Sandrine Revel - Glenn Gould: Leben Off-Beat / Glenn Gould : une vie à contre temps

  • Autorin (Verlagsseite): Die am 3. Oktober 1969 in Bordeaux geborene Sandrine Revel ist eine französische Illustratorin, Comiczeichnerin und Autorin. Das "Projekt Glenn Gould" war schon lange ihr Herzenswunsch, denn sie war selbst früher Pianistin und veröffentlichte Skizzenbücher zu Jazzmusik und klassischen Konzerten. 2016 gewann sie für diese Arbeit den Comic-Preis "Prix Artémisia“. Weitere von ihr gezeichnete Comics (alle nicht in deutscher Übersetzung erschienen) sind u.a. "L’avenir est un paradis" (1999, Text; Claude Bourgeyx), "Monsieur Régis" (2009, Text: Claude Bourgeyx), "N'embrassez pas qui vous voulez" (2013, Text: Marzena Sowa) und "La lesbienne invisible" (2013, Text: Murielle Magellan).


    Inhalt (Verlagsseite): Glenn Gould wurde 1932 in Toronto geboren. Mit drei Jahren gab er sein erstes Recital. Mit fünf spielte er erstmals eine seiner eigenen Kompositionen vor Publikum. Mit zwölf bestand er sein Solistenexamen und gab sein erstes professionelles Konzert. Er ist 100% Musiker, fähig, ganze Partituren innerhalb in weniger als einer Stunde auswendig spielen zu können. Sein Stil ist sehr persönlich, unkonventionell, spektakulär, man kann fast sagen exzentrisch. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere entscheidet Gould, keine Konzerte mehr zu geben und sich aus der Öffentlichkeit zurück zu ziehen. Er arbeitete danach ausschließlich in Studios, um dort seine Musil tage- und nächtelang aufzunehmen. Durch seine Aufnahmen wurde er zu einem wahren Rockstar der klassischen Musik.
    Diese Biografie unternimmt den Versuch, die Persönlichkeit und das Mysterium Glenn Goulds zu ergründen. Sandrine Revel fängt in ihrem reduzierten und pastosem Stil Glenn Goulds ergreifenden Schritt in die „Einsamkeit“ gekonnt ein.


    Die Comicbiografie erschien zuerst 2015 unter dem Titel „Glenn Gould, une vie à contre temps“ im Verlag Dargaud. Die deutsche Übersetzung von Anja Kootz erschien 2016 unter dem Titel“ Glenn Gould: Leben Off-Beat“ im Knesebeck-Verlag. Diese Hardcover-Ausgabe umfasst 136 Seiten.


    Eine außergewöhnlich gut erzählte Biografie des genialen Pianisten als Comicroman. Glenn Gould, der irgendwann aufhörte, vor Publikum zu spielen und nur noch Studioaufnahmen machte, weil man „musische Innigkeit“ nicht vor 400 Leuten erreichen kann, Gould, der beim Spielen vor sich hinsummte und krumm und schief auf dem Klavierhocker hing. Sehr geschickt springt die Erzählung non-linear voran, im Kleinen thematisch vor und zurück von seinem 13. Lebensjahr bis zu seinem Tod, während sich nach und nach die Zeitleiste im Großen immer weiter auf das frühe Ende des Pianisten verschiebt. Die Handlung klebt kaum an harten Fakten, sondern erzählt eine Kette markanter Begebenheiten, die stimmige Schlaglichter auf die Psyche des schwierigen Charakters werfen lassen. Die Erzählweise ist dabei wie aus einem Guss und erscheint nicht wie ein Flickenteppich. So kommt man sich einerseits nicht vor wie in einer Unterrichtsstunde, andererseits wird der Comicroman so auch zu der allgemein verständlichen Geschichte eines die Gesellschaft anderer Menschen meidenden Sonderlings und hypochondrischen Einzelgängers, ist also auch für Leser geeignet, die bisher gar keinen Bezug zu Gould oder selbst zu klassischer Musik hatten.


    Der Zeichenstil ist sehr warm, flächig und farbig, geht in Richtung Kinderbuchillustration. Die Figurenzeichnung von Körperhaltung, Mimik und Gestik ist ausgezeichnet und bei aller Vereinfachung sehr aussagekräftig. Gleichzeitig wird mit Panelgrößen und Seitenlayout gespielt, wenn z.B. eine ganze Seite nur Klavier spielende Hände gezeigt werden. Man sollte nicht den Fehler machen, solche Seiten schnell zu überblättern, da sie helfen, sich in die Welt des Glenn Gould zu vertiefen.


    Ich bin ja auch überrascht, aber das Buch verdient die Höchstwertung, weil man auf spielerische Weise dem Charakter sehr nahe kommt und einen nachhaltigen und menschlichen Eindruck seiner Genialität erhält: Fünf :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne!

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "Die Bäume" (189/365)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 43 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Esch "Supercool" (24.03.)

  • Das französische Original "Glenn Gould : une vie à contre temps" erschien 2015 bei Dargaud.

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "Die Bäume" (189/365)


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  • Die englische Übersetzung von Montana Kane erschien im Jahr 2016 unter dem Titel "Glenn Gould: A Life Off Tempo".

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "Die Bäume" (189/365)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

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