Leonie Swann - Dunkelsprung

  • Magische Wesen, der Charme von alten Zaubern, skurrile Charaktere und ein wahnwitziges Abenteuer im gegenwärtigen London ... bezaubernd! ♥


    Verlagsinfo


    Ein Flohzirkus in London, eine verwunschene Villa in Yorkshire
    und eine geheimnisvolle Meerjungfrau –
    entdecken Sie eine ganz neue Welt!


    Julius Birdwell, Goldschmiedemeister, Flohdompteur und unfreiwilliger Einbruchkünstler, wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich eine ruhige, unbescholtene Existenz führen zu können. Doch als seine Flohartisten einem plötzlichen Nachtfrost zum Opfer fallen und die geheimnisvolle Elizabeth Thorn in sein Leben tritt, überstürzen sich die Ereignisse. Ein Magier wird ohnmächtig, eine alte Dame macht sich in einem gestohlenen Lastwagen davon, ein Detektiv mit Konzentrationsstörungen findet zu einem ungewöhnlichen Haustier, und Julius sieht sich auf einmal mit existentiellen Fragen konfrontiert: Wie befreit man eine Meerjungfrau? Wie viele Flöhe passen auf eine Nadelspitze? Und warum ist das Leben trotz allem kein Märchen? Julius bleibt nichts anderes übrig, als sich weit über den Tellerrand seiner Welt hinauszulehnen und den Sprung ins Unbekannte zu wagen. Ein phantastisches Abenteuer beginnt ...


    Meine Meinung


    Vorhang auf und Bühne frei für die vielen Möglichkeiten und Unwägbarkeiten des Lebens! Auch wenn man hier eine Art "Zirkusabenteuer" erwartet und im Vorspiel auch eine kleine Darbietung in traditioneller Zirkusatmosphäre aufwartet - mit sämtlich altertümlich anmutenden Tricks und dem magischen Flair alternder Zauberertradition - ist es so viel mehr, was einen hier in diesem Buch erwartet!


    Angefangen mit Julius Birdwell, der eine absonderliche Lieferung auf sein Hausboot erhält und dem verdutzten Lieferjungen seine noch absonderlichere Geschichte erzählt!
    Julius ist eine außergewöhnliche Figur, wie eigentlich alle die sich zwischen diesen Seiten tummeln:


    "Julius fröstelte und versuchte, sich wieder daran zu erinnern, wie es ging, Julius Birdwell zu sein, Schmieder von Geschmeide, Sammler fluchbeladener Juwelen, größter Angsthase und bester Flohdompteur weit und breit." S. 29


    Als seine geliebten Flöhe scheinbar der Kälte zum Opfer fallen wird er eine abstruse Entführung verwickelt und macht sich auf die Suche nach einer Nixe. Dabei gerät er auf die Spuren von wundersamen Wesen, gefährlichen Ganoven und mysteriösen Magiern und trifft schließlich auf den undurchsichtigen Detektiv Frank Green.


    "Verrücktheit war schön und gut, aber sie erklärte noch gar nichts. Er hatte im Laufe seiner Behandlung schon einige verrückte Leute kennengelernt, und seiner Meinung nach hatten sie genauso gute Gründe für ihr Handeln wie jeder normale Mensch auch - nur eben anders." S. 85


    Frank Green, ein absolut genialer Charakter, leicht psychotisch, abgehalftert und kaum zu durchschauen. Eigentlich ein typisches Klischee und doch fällt er komplett aus dem gewohnten Muster. Auch er soll sich auf die Suche machen, nach einer gewissen Rose, einer älteren Dame, die mitsamt einem Lieferwagen eines Fleurop Boten das Weite gesucht hat.


    Das klingt alles völlig bizarr und chaotisch? Auf jeden Fall, aber trotzdem hat es die Autorin geschafft, das ganze zu einem wundervollen, magischen und fesselnden Abenteuer zu verbinden. Sie fängt den altmodischen Flair antiquierter Jahrmärkte ein, den skurrilen Budenzauber vermischt mit dem gegenwärtigen phantasielosen Alltag in den Straßen Londons. Wahrhaft magisch und bezaubernd verwebt sie gewöhnliches mit außergewöhnlichem Charme, Taschenspielertricks mit betörender Kunst und hat mich damit völlig in diese kuriose Geschichte hineingezogen.
    Dazu kommt der umwerfende Schreibstil, total absonderlich aber total entwaffend in seiner Offenheit, witzig und tiefsinnig schafft sie aus Wortspielen Gedankenspiele, die mit viel Humor aber auch Tiefsinnigkeit gespickt sind.


    "Manchmal half es nichts wegzulaufen, sogar seine Flöhe hatten das begriffen.
    Manchmal musste man einfach springen, hinein ins Ungewisse." S. 172


    Der Albinofloh Lazarus Dunkelsprung, der den Titel des Buches ziert, ist eigentlich nur eine Art Nebendarsteller und kommt erst am Ende zum tragen, trägt dabei aber tatkräftig zur Lösung und Auflösung der vielen Rätsel bei und zur Rettung aller Helden und jener die es sein wollen bei.


    Ein wunderbares Werk über die Magie, die Menschen und das Unvorstellbare, die Fragen nach dem Wesentlichen und - vor allem - nach dem scheinbar Unwesentlichen; ein berauschendes Abenteuer voller Zauber und Skurrilität, das mich sehr begeistert hat!


    Am Ende gibt es noch ein paar hintergründige Fakten über Flöhe im Flohzirkus und zwei der Charaktere, über die es tatsächlich gegeben hat und die zur Inspiration der Autorin sicher eine Menge beigetragen haben.


    Fazit: 5 Sterne


    © Aleshanee
    Weltenwanderer

  • "Dunkelsprung" ist ein witziger, für meinen Geschmack vielleicht ein bisschen zu verdrehter Krimi mit Fantasy-Elementen.


    Nach der Lektüre des Klappentextes und aufgrund meiner Vorerfahrungen mit Romanen von Leonie Swann, die ich sämtlich begeistert gelesen habe, hatte ich nicht mit Fantasy gerechnet (eher mit der "normalen" Kleinkunstszene) und musste mich auf diese erstmal einlassen. Dafür habe ich ziemlich lange gebraucht...


    Ich liebe seit "Glennkill" Leonie Swanns Figurenverzeichnisse und hatte daher schon auf den ersten Seiten von "Dunkelsprung" viel Spaß, war dann aber reichlich verwirrt von den Sprüngen in der Handlung und zwischen den Hauptfiguren (so richtig flohmäßig :lol: ). Zum Beispiel die Vorausblende gleich am Anfang mit dem Helden Julius auf dem Boot hätte es aus meiner Sicht nicht gebraucht, die fand ich nur irritierend und denke, dass diese Geschichte auch genügend überraschende Wendungen bereithält, um einfach linear erzählt zu werden.


    Die Figuren waren mal wieder Leonie-Swann-mäßig liebenswert und gnadenlos schräg. Auch der besonderer Humor und Wortwitz der Autorin sowie die an unvermuteten Stellen eingestreuten Lebensweisheiten haben mir ebenso viel Spaß gemacht wie die märchenhaften Bilder und skurrilen Dialoge. Besonders fasziniert hat mich das ganze Buch hindurch die Leichtigkeit, mit der sich die menschlichen Protas auf teilweise doch recht ungewöhnliche Wesen eingelassen haben - und wie mühelos das schließlich auch mir beim Lesen geglückt ist. Davon könnte man sich im echten Leben ein Scheibchen abschneiden... :lol:


    Allerdings muss ich gestehen, dass ich, die ich mich in knuddelige Schafe und dann sogar in ein kreischendes Federvieh ("Gray") verlieben konnte, mit den Flöhen nicht wirklich warmgeworden bin. 8-[ Ihre feucht-fröhlichen Gesänge hallen mir dennoch weiterhin durchs Hirn: "Blut tut gut!" :lol:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Jutta Aurahs - Katzen :cat:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :musik: Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)





  • Meine Meinung


    "Dunkelsprung" ist eine sehr fantasiereiche, bizarre, magische, komplexe und ja, auch tiefsinnige Geschichte, in der fantastische Wesen in der realen Welt vorkommen, aber auch die menschlichen Hauptprotas sind außergewöhnlich und schräg.

    Das Buch hat mich dadurch gefordert, was mir sehr gut gefallen hat.


    Die Hauptprotas: Julius Birdwell mit seinem Flohzirkus, wobei sich beide Seiten, Julius und die Flöhe, im Verlauf der Story entwickeln, und der einer Nixe ein Versprechen gegeben hat, der Detektiv Frank Green, der nicht nur eine Seite hat, Rose, die verschwindet und durch Green gesucht werden soll, und Fawkes, der nicht nur eine Seite hat


    Aufgrund des Ideenreichtums hat mir die Geschichte selbst sehr gut gefallen und ich fand sie auch nicht überladen, aber leider fand ich den Schreibstil zu verworrenen, anstrengend und abgedreht, weshalb ich nie richtig reingekommen bin und sich für mich keine Spannung aufgebaut hat.

    Zu den Charakteren habe ich nicht den Zugang bekommen, den ich gerne gehabt hätte. Die fantastischen Wesen blieben bis auf Ausnahmen nur Beiwerk. Die Geschichte hat mich im Endeffekt leider nicht so in ihren Bann gezogen, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte, schade.


    Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: bis :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • Meine Meinung:
    Mit der Autorin Leonie Swann verknüpfe ich Krimis, in denen Schafe auf Schafsart einen Mordfall lösen oder in denen ein Papagei Hinweise gibt, die zur Aufklärung eines Todesfalles beitragen. In beiden Fällen blieben die Tiere immer Tiere und sahen die Welt der Menschen aus ihrer Sicht.


    Genau das erwartete ich auch von Dunkelsprung und genau das bekam ich, aber auch noch sehr viel mehr. Zum einen ist Dunkelsprung kein Krimi, obwohl ein Detektiv mitspielt, den einer der Flohzirkusdirektor Julius Birdwell anheuert, um eine Nixe zu finden. Dunkelsprung ist viel mehr. Es ist Urban Fantasy, es ist eine märchenhafte Geschichte, die dort spielt, wo Menschen in ihrem Alltagstrott nicht hinsehen, in denen Wesen vorkommen, die wir als Hirngespinste und Kinderkram abtun. Es geht um Flöhe, die ein Bewusstsein entwickeln, um Fabelwesen, die in einem Zirkus zur Schau gestellt werden, um Menschen, die aus ihrer vertrauten Welt herausgerissen werden, Abenteuer bestehen müssen und dadurch zu sich selbst finden.


    Obwohl es mir nicht schwerfiel, mich auf die Geschichte und ihre fantastischen Elemente einzulassen, empfand ich das erste Drittel als etwas schwergängig, weil mir die menschlichen Figuren noch nicht vertraut waren und ich das Geflecht, in dem sie sich verfangen hatten, noch nicht durchschaute. Es machte mir nichts aus, dass ich nicht wusste, wo die Reise hingehen sollte, im Gegenteil: zusammen mit den Figuren folgte ich gebannt den Hinweisen und Spuren und rätselte mit ihnen über die Bedeutung von dem, was wir da alles herausfanden und entdeckten.


    Was mir zu Beginn fehlte, waren der feine Humor und der Sprachwitz, welche die Krimis von Leonie Swann so besonders machen. Diesen Aspekt bekam ich erst im letzten Drittel. Ab da ergötzte ich mich wieder an sprachlichen Spielereien und feinsinnigen Wortwitzen. Mein Vergnügen an dem Buch und der Geschichte wuchs dennoch, je mehr ich über die Hintergründe verstand, als sich langsam die Fäden entwirrten und die Ereignisse einen Sinn ergaben. Und als die Protagonisten in die zauberhafte Welt der Emily eintauchten und mit all den wundervollen Wesen dort konfrontiert wurden, überkam mich dieses Gefühl, das sich beim Lesen einer ganz besonderen Geschichte einstellt, eine Art kindliches Staunen, ein Sense of Wonder. Als dann noch im letzten Drittel Dinge, Personen oder Ereignisse vom Beginn der Geschichte wieder auftauchten und eine Rolle spielten, da hatte mich das Buch restlos von sich begeistert. Die moralischen Grauzonen, in denen einige Figuren agierten, waren ein weiterer Bonus, ebenso wie die Entwicklung, die die Figuren durchmachten. Es war schön zu lesen, wie sie sich mit ihrer Vergangenheit und ihren inneren Dämonen auseinandersetzen, wie sie sich aus ihrer Zerrissenheit heraus neu zusammensetzten und zu einer anderen Zukunft fanden.


    Und dann sind da noch die Flöhe. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal Sympathie für die kleinen Blutsauger haben würde, aber dieses Buch hat es geschafft.

    Fazit: Eine ganz zauberhafte Geschichte, die ich sehr genossen habe. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!