Charles Dickens - David Copperfield (Start: 05.02.2018)

  • Ach Mensch, da hast Du jetzt aber echt den Kopf voll.

    Ja schon, weil man leider nicht weiß, wie's ausgeht. Gefäßoperationen sind eben immer gefährlich. Kann man nur das Beste hoffen.

    Das Kapitel ist etwas für Herz

    Aber nur der erste Abend bis 10 Uhr, den David allein mit der Mutter und Peggotty verbringen kann. Dann wird die Atmosphäre sehr bedrückend.

    David kann wieder die glücklichen Tage seiner Kindheit erleben zusammen mit seiner Mutter

    Eher sind es Stunden. Die folgenden Tage müssen für David eher traumatisch gewesen sein.
    Der Stiefvater bezeichnet ihn als verstockt, Miss Murdstone zählt die Tage bis die Ferien zu Ende sind; David muss ohne Beschäftigung im Wohnzimmer ausharren bis es 9 Uhr ist, das muss für ein Kind ja alles ganz schrecklich sein. Die Mutter wird ebenfalls immer wieder getadelt, und David freut sich schließlich auf die Rückkehr in diese grauenhafte Schule, vor allem auf ein Wiedersehen mit Steerforth.
    Keine unbeschwerten Ferien, kein Abschied von zu Hause, der dem kleinen David besonders schwer fallen würde.

  • Keine unbeschwerten Ferien, kein Abschied von zu Hause, der dem kleinen David besonders schwer fallen würde.

    Das muss schlimm für ihn gewesen sein, im Bewusstsein des Abschieds von seiner Mutter, nach den letzten schönen Stunden mit ihr und Pegotty und
    den furchtbaren Restferien, freut er sich tatsächlich auf die Schule und Steerforth, bei dem er sicher einen Rückhalt erwartet.
    Besonders die letzten Zeilen des Kapitels deuten ja auf einen endgültigen Abschied von seiner Mutter hin. Sie steht am Zaun und hält noch einmal das
    das Baby hoch. Eine traurige Szene die Dickens mit diesem Satz eindringlich vermittelt.

    Zitat

    So I lost her. So I saw her afterwards, in my sleep at school - a silent presence near my bed - looking at me with the same intent face
    - holding up her baby in her arms.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Bad Monkeys

  • Besonders die letzten Zeilen des Kapitels deuten ja auf einen endgültigen Abschied von seiner Mutter hin

    Ja, die Mutter hatte wohl schon vorher Todesahnungen. Am ersten Abend nach Davids Heimkehr bittet sie Peggotty ja sehr inständig, sie nicht zu verlassen: "Verlaß mich nicht, Peggotty; bleibe bei mir. Es wird vielleicht nicht mehr lang nötig sein ..."

  • Dann wird die Atmosphäre sehr bedrückend.

    Ja - aber das geht doch auch ans Herz! Vor allem diese Todesahnungen ...
    Und das letzte Bild ist sehr eindrücklich: die Mutter, die ihm den kleinen Bruder entgegenstreckt.


    Wie gesagt: ich mache Pause, ich muss mich "fest" machen.


    Sylli, Dir und Deiner Mutter alles Gute!
    Schön, dass sie Dich hat ...!

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • die sind so richtig schreibintensiv, da sind wir hier eine laxe Truppe

    Das ist hier wirklich relativ ruhig bei den doch sehr vielen Teilnehmern , das ist mir auch schon aufgefallen

    Na übers Wochenende wurde aber fleissig geschrieben?! Jedenfalls musste ich überlegen, ob ich ein Kapitel weiter lese oder hier die paar Seiten Kommentare aufhole. Natürlich habe ich hier die Beiträge gelesen, und kein eigentlich nichts Neues, Erhellendes beisteuern. Ich bin jedenfalls gut ins Buch reingekommen, es macht Spaß und ich bin gespannt, wie es weitergeht.

    David kann wieder die glücklichen Tage seiner Kindheit erleben zusammen mit seiner Mutter, mit Peggotty und - das stört weiter nicht - dem kleinen Bruder.

    Ich war lediglich überrascht, dass David überhaupt noch die Gelegenheit bekam, mit seiner Mutter alleine zu sein. Vor seiner Abreise (und auch in den nächsten Tagen) wird das Verhalten ständig überwacht. Schlimm auch, dass die Mutter nun ihren Mann samt dessen Schwester so vehement verteidigt. Wäre schön gewesen, wenn sie Peggotty etwas beigestanden hätte, aber sie wurde mittlerweile so stark "umerzogen", dass sie auch im trauten Kreis nicht mehr ihren eigenen, ursprünglichen Willen hat.

    weil meine Mutter morgen zu einer schwierigen Operation in ein 60 km entferntes Spital muss

    Auch von mir alles Gute und vier Erfolg für Deine Mutter!

  • dass David überhaupt noch die Gelegenheit bekam, mit seiner Mutter alleine zu sein

    Das war eher Zufall, glaube ich, weil man ihn so früh nicht erwartet hat, und die beiden Murdstones außer Haus waren. Das letzte unbeschwerte Beisammensein mit seiner Mutter und Peggotty.


    aber sie wurde mittlerweile so stark "umerzogen", dass sie auch im trauten Kreis nicht mehr ihren eigenen, ursprünglichen Willen hat.

    Ja, ich denke auch, dass sie es sonst mit den beiden gar nicht ausgehalten hätte.
    Mein Opa war auch so ein Familientyrann, und meine Oma zwischen allen Fronten hatte es oft sehr schwer. Einerseits wollte sie es sich mit ihrem Ehemann nicht verderben, andererseits den Rest der Familie beschützen. Da hatte sie es wirklich nicht leicht, und musste viel schlucken.


    Auch von mir alles Gute und vier Erfolg für Deine Mutter!

    Vielen Dank, :friends: wir können alles Glück gebrauchen. Wenigstens hat es zu schneien aufgehört und die Straßen sind frei.

    Sylli, Dir und Deiner Mutter alles Gute!
    Schön, dass sie Dich hat ...!

    Danke, Du Liebe. :kiss: In diesem Fall ist die Altersteilzeit wirklich ein riesiges Glück.
    Schon letztes Jahr, als man bei meinem Vater Leukämie diagnostizierte, hätte ich mit einem Vollzeitjob nicht so oft zur Stelle sein können. Und auch jetzt fügt es sich gut, dass ich ab Mittwoch wieder arbeite, also genau an den Tagen, an denen meine Mutter im Spital ist. Zudem kann ich noch jeweils eine Stunde früher gehen und die Nachmittage bei ihr verbringen. Wenn alles gut geht, kann sie an meinem letzten Arbeitstag am 20. 02. wieder heim. Dann habe ich wieder eine Woche frei, und da sie ja bei uns im Haus wohnt, ist auch die Betreuung kein Problem.
    Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich unsere schöne LR mit meinen Sorgen belaste, aber ich fühle mich irgendwie so heimisch zwischen Euch, dass ich losgeschrieben habe, ohne groß nachzudenken. :pale:

  • Nun ist es also schon passiert, was sich zum Ende des achten Kapitels so unheilschwanger ankündigte. Davids Mutter stirbt, ausgerechnet zu seinem Geburtstag. Von wegen Geschenke! Im Gegenteil: Mrs Creakle übermittelt die Botschaft etwas umständlich: "War Deiner Mama nicht wohl, fiel es Dir auf, sie ist krank, wie ich heute morgen erfuhr, gefährlich krank. Ja, also eigentlich ist sie tot". Das in der Tragik ansteigende Rumgeeier scheint mir nicht allzu professionell, aber war wohl nicht mal beabsichtigt, um David noch mehr leiden zu lassen. Nun geht es also zur Beerdigung, und wie erfahren jetzt schon, dass er nicht mehr zur Schule zurückkehren wird. Immerhin lernen wir mit Herrn Omer wieder einen freundlichen, gemütlichen Mitmenschen kennen, und auch über das Auftauchen Mr Chillips freue ich mich sehr. Wir erfahren zudem von Peggotty, wie Davids Mutter verstarb, und dass sie am Ende noch an den gütigen und rücksichtsvollen Mr. Copperfield gedacht hat. Aber leider starb auch Davids kleiner Bruder. Das kam ja früher leider häufiger vor, dass schwächere Kinder früh sterben. Traurig ist es dennoch. Ich bin mal gespannt, wohin es den kleinen David nun verschlägt.
    Ach ja: Mr. Omer, der Schneider, Leichenbestatter und beleibte, lebensfrohe, robbenähnliche Tuchhändler, hat eine Tochter - oder sind alle drei dort arbeitende, junge Mädchen seine Töchter? - Minnie, die wohl mit des Vaters Segen eine mehr als freundschaftliche Beziehung zum Schreiner Joram pflegt. Schätze, die Beiden werden uns auch nochmals im Laufe der Erzählung begegnen...

  • Mrs Creakle übermittelt die Botschaft etwas umständlich

    Schon, aber ich glaube, einen Todesfall hat man früher eher so umschrieben. Unvermittelt sagen, dass die Mutter gestorben sei, wollte man wohl nicht, zumal sie ja nicht krank war. Und Mrs. Creakles fragt David ja auch, ob sich die Mutter bei seiner Abreise wohl befunden hätte. Die dürfte eine recht nette Dame gewesen sein, im Gegensatz zu ihrem Herrn Gemahl.

    aber war wohl nicht mal beabsichtigt, um David noch mehr leiden zu lassen

    Nein, das glaube ich auch nicht. Sogar der hartherzige Mr. Sharp zeigte einen Anflug von Milde.


    wie Davids Mutter verstarb,

    Aber woran, ist mir nicht ganz klar geworden. Peggotty sagt ja zu David, dass sie sich schon seit längerer Zeit nicht wohl fühlte, und nicht glücklich war, so als sei ihre Seele durch die unglückliche Ehe krank geworden. Und an "gebrochenem Herzen" ist früher ja manch einer gestorben.

    Herrn Omer wieder einen freundlichen, gemütlichen Mitmenschen kennen

    Ja, der war mir gleich sympathisch, auch mit seinem Rat an David, dass er sich nicht mehr grämen solle, als er unbedingt müsse.
    Die Stimmung in dieser Schneiderei und Sargtischlerei fand ich so heiter-morbide, das hat mir gut gefallen.
    Witzig war auch der Einwand einer der Töchter, dass der Vater immer dicker werde, weil er alles so leicht nehme. Der Zusammenhang ist mir zwar nicht ganz klar, aber vielleicht nehmen sorgenvolle Menschen nicht so leicht zu?

    oder sind alle drei dort arbeitende, junge Mädchen seine Töchter?

    Ja, denk ich schon.


    Wer mich aber wirklich sehr berührt hat in diesem Kapitel war der kleine Traddles, als er David ein Blatt mit seinen Gerippen schenkt, um ihn über den Tod der Mutter zu trösten. Da muss man doch lachen und weinen in einem, wenn man sich diesen Liebesbeweis vorstellt.
    Mr. Omer fand ich sehr gut charakterisiert, so kurz sein Auftritt auch war, aber den kann man sich richtig gut vorstellen in seiner Welt des Lebens und des Todes. Die heitere Stimmung, die Mr. Omer samt Tochter und Verehrer auf der Fahrt verbreiteten, musste David wohl schmerzen, aber seine Reisegefährten freuten sich eben auf den Ausflug. So nahe liegen Leid und Freud im Leben beieinander, dass musste David schon in sehr jungen Jahren lernen.

  • Mir auch :) und Du hast ja echt genügend um die Ohren - Hut ab, dass du dann hier noch mithalten kannst.

    Glaub mir, die sind im Original auch sehr schwer zu verstehen :totlach:

    Zunächst hab ich ja gerade mal das Pensum einer Woche bewältigt :lol: Aber heute abend wird weitergelesen!


    Ich lese gerade bei den Dialogen oft ins Original rein (ich habe die PEL-Ausgabe immer daneben liegen zum Vergleich), deshalb weiß ich, dass ich das Englische verständlicher finde. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich so viel viktorianischen Fantasykram lese :loool:
    Ich finde es ja lobenswert, dass der Übersetzer sich Mühe gibt, den Dialekt zu übertragen, aber für mich klingt das immer ziemlich schräg.

  • dass der Übersetzer sich Mühe gibt, den Dialekt zu übertragen, aber für mich klingt das immer ziemlich schräg.

    Darüber hat sich schon mein Professor für Englisch vor 40 Jahren beschwert, dass diese Übersetzungen nie gelingen, aber das ist sicher sehr schwierig.
    Ich bin schon froh, wenn ich die Übersetzung einigermaßen verstehe.

  • So endlich läuft das Internet und ich kann auch wieder zitieren, allerdings muss ich in wenigen Minuten wieder arbeiten, aber ein paar Kommentare kann ich ja geben schonmal. :D

    Ja, die finde ich auch gut.Da habe ich erst richtig gemerkt, wie klein der David Copperfield noch ist. Zum Beispiel wird er im Gasthaus mit "Sir"
    angesprochen - ich hatte das Bild eines Schlaks vor mir. Aber das ist ja wirklich noch ein kleiner Wicht.

    Das hat mich zeitweise auch verwirrt. Denn in meiner Version dürfte Copperfield ein kleiner Pimpf sein von 6 bis 9 Jahren oder so und ich lese dann "Sir" und "Bier" und ich denke dann so ?( Vielleicht ist er aber auch schon älter, aber ich glaube wirklich erwähnt wurde sein Alter nicht, aber auf den Illustrationen von Phiz ist er als "kleiner" Junge gezeichnet.

    Dieser Kellner ist ja der reinste Gauner ist und nutzt die Naivität Davids aus.

    Fand die Szene trotzdem gut. 8-[ William ist ein Schlitzohr, aber trotzdem eher gutmütig in meinem Befinden.

    Sozialkritik hin oder her aber ich finde Dickens versteht das meisterlich mit Situationskomik und Satire das Ganze sehr zu entschärfen, das gefällt mir gut.

    Mir auch. :thumleft:

    Hätte ich echt anders gedacht. Da ging es in Leserunden wo manchmal nur die Hälfte der Leute waren, sehr viel lebhafter zu.

    Ja ich war etwas still, das bin ich zur Zeit recht oft, aber ich lese auch sehr viel mehr, wenn ich weniger schreibe. :-k:lol:O:-)

    Aber Du hast Dich ja hier schon öfter zu Wort gemeldet, manche ja noch so gut wie gar nicht.

    O:-):-,

    Romane sind in einer LR ja wieder eine ganz andere Herausforderung als Sachbücher.

    Das stimmt. Ich habe durch mein Bruder nun ein neuen Sachbuch - Schrank für mich eröffnet. :loool::drunken::loool:

    Dieser Traddles hat was Aufrichtiges an sich und er bewahrt sich seine Aufrichtigkeit in einem
    System, in dem man, wie der Erzähler sagt, zur kriecherischen Unterwürfigkeit erzogen, d. h. geprügelt wird. Und er legt sich auch mit dem Leithammel Steerforth an. Das muss man doch bewundern, wenn einer seine moralische Überzeugung gegen den "Mainstream" stellt.

    Bisher neben Copperfield meine Lieblingsfigur. Der hat definitiv Charakterstärke. Leide immer mit, wenn er wie häufig geprügelt wird.

    Dass dieser Steerforth noch eine Rolle spielen könnte, wär mir gar nicht in den Sinn gekommen.

    Das glaube ich auch, dass Steerforth noch eine Rolle spielen wird und ich glaube, nicht zum Guten. 8-[

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 50 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • allerdings muss ich in wenigen Minuten wieder arbeiten,

    Du bist soooo super, Mäxchen, wirklich, was Du neben Deinen Arbeitszeiten alles schaffst, ist echt unglaublich.


    und ich lese dann "Sir" und "Bier"

    Ich hab mal vor Urzeiten ein Buch über die "Stellung des Kindes" im Lauf der Jahrhunderte gelesen. Von daher weiß ich noch, dass die kindgerechte Behandlung eher eine neuere "Erfindung" ist. Früher wurden Kinder oft wie kleine Erwachsene behandelt. Oder denk an die 6 - 7-jährigen, die 10 Stunden in Kohlengruben oder Fabriken schuften mussten.


    Ich habe durch mein Bruder nun ein neuen Sachbuch - Schrank für mich eröffnet.

    Machst Du bei der geplanten MLR ("Kolumbus' Erbe") ab Mitte April mit? Das würde mich sehr freuen. :winken:


    Bisher neben Copperfield meine Lieblingsfigur. Der hat definitiv Charakterstärke.

    Ja, hat er, auf jeden Fall.
    Ich liebe den kleinen Traddles auch, mit seinem Hang zu Skeletten. Eine wirklich reizende und originelle Figur.

  • So, nach einem mehrstündigen Lesemarathon mit Herrn Dickens und seinen wundervollen Figuren wieder aufgetaucht aus der viktorianischen Welt. :drunken:
    Manchmal gelingt es mir ja, nur ein oder zwei Kapitel zu lesen, aber Herr Dickens ist ein so wunderbarer Geschichtenerzähler, dass ich mich einfach
    nicht mehr losreißen kann. Ich glaub, ich setz mich jetzt besser auf das Buch und warte geduldig ab............ :uups:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Bad Monkeys

  • Die heitere Stimmung, die Mr. Omer samt Tochter und Verehrer auf der Fahrt verbreiteten, musste David wohl schmerzen, aber seine Reisegefährten freuten sich eben auf den Ausflug.

    Ich denke, für David war die Ausgelassenheit der Familie eine große Belastung. In seiner Trauer muss das sehr schmerzhaft gewesen sein, dass diese Leute
    um ihn herum so fröhlich waren. Wahrscheinlich wollte sie ihn aufheitern, aber das war wohl noch etwas zu früh........

    Zitat

    ...and almost wondering that no judgement came upon them for their hardness of heart.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

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  • Kapitel 8 und 9

    Wie schön, ich bin doch heute schon zum lesen dieser Kapitel gekommen :dance: Wobei ich allerdings sagen muss, ich musste danach das Buch erstmal aus der Hand legen. Es war doch eine Achterbahn der Gefühle die hier in diesen Kapitel entgegen kommen.
    Was macht man zuerst? Sich freuen das David ein paar Stunden mit seinen "liebsten Frauen" alleine verbringen kann. Sich ärgern wie Fam. Murdstone mit David und seiner Mama umgeht. Mit David trauern, weinen um seine Mama. Darüber schmunzeln, wie fröhlich/entspannd bei Fam. Omer zu gehen kann :-k

    Eher sind es Stunden. Die folgenden Tage müssen für David eher traumatisch gewesen sein.
    Der Stiefvater bezeichnet ihn als verstockt, Miss Murdstone zählt die Tage bis die Ferien zu Ende sind; David muss ohne Beschäftigung im Wohnzimmer ausharren bis es 9 Uhr ist, das muss für ein Kind ja alles ganz schrecklich sein.

    Wie sehr muss David nur darunter gelitten haben........

    Die Mutter wird ebenfalls immer wieder getadelt,

    ........................vorallen, wie er auch zu sehen muss das seine Mama immer und immer wie getadelt wird.

    Besonders die letzten Zeilen des Kapitels deuten ja auf einen endgültigen Abschied von seiner Mutter hin. Sie steht am Zaun und hält noch einmal das
    das Baby hoch. Eine traurige Szene die Dickens mit diesem Satz eindringlich vermittelt.

    Dickens schreibt solche Szene aber auch wirklich so bildlich. Ich habe diese Frau so deutlich am Zaun stehen sehen, wie sie das Kind hoch hält und mit leeren Blick ihren Sohn *Lebewohl*sagt.

    Ich war lediglich überrascht, dass David überhaupt noch die Gelegenheit bekam, mit seiner Mutter alleine zu sein.

    Nein, überrascht war ich nicht wirklich. Mir war irgendwie gerade da schon bewusst, das hier etwas sehr schlimmes passieren muss. Mittlerweile habe ich das Gefühl das Ch. Dickens bestimmte Szenen benutzt um gewisssen Dinge anzukündigen. So wie:"Leser passe jetzt genau auf, bald geschieht etwas womit du so gar nicht rechnen wirst!"

    Im Gegenteil: Mrs Creakle übermittelt die Botschaft etwas umständlich: "War Deiner Mama nicht wohl, fiel es Dir auf, sie ist krank, wie ich heute morgen erfuhr, gefährlich krank. Ja, also eigentlich ist sie tot".

    Wie grausam kann man denn noch einem Kind vermitteln, das seine Mama nicht mehr lebt [-([-([-( kam mir sofort in den Sinn.

    Nun geht es also zur Beerdigung, und wie erfahren jetzt schon, dass er nicht mehr zur Schule zurückkehren wird.

    Was ihm anfangs aber gar nicht bewusst ist, sondern nur eine Vorankündigung ................. so ganz nebenbei erwähnt wird.

    Wir erfahren zudem von Peggotty, wie Davids Mutter verstarb, und dass sie am Ende noch an den gütigen und rücksichtsvollen Mr. Copperfield gedacht hat.

    Eine wunderschöne Szene, auch wenn sie sooooo traurig war :love::cry:

    Wer mich aber wirklich sehr berührt hat in diesem Kapitel war der kleine Traddles, als er David ein Blatt mit seinen Gerippen schenkt, um ihn über den Tod der Mutter zu trösten.

    :pray: Das einzig wirklich tröstliche an diesen Tag :love:

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • Wahrscheinlich wollte sie ihn aufheitern

    Oder haben sich gar nichts dabei gedacht, weil der Tod und die Trauer halt ihr Geschäft war.
    So ist es ja in einem medizinischen Beruf auch. Da kann man nicht mit jedem Patienten Mitleid haben, oder nicht mehr lachen, weil es jemandem schlecht geht. Ist nun mal so, bin zum Helfen da, muss mich aber abgrenzen, sonst überlebe ich das keine 40 Jahre. Business as usual ... so hart das auch klingen mag.

  • ist dieser arme kleine Traddles mit seinen Gerippen

    Ich glaub, der ist nicht mehr so klein - der muss so in etwa Steerforths Alter haben :-k aber ich mag ihn und seine Gerippe auch :loool:

    Ich fand es sogar etwas rührend wie er sich von David immer die Geschichten erzählen lässt. Was mich wundert dass er diese noch nicht selbst gelesen hat wenn er aus so einem reichen Elternhaus kommt.

    Bildung und reiches Elternhaus sind nicht immer synonym. 8-[ und auch gebildete Leute lesen nicht unbedingt gerne

    Ja natürlich.Es ist schade, dass man seinen Beitrag nur kurzfristig editieren kann.

    soll ich es für Dich korrigieren? :wink:

    @cyphella hat kürzlich hier geschrieben, dass bei Dickens kein Satz umsonst da steht und dem kann ich nur zustimmen.

    Ich auch :winken: Ich hab das Gefühl, dass er seine Romane sehr sorgfältig konzipierte. Er machte sogenannte Numberplans, also Abrisse der einzelnen Kapitel, bevor er anfing zu schreiben - er machte sich Gedanken über die Namen, änderte sie immer wieder bis er zufrieden war. Und dann schrieb er und veröffentlichte wohl die meisten immer erst einmal in Zeitschriften wochenweise ehe sie dann am Ende komplett als Roman erschienen. Er musste also hervorragend vorausdenken, um dieses Pensum zu halten und den Faden nicht zu verlieren. :)

    Ich bin sehr gespannt, wie und wo uns Mr. Mell wieder begegnen wird.

    Meinst Du, der taucht wieder auf? :scratch:

    Aber ich glaube, in meinem Fall ist @Squirrel schuld. :P

    :-,:-,

    Ja, deshalb werde ich jetzt auch nur ein oder zwei Kapitel lesen und dann schon etwas dazu schreiben, sonst komm ich ganz durcheinander.

    Deswegen hab ich gestern zwischendrin schon mal meinen Senf hier abgegeben - ich wollte nicht vier Kapitel auf einmal einstellen

    Mir fällt schon seit Tagen die Konzentration schwer, weil meine Mutter morgen zu einer schwierigen Operation in ein 60 km entferntes Spital muss.

    das klappt schon alles, so viele Daumen können nicht irren :friends:

    Na übers Wochenende wurde aber fleissig geschrieben?!

    Ja, wir haben aufgeholt :totlach:

    Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich unsere schöne LR mit meinen Sorgen belaste, aber ich fühle mich irgendwie so heimisch zwischen Euch, dass ich losgeschrieben habe, ohne groß nachzudenken.

    alles gut, das passt schon und manchmal muss es einfach raus :friends:

    Das hat mich zeitweise auch verwirrt. Denn in meiner Version dürfte Copperfield ein kleiner Pimpf sein von 6 bis 9 Jahren oder so und ich lese dann "Sir" und "Bier" und ich denke dann so ?(

    Nimm es als gegeben - Kinder wurden damals nicht unbedingt als Kinder behandelt oder angeredet. :wink:

    Ich glaub, ich setz mich jetzt besser auf das Buch und warte geduldig ab............ :uups:

    :totlach: jetzt läuft mein Kopfkino auf Hochtouren :loool: gehe ich recht in der Annahme, dass Du das Wochenpensum durch hast? :)

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Wie grausam kann man denn noch einem Kind vermitteln, das seine Mama nicht mehr lebt

    Damals hat man Kinder, glaube ich, nicht so richtig als Kinder betrachtet, sondern mehr wie kleine Erwachsene. Denk an die Kinderarbeit gerade auch in England im 19. Jhd., wo die bedauernswerten Geschöpfe schon mit 5 oder 6 Jahren in den Fabriken schuften mussten.
    Abgesehen davon, ist es sicher immer furchtbar schwer, einem Kind zu sagen, dass die Mutter gestorben ist. Da fehlen einem gewiss immer die Worte. Somit kommt mir Mrs. Creakles gar nicht soooo grausam vor. Zumindest hat sie David bei sich behalten, und sich doch um ihn gekümmert.


    das Ch. Dickens bestimmte Szenen benutzt um gewisssen Dinge anzukündigen.

    Ja, da muss ich jetzt auch genauer aufpassen ...

  • Ich glaub, der ist nicht mehr so klein - der muss so in etwa Steerforths Alter haben

    In Steerforths Alter? Ich dachte eher in Davids Alter? Also ich stell ihn mir furchtbar klein vor. 8-[

    ich wollte nicht vier Kapitel auf einmal einstellen

    Bloß nicht! :shock: Das sprengt jeden Post oder gar zwei.

    das klappt schon alles, so viele Daumen können nicht irren

    :friends:

    und manchmal muss es einfach raus

    Ja, wenn nämlich die eigenen Angehörigen im Krankenhaus sind, ist man plötzlich nicht mehr Bedienstete, sondern nur noch Tochter, Schwester, Mutter ...

    Ja, wir haben aufgeholt

    Gibt kein Schwächeln in einer so tollen Runde :tanzen::tanzen:

    Kinder wurden damals nicht unbedingt als Kinder behandelt oder angeredet.

    Meine Worte ... :thumleft:

    gehe ich recht in der Annahme, dass Du das Wochenpensum durch hast?

    nach einem mehrstündigen Lesemarathon mit Herrn Dickens

    ... würde ich stark auf JAAAAA tippen!

  • In Steerforths Alter? Ich dachte eher in Davids Alter? Also ich stell ihn mir furchtbar klein vor.

    witzig, wie unterschiedlich wir das empfinden - was sagen denn die anderen dazu? Als wie alt empfindet ihr Taddles??? :ergeben:

    Gibt kein Schwächeln in einer so tollen Runde

    bei mir schwächelt es heut und morgen schon - ab Mittwoch dann wieder :uups:

    Ja, wenn nämlich die eigenen Angehörigen im Krankenhaus sind, ist man plötzlich nicht mehr Bedienstete, sondern nur noch Tochter, Schwester, Mutter ...

    ich weiß :friends:

    Würde ich stark auf JAAAAA tippen!

    :mrgreen:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier