Papstes sowie über die sehr interessante Familiengeschichte der berühmten Familie, die oftmals auch vor Intrigen, Gewalt und Mord nicht Halt machte. Die vielen geschichtlichen Details verlangen dem Leser höchste Aufmerksamkeit ab und beschenken ihn dafür mit einem umfassenden Sittengemälde einer der schillerndsten Persönlichkeiten der Renaissance. Das Nachwort und die mitgelieferte Zeittafel im Anhang geben zusätzliche Informationen und belegen gleichzeitig die ausgezeichnete Recherche der Autorin.


    Die Charaktere sind jeder für sich individuell ausgestaltet und wirken gemäß ihren Eigenschaften sehr authentisch und real. Gerade die detaillierten Beschreibungen machen es dem Leser leicht, sie vor dem inneren Auge zum Leben zu erwecken. Lucrezia ist eine anmutige Frau, die mit ihrer Schönheit alle um sich herum verzaubert. Gleichzeitig umgibt sie auch etwas Geheimnisvolles. Viele Gerüchte um ranken sich um ihre Person, sie gilt als erbarmungslose Giftmörderin, zudem soll sie eine Affäre mit ihrem eigenen Bruder gehabt haben. Doch ebenso gilt Lucrezia auch als intelligent, Liebhaberin der schönen Künste und als recht diplomatisch. Bruder Cesare ist ein Hitzkopf, der seine Schwester eifersüchtig nicht aus den Augen lässt. Aber er ist auch ein sehr vorausschauender Planer und Feldherr. Alexander VI (Rodrigo Borgia) hat den Ruf, ein skrupelloses und machtbesessenes Kirchenoberhaupt zu sein, jedoch liegt ihm das Wohl seiner Familie mehr am Herzen als der Rest der Welt.


    „Die letzte Borgia“ ist ein opulentes historisches Sittengemälde über eine der bekanntesten italienischen Familien der damaligen Renaissance. Geschichtsliebhaber werden diese gelungene Lektüre als sehr informativ und spannend empfinden, während sie zur gleichen Zeit auf wunderbare Weise unterhalten werden. Absolute Leseempfehlung!


    Fesselnde :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Originaltitel: In the Name of the Family



    Die Autorin (Quelle: Amazon)


    Sarah Dunant, 1950 in London geboren, studierte Geschichtswissenschaft. Die Journalistin, Radiomoderatorin und Kolumnistin veröffentlichte bereits mehrere Romane. Sie hat zwei Kinder und lebt in London und Florenz.



    Produktinformation (Quelle: Amazon)


    • Broschiert: 522 Seiten
    • Verlag: Insel Verlag; Auflage: Deutsche Erstausgabe (15. Januar 2018)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 345836319X
    • ISBN-13: 978-3458363194
    • Originaltitel • : In the Name of the Family

    Aufstieg und Fall…



    Der Prolog handelt von Marietta Machiavelli und ihren Ehemann Niccolo in Florenz…


    Winter 1501/1502. Der Papst und sein Sohn Cesare Borgia waren auf dem Meeresweg zurück nach Rom als ein Sturm aufkam der um ihr Leben fürchten ließ…


    Auch des Papstes Tochter, Lucrezia Borgia, war unterwegs. Zu Land auf dem Weg zu ihrem dritten Ehemann, und momentan in Urbino…


    Der Sohn des Herzogs von Ferrara war zu einem der Orte, an welchen sie unterwegs Halt machen mussten, angereist…


    In Ferrara nimmt Lucrezia, wie schon an allen anderen Haltepunkten, die Menschen für sich ein…


    Doch dann befällt sie das Sommerfieber und sie ist schwanger….


    Inzwischen nimmt Cesare einen Stadtstaat nach dem anderen ein, mit finanzieller Hilfe des Papstes…


    Sogar an einem Ort, an dem Lucrezia der freundlich und zuvorkommend behandelt worden war, fällt ihr Bruder ein…


    In einem Kloster erholt sich die junge Frau von den Strapazen ihrer Krankheit…


    Währenddessen muss ihr Vater sehen, wo er das Geld für die Feldzüge seines Sohnes auftreibt…


    Wer ist Niccolo Machiavelli und was hat er mit Cesare Borgia zu tun? Waren die beiden unbeschadet dem Sturm entkommen? Was erwartete Lucrezia in Urbino? Warum war ihr künftiger Ehemann ihr entgegengereist? Und warum nicht mit ihr zurück? Wieso konnte Lucrezia den Menschen so bezaubern? Was war das für ein Fieber, das Lucrezia befallen hatte? Wird es ihr schaden, bzw. ihrem Kind? Warum bezahlt der Papst die Feldzüge Cesares? Welchen Ort, an dem Lucrezia freundlich aufgenommen worden war, überfällt er auch? Wo erholt sie sich von ihrer Krankheit und den Folgen? Wie treibt der Papst immer wieder Geld für die Feldzüge seines Sohnes auf? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.




    Meine Meinung


    Das Buch ließ sich leicht und flüssig lesen. Der Schreibstil ist unkompliziert, das heißt, dass es keine Fragen nach Sinn oder Zweck von manchen ‚Wörtern oder gar ganzen Sätzen gibt. In der Geschichte war ich schnell drinnen, konnte mich auch ganz gut in die Protagonisten hineinversetzen. Das Buch erzählt die Geschichte der Borgia. Das heißt, dass es viel auf Wahrheit beruht. Den Aufstieg habe ich teilweise schon im ersten Band Der Palast der Borgia gelesen. Und hier in diesem Buch geht es dann weiter. Zunächst steigen die Borgia immer noch weiter auf. Es ist sehr interessant geschrieben, denn man liest, welche Heimtücke Cesare Borgia und auch sein Vater der Papst anwenden, um sich die Menschen gefügig zu machen. Doch es gibt auch etwas, vor dem sie ohnmächtig sind. Am Ende des Buches haben wir noch ein Nachwort, aus welchem ersichtlich ist, was nun historisch verbürgt ist. Auch ein Jahresverzeichnis über den Aufstieg und den Fall der Borgias ist ganz am Ende angegliedert. Und obwohl das Buch durchaus interessant war, fehlte mir doch die Spannung. Ab und zu kam mal so ein Fitzelchen davon auf. Zum Beispiel als Lucrezia von dem Fieber befallen wurde. Aber das war alles zu kurz und flaute eben dann auch schnell wieder ab. Sodann suggeriert der Titel, dass es in der Hauptsache um Lucrezia geht. Doch kam sie mir dafür zu wenig darin vor. Alles in allem hat mir das Buch noch gut gefallen. Ich gebe diesem Buch noch gute drei von fünf Sternen bzw. sechs von zehn Punkten.

    Liebe Grüße
    Lerchie



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    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Leben und Sterben einer Familie
    Das Cover ist nicht unbedingt der Reißer, ein etwas langweiliges Motiv. Es gibt sicher andere Motive aus dieser Zeit die mehr Aufmerksamkeit erregen.


    Zum Inhalt:
    Lucrezia Borgia, eine Frau die ihr Leben lebt. Mit allen Hoch und Tiefs, die schon der Name Borgia mit sich bringt. Cesare Borgia, der Bruder von Lucrezia, lässt ihren Ehemann ermorden, aus Eifersucht. Geschwisterliebe war in dieser Zeit nichts Ungewöhnliches. Eine neue Ehe wird arrangiert, mit dem Herzogtum Ferrara, Lucrezia wird eine neue Aufgabe zugeteilt. Dem zukünftigen Herzog, Alfonso einen Erben zu schenken.
    Cesare wird in der Zeit ein Herzogtum nach dem anderen überfallen und siegreich einnehmen.
    Die Macht der Borgia steigt und steigt bis dann der fulminante Fall kommt.


    Mein Fazit:
    Nach der Leseprobe habe ich mich auf ein total spannendes Buch gefreut. Die Ernüchterung folgte auf den Fuß. Historische Romane können auch sehr spannend und mitreißend geschrieben sein, dieser gehört nicht zu dieser Kategorie. Stellenweise waren die Kapitel so langatmig, dass ich nur mehr quergelesen habe. Die Inhaltsangabe verspricht zwar, die Geschichte von Lucrezia Borgia, aber es war mehr die Geschichte der Familie Borgia, hier stimmt schon der Titel nicht mit dem Inhalt überein. Sehr schade. Der Leser ist irritiert und hofft auf darauf mehr von Lucrezia zu erfahren.


    Eine Person hat mir aber trotzdem sehr gut gefallen, das war Niccolò Machiavelli. Seine Geschichte hat für mich Spannung in die ganze Schreiberei gebracht.


    Ich kann hier nur eine bedingte Leseempfehlung aussprechen und vergebe auch nur ein geringe Punktzahl.

    :lol::totlach: Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde (chinesisches Sprichwort)