Charles Dickens - David Copperfield (Start: 05.02.2018)

  • Wollte mal ganz leise hallo sagen und vermelden, dass ich noch mitlese, aber leider etwas im Verzug bin. Ich hoffe, das Wochenpensum von letzter Woche morgen dann geschafft zu haben. :uups:


    Das Buch gefällt mir nach wie vor ausgesprochen gut. Von Schwächeln also keine Spur, ganz im Gegenteil. Ich freue mich den ganzen Tag darauf, es mir abends gemütlich zu machen und weiter zu lesen. Tagsüber habe ich allerdings ein Zweitbuch in der Tasche, denn für Dickens brauche ich Muße. Ihn kann ihn nicht mal eben so in der U-Bahn lesen oder wenn ich Wartezeit zu überbrücken habe. Eigentlich ein großes Kompliment an Dickens. O:-)

    :montag: Judith Hermann - Daheim


    "Sehnsucht nach Liebe ist die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam."
    (Bodo Kirchhoff: Die Liebe in groben Zügen)


  • So dann schreibe ich auch mal wieder was, bin aber vor allem mit Lesen beschäftigt und habe schon festgestellt, dass die nächsten Wochen auch 9 Kapitel für eine Woche bereithalten. 8-[

    Ich hätte am Anfang niemals gedacht das Tante Betsey mal so reagieren würde und jetzt stellt sich raus das sie irgendwie doch das Herz am rechten Fleck hat

    Hat sie. Sie ist trotzdem in ihrer Art und Weise streng (was ja normal zu der Zeit war), aber an den richtigen Stellen und ist auch konsequent in ihrem Denken, Handeln und Tun. :thumleft:

    Ich war so in gefangen in der Beschreibung der Flucht, das ich jetzt als du es angesprochen hast, gemerkt habe "Halt hier fehlte doch was!"

    Ich mag, wenn es passt auch Landschaftsbeschreibungen und gänzlich ohne ist das Buch auch nicht, schließlich beschreibt Dickens Häuser, deren Inneneinrichtung, Zimmer und deren Ausblicke. :D Er beschreibt weniger die Natur, aber er fängt durchaus die zeitlichen Begebenheiten ein. Zumindest kam es mir teilweise so vor.

    Der Roman weist wohl sehr viel Intertextualität auf, also Bezüge zu anderen Werken.

    Ich mag das, aber manchmal verstehe ich diese Anspielungen nicht, weil ich andere Werke nicht gelesen habe. :uups:

    Auf jeden Fall scheint er ein ganz liebenswerter Mensch zu sein, der in seiner Art perfekt zur schrulligen Tante passt

    Mr. Dick ist in seiner Art und Weise ganz klasse. :thumleft: ... erinnert mich sofort an: "Was ich als erstes tun würde? .... waschen. :totlach: Ich überlege gerade ob die Tante reich ist, weil Wasser damals doch eher Luxusgut war oder? Auch reisen sie ja mit der Kutsche und haben hochwertige Kleidung. Also schätze ich die Tante als riech und wohlhabend ein. :-k

    An diesem Punkt hat mich wieder erstaunt, wie selbstverständlich damals Kinder in andere Häuser gegeben wurden um zur Schule zu gehen oder eine Ausbildung zu machen.

    In der Tat ein faszinierender Gedanke, der mir gar nicht so aufgefallen ist, aber bei mir war es mit dem "Internat" ähnlich. Da waren wir auch 2 bis 3 Wochen von Zuhause weg ehe es ein Heimfahrtswochenende gab.

    Wenn ich das also als gegeben annehme, dann wird sich die Figur Uriah Heep wohl nicht als positiver Charakter entwickeln

    Ich habe nur seine fischige Handflosse im Gedächtnis 8-[:-?

    Der Händedruck ist uns wohl allen unangenehm.

    :( Ja das stimmt.

    Ist Canterbury eigentlich der Ort, wo "die Säulen der Erde" spielen? Das habe ich mal vor 20 Jahren gelesen, aber irgend etwas klingelt da bei mir...

    Bei mir klingelte es auch, aber eher in der Hinsicht, dass dort der Erzbischof von Canterbury eine Rolle spielt.

    Meines Wissens spielt Folletts Roman in dem (fiktiven?) Ort Kingsbridge

    :thumleft: Das Buch muss ich auch nochmal lesen. :love:

    Ich habe mir jeden Tag ein Kapitel vorgenommen, gestern zwei, weil Samstag war, und das hat bisher sehr gut geklappt

    So mache ich das auch, aber die kommenden Wochen wird das nicht funktionieren, weil die Woche 9 Kapitel haben wird. 8-[

    Aber der ist ja erst 10 Jahre und muss schon für sich selber sorgen. Das macht er doch prima, finde ich. Mir kommt er gar nicht naiv vor, manchmal handelt er fast schon ZU erwachsen.

    Naiv finde ich ihn auch nicht, er ist halt für seine 10 Jahre unerfahren in mancherlei Hinsicht und in anderer Hinsicht ist er ziemlich erfahren was sein Leben anbelangt. :-?

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: 111 Pflanzen die man kennen muss (Klaudia Blasl) 116 / 240 Seiten


    SUB: 857

  • Zitat von Gaymax

    Bei mir klingelte es auch, aber eher in der Hinsicht, dass dort der Erzbischof von Canterbury eine Rolle spielt.

    Danke, dass du meinen Gehirnknoten löst. Und bei der beschriebenen Kathedrale stand die Kathedrale von Salisbury Modell-wie ich jetzt nachschauen konnte....

    :study: Junge mit schwarzem Hahn- Stefanie vor Schulte


    No two persons ever read the same book (Edmund Wilson)

  • Ich mag das, aber manchmal verstehe ich diese Anspielungen nicht, weil ich andere Werke nicht gelesen habe.

    ich doch auch nicht - ohne die Hinweise in meiner Ausgabe wäre mir das auch nicht aufgefallen :wink:

  • ich habe schon ins aktuelle Programm hineingelesen und
    dann alles vermischt!

    Das geht mir auch immer so, wenn ich mir nicht kapitelweise Notizen mache, wozu ich aber gerade keine Zeit habe.

    Ich freue mich den ganzen Tag darauf, es mir abends gemütlich zu machen und weiter zu lesen.

    Ein himmlisches Gefühl, das ich momentan leider nicht genießen kann, weil ich vielmehr nur noch ins Bett plumpse und wie mausetot :sleep: Lesen muss ich also auf der Fahrt von und zur Arbeit. Das funktioniert aber gut, weil der Handlung ja nicht schwierig zu folgen ist.

    Sie ist trotzdem in ihrer Art und Weise streng (was ja normal zu der Zeit war)

    Nicht nur zu der Zeit, liebes Mäxchen, in dem Punkt könnte ich es mit der Tante durchaus aufnehmen, auch im Hier und Heute :wink: .

    aber manchmal verstehe ich diese Anspielungen nicht, weil ich andere Werke nicht gelesen habe.

    Da kann ich mich nur anschließen ...

    weil Wasser damals doch eher Luxusgut war oder?

    Wasser war sicher reichlich zur Verfügung, wenn vielleicht auch erst am Brunnen zu holen, und dann auch noch heiß zu machen. Ich denke, dass eher das Waschen in manchen Bevölkerungsschichten keinen besonders hohen Stellenwert hatte. Aber nicht bei Tante Betsey und Mr. Dick.

    Also schätze ich die Tante als riech und wohlhabend ein.

    Glaub ich auch. Davids schulische Ausbildung war sicher mit Kosten verbunden.

    Da waren wir auch 2 bis 3 Wochen von Zuhause weg ehe es ein Heimfahrtswochenende gab.

    Das muss ja schlimm gewesen sein. Da wäre ich gewiss gestorben in der Fremde. Wie alt warst Du denn da?

    aber die kommenden Wochen wird das nicht funktionieren, weil die Woche 9 Kapitel haben wird.

    Vielleicht gibt es ja auch kürzere Kapitel, dann könnte es trotzdem zu schaffen sein. :)

  • Das Buch gefällt mir nach wie vor ausgesprochen gut. Von Schwächeln also keine Spur, ganz im Gegenteil. Ich freue mich den ganzen Tag darauf, es mir abends gemütlich zu machen und weiter zu lesen. Tagsüber habe ich allerdings ein Zweitbuch in der Tasche, denn für Dickens brauche ich Muße. Ihn kann ihn nicht mal eben so in der U-Bahn lesen oder wenn ich Wartezeit zu überbrücken habe. Eigentlich ein großes Kompliment an Dickens. O:-)

    So mache ich das auch, aber die kommenden Wochen wird das nicht funktionieren, weil die Woche 9 Kapitel haben wird. 8-[

    Danke für den Hinweis - 9 Kapitel, das war mir noch gar nicht aufgefallen. Hm, aber das heutige Kapitel war recht lang, deshalb lasse ich es doch mit dem einen für heute bewenden. Am Wochenende schaffe ich (trotz Kinderbetreuung :wink: ) auch immer mal zwei Kapitel, das muss ich vermutlich ausbauen.
    Und unterwegs mitnehmen mag ich den Dickens auch nicht - nicht nur, weil "David Copperfield" ziemlich umfangreich ist. Ein wenig Ruhe brauche ich dafür schon - wenn ich die aber habe, kann ich den Text ziemlich schnell runterlesen (solange ich bei der Übersetzung bleibe). Ich lese allerdings noch jede Menge anderer Bücher nebenbei - auf ein Buch beschränken kann ich mich so gar nicht.

  • Ein wenig Ruhe brauche ich dafür schon

    Geht mir genau so.
    Und drum lese ich inzwischen alles 2 x und schreib mir manches auf. Sehr pedantisch :wink:


    Und so ist mir erst beim 2. Lesen in Kapitel 16 aufgefallen, was Wickfield mit den "geschäftigen Händen" eigentlich meint -
    ts ts ts - und was da los ist in der Ehe des netten Herr Dr. Strong, der so gar nicht strong ist, sondern eher ein
    gutmütiges Weichei...
    Ich glaube, da kommen noch pikante Sachen auf uns zu :lechz::lechz::lechz:
    Was heiratet der alte Kerl auch so ein junges Ding!

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Und so ist mir erst beim 2. Lesen in Kapitel 16 aufgefallen, was Wickfield mit den "geschäftigen Händen" eigentlich meint -
    ts ts ts - und was da los ist in der Ehe des netten Herr Dr. Strong, der so gar nicht strong ist, sondern eher ein
    gutmütiges Weichei...

    :loool: das hat aber lang gedauert :-,

  • Ich glaube, da kommen noch pikante Sachen auf uns zu
    Was heiratet der alte Kerl auch so ein junges Ding!

    Anfangs ist ihre Reaktion ja auch gar nicht so begeistert.

    Zitat

    "Now Annie tell me the truth ; is your heart free?" "Mama, she said, crying, " I am extremely young" (...) and I hardly know if I have a heart at all."


    und dann das............... 8-[


    "Mama", said Annie, still crying, "would he be unhappy without me? If he would, I honor and respect him so much, that I think I will have him."
    So it was settled.

    Ging ja schnell, aber Leute, das musste doch schiefgehen, oder? Denn da sind ja noch die >busy hands<, obwohl ich bezweifle, dass Satan da seine Finger im Spiel
    hatte. Doch schon eher Herr Jack Maldon.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Guten Morgen zusammen,

    Wollte mal ganz leise hallo sagen und vermelden, dass ich noch mitlese, aber leider etwas im Verzug bin. Ich hoffe, das Wochenpensum von letzter Woche morgen dann geschafft zu haben

    Mir geht es exakt genauso...
    Am 01. März beginne ich meine neue Arbeitsstelle und eigentlich dachte ich, ich hätte während meines Garden leaves genügend Zeit zum Lesen. Aber dann sind wir spontan letzten Dienstag in den Urlaub gereist. Beim gemeinsamen Frühstück kam uns die Idee, meine Frau hat auf der Arbeit umdisponieren können und wir sind noch am gleichen vormittag weg. So spontan, dass ich den Dickens zuhause vergaß... Jetzt sind wir wieder zurück, aber gestern hat die Basler Fasnacht begonnen. Ich bin zwar kein Fan davon, aber mit kleinen Kindern muß ich mir den mittlerweile mit dem UNESCO Weltkulturerbe dekorierten Event antun. Und nächsten Samstag fahren wir auch nochmals übers Wochenende weg.


    Kurz und gut, ich bin jetzt bei Kapitel 14, werde es wohl schaffen mitzulesen, aber deutlich weniger hier mitschreiben als ursprünglich gedacht. Jetzt schaue ich erstmal, was Ihr bis dahin geschrieben habt; um mich nicht zu spoilern, habe ich die Kommentare noch gar nicht gelesen. Bis später :winken:

  • - ich habe schon ins aktuelle Programm hineingelesen und
    dann alles vermischt!

    Ich muss gestehen, ich hab mich hier im Thread leider auch schon zweimal gespoilert weil auch nicht immer die Kapitel darüberstehen über den einzelnen Postings. Ist kein Weltuntergang aber bitte mal daran denken. Damit meine ich jetzt nicht Dich speziell sondern generell alle hier. Danke !

    habe schon festgestellt, dass die nächsten Wochen auch 9 Kapitel für eine Woche bereithalten.

    Das habe ich auch schon festgestellt. :shock: Na, diese Woche sind es ja noch 8 :wink:


    Ich hoffe, ich schaffe es mitzuhalten aber so viel schreiben werde ich hier wohl auch nicht. Da ist auch meist alles schon gesagt bis ich dann mal soweit bin :totlach:


    Danke Euch übrigens für die Hintergrundrecherchen und Infos zu dem Roman, das finde ich sehr interessant :thumleft:

  • Kapitel 16
    Auch David kommt zuerst einmal nicht auf die Idee, dass der betagte Dr. Strong tatsächlich der Ehemann der jungen Annie ist. Aber er hat so seine eigenen
    Probleme, denn die Eingewöhnung in die neue Schule fällt ihm dann doch schwerer als gedacht.

    Zitat

    But, troubled as I was, by my want of boyish skill, and of book-learning too, I was made infinitely more uncomfortable by the consideration, that,
    in what I did know, I was much farther removed from my companions than in what I did not.

    Die Handlung wechselt in diesem Kapitel oft hin und her zwischen Davids Gedanken und Gefühlen und der Geschichte um Jack Maldon, der, wie wir erfahren von
    Mr. Wickfield ganz auf die Schnelle nach Indien verschickt wird. Zu dieser Zeit war das wohl eine adäquate Möglichkeit sich von einem unliebsamen Zeitgenossen
    zu trennen. Was da passiert ist wird schnell klar, denn Maldon verlässt London mit einem >sherry red ribbon< und wohl auch mit dem Herzen der kleinen Annie im
    Gepäck.
    Agnes, die sich sehr liebevoll und aufopfernd um ihren Vater kümmert, wird von David in folgender Passage sehr einfühlsam aber auch sehr idealisierend beschrieben.
    Man mag kaum glauben, dass es solche Menschen gibt. Das ist fast schon zuviel des Guten, oder?

    Zitat

    I see her, with her modest, orderly, placid manner, and I hear her beautiful calm voice, as I write these words. The influence for all good, which she came
    to exercise over me at a later time, beginds already to to descend upon my breast. I love little Em`ly, and I don`t love Agnes - no, not at all in that way -
    but I feel that there are goodness, peace, and truth, whereever Agnes is; and that the soft light of the colored window in the church, seen long ago, falls
    on her always, and on me when I am near her, and on every thing around.

    Die Frage ist, ob wir ihm sein >I don`t love Agnes< so ohne weiteres glauben können. Ich bin sehr gespannt was sich diesbezüglich noch entwickeln wird.


    Und dann kommt er - unser aller Freund Uriah Heep! Davids Gespräch mit ihm hat auch so einige Facetten. Erst einmal geht Uriah dem Leser mit seinen ständigen
    Hinweisen ob seiner Demut, seinem niedrigen Stand etc. (so very, very umble) gehörig auf die Nerven. Er will den Eindruck erwecken, wenig ehrgeizig zu sein, und
    erwähnt sogar, dass David wohl derjenige ist, der im Hause Wickfield Karriere machen wird. Kurz gesagt, Leute, ich traue dem Kerlchen nicht.


    Eine Szene am Schluss des Kapitels wirft noch einmal ein deutliches Licht auf Annies schlechtes Gewissen.

    Zitat

    (....) and she was looking up at him. But, with such a face as I never saw. It was so beautiful in its form, it was so ashy pale, it was so fixed in its
    abstraction, it was so full of a wild, sleep-walking, dreamy horror of I don`t know what. (....)
    I cannot even say of what it is expressive to me now, rising again before my older judgement. Penitence, humiliation, shame, pride, love and trustfulness -
    I see them all, I see that horror of I don`t know what.

    Das klingt nicht gut und ich bin gespannt, ob Mr. Jack Maldon noch einmal auftaucht in dieser Geschichte. Das würde auf jeden Fall sehr interessant.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • das hat aber lang gedauert

    Da hast Du recht.
    Aber wenn man so auf dem Lande wohnt wie ich ... :(

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Kapitel 16


    Agnes: Diese Stelle mit den Kirchenfenstern war mir auch aufgefallen. David sieht sie wie eine Heilige -
    und da geht es mir wie @taliesin: das ist mir zuviel des Guten. So edel kann kein Mensch in diesem Alter
    sein. Oder hält uns Dickens hier einen Spiegel vor? Wie unreif wir doch sind?


    Und die arme Annie ist für mich eine unglückliche Gestalt. Sie heiratet auf Druck ihrer Mutter (herrlich, dieser Hut!)
    den alten Herrn Strong, damit der ihre ganze Familie versorgt. Nennt man so was nicht Prostitution? Und der
    sitzt in seinem Elfenbeinturm und beschäftigt sich mit einem altphilologischen Lexikon. Das kann er ja machen, aber
    seine junge Frau wünscht sich sicherlich eine andere Betätigung als das Vorlesen aus diesem Lexikon ...

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Hallo @Nungesser - ich habe Dich
    schon vermisst und freue mich auf
    Deine Kommentare.
    Viel Spaß auf der Fasenacht und mit den Kindern!

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Die Handlung wechselt in diesem Kapitel oft hin und her zwischen Davids Gedanken und Gefühlen und der Geschichte um Jack Maldon, der, wie wir erfahren von
    Mr. Wickfield ganz auf die Schnelle nach Indien verschickt wird. Zu dieser Zeit war das wohl eine adäquate Möglichkeit sich von einem unliebsamen Zeitgenossen
    zu trennen. Was da passiert ist wird schnell klar, denn Maldon verlässt London mit einem >sherry red ribbon< und wohl auch mit dem Herzen der kleinen Annie im
    Gepäck.

    Ja, da frage ich mich, wird der nun weggeschickt weil er ein Verhältnis mit seiner Kusine Annie hat ? Ich denke mal schon weil ja auch der Anwalt sagte Ausland wäre ihm sicher lieber. Man könnte es ihr ja nicht verdenken bei dem alten Mann den man ihr da übergeholfen hat. Auch wenn er die Herzensgüte in persona zu sein scheint, das ist ja kein Mann für so eine junge Frau. [-(


    Und die arme Annie ist für mich eine unglückliche Gestalt. Sie heiratet auf Druck ihrer Mutter (herrlich, dieser Hut!)
    den alten Herrn Strong, damit der ihre ganze Familie versorgt. Nennt man so was nicht Prostitution?

    Ja, sehe ich auch so aber damals war es wohl als Frau am Allerwichtigsten "versorgt" zu werden.
    Meine Freundin würde dazu sagen "Hauptsache n Mann, auch wenn er im Bett sitzt und hustet" :totlach:


    Und dann kommt er - unser aller Freund Uriah Heep! Davids Gespräch mit ihm hat auch so einige Facetten. Erst einmal geht Uriah dem Leser mit seinen ständigen
    Hinweisen ob seiner Demut, seinem niedrigen Stand etc. (so very, very umble) gehörig auf die Nerven. Er will den Eindruck erwecken, wenig ehrgeizig zu sein, und
    erwähnt sogar, dass David wohl derjenige ist, der im Hause Wickfield Karriere machen wird. Kurz gesagt, Leute, ich traue dem Kerlchen nicht.

    Ich auch nicht. Ich finde den sehr seltsam.


    Mich freut es dass sich David so gut in seiner neuen Schule eingelebt hat und das Lernen dort ohne Druck und Prügel vonstatten geht. Im Moment ist bei ihm alles chic. Da das Leben aber bekanntlich eine Sinuskurve ist bin ich gespannt wie lange das anhalten wird.

  • was Wickfield mit den "geschäftigen Händen" eigentlich meint -

    Wieso, was denn?
    Im Kloster sollen die Mönche doch auch immer beschäftigt sein, entweder mit arbeiten oder mit beten, damit der Satan keine Macht über sie gewinnt. Müßiggang bringt nur auf dumme Gedanken. O:-)


    werde es wohl schaffen mitzulesen, aber deutlich weniger hier mitschreiben als ursprünglich gedacht.

    Mitlesen ist ja auch schön! Genieß die Freizeit mit Deiner Familie.

    geht Uriah dem Leser mit seinen ständigen
    Hinweisen ob seiner Demut, seinem niedrigen Stand etc. (so very, very umble) gehörig auf die Nerven.

    Nein, ist er mir gar nicht. Mir hat dieser Dauerhinweis auf Uriahs niedrigen Stand soooo gut gefallen, dass er mir fast schon sympathisch war.

    Kurz gesagt, Leute, ich traue dem Kerlchen nicht.

    Ist ihm wohl auch nicht. Davids Hinweis, wie er vom eingespielten Mutter-Sohn-Duo ausgefragt wurde, und Dinge erzählt hat, die er eigentlich gar nicht erzählen wollte, das lässt schon tief blicken ...

    Aber wenn man so auf dem Lande wohnt wie ich

    Wohn ich auch, deswegen denk ich mir ja nichts dabei. :loool:
    Bei uns wurde lesen zur Unterhaltung immer gleichgesetzt mit Nichtstun und Faulenzen. Liest schon wieder, statt etwas zu arbeiten, egal was, und wenn man den Hof zum 5. Mal kehrt, aber gearbeitet musste halt werden - und zwar immer und ständig.

    Sie heiratet auf Druck ihrer Mutter (herrlich, dieser Hut!)
    den alten Herrn Strong, damit der ihre ganze Familie versorgt. Nennt man so was nicht Prostitution?

    Das war damals sicher eine gebräuchliche Art sich zu versorgen. Was sollten Frauen auch anderes tun?
    Da sehen wir wieder, wie gut wir es im Hier und Jetzt haben. :D

    und beschäftigt sich mit einem altphilologischen Lexikon.

    Als David von seiner Suche nach den griechischen Wurzeln erfuhr, hat er da nicht gedacht, es handle sich um seltene Pflanzen oder dergleichen? Ist doch eine köstliche Vorstellung ...

    seine junge Frau wünscht sich sicherlich eine andere Betätigung

    Aber welche? Einen Liebhaber hatte sie ja wohl schon (verloren), um den sich nun prima trauern ließ.


    das ist ja kein Mann für so eine junge Frau.

    Doch, da war die Chance, dass man nicht im Kindbett zu Tode kam viel größer. Das musste einem ja auch etwas wert sein.

  • Bei uns wurde lesen zur Unterhaltung immer gleichgesetzt mit Nichtstun und Faulenzen. Liest schon wieder, statt etwas zu arbeiten, egal was, und wenn man den Hof zum 5. Mal kehrt, aber gearbeitet musste halt werden - und zwar immer und ständig.

    Das ist ja witzig das jetzt so zu lesen. :) Genau das was Du schilderst hat mir meine Mutter immer erzählt die ja auch auf dem Lande gross geworden ist. Mein Grossvater konnte es auch nicht leiden sie mit Buch sitzen zu sehen. Hat nix zu tun, gleich Arbeit zuweisen. Meine Mutter sagte mir oft, wie sie das genervt hat und sie manchmal heimlich auf den Heuboden lesen gegangen ist :wink: Meine Mutter war Jahrgang 1938, heute wird das auf dem Land sicher auch anders sein.

    Doch, da war die Chance, dass man nicht im Kindbett zu Tode kam viel größer. Das musste einem ja auch etwas wert sein.

    Ja, gut aus der Perspektive hab ich das jetzt noch gar nicht gesehen :lol:

  • Mein Grossvater konnte es auch nicht leiden sie mit Buch sitzen zu sehen.

    Meiner auch nicht. Liest schon wieder was von der Hedwig Courts-Mahler, hat er immer gesagt. Grün und blau konnte ich mich über solche Ansagen ärgern, während ich mit Werther litt, dem kleinen Prinzen zu den Sternen flog oder mit Marie Antoinette den Kopf verlor.

    und sie manchmal heimlich auf den Heuboden lesen gegangen ist

    Bei mir war es der Apfelbaum, der hatte eine so gemütliche Astgabel und ein so dichtes Blätterdach, dass ich mich dort stundenlang aufhalten konnte.

    heute wird das auf dem Land sicher auch anders sein.

    Ja, leider! Auch hier starren alle auf ihre Smartphones ...