Maria Linke - Weiberwirtschaft

  • Hanna und ihre Schwester Margarete räumen nach dem Tod des Vaters ihr Elternhaus aus, bevor sie es verkaufen wollen. Bei einem abschließenden Rundgang findet Hanna auf dem Dachboden einen kleinen sehr alten Koffer voller Fotos, alter Kleider und Tagebüchern, die ihrer verstorbenen Mutter Lotte gehört haben. Hanna hat keinerlei Erinnerungen mehr an ihre Mutter, die schon sehr früh starb, als Hanna noch sehr klein war. Ihr Vater hat so gut wie nie über sie gesprochen. Umso kostbarer ist nun dieser Fund, der sich für Hanna als wahrer Schatz erweist. Durch die Tagebücher lernt sie ihre Mutter kennen, die in den 50er Jahren als Teenager schon in der Kneipe deren Mutter aushelfen musste und erfährt s auch von der Begegnung ihrer Eltern. Hannas Leben wird durch den alten Fund regelrecht auf den Kopf gestellt…


    Maria Linke hat mit ihrem Buch „Weiberwirtschaft“ einen Roman vorgelegt, dessen Handlung durch verschiedene Perspektiven erzählt wird. Zum einen erfährt der Leser über Hannas Leben in der Gegenwart, eine weitere berichtet von Lottes Jugend- und Erwachsenenleben in den 50er Jahren, die durch Tagebucheinträge dargestellt sind. Ebenfalls kommt Hans Tonn zu Wort, ein alter Freund Lottes, der insgeheim sehr verliebt in sie war, doch die ihn nie erhörte. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, jedoch sind die Übergänge der einzelnen Perspektiven leider nicht fließend, so dass der Lesefluss immer wieder jäh gestoppt wird. Der Spannungsbogen wird sehr langsam aufgebaut, steigert sich während der Handlung allerdings auch nicht nennenswert weiter. Die Lebensumstände der 50er Jahre wurden von der Autorin allerdings so lebendig geschildert, dass der Leser das Gefühl bekommt, selbst dabei gewesen zu sein.


    Die Charaktere wurden differenziert ausgearbeitet und gemäß ihren Eigenheiten in Szene gesetzt. Während Lotte so lebensecht und authentisch beschrieben wird, dass der Leser sich gut mit ihr identifizieren kann, wirkt Hanna eher eindimensional und irgendwie unnahbar. Lotte musste schon früh im mütterlichen Betrieb mithelfen, um das Auskommen zu sichern. Sie kennt Entbehrungen, hat eigene Träume und Wünsche. Sie ist eine sympathische Person, die dem Leser schnell ans Herz wächst. Hanna ist geschieden und alleinerziehend. Der Altersunterschied zu ihrer älteren Schwester ist mit 9 Jahren beträchtlich und obwohl die beiden aneinander hängen, wirkt Hanna oftmals einsam und allein. Sie hat ihre Mutter nie gekannt und sich doch innerlich immer danach gesehnt. Leider lässt Hanna das gewisse Maß an Wärme vermissen, dass man als Leser mit ihr mitfühlen könnte, was sehr schade ist. So wirkt die Geschichte nur noch halb so interessant und kann nicht so richtig fesseln.


    „Weiberwirtschaft“ ist ein ganz unterhaltsames Buch mit historischen Einschüben. Leider wird die Geschichte nur oberflächlich abgehandelt, und auch Hanna kann als Protagonistin nicht sehr überzeugen. Deshalb gibt es hier eine eingeschränkte Leseempfehlung, denn die Geschichte bleibt einem nicht lange im Gedächtnis.


    Leider nur :bewertung1von5::bewertung1von5: .

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