Manuel Vázquez Montalbán - Die Einsamkeit des Managers / La soledad del manager

  • Autor: Manuel Vázquez Montalbán
    Titel: Die Einsamkeit des Managers, aus dem Spanischen übersetzt von Bernhard Straub und Günter Albrecht
    Originaltitel: La soledad del manager, erschien erstmals 1977
    Seiten: 240 Seiten
    Verlag: Piper
    ISBN: 9783492231480


    Der Autor: (Klappentext)
    Manuel Vázquez Montalbán wurde 1939 in Barcelona geboren und starb 2003. Nach dem Studium der Geisteswissenschaften und Journalistik war er bei verschiedenen Zeitschriften als Redakteur tätig. Er gilt als einer der profiliertesten spanischen Autoren der Gegenwart, und er hat mit der Figur des Meisterdetektivs Pepe Carvalho einen Klassiker geschaffen.


    Inhalt: (Klappentext)
    1975 kehrt Privatdetektiv Pepe Carvalho, Ex-Kommunist und Ex-CIA-Agent, aus dem Exil nach Spanien zurück. General Franco liegt im Sarg, die Demokratie steckt noch in den Kinderschuhen. Da wird ein alter Bekannter von Carvalho ermordet: Jaumá, Manager eines internationalen Konzerns, dessen Leiche man mit einem Damenslip in der Hosentasche gefunden hat. Mord im Milieu, wie die Polizei glaubt? Oder wusste Jaumá einfach zu viel über die geheimen Pläne seines Arbeitgebers? Als Pepe Carvalho eingeschaltet wird und Nachforschungen anstellt, beißt er nicht nur auf Granit, sondern der Konzern tritt ihm auch kräftig auf die Füße. Doch Pepe Carvalho ist hartnäckig.


    Meinung:
    Pepe Carvalho hat seine Detektei direkt an der Rambla Barcelonas. Sein Assistent Biscuter dient überwiegend dazu, seinem Chef etwas zu kochen. Wobei: Kochen kann Carvalho auch selber. Da kommt es schon mal vor, dass er frühmorgens den Nachbarn Fuster aus dem Bett klingelt, weil er die selbst zubereiteten katalanischen Köstlichkeiten lieber in Begleitung verspeist…
    Überhaupt nimmt die Beschreibung der katalanischen und spanischen Gerichte ein Großteil des Romans ein. Glücklicherweise werden sie im Anhang kurz beschrieben, ebenso wie die typisch katalanischen Begriffe, Lieder und Kraftausdrücke dort übersetzt werden.
    Carvalho war früher Kommunist, jetzt eher Zyniker, ist zwar ungebunden, aber mit der Prostituierten Charo liiert, und hat ein klassisches Gespür dafür, wenn ein Mord zu plump inszeniert wurde, um die Polizei auf die falsche Fährte zu lenken. Ersetzt man Barcelona und Katalonien durch Vigàta und Sizilien, dann erhält man Commissario Montalbano, den Romanhelden von Andrea Camilleri, den dieser wohl zu Ehren Montalbáns so genannt hat.
    Dass die beiden Romanhelden sich so sehr ähneln muss gar nicht mal schlecht sein – im Gegenteil. Beides sind sehr erfolgreiche Krimireihen. Und von Camilleri habe ich nur die ersten beiden Bände gelesen, vielleicht entwickelt er sich ja im Laufe der Reihe weiter, und entfernt sich von seinem literarischen Vorbild. Bei dieser Lektüre kamen sie mir wie Brüder im Geiste vor.
    Der Fall selbst ist, ich will nicht sagen nebensächlich, aber doch etwas unspektakulär. Schnell ist klar, da stimmt was nicht. Das nähere Umfeld wird verhört, der Detektiv erst mit Geld und dann mit Schlägen zum Aufgeben „angespornt“ und am Schluss wird der Fall irgendwie unbefriedigend gelöst. Dafür gefiel mir das Drumherum besser: Barcelona kurz nach Francos Tod, die häufigen Besuche in Restaurants und insbesondere die Geschichte / Entwicklung der Hauptverdächtigen: die ehemaligen Studienfreunde des Ermordeten waren gemeinsam in der linken politischen Szene aktiv und haben höchst unterschiedlich Karriere gemacht, je nachdem ob sie ihre Ideale aufgegeben haben, bzw wie sie sie heutzutage auslegen.
    Alles in allem ein netter Krimiroman, der sicherlich auch Jenen gefällt, die bereits alles von Commissario Montalbano gelesen haben, und nach Sizilien nun literarisch auch mal in Barcelona ermitteln möchten.