Tony Parsons - In eisiger Nacht / Die Last

  • Menschenhandel und jeder könnte es gewesen sein


    Max Wolfe wird zu einem grausamen Fund gerufen. Zwölf junge Frauen, aus den unterschiedlichsten Ländern, erfroren in einem Kühllaster. Im LKW finden sich dreizehn Pässe. Lebt die dreizehnte Frau vielleicht noch? Max macht sich auf die Suche und muss sich beeilen, denn jeder könnte es gewesen sein und nicht einmal Max ist sicher.


    Tony Parsons glänzt erneut mit seinem spannenden und durchdachten Schreibstil. Er weicht nicht von seiner bekannten Art ab und entwickelt auch in Teil vier seine Figuren stetig weiter. Mir gefällt es immer noch sehr gut, dass Parsons Spannung und auch Fassungslosigkeit oder Nervenkitzel erzeugt, ohne zu sehr ins blutige Detail zu gehen. Er beschreibt die Szenen kurz und knackig, beschreibt auch das Blut und den Schrecken aber er versteift sich nicht darauf und geht schon bald wieder zu den Ermittlungen über. Auch in Teil vier steht das Forensische wieder im Mittelpunkt.
    Max Wolfe ist und bleibt ein cooler Hund, der einerseits harter Cop und andererseits liebevoller Vater ist. Doch man merkt langsam, dass ihm sein Job zu schaffen macht und ihm nicht alles so leicht von der Hand geht. Ein menschlicher Zug, den ich wirklich gut finde.
    Auch Edie und DCI Whitestone erfahren Entwicklungen, die den Charakteren guttun und die noch weitere spannende Entwicklungen für die Zukunft versprechen.
    Der Fall um den Menschenschmuggel war für mich wirklich fesselnd. Auch in dieser vierten Geschichte habe ich bis zum Schluss mitgerätselt, weil ich nicht wusste, wer nun der Täter war und warum. Es gibt so viele Verdächtige und alle haben irgendwie ein Motiv und gleichzeitig auch keins. Parsons legt wieder gekonnt viele falsche Fährten und bringt eine Menge kleiner und großer Fische ins Spiel, die die Geschichte in verschiedenste Richtungen treiben.
    „In eisiger Nacht“ ist wirklich wieder eine gelungene Fortsetzung, die mich als Fan wieder überzeugt und mitgerissen hat. Ich kann einen fünften Teil kaum noch erwarten.

  • Zwölf junge Frauen aus verschiedenen Ländern werden in einem Kühllaster nach England geschleust. Der Laster wird mitten in der Nacht im Londoner Stadtteil Chinatown abgestellt, die Fahrer flüchten, während die Frauen qualvoll im verschlossenen Laderaum erfrieren. Die Polizei und mit ihnen Detective Max Wolfe und seine Kollegin Eddie Wren werden von einem Chinesen alarmiert, der den Laster entdeckt hat. Im Handschuhfach des Lasters werden 13 Pässe gefunden, eine Frau fehlt also. Max und Eddie machen sich auf Spurensuche nach der fehlenden Frau und den Verantwortlichen hinter diesem Menschenschmuggel. Dabei geraten sie zwischen die Fronten der chinesischen Mafia und alten englischen Bandenchefs, die jeder für sich etwas zu verbergen haben. Werden sie die fehlende Frau finden? Und wer steckt hinter diesem Menschenhandel im großen Stil?


    Tony Parsons hat mit seinem Buch „In eisiger Nacht“ den vierten Band um Detective Max Wolfe und sein Team vorgelegt, der den Vorgängern in Spannung und Nervenkitzel in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig und fesselt ab der ersten Seite, der Prolog ist schon so spannungsgeladen, dass der Leser regelrecht in die Handlung hineingesogen wird und das Buch kaum aus der Hand legen kann. Der Autor weiß sehr geschickt die Situationen zu beschreiben; ohne zu sehr ins Detail zu gehen, regt er die Phantasie des Lesers an und projiziert Bilder, die man nicht so leicht aus dem Kopf bekommt. Das Thema des Romans ist topaktuell, geht es doch um Schlepperei, Menschenschmuggel und das Ausnutzen von verzweifelten Menschen, die sich eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien erhoffen, dabei allerdings gnadenlos betrogen und misshandelt werden, wobei ihnen auch noch das letzte Fetzchen Würde aberkannt wird. Die Beschreibung der Zustände im Flüchtlingslager in Frankreich nahe der englischen Tunneldurchfahrt, welches jedem aus der Presse bekannt ist, macht einen regelrecht sprachlos.


    Die Charaktere sind sehr lebendig und individuell angelegt, sie wirken authentisch und sehr real. Max Wolfe ist ein alleinerziehender Vater, der sich liebevoll um Tochter und Hund Stan kümmert. Sie legen seine sensible Seite offen, die ihm in seinem Beruf oft genug abhandenkommt. Dabei ist er ein hilfsbereiter Mensch, dem das Schicksal anderer nicht gleichgültig ist. Max versucht immer wieder, auch Schurken durch einen geradezu freundschaftlichen Ton zum Reden zu bringen. Eddie Wren ist da etwas anders gestrickt. Obwohl sie noch eine junge Frau ist mit einem Verhältnis zu einem verheirateten Mann, wirkt sie viel härter als Max. Sie scheut sich nicht, sich einer Horde Männern entgegen zu stellen nur mit einem Taser in der Hand. Gleichzeitig besitzt auch sie ein mitfühlendes Herz, wenn es angebracht ist und vertraut Max‘ Intuition, auch wenn sie vielleicht anderer Meinung ist. Whitcomb ist die Chefin von Max und in ihren Entscheidungen knallhart und ohne jegliches Mitgefühl. Sie wirkt oft wie ein Roboter, duldet keinen Widerspruch und schickt, ohne mit der Wimper zu zucken, eigene Leute in nahezu aussichtslose Situationen. Man könnte sie für herzlos halten, dabei hat sie selbst ein ziemlich großes privates Päckchen zu tragen.


    „In eisiger Nacht“ ist ein spannungsgeladener und intelligent gemachter Thriller, der, einmal begonnen, süchtig macht und den man nicht mehr beenden kann, bis das Ende erreicht ist. Tony Parsons weiß, wie man aktuelle Themen verwertet und wie er mit seinen Lesern spielen kann. Absolute Leseempfehlung für einen Thriller der Extraklasse!


    Hochspannungsgeladene :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Ich habe das englische Original als E-Book gelesen und war sehr gefesselt. Auch im vierten Band der Reihe greift der Autor ein aktuelles Thema auf: die illegale Migration nach Europa (hier England) durch Schleuser. Dabei werden verschiedene Perspektiven beleuchtet. Hauptsächlich wird die brutale Ausbeutung von jungen Frauen, die sich und ihre Papiere(!) skrupellosen Schleusern anvertrauen, thematisiert. Die Frauen kommen - in Lastwagen eingeschmuggelt - aus aller Herren Länder und träumen davon, in England als Krankenschwestern zu arbeiten. Sie ahnen nicht, welches Schicksal auf viele von ihnen wartet und welche Risiken sie bereits während der "Anreise" auf sich nehmen.
    Auf der anderen Seite wird anhand der Zustände in einem Flüchtlingslager in Calais aber auch die Aggressivität von Menschen dargestellt, die ihr Ziel, nach England zu gelangen, auch mit Gewalt verfolgen und die dabei Lastwagenfahrer in Gefahr bringen. Angestachelt werden diese Migranten durch "Aktivisten", die einer No Border-Ideologie anhängen und sich nicht darum scheren, was sie anrichten.
    Die Handlung ist durchgehend spannend und stellenweise brutal, leider sind jedoch die dargestellte Gewissenlossigkeit und Brutalität realistisch. Der Realität entsprechend gibt es für einige Romanfiguren kein Happy End, sodass der Roman viele Leser betroffen zurücklassen wird.
    Es hat mir gefallen, dass das Privatleben des Serienprotagonisten Max Wolfe hier ziemlich kurz behandelt wird und sich die Erzählung hauptsächlich der Ermittlung im Fall der zwölf toten Frauen widmet.
    Ein sehr lesenswerter, extrem aktueller Kriminalroman, der (ebenso wie der dritte Band "The Hanging Club") die beiden ersten Bände der Reihe noch übertrifft!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Max Wolfe ermittelt wieder



    „In eisiger Nacht“ ist der vierte Band der Krimireihe rund um den Londoner Ermittler Max Wolfe aus der Feder des Autors Tony Parsons. Max, den man bereits in den vorherigen Bänden als Ermittler kennengelernt hat, dem die Schicksale der Opfer der Verbrechen, die er und sein Team untersuchen, auch persönlich sehr nahegehen. Und Tony Parsons konfrontiert Max in diesem Band wieder einmal mit einem aktuellen wie auch traurigen und schrecklichen Thema: Schleuser, die Menschen einen Weg in ein besseres Leben versprechen – und für die Frauen, die Max und sein Team in einem verlassenen Lastwagen in Chinatown auffinden, endet dieser Traum in einem schrecklichen Tod.
    Meine Meinung
    Neben dem sehr aktuellen und berührenden Thema leben die Kriminalromane von Tony Parsons meiner Meinung nach vor allem von dem sympathischen Ermittler Max, der manchmal auch ungewöhnliche Wege geht, um seine Suche nach Gerechtigkeit voranzutreiben und sich selbst in brandgefährliche Situationen begibt. Man taucht mit Max zusammen ein in die Abgründe, die sich bei der Ermittlungsarbeit rund um den Fall der verstorbenen Frauen auftun. Zudem ist Max auch als Privatperson ein interessanter Charakter. Es ist rührend, wie er sich um seine kleine Tochter Scout kümmert. Neben Max begegnet man im Laufe der Reihe einigen weiteren Charakteren, die auch in diesem Band wieder auftauchen – z.B. Ginger. Dadurch hatte ich beim Lesen das Gefühl, zum Teil alte Freunde wieder zu treffen.
    Dabei kam es mir in diesem Band so vor, als wäre die Handlung noch rasanter vorangeschritten als in den Vorgängerbänden. Tony Parsons trifft dabei nach meinem Geschmack die richtige Mischung aus Liebe zum Detail und Tempo, sodass es für mich durchweg spannend blieb. Insgesamt komme ich daher auf eine Bewertung von 5 von fünf möglichen Sternen!

  • Topaktuell aber etwas sprunghaft

    Im vierten Fall mit Detective Max Wolfe in London greift Tony Parsons wieder ein sehr aktuelles Thema auf. Von Frankreich aus werden Flüchtlinge über den Seeweg nach Großbritannien geschleust. Wolfe und seine Kollegen werden mehrmals mit den schrecklichen Auswirkungen dieses Geschäftes konfrontiert, stehen aber der schieren Größe des Netzwerks machtlos gegenüber.
    Etwas machtlos fühlt sich auch der Leser, der bei vielen sinnlosen Toten und sprunghaften Handlungen und Entscheidungen der Protagonisten manchmal etwas fassungslos zurückgelassen wird und sich fragt wie realistisch manche Szenen sind. Im Gesamtkontext des Buches mag das eine oder andere verständlicher werden und in Summe ist die Handlung auch stimmig, aber Einzelheiten zwischendrin scheinen nicht so durchdacht zu sein und wirken als würden ein paar Seiten mit genaueren Erklärungen fehlen. Möglicherweise wurde von Verlag noch etwas herausgestrichen.
    Ansonsten ist dieses Buch für denjenigen, der mindestens eines der vorangegangenen kennt (Dein finsteres Herz, Mit Zorn sie zu strafen, Wer Furcht sät) ein schönes Wiedersehen mit Wolfe, seiner Tochter Scout und all den verschiedenen Freunden, Kollegen und anderen Bezugspersonen. Leider kommt für mich der typische “Parsons-Stil” hier etwas zu kurz, der bei den früheren Geschichten, insbesondere den ersten beiden, ausgeprägter war. Das ist schade, da die Krimis somit immer mehr “gleichgeschliffen” im Vergleich zum Mainstream wirken.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


  • "In eisiger Nacht" befasst sich mit dem Thema Menschenhandel - und schon der Prolog konfrontiert den Leser mit der harten Realität der Situation, als junge Frauen illegal in einem Lastwagen nach England geschmuggelt werden und dabei qualvoll erfrieren. Man kann nur hilflos lesen, wie die Frauen sterben, ohne ihnen helfen zu können, und die Vorstellung, was die Ermittler am Tatort vorgefunden haben, ist schrecklich. Der Autor hat hier sehr klare, tragische Bilder geliefert und das ganze wird nur noch dadurch verstärkt, dass man die verzweifelte Lage der Opfer selbst miterlebt hat.


    Der Fall an sich war spannend und interessant; Parsons präsentiert einige Verdächtige, die alle ihre eigenen Motive für die Tat gehabt hätten, und natürlich ist die Situation auch komplexer, als sie auf den ersten Blick wirkte. Die Situation der Menschen, die auf ein besseres Leben, eine neue Chance hoffen und dabei benutzt und missbraucht werden, war eindringlich dargestellt und vor allem, da man sich der Tatsache bewusst ist, dass das Problem wirklich existiert, war das Buch in dieser Hinsicht beklemmend und packend. Dazu kamen noch die brenzligen Situationen, in die Max und seine Kollegen gerieten; allerdings muss ich sagen, dass sie zwar in Gefahr waren und schreckliche Dinge passieren, mich dies aber emotional nicht bewegen konnte. Ich fand es durchaus traurig, nachhaltig betroffen gemacht hat es mich dagegen nicht richtig. Das liegt vielleicht daran, dass gegen Ende doch ziemlich viele Ereignisse in kurzem zeitlichem Abstand aufeinander folgen und gerade der Protagonist wieder viel abbekommt, wodurch es für mich weniger bedeutsam war. Es ist gut, dass die Handlung vorangeht und es keine Längen gibt, doch am Ende war es doch ein bisschen zu schnell.


    Ich fand auch die Entwicklungen, die die Personen durchmachen, interessant und mir hat gefallen, dass die Ereignisse aus dem vorherigen Band Konsequenzen hatten. Positiv zu erwähnen sind noch die Szenen mit Max und seiner Tochter, die wieder schön und quasi kleine Verschnaufpausen waren, bevor er sich wieder dem Fall und all seinen grausamen und tragischen Einzelheiten widmen musste.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
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    Herzlichen Dank an den Verlag, der mir das Buch über Netgalley zur Verfügung gestellt hat.

    Carpe Diem.
    :study: Yrsa Sigurðardóttir - Gespenstisches Island

    2024 gelesen: 13 Bücher | gehört: 4 Bücher

  • Ein LKW mit 12 toten Frauen an Bord führt Max Wolfe und seine Kollegen in einen brisanten Fall, der das Team einmal mehr an seine Grenzen bringt.


    Dies ist bereits (neben mehreren Kurzgeschichten) Max Wolfes vierter Fall und leider krankt auch er wieder an den bekannten Problemen. Zunächst schien er mir lange Tony Parsons bester Roman zu sein, vor allem der Prolog ist sehr eindringlich geschrieben und emotional berührend. Auch danach bangt und hofft man lange mit oder ist entsetzt. Die Thematik ist brandaktuell und auch die Ermittlungen schienen mir zunächst wesentlich besser zu laufen als in den Vorgängerbänden. Doch spätestens das letzte Drittel hat mich dann wieder enttäuscht. Inkompetenz, Naivität und Dummheit bestimmen wieder die Handlungen der Ermittler, die Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, wirken auf mich teilweise aufgesetzt und oft übertrieben, für mich geht das sehr zu Lasten der Spannung, ich ärgere mich eher darüber. Die oben erwähnte Thematik blieb zudem immer mehr auf der Strecke.


    Auch die Auflösung will mir nicht so recht gefallen. Zum einen, weil einige Handlungsstränge auf einmal keine Rolle mehr spielen (z. B. was Image angeht), zum anderen, weil zwar vorher (zu) oft mit dem Zaunpfahl gewinkt, der Täter dann aber mehr oder weniger aus dem Ärmel gezogen wird – hier fehlt es wieder an ordentlicher Ermittlungsarbeit. Gar nicht gut finde ich auch, dass Wolfe und seine Kollegen so ohne weiteres im Ausland agieren können, dafür gibt es m. W. Inter- bzw. Europol.


    In jeder Rezension zu Parsons Max-Wolfe-Romanen kritisiere ich viel, warum lese ich die Reihe trotzdem weiter? Das liegt u. a. am Privatleben der Ermittler, vor allem dem von Max, an seiner Tochter Scout, an seinem Umgang mit ihr – aber auch daran, dass die Romane bei aller Kritik doch recht spannend sind, sich gut lesen lassen und mich im wesentlichen gut unterhalten. Und bereits jetzt weiß ich, dass ich auch Band 5 lesen werde. Irgendwie hat sich zwischen mir und der Reihe eine Art Hassliebe entwickelt. Die Hoffnung, dass sich die Reihe im Hinblick auf meine Kritikpunkte bessert, sollte ich wohl langsam aufgeben …


    Der vierte Roman der Reihe schien mir lange Zeit der beste zu sein, was sich gegen Ende leider wieder relativierte. Die brisante Thematik hat sich leider mehr und mehr verlaufen, hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht, und die Auflösung mochte mir nicht so recht gefallen, dennoch fühlte ich mich über viele Seiten gepackt und unterhalten und habe mich gefreut, Max und Scout wiederzutreffen. Insgesamt vergebe ich daher 3,5 Sterne.

  • London, an einem frostigen Wintermorgen. Bei einem Einsatz erwartet Detective Max Wolfe ein schrecklicher Anblick: In einem Kühllaster liegen zwölf erfrorene Frauen. Offenbar hatten sie noch versucht, sich aus ihrem eisigen Gefängnis zu befreien - vergeblich. Alles deutet darauf hin, dass sie von Schleusern illegal ins Land geschafft wurden. Doch warum mussten sie sterben? Als man im Führerhaus des Lasters nicht zwölf, sondern dreizehn Pässe entdeckt, schöpft Max Hoffnung: Wo ist die dreizehnte Frau? Lebt sie vielleicht noch? Auf der Suche nach ihr tauchen Max und seine Kollegen tief in die dunkle, gefährliche Welt des Menschenhandels ein - und nicht jeder von ihnen wird lebend zurückkehren ...(Klappentext)


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    "Als Erstes nahmen sie ihr den Pass ab. Der Mann sprang von der Ladefläche des Lastwagens und schnippte mit den Fingern in ihre Richtung. 'klickklack'. Ein trockenes, forderndes Geräusch" (S. 9 - Anfang)


    Dies ist der 4. Teil der britischen Krimi-Reihe rund um Detective Max Wolfe.
    Für mich war es der erste Tony Parsons-Krimi überhaupt und daher hatte ich keinerlei Vorkenntnisse bezüglich der vorherigen 3 Teile. Diese benötigt man meiner Meinung auch nicht.
    Ich hatte keinerlei Schwierigkeiten in den Krimi hinein zu finden. Das liegt daran, dass der Autor immer wieder Informationen bezüglich der vergangenen Geschehnisse einfließen lässt. Dies jedoch keineswegs ausschweifend, sondern sehr gut in die Handlung integriert. Immer nur so viel, wie man für den aktuellen Fall benötigt, um der Handlung folgen zu können und gewisse Reaktionen und auch Handlungen der Protagonisten selbst zu verstehen.
    Bezüglich der Privatsituationen der Charaktere, allen voran des Hauptprotagonisten Max Wolfe, wird hierbei aber auch gleichzeitig die Neugierde des Lesers geweckt, die mich persönlich dazu anregt mir auch die vorherigen Teile zu zulegen.


    Dies ist jedoch nicht der einzige Grund. Es liegt vor allem am flüssigen und sehr bildhaften Schreibstil des Autors. Der Plot ist fesselnd und die Thematik dieses Krimis hochaktuell - Flüchtlinge, Schlepper, Flüchtlingscamps und Menschenhandel. Dies wird hier aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, sowohl von der polizeilichen, als auch von Flüchtlingen und Schleppern selbst. Hier gibt es kein bloßes schwarz-weiß oder gut-böse Schema.


    Der Autor schafft es zudem die entsprechende Atmosphäre an den Leser zu transportieren, ob nun spannungsgeladen oder bedrückend.
    Ab dem ersten Drittel nimmt der Krimi dann auch gehörig an Fahrt zu. Es wird spannender, aber auch brutaler und bedrückender, was natürlich auch an der Thematik selbst liegt.
    Dieser Krimi hält so viele Emotionen bereit, sodass einem schwindelig werden könnte und doch muss man immer weiter lesen.


    Manchmal hätte ich mir jedoch bei gewissen Details und Handlungen mehr Tiefgang gewünscht. Manches wird einfach viel zu schnell abgehandelt oder gar nur am Rande erwähnt.
    Leider war in gewisser Weise auch schnell klar wer dahintersteckt. Hier wiederum wäre bei so manchen Erwähnungen weniger besser gewesen.
    Trotzdem enthält der Krimi, welchen ich persönlich eher im Thriller-Genre einordnen würde, durchaus auch überraschende Wendungen.


    Fazit:
    Im Großen und Ganzen hat mich dieser Krimi wunderbar unterhalten, was aufgrund der Thematik vielleicht etwas befremdlich wirken mag. Aber alle Handlungsstränge laufen hier gekonnt zusammen und es kommt zu einem schlüssigen und für mich stimmiges Ende.
    Manchmal hätte ich mir mehr Details und manchmal wiederum weniger (bezüglich Auflösung) gewünscht.
    Dieser Krimi weist deutliche Merkmale eines Thrillers auf und ist sicher nicht für jeden geeignet. Trotz der angeführten Mankos kann ich eine absolute Leseempfehlung aussprechen. Vor allem auch für Thrillerfans mit einem etwas stärkeren Magen.
    Ich persönlich werde mir definitiv auch die vorherigen Teile dieser Max Wolfe-Reihe zulegen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone

    Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können. (Zsa Zsa Gabor)
    :twisted:

  • EISKALTER TOD
    Das Schicksal der zwölf jungen Frauen verschiedenster Nationalitäten war in dem Moment besiegelt, als sich die Türen des Kühllasters verschlossen und der Fahrer seinem Ziel entgegenraste. In London angekommen, sind elf von ihnen bereits tot. Erfroren! Der Lkw wurde einfach stehengelassen, vom skrupel- und hirnlosen Fahrer keine Spur. Eine junge Frau führt in einem Londoner Herzzentrum noch einen aussichtslosen Kampf um ihr Leben und verliert. Es ist die junge und zukunftsgläubige Hana aus Serbien. Mit ihr stirbt auch ihr Traum auf ein besseres Leben. Sie wollte so gern als Krankenschwester in dem reichen Land arbeiten. Krankenschwester? ...
    Es waren zwölf Frauen im Lkw, aber 13 Pässe wurden gefunden. Was ist mit Nummer 13? Wo ist sie? Für Detective Max Wolfe und sein Team beginnt ein gefährlicher, lebensbedrohlicher Kampf gegen ein dichtes Netzwerk des Menschenhandels.
    Selten habe ich einen so individuellen Krimi mit einem dermaßen sorgfältig ausgearbeiteten Plot und einem solch verantwortungsvollen, mitfühlenden Ermittler wie Max Wolfe gelesen.
    Für mich ist „In eisiger Nacht“ das erste Buch von Tony Parsons. Mir war nach dem Lesen vollkommen klar, warum es alle seine Romane auf nationale und internationale Bestsellerlisten geschafft haben. Verdient geschafft haben! Mir fiel sofort der intensive Schreibstil, die bildhafte Sprache, die anschaulichen Vergleiche auf. Hier eine kleine Auswahl:
    S. 10 „Der Mann mit dem zerschmolzenen Gesicht...“
    S. 14 „Was war das für ein eisiger Nebel in ihrem Kopf?“
    S. 81 „Der Bass...so laut, dass ich ihn in den Backenzähnen spürte.“
    S. 85 „...schwankte auf Absätzen so lang wie Injektionsnadeln.“
    S. 95 „...lagen zwei Wagen zerbeult wie leere Zigarettenschachteln am Straßenrand.“
    S. 147 „Es war, als wäre die Welt in Bewegung.“
    „In eisiger Nacht“ (Band 4 einer Reihe) wurde im personalen Stil geschrieben, aus der Perspektive des Detective Max Wolfe. Ich las 38 Kapitel, die nicht zu lang sind und 334 Seiten eines spannenden Krimis in den realen Abgründen unseres Kontinents. Schwer zu ertragen sind und waren für mich die Euphemismen, die den Themen Schleusertum und Menschenhandel anhaften. Diese immer und immer wiederkehrendenbeschönigenden, verharmlosenden Ausdrücke für die erschütternden, kriminellen Machenschaften!
    Der Protagonist Max Wolfe, alleinerziehender Vater von Tochter Scout, ist ein sehr präsenter Detective mit positiver Ausstrahlung. Ihn hat das harte, kriminelle Milieu, mit dem er es immer wieder zu tun hat, noch nicht gefühllos gemacht. Ich mag diesen Charakter sehr. Auch die anderen Figuren wurden sehr gut ausgearbeitet.
    Fazit:
    Vom Prolog an, war ich im Banne des Geschehens. Die Story ist äußerst realistisch erzählt und ganz dicht am Leben dran. Der Autor berichtet beängstigend genau, wie die Migranten nach Europa kommen, wie sie die Schleusernetzwerke nutzen. Er zeichnet das bedrohliche Bild einer kriminellen Industrie mit einem Jahresumsatz von ca. 5 Milliarden Pfund, inzwischen das am schnellsten wachsende Geschäft der Welt.
    Dieser authentische Kriminalroman ging mir unter die Haut. Es passiert hier in Europa, mitten unter uns. Unvorstellbar!
    Meine Bewertung: Fünf von fünf Sternen und eine uneingeschränkte Leseempfehlung. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: